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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
vorgehet/ bekümmert mich wenig/ je doch wann euch etliche guter meinung nach folgen wür-
den/ und ich sie anträffe/ wil ich mit überzukommen unvergessen seyn. Ging hiemit nach
seiner Heimat zu/ und gelangete des vierden Tages/ nach dem er von Haufe außgezogen
wahr/ wieder daselbst an/ fand auch über vermuhten das Städlein mit Reutern erfüllet/
dann dieses wahr eben der Ort/ wohin Bagophanes seine Völker bescheiden hatte. Er
selbst wahr vor drey Stunden daselbst angelanget/ und erwartete seiner annoch hinter-
stelligen Mannschaft. So bald der Wirt in sein Hauß trat/ vernam er/ daß es Königliche
Völker wahren/ die etliche flüchtige verfolgeten/ ließ sich bey Bagophanes angeben/ und
sagte zu ihm; Gnädiger Herr/ ich werde glaubwir dig berichtet/ daß unser König einem
außgerissenen Diener nachfragen lässet; wann nun derselbe Valikules genennet würde/
könte ich nicht alle in gute Nachricht von ihm geben/ sondern umb gebührlichen Lohn eure
Gn. hin zu dem Orte führen/ da er mit seiner Geselschaft sich auffs minste noch drey Ta-
ge auffhalten wird. Bagophanes sprang vor freuden auff/ zog eine Handvol Kronen her-
vor/ und sagte: Guter Freund/ nehmet dieses zum Bohten Brod vorerst an/ und leistet
mir gebührliche Träue/ die euch mit grossen Geschenken sol vergolten werden; aber lieber/
wo meinet ihr/ daß er anzutreffen sey? Er ist vor vier Tagen/ sagte er/ bey mir selb sechse
zur Herberge gelegen/ gab sich vor einen Königlichen Gesanten aus/ der den Feld Herrn
Madates zu löfen abgeschikt währe/ und muste ich ihn des sichersten Weges nach einer Per-
sischen Grenze Stad führen/ da ich aus seinem beginnen wol vernam/ daß er des abtrün-
nigen Persen Bedieneter ist. Bagophanes kunte ihm länger nicht zuhören/ fragete/ ob er
nicht eine schöne Jungfer mit sich geführet hätte. Jener antwortete: Es währe ein sehr
zartes Mensch/ doch in Mannes Kleidern und Waffen bey ihm/ die er vor ein Weibsbild
hielte/ dan wie schmal sie gleich sonst von Leibe und Gliedern/ währe sie doch ungleich bes-
ser gebrüstet/ als Jünglinge zu seyn pflegeten; ihr Angesicht/ Halß und Hände/ sagte er/ sa-
hen bräunlich/ als von der Sonnen gebrant/ und schien doch einer angestrichenen Farbe
viel ähnlicher/ welches ich abnahm/ als sie einsmahls den Arm zimlich weit außstreckete/
und an demselben eine dermassen weißlichte Klarheit erschien/ als nie keinem Menschen
mag zu Gesichte kommen seyn. Ihr bringet mir die angenehmste Zeitung von der Welt/
sagte Bagophanes/ und tuht mir leid/ daß ich meine Völker nicht beysammen habe; doch
weil des folgenden Morgens er nur 2000 missete/ und 16000 bey sich hatte/ brach er mit
denen auff/ ritte den ganzen Tag und die folgende Nacht ohn auffhören/ biß er die Persi-
schen Grenzen erreichete/ daselbst/ bey gutem angetroffenen Futter den Tag über ruhete/
und bey lichtem Mondenschein nach mitternacht auffbrach/ erreichete die Persische Stad
vor der Sonnen Auffgang/ und legte sich hinter einen langgestrekten Hügel/ welcher mit
dickem Gesträuche bewachsen wahr/ daß man in der Stad seine Völker nicht sehen kunte.
Nach Auffgang der Sonnen/ schickete er einen Trommeter hinein/ und begehrete vor sich
als ein Königlicher Gesanter Freyheit/ hinein zu kommen/ umb etwas bey dem Obristen
zu werben. Dieses ward Herkules als bald zu wissen getahn/ welcher begehrete/ daß der
Trometer eingelassen/ und die Wache gar schwach und unansehnlich bestellet/ inson der-
heit die Reuterey heimlich gehalten würde. Auch ließ man einen verschlagenen Kriegs-
knecht in Bauren-Kleidern heimlich außlauffen/ umb zuvernehmen/ was vor Völker etwa

in der

Vierdes Buch.
vorgehet/ bekuͤm̃ert mich wenig/ je doch wañ euch etliche guter meinung nach folgen wuͤr-
den/ und ich ſie antraͤffe/ wil ich mit uͤberzukommen unvergeſſen ſeyn. Ging hiemit nach
ſeiner Heimat zu/ und gelangete des vierden Tages/ nach dem er von Haufe außgezogen
wahr/ wieder daſelbſt an/ fand auch uͤber vermuhten das Staͤdlein mit Reutern erfuͤllet/
dann dieſes wahr eben der Ort/ wohin Bagophanes ſeine Voͤlker beſcheiden hatte. Er
ſelbſt wahr vor drey Stunden daſelbſt angelanget/ und erwartete ſeiner annoch hinter-
ſtelligen Mannſchaft. So bald der Wirt in ſein Hauß trat/ vernam er/ daß es Koͤnigliche
Voͤlker wahren/ die etliche flüchtige verfolgeten/ ließ ſich bey Bagophanes angeben/ und
ſagte zu ihm; Gnaͤdiger Herr/ ich werde glaubwir dig berichtet/ daß unſer Koͤnig einem
außgeriſſenen Diener nachfragen laͤſſet; wann nun derſelbe Valikules genennet wuͤrde/
koͤnte ich nicht alle in gute Nachricht von ihm geben/ ſondern umb gebuͤhrlichen Lohn eure
Gn. hin zu dem Orte fuͤhren/ da er mit ſeiner Geſelſchaft ſich auffs minſte noch drey Ta-
ge auffhalten wird. Bagophanes ſprang vor freuden auff/ zog eine Handvol Kronen her-
vor/ und ſagte: Guter Freund/ nehmet dieſes zum Bohten Brod vorerſt an/ und leiſtet
mir gebuͤhrliche Traͤue/ die euch mit groſſen Geſchenken ſol vergolten werden; aber lieber/
wo meinet ihr/ daß er anzutreffen ſey? Er iſt vor vier Tagen/ ſagte er/ bey mir ſelb ſechſe
zur Herberge gelegen/ gab ſich vor einen Koͤniglichen Geſanten aus/ der den Feld Herrn
Madates zu loͤfen abgeſchikt waͤhre/ uñ muſte ich ihn des ſicherſten Weges nach einer Peꝛ-
ſiſchen Grenze Stad fuͤhren/ da ich aus ſeinem beginnen wol vernam/ daß er des abtruͤn-
nigen Perſen Bedieneter iſt. Bagophanes kunte ihm laͤnger nicht zuhoͤren/ fragete/ ob er
nicht eine ſchoͤne Jungfer mit ſich gefuͤhret haͤtte. Jener antwortete: Es waͤhre ein ſehr
zartes Menſch/ doch in Mannes Kleidern und Waffen bey ihm/ die er vor ein Weibsbild
hielte/ dan wie ſchmal ſie gleich ſonſt von Leibe und Gliedern/ waͤhre ſie doch ungleich beſ-
ſer gebrüſtet/ als Juͤnglinge zu ſeyn pflegeten; ihr Angeſicht/ Halß und Haͤnde/ ſagte er/ ſa-
hen braͤunlich/ als von der Sonnen gebrant/ und ſchien doch einer angeſtrichenen Farbe
viel aͤhnlicher/ welches ich abnahm/ als ſie einsmahls den Arm zimlich weit außſtreckete/
und an demſelben eine dermaſſen weißlichte Klarheit erſchien/ als nie keinem Menſchen
mag zu Geſichte kommen ſeyn. Ihr bringet mir die angenehmſte Zeitung von der Welt/
ſagte Bagophanes/ und tuht mir leid/ daß ich meine Voͤlker nicht beyſammen habe; doch
weil des folgenden Morgens er nur 2000 miſſete/ und 16000 bey ſich hatte/ brach er mit
denen auff/ ritte den ganzen Tag und die folgende Nacht ohn auffhoͤren/ biß er die Perſi-
ſchen Grenzen erreichete/ daſelbſt/ bey gutem angetroffenen Futter den Tag uͤber ruhete/
und bey lichtem Mondenſchein nach mitternacht auffbrach/ erreichete die Perſiſche Stad
vor der Sonnen Auffgang/ und legte ſich hinter einen langgeſtrekten Huͤgel/ welcher mit
dickem Geſtraͤuche bewachſen wahr/ daß man in der Stad ſeine Voͤlker nicht ſehen kunte.
Nach Auffgang der Sonnen/ ſchickete er einen Trommeter hinein/ und begehrete vor ſich
als ein Koͤniglicher Geſanter Freyheit/ hinein zu kommen/ umb etwas bey dem Obriſten
zu werben. Dieſes ward Herkules als bald zu wiſſen getahn/ welcher begehrete/ daß der
Trometer eingelaſſen/ und die Wache gar ſchwach und unanſehnlich beſtellet/ inſon der-
heit die Reuterey heimlich gehalten wuͤrde. Auch ließ man einen veꝛſchlagenen Kriegs-
knecht in Bauren-Kleidern heimlich außlauffen/ umb zuvernehmen/ was vor Voͤlker etwa

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[894/0932] Vierdes Buch. vorgehet/ bekuͤm̃ert mich wenig/ je doch wañ euch etliche guter meinung nach folgen wuͤr- den/ und ich ſie antraͤffe/ wil ich mit uͤberzukommen unvergeſſen ſeyn. Ging hiemit nach ſeiner Heimat zu/ und gelangete des vierden Tages/ nach dem er von Haufe außgezogen wahr/ wieder daſelbſt an/ fand auch uͤber vermuhten das Staͤdlein mit Reutern erfuͤllet/ dann dieſes wahr eben der Ort/ wohin Bagophanes ſeine Voͤlker beſcheiden hatte. Er ſelbſt wahr vor drey Stunden daſelbſt angelanget/ und erwartete ſeiner annoch hinter- ſtelligen Mannſchaft. So bald der Wirt in ſein Hauß trat/ vernam er/ daß es Koͤnigliche Voͤlker wahren/ die etliche flüchtige verfolgeten/ ließ ſich bey Bagophanes angeben/ und ſagte zu ihm; Gnaͤdiger Herr/ ich werde glaubwir dig berichtet/ daß unſer Koͤnig einem außgeriſſenen Diener nachfragen laͤſſet; wann nun derſelbe Valikules genennet wuͤrde/ koͤnte ich nicht alle in gute Nachricht von ihm geben/ ſondern umb gebuͤhrlichen Lohn eure Gn. hin zu dem Orte fuͤhren/ da er mit ſeiner Geſelſchaft ſich auffs minſte noch drey Ta- ge auffhalten wird. Bagophanes ſprang vor freuden auff/ zog eine Handvol Kronen her- vor/ und ſagte: Guter Freund/ nehmet dieſes zum Bohten Brod vorerſt an/ und leiſtet mir gebuͤhrliche Traͤue/ die euch mit groſſen Geſchenken ſol vergolten werden; aber lieber/ wo meinet ihr/ daß er anzutreffen ſey? Er iſt vor vier Tagen/ ſagte er/ bey mir ſelb ſechſe zur Herberge gelegen/ gab ſich vor einen Koͤniglichen Geſanten aus/ der den Feld Herrn Madates zu loͤfen abgeſchikt waͤhre/ uñ muſte ich ihn des ſicherſten Weges nach einer Peꝛ- ſiſchen Grenze Stad fuͤhren/ da ich aus ſeinem beginnen wol vernam/ daß er des abtruͤn- nigen Perſen Bedieneter iſt. Bagophanes kunte ihm laͤnger nicht zuhoͤren/ fragete/ ob er nicht eine ſchoͤne Jungfer mit ſich gefuͤhret haͤtte. Jener antwortete: Es waͤhre ein ſehr zartes Menſch/ doch in Mannes Kleidern und Waffen bey ihm/ die er vor ein Weibsbild hielte/ dan wie ſchmal ſie gleich ſonſt von Leibe und Gliedern/ waͤhre ſie doch ungleich beſ- ſer gebrüſtet/ als Juͤnglinge zu ſeyn pflegeten; ihr Angeſicht/ Halß und Haͤnde/ ſagte er/ ſa- hen braͤunlich/ als von der Sonnen gebrant/ und ſchien doch einer angeſtrichenen Farbe viel aͤhnlicher/ welches ich abnahm/ als ſie einsmahls den Arm zimlich weit außſtreckete/ und an demſelben eine dermaſſen weißlichte Klarheit erſchien/ als nie keinem Menſchen mag zu Geſichte kommen ſeyn. Ihr bringet mir die angenehmſte Zeitung von der Welt/ ſagte Bagophanes/ und tuht mir leid/ daß ich meine Voͤlker nicht beyſammen habe; doch weil des folgenden Morgens er nur 2000 miſſete/ und 16000 bey ſich hatte/ brach er mit denen auff/ ritte den ganzen Tag und die folgende Nacht ohn auffhoͤren/ biß er die Perſi- ſchen Grenzen erreichete/ daſelbſt/ bey gutem angetroffenen Futter den Tag uͤber ruhete/ und bey lichtem Mondenſchein nach mitternacht auffbrach/ erreichete die Perſiſche Stad vor der Sonnen Auffgang/ und legte ſich hinter einen langgeſtrekten Huͤgel/ welcher mit dickem Geſtraͤuche bewachſen wahr/ daß man in der Stad ſeine Voͤlker nicht ſehen kunte. Nach Auffgang der Sonnen/ ſchickete er einen Trommeter hinein/ und begehrete vor ſich als ein Koͤniglicher Geſanter Freyheit/ hinein zu kommen/ umb etwas bey dem Obriſten zu werben. Dieſes ward Herkules als bald zu wiſſen getahn/ welcher begehrete/ daß der Trometer eingelaſſen/ und die Wache gar ſchwach und unanſehnlich beſtellet/ inſon der- heit die Reuterey heimlich gehalten wuͤrde. Auch ließ man einen veꝛſchlagenen Kriegs- knecht in Bauren-Kleidern heimlich außlauffen/ umb zuvernehmen/ was vor Voͤlker etwa in der

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/932>, abgerufen am 02.06.2024.