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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
ren/ aber das Fräulein sahe ihn zornig an/ und sagte: Was seid ihr vor ein blinder Gesan-
ter? sehet ihr diesen vortreflichen Fürsten nicht/ oder aber haltet ihr ihn einiges Grusses
unwirdig? so packet euch bald von hinnen/ oder ich werde euch Füsse machen; mein aller-
gnädigster König Artabanus wird euch trauen nicht befohlen haben/ dieselben zubeschimp-
fen/ so mir lieb und angenehm sind/ dann so lange seiner Königl. Hocheit ich Kundschafft
gehabt/ habe ich nie gemerket/ dz er seine Diener zur unhöfligkeit angehalten hätte. Bago-
phanes antwortete: Durchlenchtigstes Fräulein/ nachdem ich eines grossen Königes Ge-
fanter bin/ wil mir nicht gebühren/ mich vor anderen zu demühtigen/ als denen zuleisten
ichs befehlichet bin; so kenne ich auch diesen Fürsten nicht/ und habe ihn weder gesehen
noch ichtwas von ihm gehöret. Herkules fing hierauff an: Höchstgeliebte Frl. Wase und
Schwester/ eure Liebe wollen sich hieran nit irren; Bagophanes hat nicht so gar unrecht
geredet/ auch mich nie als Groß Fürst Herkules/ aber wol als den verstelleten Valikules
gekennet. Dieser hörete eigentlich daß es Valikules Stimme wahr; so fiel ihm auch Ma-
dates Rede ein/ wunderte sich sehr/ und sagte: Durchleuchtiger Fürst/ dafern ihre Gn. der
ehmahlige Valikules ist/ bitte ich/ mir zu verzeihen; vor meine Wenigkeit habe ich ohn
schmeicheley ihre Gn. in meinem Herzen alle mahl höher geachtet/ als sie sich an gegeben/
währe auch bereit gewesen/ derselben nach äusserstem vermögen alle Liebes und Freund-
schaftdienste zu erweisen/ dessen ich die Götter zu Zeugen ruffe; doch wird mir niemand
verdenken/ daß wegen des grossen unterscheids/ welcher an euer Gn. und des Valikules
Angesicht erscheinet/ ich in zweiffelhafter Verwunderung stehe. Solcher zweifel/ antwor-
tete Herkules/ kan euch in keinen ungleichen Verdacht bringen/ möget auch wol versichert
seyn/ daß ich noch diese Stunde erbötig bin/ euch allen möglichen Willen zuerzeigen; aber
woher sol meine Frl. Wase versichert seyn/ daß König Artabanus euch ihretwegen abge-
fertiget/ gestaltsam ihr dessen noch den allergeringsten Beweißtuhm nicht geführet habet.
Durchleuchtiger Furst/ antwortete er/ ich habe zwar von meinem Könige ein Schreiben
an das Durchl. Fräulein/ weiß aber nicht/ ob ichs werde übergeben dürffen/ weil ich leicht
ermässen kan/ daß des Valikules nicht zum besten darinnen mag gedacht werden. Daß
hin dert mich nicht/ sagte Herkules; Ich habe schon unter meinem wahren Groß Fürstli-
chen Nahmen von Artabanus schimpffs gnug einnehmen müssen/ warumb solte mirs
dann in Knechtes gestalt nicht begegnen? Uberdas seid ihr ein Diener/ und habt eures
Königes Schreiben nicht zubeantworten. Hierauff reichte or dem Fräulein das Schrei-
ben/ und baht untertähnigst umb genehme Antwort; welches sie mit ehrerbietung annam/
fleissig durchlase/ und mit einem sanften Lachen zu Herkules sagete: Durchl. Herr Oheim
und Bruder/ mein gnädigster König erzeiget in diesem Schreiben/ als viel mich betrifft/
Königliche Wirdigkeit/ finde auch keine sonderliche Schmachreden auff Valikules/ ohn
daß er ihm die Baktrianische Zäuberkunst zuleget/ worin er aber weit irret/ massen mich ja
der Wind nicht vom Schlosse gewehet/ sondern bin mit gutem vorbedacht mitten durch
die Wachten/ mit vermahletem Angesicht/ in Krämerkleidung davon gangen. Durchl.
Frl. Wase/ sagte Herkules; ob Artabanus mich vor einen Zauberer halte/ mag er wissen/
aber alsdann müste er mir nicht eine Kinderruhte binden/ sondern ein Feur anzünden
lassen/ mich zuverbrennen/ welches ich dann viel lieber als die Knabenzüchtigung erleiden

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Vierdes Buch.
ren/ aber das Fraͤulein ſahe ihn zornig an/ und ſagte: Was ſeid ihr vor ein blinder Geſan-
ter? ſehet ihr dieſen vortreflichen Fuͤrſten nicht/ oder aber haltet ihr ihn einiges Gruſſes
unwirdig? ſo packet euch bald von hinnen/ oder ich werde euch Fuͤſſe machen; mein aller-
gnaͤdigſter Koͤnig Artabanus wird euch trauen nicht befohlen habẽ/ dieſelben zubeſchimp-
fen/ ſo mir lieb und angenehm ſind/ dann ſo lange ſeiner Koͤnigl. Hocheit ich Kundſchafft
gehabt/ habe ich nie gemerket/ dz er ſeine Diener zur unhoͤfligkeit angehalten haͤtte. Bago-
phanes antwortete: Durchlenchtigſtes Fraͤulein/ nachdem ich eines groſſen Koͤniges Ge-
fanter bin/ wil mir nicht gebuͤhren/ mich vor anderen zu demuͤhtigen/ als denen zuleiſten
ichs befehlichet bin; ſo kenne ich auch dieſen Fuͤrſten nicht/ und habe ihn weder geſehen
noch ichtwas von ihm gehoͤret. Herkules fing hierauff an: Hoͤchſtgeliebte Frl. Waſe und
Schweſter/ eure Liebe wollen ſich hieran nit irren; Bagophanes hat nicht ſo gar unrecht
geredet/ auch mich nie als Groß Fuͤrſt Herkules/ aber wol als den verſtelleten Valikules
gekennet. Dieſer hoͤrete eigentlich daß es Valikules Stimme wahr; ſo fiel ihm auch Ma-
dates Rede ein/ wunderte ſich ſehr/ und ſagte: Durchleuchtiger Fuͤrſt/ dafern ihre Gn. der
ehmahlige Valikules iſt/ bitte ich/ mir zu verzeihen; vor meine Wenigkeit habe ich ohn
ſchmeicheley ihre Gn. in meinem Herzen alle mahl hoͤher geachtet/ als ſie ſich an gegeben/
waͤhre auch bereit geweſen/ derſelben nach aͤuſſerſtem vermoͤgen alle Liebes und Freund-
ſchaftdienſte zu erweiſen/ deſſen ich die Goͤtter zu Zeugen ruffe; doch wird mir niemand
verdenken/ daß wegen des groſſen unterſcheids/ welcher an euer Gn. und des Valikules
Angeſicht erſcheinet/ ich in zweiffelhafter Verwunderung ſtehe. Solcher zweifel/ antwor-
tete Herkules/ kan euch in keinen ungleichen Verdacht bringen/ moͤget auch wol verſichert
ſeyn/ daß ich noch dieſe Stunde erboͤtig bin/ euch allen moͤglichen Willen zuerzeigen; aber
woher ſol meine Frl. Waſe verſichert ſeyn/ daß Koͤnig Artabanus euch ihretwegen abge-
fertiget/ geſtaltſam ihr deſſen noch den allergeringſten Beweißtuhm nicht gefuͤhret habet.
Durchleuchtiger Fůrſt/ antwortete er/ ich habe zwar von meinem Koͤnige ein Schreiben
an das Durchl. Fraͤulein/ weiß aber nicht/ ob ichs werde uͤbergeben duͤrffen/ weil ich leicht
ermaͤſſen kan/ daß des Valikules nicht zum beſten darinnen mag gedacht werden. Daß
hin dert mich nicht/ ſagte Herkules; Ich habe ſchon unter meinem wahren Groß Fuͤrſtli-
chen Nahmen von Artabanus ſchimpffs gnug einnehmen muͤſſen/ warumb ſolte mirs
dann in Knechtes geſtalt nicht begegnen? Uberdas ſeid ihr ein Diener/ und habt eures
Koͤniges Schreiben nicht zubeantworten. Hierauff reichte or dem Fraͤulein das Schrei-
ben/ und baht untertaͤhnigſt umb genehme Antwort; welches ſie mit ehrerbietung annam/
fleiſſig durchlaſe/ und mit einem ſanften Lachen zu Herkules ſagete: Durchl. Herr Oheim
und Bruder/ mein gnaͤdigſter Koͤnig erzeiget in dieſem Schreiben/ als viel mich betrifft/
Koͤnigliche Wirdigkeit/ finde auch keine ſonderliche Schmachreden auff Valikules/ ohn
daß er ihm die Baktrianiſche Zaͤuberkunſt zuleget/ worin er aber weit irret/ maſſen mich ja
der Wind nicht vom Schloſſe gewehet/ ſondern bin mit gutem vorbedacht mitten durch
die Wachten/ mit vermahletem Angeſicht/ in Kraͤmerkleidung davon gangen. Durchl.
Frl. Waſe/ ſagte Herkules; ob Artabanus mich vor einen Zauberer halte/ mag er wiſſen/
aber alsdann müſte er mir nicht eine Kinderruhte binden/ ſondern ein Feur anzuͤnden
laſſen/ mich zuverbrennen/ welches ich dann viel lieber als die Knabenzuͤchtigung erleiden

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[897/0935] Vierdes Buch. ren/ aber das Fraͤulein ſahe ihn zornig an/ und ſagte: Was ſeid ihr vor ein blinder Geſan- ter? ſehet ihr dieſen vortreflichen Fuͤrſten nicht/ oder aber haltet ihr ihn einiges Gruſſes unwirdig? ſo packet euch bald von hinnen/ oder ich werde euch Fuͤſſe machen; mein aller- gnaͤdigſter Koͤnig Artabanus wird euch trauen nicht befohlen habẽ/ dieſelben zubeſchimp- fen/ ſo mir lieb und angenehm ſind/ dann ſo lange ſeiner Koͤnigl. Hocheit ich Kundſchafft gehabt/ habe ich nie gemerket/ dz er ſeine Diener zur unhoͤfligkeit angehalten haͤtte. Bago- phanes antwortete: Durchlenchtigſtes Fraͤulein/ nachdem ich eines groſſen Koͤniges Ge- fanter bin/ wil mir nicht gebuͤhren/ mich vor anderen zu demuͤhtigen/ als denen zuleiſten ichs befehlichet bin; ſo kenne ich auch dieſen Fuͤrſten nicht/ und habe ihn weder geſehen noch ichtwas von ihm gehoͤret. Herkules fing hierauff an: Hoͤchſtgeliebte Frl. Waſe und Schweſter/ eure Liebe wollen ſich hieran nit irren; Bagophanes hat nicht ſo gar unrecht geredet/ auch mich nie als Groß Fuͤrſt Herkules/ aber wol als den verſtelleten Valikules gekennet. Dieſer hoͤrete eigentlich daß es Valikules Stimme wahr; ſo fiel ihm auch Ma- dates Rede ein/ wunderte ſich ſehr/ und ſagte: Durchleuchtiger Fuͤrſt/ dafern ihre Gn. der ehmahlige Valikules iſt/ bitte ich/ mir zu verzeihen; vor meine Wenigkeit habe ich ohn ſchmeicheley ihre Gn. in meinem Herzen alle mahl hoͤher geachtet/ als ſie ſich an gegeben/ waͤhre auch bereit geweſen/ derſelben nach aͤuſſerſtem vermoͤgen alle Liebes und Freund- ſchaftdienſte zu erweiſen/ deſſen ich die Goͤtter zu Zeugen ruffe; doch wird mir niemand verdenken/ daß wegen des groſſen unterſcheids/ welcher an euer Gn. und des Valikules Angeſicht erſcheinet/ ich in zweiffelhafter Verwunderung ſtehe. Solcher zweifel/ antwor- tete Herkules/ kan euch in keinen ungleichen Verdacht bringen/ moͤget auch wol verſichert ſeyn/ daß ich noch dieſe Stunde erboͤtig bin/ euch allen moͤglichen Willen zuerzeigen; aber woher ſol meine Frl. Waſe verſichert ſeyn/ daß Koͤnig Artabanus euch ihretwegen abge- fertiget/ geſtaltſam ihr deſſen noch den allergeringſten Beweißtuhm nicht gefuͤhret habet. Durchleuchtiger Fůrſt/ antwortete er/ ich habe zwar von meinem Koͤnige ein Schreiben an das Durchl. Fraͤulein/ weiß aber nicht/ ob ichs werde uͤbergeben duͤrffen/ weil ich leicht ermaͤſſen kan/ daß des Valikules nicht zum beſten darinnen mag gedacht werden. Daß hin dert mich nicht/ ſagte Herkules; Ich habe ſchon unter meinem wahren Groß Fuͤrſtli- chen Nahmen von Artabanus ſchimpffs gnug einnehmen muͤſſen/ warumb ſolte mirs dann in Knechtes geſtalt nicht begegnen? Uberdas ſeid ihr ein Diener/ und habt eures Koͤniges Schreiben nicht zubeantworten. Hierauff reichte or dem Fraͤulein das Schrei- ben/ und baht untertaͤhnigſt umb genehme Antwort; welches ſie mit ehrerbietung annam/ fleiſſig durchlaſe/ und mit einem ſanften Lachen zu Herkules ſagete: Durchl. Herr Oheim und Bruder/ mein gnaͤdigſter Koͤnig erzeiget in dieſem Schreiben/ als viel mich betrifft/ Koͤnigliche Wirdigkeit/ finde auch keine ſonderliche Schmachreden auff Valikules/ ohn daß er ihm die Baktrianiſche Zaͤuberkunſt zuleget/ worin er aber weit irret/ maſſen mich ja der Wind nicht vom Schloſſe gewehet/ ſondern bin mit gutem vorbedacht mitten durch die Wachten/ mit vermahletem Angeſicht/ in Kraͤmerkleidung davon gangen. Durchl. Frl. Waſe/ ſagte Herkules; ob Artabanus mich vor einen Zauberer halte/ mag er wiſſen/ aber alsdann müſte er mir nicht eine Kinderruhte binden/ ſondern ein Feur anzuͤnden laſſen/ mich zuverbrennen/ welches ich dann viel lieber als die Knabenzuͤchtigung erleiden wuͤr- X x x x x

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/935>, abgerufen am 17.06.2024.