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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
unter dieser Erzählung schon nach/ wie er dieses anmuhtige Täubelein berücken/ und mit
seinem Garn zu sich reissen möchte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob sie von den
Zahmen währe/ die jedermans Freunde sind. Es machte ihn auch diese Begierde so mun-
ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfest ihrer Erlö-
sung und Bubazes Hochzeit solte gehalten werden/ er sich aus seinem Lager erhub/ und
mit prächtiger Kleidung sich belegete. Valiska hatte sich auch Königlich gezieret/ und zu-
gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behänget. Nun wolte er aber dem Fräulein eine
Ehre tuhn/ und seines ersten Außganges sie auff ihrem Gemache besuchen/ schickete auch
einen wolgepuzten ädelknaben zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/
wolte sein Fürst deroselben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen gesunder an-
kunft ihr Glük wünschen; welches ihm dann mit hoher Danksagung verwilliget ward. Es
kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte sie auff Ladisla Gemach/ etli-
che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwischen Gobares sich einstellete/ und Kleofis allein
ersehend/ sie vor das Fräulein hielt/ auch alsbald in heisser Glut gegen sie entzündet/ sich
auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand küssend anfing: Durchl. Fräulein. Diese er-
kennete seinen Irtuhm/ trat zurück/ und sagete mit grosser Schamhaftigkeit; Durchl. Fürst/
gnädiger Herr; ich bitte untertähnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die-
selbe an mir unwirdige sich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fräulein/ sondern nur de-
ro Dienerin bin. Gobares zürnete auff sich selbst/ daß er vor einer ädel Jungfer sich gede-
mühtiget hatte/ stund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Schönheit/ sagte er; Schönste
Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts schädlich seyn/ massen eure Volkommenheit wol ver-
dienet/ daß sie von Fürsten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen sie zu aller
Freundschaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe diesen Fürsten in der Fräulein Ge-
mach treten sehen/ und deutete es seinem Herrn in der Fräulein Gegenwart an/ die aber
ihren Bruder und Liebsten baht/ mit ihr zugehen/ weil sie bey fremden nicht gerne allein
währe; hätte ohndaß ein schlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen
ehmahls erzeiget. Als nun Gobares sie herein treten sahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er
sähe eine Himmels Königin; dann wie freundlich sie sonst wahr/ nahm sie sich doch vor-
sezlich einer sonderlichen Ernsthaftigkeit angegen ihn/ in dem sie nach beschehener Nei-
gung zu ihm sagete; Durchl. Fürst/ die Ehre ist zu groß und unverschuldet/ daß seine Liebe
auff einem einsamen Zimmer mich besuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie-
der erlangeter Gesundheit/ und bitte/ dieselbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim
nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit dieser Braut bald folgen wil. Goba-
res stellete sich überaus höflich/ küssete ihre zarte Hand kniend/ und redete sie also an: Durch-
leuchtigstes unvergleichliches Fräulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer
Durchl. gehorsamst auffzuwarten/ als deren glükliche Erlösung und wieder erlangete
Freiheit mich zum höchsten erfreuet hat/ so bald ich inne worden bin/ daß der unflähtige
Wüterich Artabanus in seinem unverantwortlichen Vorhaben verstöret/ und euer Durchl.
Ehre gerettet ist/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit äidlich an/ daß ich meines Fürsten-
tuhms äusserste Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer
Durchl. durch gefängliche auffhaltung schimpflich angeleget ist. Valiska nöhtigte ihn
auffzustehen/ bedingete sich der gar zu grossen Ehre/ und nach beschehener Danksagung

wegen
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Vierdes Buch.
unter dieſer Erzaͤhlung ſchon nach/ wie er dieſes anmuhtige Taͤubelein beruͤcken/ und mit
ſeinem Garn zu ſich reiſſen moͤchte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob ſie von den
Zahmen waͤhre/ die jedermans Freunde ſind. Es machte ihn auch dieſe Begierde ſo mun-
ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfeſt ihrer Erloͤ-
ſung und Bubazes Hochzeit ſolte gehalten werden/ er ſich aus ſeinem Lager erhub/ und
mit praͤchtiger Kleidung ſich belegete. Valiſka hatte ſich auch Koͤniglich gezieret/ und zu-
gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behaͤnget. Nun wolte er aber dem Fraͤulein eine
Ehre tuhn/ und ſeines erſten Außganges ſie auff ihrem Gemache beſuchen/ ſchickete auch
einen wolgepuzten aͤdelknabẽ zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/
wolte ſein Fuͤrſt deroſelben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen geſunder an-
kunft ihr Gluͤk wünſchen; welches ihm dañ mit hoher Dankſagung verwilliget ward. Es
kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte ſie auff Ladiſla Gemach/ etli-
che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwiſchen Gobares ſich einſtellete/ und Kleofis allein
erſehend/ ſie vor das Fraͤulein hielt/ auch alsbald in heiſſer Glut gegen ſie entzuͤndet/ ſich
auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand kuͤſſend anfing: Durchl. Fraͤulein. Dieſe er-
kennete ſeinẽ Irtuhm/ trat zuruͤck/ uñ ſagete mit groſſer Schamhaftigkeit; Durchl. Fuͤrſt/
gnaͤdiger Herr; ich bitte untertaͤhnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die-
ſelbe an mir unwirdige ſich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fraͤulein/ ſondern nur de-
ro Dienerin bin. Gobares zuͤrnete auff ſich ſelbſt/ daß er vor einer aͤdel Jungfer ſich gede-
muͤhtiget hatte/ ſtund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Schoͤnheit/ ſagte er; Schoͤnſte
Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts ſchaͤdlich ſeyn/ maſſen eure Volkom̃enheit wol ver-
dienet/ daß ſie von Fuͤrſten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen ſie zu aller
Freundſchaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe dieſen Fuͤrſten in der Fraͤulein Ge-
mach treten ſehen/ und deutete es ſeinem Herrn in der Fraͤulein Gegenwart an/ die aber
ihren Bruder und Liebſten baht/ mit ihr zugehen/ weil ſie bey fremden nicht gerne allein
waͤhre; haͤtte ohndaß ein ſchlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen
ehmahls erzeiget. Als nun Gobares ſie herein treten ſahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er
ſaͤhe eine Himmels Koͤnigin; dann wie freundlich ſie ſonſt wahr/ nahm ſie ſich doch vor-
ſezlich einer ſonderlichen Ernſthaftigkeit angegen ihn/ in dem ſie nach beſchehener Nei-
gung zu ihm ſagete; Durchl. Fuͤrſt/ die Ehre iſt zu groß und unverſchuldet/ daß ſeine Liebe
auff einem einſamen Zim̃er mich beſuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie-
der erlangeter Geſundheit/ und bitte/ dieſelbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim
nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit dieſer Braut bald folgen wil. Goba-
res ſtellete ſich uͤberaus hoͤflich/ kuͤſſete ihre zarte Hand kniend/ uñ redete ſie alſo an: Durch-
leuchtigſtes unvergleichliches Fraͤulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer
Durchl. gehorſamſt auffzuwarten/ als deren gluͤkliche Erloͤſung und wieder erlangete
Freiheit mich zum hoͤchſten erfreuet hat/ ſo bald ich inne worden bin/ daß der unflaͤhtige
Wuͤterich Artabanus in ſeinem unverantwortlichen Vorhabẽ verſtoͤret/ uñ euer Durchl.
Ehre gerettet iſt/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit aͤidlich an/ daß ich meines Fürſten-
tuhms aͤuſſerſte Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer
Durchl. durch gefaͤngliche auffhaltung ſchimpflich angeleget iſt. Valiſka noͤhtigte ihn
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[937/0975] Vierdes Buch. unter dieſer Erzaͤhlung ſchon nach/ wie er dieſes anmuhtige Taͤubelein beruͤcken/ und mit ſeinem Garn zu ſich reiſſen moͤchte/ die er doch weder gefehen/ noch geprüfet/ ob ſie von den Zahmen waͤhre/ die jedermans Freunde ſind. Es machte ihn auch dieſe Begierde ſo mun- ter/ daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft/ an welchem das Freudenfeſt ihrer Erloͤ- ſung und Bubazes Hochzeit ſolte gehalten werden/ er ſich aus ſeinem Lager erhub/ und mit praͤchtiger Kleidung ſich belegete. Valiſka hatte ſich auch Koͤniglich gezieret/ und zu- gleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behaͤnget. Nun wolte er aber dem Fraͤulein eine Ehre tuhn/ und ſeines erſten Außganges ſie auff ihrem Gemache beſuchen/ ſchickete auch einen wolgepuzten aͤdelknabẽ zu ihr/ mit vermeldung/ da ihrer Durchl. es nicht zu wieder/ wolte ſein Fuͤrſt deroſelben in ihrem Gemache gerne auffwarten/ und wegen geſunder an- kunft ihr Gluͤk wünſchen; welches ihm dañ mit hoher Dankſagung verwilliget ward. Es kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen/ und foderte ſie auff Ladiſla Gemach/ etli- che nohtwendigkeiten abzureden/ da inzwiſchen Gobares ſich einſtellete/ und Kleofis allein erſehend/ ſie vor das Fraͤulein hielt/ auch alsbald in heiſſer Glut gegen ſie entzuͤndet/ ſich auff die Knie niederlegete/ und ihr die Hand kuͤſſend anfing: Durchl. Fraͤulein. Dieſe er- kennete ſeinẽ Irtuhm/ trat zuruͤck/ uñ ſagete mit groſſer Schamhaftigkeit; Durchl. Fuͤrſt/ gnaͤdiger Herr; ich bitte untertaͤhnig umb vergebung/ ihrer Durchl. anzudeuten/ daß die- ſelbe an mir unwirdige ſich irren/ weil ich ja nicht das Durchl. Fraͤulein/ ſondern nur de- ro Dienerin bin. Gobares zuͤrnete auff ſich ſelbſt/ daß er vor einer aͤdel Jungfer ſich gede- muͤhtiget hatte/ ſtund bald auff/ und inbetrachtung ihrer Schoͤnheit/ ſagte er; Schoͤnſte Jungfer/ mein Irtuhm kan zu nichts ſchaͤdlich ſeyn/ maſſen eure Volkom̃enheit wol ver- dienet/ daß ſie von Fuͤrſten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen ſie zu aller Freundſchaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe dieſen Fuͤrſten in der Fraͤulein Ge- mach treten ſehen/ und deutete es ſeinem Herrn in der Fraͤulein Gegenwart an/ die aber ihren Bruder und Liebſten baht/ mit ihr zugehen/ weil ſie bey fremden nicht gerne allein waͤhre; haͤtte ohndaß ein ſchlechtes Herz zu ihm/ wegen der Ungewogenheit/ die er ihnen ehmahls erzeiget. Als nun Gobares ſie herein treten ſahe/ gedauchte ihn nicht anders/ er ſaͤhe eine Himmels Koͤnigin; dann wie freundlich ſie ſonſt wahr/ nahm ſie ſich doch vor- ſezlich einer ſonderlichen Ernſthaftigkeit angegen ihn/ in dem ſie nach beſchehener Nei- gung zu ihm ſagete; Durchl. Fuͤrſt/ die Ehre iſt zu groß und unverſchuldet/ daß ſeine Liebe auff einem einſamen Zim̃er mich beſuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wie- der erlangeter Geſundheit/ und bitte/ dieſelbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim nach dem Hochzeit Saal gehen wolle/ wohin ich mit dieſer Braut bald folgen wil. Goba- res ſtellete ſich uͤberaus hoͤflich/ kuͤſſete ihre zarte Hand kniend/ uñ redete ſie alſo an: Durch- leuchtigſtes unvergleichliches Fraͤulein/ es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet/ ihrer Durchl. gehorſamſt auffzuwarten/ als deren gluͤkliche Erloͤſung und wieder erlangete Freiheit mich zum hoͤchſten erfreuet hat/ ſo bald ich inne worden bin/ daß der unflaͤhtige Wuͤterich Artabanus in ſeinem unverantwortlichen Vorhabẽ verſtoͤret/ uñ euer Durchl. Ehre gerettet iſt/ gelobe auch euer vortefligkeit hiemit aͤidlich an/ daß ich meines Fürſten- tuhms aͤuſſerſte Macht anwenden wil/ damit die Unbilligkeit gerochen werde/ welche euer Durchl. durch gefaͤngliche auffhaltung ſchimpflich angeleget iſt. Valiſka noͤhtigte ihn auffzuſtehen/ bedingete ſich der gar zu groſſen Ehre/ und nach beſchehener Dankſagung wegen C c c c c c

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/975>, abgerufen am 17.06.2024.