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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
ich eine Krämerin mit mir von meiner gebietenden Fräulein Schlosse geführet; ist aber
hochgedachtes Fräulein zugleich mit entsprungen/ werdet ihr dieselbe nicht bey Valikules/
sondern bey dem Groß Fürsten der Teutschen/ Herrn Herkules antreffen. Doch solte eu-
rer Meinung nach/ ich dieselbe entführet haben/ wie haltet ihr mich dann so verächtlich/
daß ihr bey diesem Herrn suchet/ welches doch nicht in seiner/ sondern in meiner macht ste-
hen würde? Zwar dieser Herr kan euch wol freien Zu- und Abzug verstatten/ aber das ü-
brige/ wie gesagt/ müste bey mir gesucht werden. Dieser hoffete/ es würde Bubazes solche
ihm nachteilige Rede verantworten/ weil es aber nicht erfolgete/ sagete er: Es gilt mir
endlich gleich/ von wem ichs erhalte/ wann ich meines Ansuchens nur gewehret werde.
Wolan/ sagte Herkules/ ihr habt mir neulich einen freien Zutrit zu Artabanus gemacht/
darumb wil ich euch wiederumb dienen/ und mich bemühen/ ob Groß Fürst Herkules euch
das Fräulein wolle sehen lassen. Ging hie mit nach seiner Herberge/ stellete sich neben Va-
lisken in seiner wahrhafften Gestalt/ und legeten ihre neugemachten Kleider an/ die eines
Zeuges wahren/ als ein Himmelblaues Seiden Tuch/ mit schönen silbern Blumwerk.
Sie hatten zween vergüldete Stüle mit güldenem Stük behänget/ hinter ihnen stunden
Gallus und Timokles in voller schimmern der Rüstung mit blossen Schwertern/ und zu
beyden Seiten die Persischen ädelknaben Ochus und Darius/ in güldenem Stük geklei-
det. Herkules ließ sein Goldgelbes Haar über die Schuldern hangen; das Fräulein aber
hatte ihres in Gestalt einer Kronen auffgebunden/ und hielten jedweder einen schneweis-
sen Helffenbeinen Stab mit Golde beschlagen/ in der Hand. Valiska sendete Darius in
ihrem Nahmen nach Bubazes/ mit bitte sie zubesuchen/ und den Königlichen Gesanten
mit sich herzuführen. Nun hatte dieser Obrister noch von ihr keine Wissenschaft/ viel we-
niger/ daß Valikules der Groß Fürst Herkules währe/ wie wol er aus den gefühteten Re-
den argwohnete/ er würde sich in der Stad heimlich auffhalten/ biß Darius ihn dessen an-
jezt verständigte/ und er grosse Begierde bekam/ diesem treflichen Fürsten auffzuwarten/
daher er zu Bagophanes sagete: Herr Gesanter/ wann es euch beliebet/ ist das gesuchte
Fräulein jezt müssig/ euch zu hören; ging auch alsbald mit ihm hin. Als sie nun auff das
Gemach traten/ und Bubazes diese zwo herliche Fürstenbilder sahe/ setzete er sich vor ihnen
auff die Knie/ und baht untertähnigst umb verzeihung/ seiner aus unwissenheit begange-
nen unhöfligkeiten/ weil ihrer Durchll. Anwesenheit ihm allerdinge verborgen gewe-
sen; Herkules aber antwortete ihm: Mein lieber Freund/ tuht uns keine Beschimpfung
durch euer niderknien; ich erkenne euch an diesem Ort vor den/ welcher an stat des Groß-
mächtigsten Groß Fürsten Artaxerxes diese Besatzung versihet. Bagophanes hatte das
Fräulein in der nähe nie gesehen/ und befand ihre Schönheit so beschaffen/ daß sie der
Nachfrage wirdig währe. Sie hatte ein köstliches Kleinot mit Artabanus Brustbilde am
Halse/ welches ihr zwischen den erhabenen Brüsten herunter hing; ihre Kehle war bloß/
wie auch der rechte Arm/ biß an den Ellebogen/ welchen Herkules mit seiner Linken umb-
sassete/ und machte ihre ernsthaffte verhaltung den Gesanten so bestürzet/ daß alle vorbe-
dachte Rede ihm entfiel/ insonderheit/ da er den treflichen Fürsten neben ihr sitzen sahe; end-
lich trat er hin vor das Fräulein/ setzete sich nieder auff ein Knie/ und fing also an: Unver-
gleichliches Fräulein/ es hat mein allergnädigster König. Er wolte in seiner Rede fortfah-

ren/

Vierdes Buch.
ich eine Kraͤmerin mit mir von meiner gebietenden Fraͤulein Schloſſe gefuͤhret; iſt aber
hochgedachtes Fraͤulein zugleich mit entſprungẽ/ werdet ihr dieſelbe nicht bey Valikules/
ſondern bey dem Groß Fuͤrſten der Teutſchen/ Herrn Herkules antreffen. Doch ſolte eu-
rer Meinung nach/ ich dieſelbe entfuͤhret haben/ wie haltet ihr mich dann ſo veraͤchtlich/
daß ihr bey dieſem Herrn ſuchet/ welches doch nicht in ſeiner/ ſondern in meiner macht ſte-
hen wuͤrde? Zwar dieſer Herr kan euch wol freien Zu- und Abzug verſtatten/ aber das uͤ-
brige/ wie geſagt/ müſte bey mir geſucht werden. Dieſer hoffete/ es wuͤrde Bubazes ſolche
ihm nachteilige Rede verantworten/ weil es aber nicht erfolgete/ ſagete er: Es gilt mir
endlich gleich/ von wem ichs erhalte/ wann ich meines Anſuchens nur gewehret werde.
Wolan/ ſagte Herkules/ ihr habt mir neulich einen freien Zutrit zu Artabanus gemacht/
darumb wil ich euch wiederumb dienen/ und mich bemuͤhen/ ob Groß Fürſt Herkules euch
das Fraͤulein wolle ſehen laſſen. Ging hie mit nach ſeiner Herberge/ ſtellete ſich neben Va-
liſken in ſeiner wahrhafften Geſtalt/ und legeten ihre neugemachten Kleider an/ die eines
Zeuges wahren/ als ein Himmelblaues Seiden Tuch/ mit ſchoͤnen ſilbern Blumwerk.
Sie hatten zween verguͤldete Stüle mit guͤldenem Stuͤk behaͤnget/ hinter ihnen ſtunden
Gallus und Timokles in voller ſchimmern der Ruͤſtung mit bloſſen Schwertern/ und zu
beyden Seiten die Perſiſchen aͤdelknaben Ochus und Darius/ in guͤldenem Stuͤk geklei-
det. Herkules ließ ſein Goldgelbes Haar uͤber die Schuldern hangen; das Fraͤulein aber
hatte ihres in Geſtalt einer Kronen auffgebunden/ und hielten jedweder einen ſchneweiſ-
ſen Helffenbeinen Stab mit Golde beſchlagen/ in der Hand. Valiſka ſendete Darius in
ihrem Nahmen nach Bubazes/ mit bitte ſie zubeſuchen/ und den Koͤniglichen Geſanten
mit ſich herzufuͤhren. Nun hatte dieſer Obriſter noch von ihr keine Wiſſenſchaft/ viel we-
niger/ daß Valikules der Groß Fuͤrſt Herkules waͤhre/ wie wol er aus den gefühteten Re-
den argwohnete/ er würde ſich in der Stad heimlich auffhalten/ biß Darius ihn deſſen an-
jezt verſtaͤndigte/ und er groſſe Begierde bekam/ dieſem treflichen Fürſten auffzuwarten/
daher er zu Bagophanes ſagete: Herr Geſanter/ wann es euch beliebet/ iſt das geſuchte
Fraͤulein jezt muͤſſig/ euch zu hoͤren; ging auch alsbald mit ihm hin. Als ſie nun auff das
Gemach traten/ und Bubazes dieſe zwo herliche Fuͤrſtenbilder ſahe/ ſetzete er ſich vor ihnẽ
auff die Knie/ und baht untertaͤhnigſt umb verzeihung/ ſeineꝛ aus unwiſſenheit begange-
nen unhoͤfligkeiten/ weil ihrer Durchll. Anweſenheit ihm allerdinge verborgen gewe-
ſen; Herkules aber antwortete ihm: Mein lieber Freund/ tuht uns keine Beſchimpfung
durch euer niderknien; ich erkenne euch an dieſem Ort vor den/ welcher an ſtat des Groß-
maͤchtigſten Groß Fuͤrſten Artaxerxes dieſe Beſatzung verſihet. Bagophanes hatte das
Fraͤulein in der naͤhe nie geſehen/ und befand ihre Schoͤnheit ſo beſchaffen/ daß ſie der
Nachfrage wirdig waͤhre. Sie hatte ein koͤſtliches Kleinot mit Artabanus Bruſtbilde am
Halſe/ welches ihr zwiſchen den erhabenen Bruͤſten herunter hing; ihre Kehle war bloß/
wie auch der rechte Arm/ biß an den Ellebogen/ welchen Herkules mit ſeiner Linken umb-
ſaſſete/ und machte ihre ernſthaffte verhaltung den Geſanten ſo beſtuͤrzet/ daß alle vorbe-
dachte Rede ihm entfiel/ inſonderheit/ da er den treflichen Fuͤrſten neben ihr ſitzen ſahe; end-
lich trat er hin vor das Fraͤulein/ ſetzete ſich nieder auff ein Knie/ und fing alſo an: Unver-
gleichliches Fraͤulein/ es hat mein allergnaͤdigſter Koͤnig. Er wolte in ſeiner Rede fortfah-

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[896/0934] Vierdes Buch. ich eine Kraͤmerin mit mir von meiner gebietenden Fraͤulein Schloſſe gefuͤhret; iſt aber hochgedachtes Fraͤulein zugleich mit entſprungẽ/ werdet ihr dieſelbe nicht bey Valikules/ ſondern bey dem Groß Fuͤrſten der Teutſchen/ Herrn Herkules antreffen. Doch ſolte eu- rer Meinung nach/ ich dieſelbe entfuͤhret haben/ wie haltet ihr mich dann ſo veraͤchtlich/ daß ihr bey dieſem Herrn ſuchet/ welches doch nicht in ſeiner/ ſondern in meiner macht ſte- hen wuͤrde? Zwar dieſer Herr kan euch wol freien Zu- und Abzug verſtatten/ aber das uͤ- brige/ wie geſagt/ müſte bey mir geſucht werden. Dieſer hoffete/ es wuͤrde Bubazes ſolche ihm nachteilige Rede verantworten/ weil es aber nicht erfolgete/ ſagete er: Es gilt mir endlich gleich/ von wem ichs erhalte/ wann ich meines Anſuchens nur gewehret werde. Wolan/ ſagte Herkules/ ihr habt mir neulich einen freien Zutrit zu Artabanus gemacht/ darumb wil ich euch wiederumb dienen/ und mich bemuͤhen/ ob Groß Fürſt Herkules euch das Fraͤulein wolle ſehen laſſen. Ging hie mit nach ſeiner Herberge/ ſtellete ſich neben Va- liſken in ſeiner wahrhafften Geſtalt/ und legeten ihre neugemachten Kleider an/ die eines Zeuges wahren/ als ein Himmelblaues Seiden Tuch/ mit ſchoͤnen ſilbern Blumwerk. Sie hatten zween verguͤldete Stüle mit guͤldenem Stuͤk behaͤnget/ hinter ihnen ſtunden Gallus und Timokles in voller ſchimmern der Ruͤſtung mit bloſſen Schwertern/ und zu beyden Seiten die Perſiſchen aͤdelknaben Ochus und Darius/ in guͤldenem Stuͤk geklei- det. Herkules ließ ſein Goldgelbes Haar uͤber die Schuldern hangen; das Fraͤulein aber hatte ihres in Geſtalt einer Kronen auffgebunden/ und hielten jedweder einen ſchneweiſ- ſen Helffenbeinen Stab mit Golde beſchlagen/ in der Hand. Valiſka ſendete Darius in ihrem Nahmen nach Bubazes/ mit bitte ſie zubeſuchen/ und den Koͤniglichen Geſanten mit ſich herzufuͤhren. Nun hatte dieſer Obriſter noch von ihr keine Wiſſenſchaft/ viel we- niger/ daß Valikules der Groß Fuͤrſt Herkules waͤhre/ wie wol er aus den gefühteten Re- den argwohnete/ er würde ſich in der Stad heimlich auffhalten/ biß Darius ihn deſſen an- jezt verſtaͤndigte/ und er groſſe Begierde bekam/ dieſem treflichen Fürſten auffzuwarten/ daher er zu Bagophanes ſagete: Herr Geſanter/ wann es euch beliebet/ iſt das geſuchte Fraͤulein jezt muͤſſig/ euch zu hoͤren; ging auch alsbald mit ihm hin. Als ſie nun auff das Gemach traten/ und Bubazes dieſe zwo herliche Fuͤrſtenbilder ſahe/ ſetzete er ſich vor ihnẽ auff die Knie/ und baht untertaͤhnigſt umb verzeihung/ ſeineꝛ aus unwiſſenheit begange- nen unhoͤfligkeiten/ weil ihrer Durchll. Anweſenheit ihm allerdinge verborgen gewe- ſen; Herkules aber antwortete ihm: Mein lieber Freund/ tuht uns keine Beſchimpfung durch euer niderknien; ich erkenne euch an dieſem Ort vor den/ welcher an ſtat des Groß- maͤchtigſten Groß Fuͤrſten Artaxerxes dieſe Beſatzung verſihet. Bagophanes hatte das Fraͤulein in der naͤhe nie geſehen/ und befand ihre Schoͤnheit ſo beſchaffen/ daß ſie der Nachfrage wirdig waͤhre. Sie hatte ein koͤſtliches Kleinot mit Artabanus Bruſtbilde am Halſe/ welches ihr zwiſchen den erhabenen Bruͤſten herunter hing; ihre Kehle war bloß/ wie auch der rechte Arm/ biß an den Ellebogen/ welchen Herkules mit ſeiner Linken umb- ſaſſete/ und machte ihre ernſthaffte verhaltung den Geſanten ſo beſtuͤrzet/ daß alle vorbe- dachte Rede ihm entfiel/ inſonderheit/ da er den treflichen Fuͤrſten neben ihr ſitzen ſahe; end- lich trat er hin vor das Fraͤulein/ ſetzete ſich nieder auff ein Knie/ und fing alſo an: Unver- gleichliches Fraͤulein/ es hat mein allergnaͤdigſter Koͤnig. Er wolte in ſeiner Rede fortfah- ren/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/934>, abgerufen am 26.06.2024.