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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
in der nähe möchten verhanden seyn/ welcher alles in Augenschein nam/ und guten Bericht
einbrachte. Der Trometer ward mit guter Antwort abgefertiget/ und stellete sich Bago-
phanes selb zehne ein/ seine Werbung abzulegen/ der von seinem Trometer schon berichtet
wahr/ wie schlecht die Besatzung währe/ welches er auch mit sonderlicher Lust also befand/
nach Bubazes Hauß ritte/ und ihn also anredete: Mannhafter Obrister; mein Groß-
mächtigster König Artabanus hat mich in aller Eile bißhieher abgefertiget/ einer ihm durch
List entführten Fräulein diß Schreiben einzureichen/ und weil ich als gewiß berichtet bin/
daß dieselbe sich an diesem Orte auffhalte/ bitte ich freundlich/ mir solches zuvergünstigen/
und daß zugleich bey derselben ich meine kurze Werbung ablegen möge. Das ist ein ver-
wägenes Anmuhten/ antwortete Bubazes/ in Feindes Stad denen nachzufragen/ die sich
vielleicht in Persischen Schuz möchten begeben haben. Ist aber das Fräulein/ von welcher
mir nichts bewust/ wie der ihren Willen entführet? wie ich nicht anders weiß/ sagte Ba-
gophanes. Wie dann/ und auff was Weise? fragete Bubazes weiter; und kan dieser eu-
er König nicht ein Fräulein in seiner Festung schützen/ wie wil er dan so weitläuftige Land-
schaften im Zaum und Gehorsam halten/ die er ehmahls unterdrücket hat? Ich bin nicht
befehlichet/ sagte er/ hierüber einigen Zankstreit mit jemande zu halten/ aber das Fräulein
betreffend/ hält man davor/ daß sie durch Zäuberkünste hinweg geführet sey. Durch Zäu-
berkünste? sagte Bubazes mit einem Gelächter; da gleich Valikules zur Tühr hinein trat/
stellete sich/ als währe ihm des Hoffmeisters Ankunft allerdinge unbewust/ und verwun-
derte sich über seiner Gegenwart/ grüssete und empfing ihn gar höflich/ mit erbieten/ ihm
alle mögliche Dienste zuerweisen/ weil er ihm neulich bey seinem Könige Gnade und ver-
zeihung erworben/ wovor er sich ihm schuldig erkennete. Der Auffzug schmerzete diesen
sehr/ hielt sich ernstlich/ wolte ihn nicht ansehen/ und sagete: Nach dem ich in Feindes Ge-
biet mich befinde/ muß ich billich nach dessen Willen mich verhalten/ bin aber bißher ge-
wohnet/ meinem Herrn auffrichtig und träulich zu dienen/ auch dessen Schimpf und Scha-
den zuverhüten. So seid ihr auch ein redlicher Diener/ antwortete Valikules/ und wer an-
ders dienet/ der verdienet/ daß ihn alle Welt hasse; aber wie befindet sich mein Herr so un-
vermuhtlich an diesem Orte/ da ich ihn doch neulicher Zeit weit von hinnen zu Charas ge-
sprochen? Mein Herr/ antwortete ihm Bubazes/ es sol dem Parther Könige ein Fräu-
lein entführet seyn/ die er gerne sprechen wolte/ weil er der Meinung ist/ sie halte sich dieses
Orts auff; und nimt mich wunder/ daß dieser König nicht eine einige aus seinem Frauen-
zimmer missen wil/ deren er/ gemeiner sage nach/ ganze Häuser und Schlösser vol hat. Der
Spot taht Bagophanes weh/ und wahr ihm leid/ daß er nicht alsbald die Gewalt gebrau-
chet hatte/ durffte doch nicht ungütlich antworten/ sondern baht/ ihn mit Schimpfworten
wieder seinen König nicht zubelasten/ dessen Tuhn und lassen zuverantworten er nicht auß-
geschikt währe; so hätte sein König als der allergröste Welt Herr bißher niemand rechen-
schaft geben dürffen/ möchte demnach auff sein Ansuchen gerne Antwort hören. Ich achte
eures Gewäsches wenig/ sagte Bubazes/ so weiß ich auch von keiner fremden Fräulein/ die
sich alhie auffhalte/ könnet also weiter zihen/ und Nachforschung tuhn. Doch mein Herr/
antwortete er/ sie ist ohn zweiffel nicht weit von hinnen/ dann gegenwärtiger Valikules/
hat sie entführet. Ich? Bagophanes/ sagte er; woher wisset ihr daß? zwar ich gestehe/ dz

ich

Vierdes Buch.
in der naͤhe moͤchten verhanden ſeyn/ welcher alles in Augenſchein nam/ uñ guten Bericht
einbrachte. Der Trometer ward mit guter Antwort abgefertiget/ und ſtellete ſich Bago-
phanes ſelb zehne ein/ ſeine Werbung abzulegen/ der von ſeinem Trometer ſchon berichtet
wahr/ wie ſchlecht die Beſatzung waͤhre/ welches er auch mit ſonderlicher Luſt alſo befand/
nach Bubazes Hauß ritte/ und ihn alſo anredete: Mannhafter Obriſter; mein Groß-
maͤchtigſter Koͤnig Artabanus hat mich in aller Eile bißhieher abgefertiget/ eineꝛ ihm duꝛch
Liſt entfuͤhrten Fraͤulein diß Schreiben einzureichen/ und weil ich als gewiß berichtet bin/
daß dieſelbe ſich an dieſem Orte auffhalte/ bitte ich freundlich/ mir ſolches zuverguͤnſtigen/
und daß zugleich bey derſelben ich meine kurze Werbung ablegen moͤge. Das iſt ein ver-
waͤgenes Anmuhten/ antwortete Bubazes/ in Feindes Stad denen nachzufragen/ die ſich
vielleicht in Perſiſchen Schuz moͤchten begeben haben. Iſt aber das Fraͤulein/ von welcheꝛ
mir nichts bewuſt/ wie der ihren Willen entfuͤhret? wie ich nicht anders weiß/ ſagte Ba-
gophanes. Wie dann/ und auff was Weiſe? fragete Bubazes weiter; und kan dieſer eu-
er Koͤnig nicht ein Fraͤulein in ſeiner Feſtung ſchuͤtzen/ wie wil er dan ſo weitlaͤuftige Land-
ſchaften im Zaum und Gehorſam halten/ die er ehmahls unterdruͤcket hat? Ich bin nicht
befehlichet/ ſagte er/ hieruͤber einigen Zankſtreit mit jemande zu halten/ aber das Fraͤulein
betreffend/ haͤlt man davor/ daß ſie durch Zaͤuberkuͤnſte hinweg gefuͤhret ſey. Durch Zaͤu-
berkuͤnſte? ſagte Bubazes mit einem Gelaͤchter; da gleich Valikules zur Tuͤhr hinein trat/
ſtellete ſich/ als waͤhre ihm des Hoffmeiſters Ankunft allerdinge unbewuſt/ und verwun-
derte ſich uͤber ſeiner Gegenwart/ gruͤſſete und empfing ihn gar hoͤflich/ mit erbieten/ ihm
alle moͤgliche Dienſte zuerweiſen/ weil er ihm neulich bey ſeinem Koͤnige Gnade und ver-
zeihung erworben/ wovor er ſich ihm ſchuldig erkennete. Der Auffzug ſchmerzete dieſen
ſehr/ hielt ſich ernſtlich/ wolte ihn nicht anſehen/ und ſagete: Nach dem ich in Feindes Ge-
biet mich befinde/ muß ich billich nach deſſen Willen mich verhalten/ bin aber bißher ge-
wohnet/ meinem Herrn auffrichtig uñ traͤulich zu dienen/ auch deſſen Schimpf uñ Scha-
den zuverhuͤten. So ſeid ihr auch ein redlicher Diener/ antwortete Valikules/ und wer an-
ders dienet/ der verdienet/ daß ihn alle Welt haſſe; aber wie befindet ſich mein Herr ſo un-
vermuhtlich an dieſem Orte/ da ich ihn doch neulicher Zeit weit von hinnen zu Charas ge-
ſprochen? Mein Herr/ antwortete ihm Bubazes/ es ſol dem Parther Koͤnige ein Fraͤu-
lein entfuͤhret ſeyn/ die er gerne ſprechen wolte/ weil er der Meinung iſt/ ſie halte ſich dieſes
Orts auff; und nimt mich wunder/ daß dieſer Koͤnig nicht eine einige aus ſeinem Frauen-
zimmer miſſen wil/ deren er/ gemeiner ſage nach/ ganze Haͤuſer und Schloͤſſer vol hat. Der
Spot taht Bagophanes weh/ und wahr ihm leid/ daß er nicht alsbald die Gewalt gebrau-
chet hatte/ durffte doch nicht unguͤtlich antworten/ ſondern baht/ ihn mit Schimpfworten
wieder ſeinen Koͤnig nicht zubelaſten/ deſſen Tuhn und laſſen zuverantworten er nicht auß-
geſchikt waͤhre; ſo haͤtte ſein Koͤnig als der allergroͤſte Welt Herr bißher niemand rechen-
ſchaft geben duͤrffen/ moͤchte demnach auff ſein Anſuchen gerne Antwort hoͤren. Ich achte
eures Gewaͤſches wenig/ ſagte Bubazes/ ſo weiß ich auch von keiner fremden Fraͤulein/ die
ſich alhie auffhalte/ koͤnnet alſo weiter zihen/ und Nachforſchung tuhn. Doch mein Herr/
antwortete er/ ſie iſt ohn zweiffel nicht weit von hinnen/ dann gegenwaͤrtiger Valikules/
hat ſie entfuͤhret. Ich? Bagophanes/ ſagte er; woher wiſſet ihr daß? zwar ich geſtehe/ dz

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/933>, abgerufen am 22.12.2024.