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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
len möchte/ welches ihr aber Herkules mit diesen Worten abschlug: Mein teures Herz/ ich
bitte durch Gott/ von diesem Vorhaben abzustehen/ und durch eure Gefahr nicht zuverur-
sachen/ daß ich mehr auff Beschützung eurer/ als Abtreibung der Feinde müste bedacht
seyn; bedenket/ wie einen betrübten Herkules eure Verwundung machen würde/ durch
welche eure Schönheit auch nur im geringsten solte verletzet werden; einmahl ist gewiß/ dz
Gott keinen gefallen daran träget/ wann man sich in unnöhtige gefahr begiebt; Lasset euch
demnach/ bitte ich/ diese meine Abmahnung zu Herzen gehen/ und machet mich in diesem
Stücke glükselig. Valiska umfing ihn auff solche Rede gar freundlich/ und nach gegebe-
nem Kusse sagte sie: Ich bitte von ganzer Seele/ mein höchstwerdester Schatz wolle mir
diesen unbedachtsamen Frevel verzeihen/ und es meiner unbesonnenen Jugend/ nicht der
Widerspenstigkeit zuschreiben; nach diesem werde ich behutsamer seyn/ und nicht bitten/ e-
he ich bedacht habe. Ich wil dieses/ geliebts Gott/ auff meine glükliche Wiederkunfft be-
antworten/ sagete Herkules/ jezt werde ich hinmüssen/ und vernehmen/ wie geschikt der
furchtsame Bagophanes sey/ mir diesen Schaz zunehmen/ den mein Gott so weit schon in
Sicherheit gebracht hat. Nun hatte gleichwol derselbe unter seinen Völkern gute Anord-
nung gemacht/ dann es wahren verständige Häuptleute unter ihnen/ welche die Knechte
anführeten/ daß sie den Graben mit ihrem Reisig und darauff geschüttetem Sande und
Steinen an fünff Orten ausfülleten/ und frisch hinüber lieffen/ sich des Stad Tohrs zube-
mächtigen. Es geschahe ihnen an ihrer Arbeit keine Hinderung/ sondern zum scheine schoß
man etliche unschädliche Pfeile heraus/ und wahr in der Stad verordnet/ daß etliche Wei-
ber und Kinder hinter der Maur ein klägliches Geheule anfahen musten/ als ob die Stad
schon erstiegen währe; welches der Feind hörend/ kaum abwarten kunte/ daß der Weg ü-
ber den Graben fertig wahr. Jedoch sahe sich Bagophanes nach art der furchtsamen wol
vor/ ließ 4000 den Sturm antreten/ und stellete ihnen 3000 zum Entsatz/ dafern sie abge-
trieben würden; die übrigen 9000 behielt er aus begebenden fall bey sich in guter Ordnung/
doch (welches ihm den grösten Schaden taht) alle zu fusse/ weil er ihm nicht kunte träumen
lassen/ daß Reuterey in der Stad währe. Der erste. Hauffe bemühete sich sehr/ das Tohn
zuer halten/ aber wann sie zu nahe traten/ wurden sie mit den herunter gewalzeten Steinen
dergestalt empfangen/ daß sie in den ewigen Schlaff gerieten; so mangelte es ihnen an
Feur und nöhtigem Sturmzeug/ hatten weder Hacken noch Axten bey sich/ nur daß sie mit
grossen Bäumen wider das Tohr lieffen/ biß es endlich begunte baufällig zu werden. Auch
wahren noch etliche tausend mit ihrem Gesträuch übrig/ welche solches an die Maur lege-
ten/ und mit Erde über schütteten/ dz in kurzer Zeit sie diesen Zutrit fast der Mauren gleich
erhöheten. Herkules dauchte nunmehr Zeit seyn/ den Ernst zugebrauchen/ und ließ einen
frischen Persischen Obristen/ namens Orobates mit 1000 Pferden von Suden her aus-
fallen/ welcher die zum Entsatz verordnete 3000 antraff/ mit denen er sich rechtschaffen ab-
wetzete/ und sie von dem Graben gegen sich zog/ weil sie aber ganz verwägen zu ihm ein-
drungen/ und mit Pfeilen ihm drange gnug tahten/ schikte ihm Gallus 500 Reuter zum
Entsatz/ vor deren Ankunfft die Feinde nicht wenig erschraken. Inzwischen gingen Stei-
ne und Pfeile von der Maur gewaltig auff den Feind loß/ daß sie weder zum Tohr noch
zur Maur nahen durfften/ sondern zurüküber den Graben drungen/ da ihrer 300 ersoffen.

Her-

Vierdes Buch.
len moͤchte/ welches ihr aber Herkules mit dieſen Worten abſchlug: Mein teures Herz/ ich
bitte durch Gott/ von dieſem Vorhaben abzuſtehen/ und durch eure Gefahr nicht zuverur-
ſachen/ daß ich mehr auff Beſchützung eurer/ als Abtreibung der Feinde muͤſte bedacht
ſeyn; bedenket/ wie einen betruͤbten Herkules eure Verwundung machen wuͤrde/ durch
welche eure Schoͤnheit auch nur im geringſten ſolte verletzet werden; einmahl iſt gewiß/ dz
Gott keinen gefallen daran traͤget/ wann man ſich in unnoͤhtige gefahr begiebt; Laſſet euch
demnach/ bitte ich/ dieſe meine Abmahnung zu Herzen gehen/ und machet mich in dieſem
Stuͤcke gluͤkſelig. Valiſka umfing ihn auff ſolche Rede gar freundlich/ und nach gegebe-
nem Kuſſe ſagte ſie: Ich bitte von ganzer Seele/ mein hoͤchſtwerdeſter Schatz wolle mir
dieſen unbedachtſamen Frevel verzeihen/ und es meiner unbeſonnenen Jugend/ nicht der
Widerſpenſtigkeit zuſchreiben; nach dieſem werde ich behutſamer ſeyn/ und nicht bitten/ e-
he ich bedacht habe. Ich wil dieſes/ geliebts Gott/ auff meine gluͤkliche Wiederkunfft be-
antworten/ ſagete Herkules/ jezt werde ich hinmuͤſſen/ und vernehmen/ wie geſchikt der
furchtſame Bagophanes ſey/ mir dieſen Schaz zunehmen/ den mein Gott ſo weit ſchon in
Sicherheit gebracht hat. Nun hatte gleichwol derſelbe unter ſeinen Voͤlkern gute Anord-
nung gemacht/ dann es wahren verſtaͤndige Haͤuptleute unter ihnen/ welche die Knechte
anfuͤhreten/ daß ſie den Graben mit ihrem Reiſig und darauff geſchuͤttetem Sande und
Steinen an fuͤnff Orten ausfuͤlleten/ und friſch hinuͤber lieffen/ ſich des Stad Tohrs zube-
maͤchtigen. Es geſchahe ihnen an ihrer Arbeit keine Hindeꝛung/ ſondern zum ſcheine ſchoß
man etliche unſchaͤdliche Pfeile heraus/ und wahr in der Stad verordnet/ daß etliche Wei-
ber und Kinder hinter der Maur ein klaͤgliches Geheule anfahen muſten/ als ob die Stad
ſchon erſtiegen waͤhre; welches der Feind hoͤrend/ kaum abwarten kunte/ daß der Weg ü-
ber den Graben fertig wahr. Jedoch ſahe ſich Bagophanes nach art der furchtſamen wol
vor/ ließ 4000 den Sturm antreten/ und ſtellete ihnen 3000 zum Entſatz/ dafern ſie abge-
trieben wuͤrden; die uͤbrigen 9000 behielt er auſ begebenden fall bey ſich in guteꝛ Ordnung/
doch (welches ihm den groͤſten Schaden taht) alle zu fuſſe/ weil er ihm nicht kunte traͤumẽ
laſſen/ daß Reuterey in der Stad waͤhre. Der erſte. Hauffe bemuͤhete ſich ſehr/ das Tohn
zuer halten/ aber wann ſie zu nahe traten/ wurden ſie mit den herunter gewalzeten Steinen
dergeſtalt empfangen/ daß ſie in den ewigen Schlaff gerieten; ſo mangelte es ihnen an
Feur und noͤhtigem Sturmzeug/ hatten weder Hacken noch Axten bey ſich/ nur daß ſie mit
groſſen Baͤumen wider das Tohr lieffen/ biß es endlich begunte baufaͤllig zu werden. Auch
wahren noch etliche tauſend mit ihrem Geſtraͤuch uͤbrig/ welche ſolches an die Maur lege-
ten/ und mit Erde uͤber ſchuͤtteten/ dz in kurzer Zeit ſie dieſen Zutrit faſt der Mauren gleich
erhoͤheten. Herkules dauchte nunmehr Zeit ſeyn/ den Ernſt zugebrauchen/ und ließ einen
friſchen Perſiſchen Obriſten/ namens Orobates mit 1000 Pferden von Suden her aus-
fallen/ welcher die zum Entſatz verordnete 3000 antraff/ mit denen er ſich rechtſchaffen ab-
wetzete/ und ſie von dem Graben gegen ſich zog/ weil ſie aber ganz verwaͤgen zu ihm ein-
drungen/ und mit Pfeilen ihm drange gnug tahten/ ſchikte ihm Gallus 500 Reuter zum
Entſatz/ vor deren Ankunfft die Feinde nicht wenig erſchraken. Inzwiſchen gingen Stei-
ne und Pfeile von der Maur gewaltig auff den Feind loß/ daß ſie weder zum Tohr noch
zur Maur nahen durfften/ ſondern zurükuͤber den Graben drungen/ da ihrer 300 erſoffen.

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 900. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/938>, abgerufen am 27.09.2024.