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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
wegen des hohen Erbietens/ rühmete sie seine Fürstliche Tapferkeit/ daß sie hiedurch ver-
bunden würde/ seine Tugend groß zuachten. Herkules gefiel nicht übel/ dz dieser unfreund-
liche einen bessern Willen gefasset hatte/ welches er auch bey ihrer ersten Besuchung sich
merken lassen/ und weil er das Fräulein nach dem Saal zubegleiten sich selbst anerboht/
kunte sie ihm solches nicht wegern; da er von Begierden und unkeuschen Reizungen sich
dermassen angefüllet spüren ließ/ daß er die Flammen so wol nicht unterdrücken kunte/ daß
Ladisla/ der seiner Unzucht von Artaxerxes berichtet wahr/ es nicht solte gemerket haben/
und daß er mit weit andern Gedanken umbginge/ als die Worte lauteten; dessen er doch
gegen Herkules/ Ungelegenheit zuverhüten/ sich mit keinem Worte vermerken ließ/ inson-
derheit/ weil ihm beydes seiner Fräulein Schwester Zucht/ und Gobares Furchtsamkeit
gnug bekant wahr. Die vornehmsten Obristen des Persischen Heeres wahren zur Hoch-
zeit geladen/ die zwar Bubazes wegen seiner Heyraht glükselig preiseten/ aber an Valisken
sich dermassen vergaffeten/ daß ihre einhellige Urtel wahr/ es könte ein volkommener Glük
als die wirkliche Niessung ihrer Schönheit/ nicht erdacht werden. Bey der Mahlzeit saß
Gobares dem Fräulein allernähest/ dessen er auff Artaxerxes schlechte nöhtigung sich nit
wegerte/ und sattelte ihn die Hoffnung dermassen/ daß er an nichts gedachte/ als wie er Ge-
legenheit finden möchte/ ihr seine Liebe verstehen zugeben/ dann er wahr noch unberichtet/
daß Herkules sich mit ihr versprochen hätte. Das adeliche Persische Frauenzimmer hatte
sich in zimlicher anzahl eingestellet/ die nach auffgehobenen Speisen einen zierlichen Tanz
nach Landes Art unter sich hielten/ biß Ladisla seine Frl. Schwester auch zum Tanze führe-
te/ und sie ehrenhalber Gobares brachte/ welcher sich dessen hoch bedankete/ und gleich mit
den Gedanken umbging/ Gelegenheit zu haben/ wie er sein Gemahl umbringen/ und her-
nach das Fräulein ehelichen könte. Im Tanze wendete er alle Zierligkeit an/ worin er besser
als in Waffen geübet wahr/ und nach dessen Endigung redete er sie also an: Unvergleich-
liches Fräulein/ Himlisches Bilde; wie inbrünstig suchet meine flammenhitzige Seele/
die Begierden anzuzeigen/ welche mich treiben/ die Volkommenheit anzubehten/ so ihrer
vortrefligkeit beywohnet. O du glükseliges Feur/ daß von den Strömen dieses süssen er-
quikwassers sol gelöschet werden! O ihr hoch begnadete Augen/ die ihr dereins vergünsti-
gung haben sollet/ die unaussprechliche Schönheit dieses göttlichen Leibes anzuschauen.
So bitte und flehe nun/ du durch und durch verliebeter Gobares/ dz deine begierige Knecht-
schaft in deren Diensten möge auffgenommen werden/ die von deiner Seele über den Him-
mel selbst geschätzet wird. Das Fräulein hörete diese reden mit solchem Unwillen an/ daß
ihr das Herz im Leibe erzitterte/ wahr anfangs bedacht/ ohn Antwort von ihm zugehen/ a-
berumb auffsehens willen/ und daß ihm sein falscher Wahn gänzlich möchte benommen
werden/ gab sie ihm mit ernstlichen Geberden diese Antwort: Gnug/ Fürst von Susa/ gnug/
wo es nicht gar zuviel ist; und wes zeihet ihr euch gegen ein Königliches Fräulein/ die ihre
Ehre tausendmahl lieber als ihr Leben hat? Ich kan beteuren/ daß der grosse Artabanus
selbst der Verwägenheit nicht gewesen ist/ mit dergleichen Anmuhtungen mich anzu-
sprengen/ da er doch ohn ein eheliches Gemahl lebet; und Fürst Gobares/ der geheyrahtet
hat/ solte ungebührliche Liebe bey mir suchen dürffen? meinet ihr etwa/ ich werde euch dem
grössesten Könige vorzihen/ und euch in Unzucht folgen lassen/ was jener in Königlicher
Heyraht nicht erhalten mögen? lasset euch ja in Ewigkeit solcher Reden nicht mehr ver-

lauten/

Vierdes Buch.
wegen des hohen Erbietens/ ruͤhmete ſie ſeine Fuͤrſtliche Tapferkeit/ daß ſie hiedurch ver-
bunden wuͤrde/ ſeine Tugend groß zuachten. Herkules gefiel nicht uͤbel/ dz dieſer unfreund-
liche einen beſſern Willen gefaſſet hatte/ welches er auch bey ihrer erſten Beſuchung ſich
merken laſſen/ und weil er das Fraͤulein nach dem Saal zubegleiten ſich ſelbſt anerboht/
kunte ſie ihm ſolches nicht wegern; da er von Begierden und unkeuſchen Reizungen ſich
dermaſſen angefuͤllet ſpuͤren ließ/ daß er die Flammen ſo wol nicht unterdruͤcken kunte/ daß
Ladiſla/ der ſeiner Unzucht von Artaxerxes berichtet wahr/ es nicht ſolte gemerket haben/
und daß er mit weit andern Gedanken umbginge/ als die Worte lauteten; deſſen er doch
gegen Herkules/ Ungelegenheit zuverhuͤten/ ſich mit keinem Worte vermerken ließ/ inſon-
derheit/ weil ihm beydes ſeiner Fraͤulein Schweſter Zucht/ und Gobares Furchtſamkeit
gnug bekant wahr. Die vornehmſten Obriſten des Perſiſchen Heeres wahren zur Hoch-
zeit geladen/ die zwar Bubazes wegen ſeiner Heyraht gluͤkſelig preiſeten/ aber an Valiſken
ſich dermaſſen vergaffeten/ daß ihre einhellige Urtel wahr/ es koͤnte ein volkommener Gluͤk
als die wirkliche Nieſſung ihrer Schoͤnheit/ nicht erdacht werden. Bey der Mahlzeit ſaß
Gobares dem Fraͤulein allernaͤheſt/ deſſen er auff Artaxerxes ſchlechte noͤhtigung ſich nit
wegerte/ und ſattelte ihn die Hoffnung dermaſſen/ daß er an nichts gedachte/ als wie er Ge-
legenheit finden moͤchte/ ihr ſeine Liebe verſtehen zugeben/ dann er wahr noch unberichtet/
daß Herkules ſich mit ihr verſprochen haͤtte. Das adeliche Perſiſche Frauenzimmer hatte
ſich in zimlicher anzahl eingeſtellet/ die nach auffgehobenen Speiſen einen zierlichen Tanz
nach Landes Art unter ſich hielten/ biß Ladiſla ſeine Frl. Schweſter auch zum Tanze fuͤhre-
te/ und ſie ehrenhalber Gobares brachte/ welcher ſich deſſen hoch bedankete/ und gleich mit
den Gedanken umbging/ Gelegenheit zu haben/ wie er ſein Gemahl umbringen/ und her-
nach das Fraͤulein ehelichen koͤnte. Im Tanze wendete er alle Zierligkeit an/ worin er beſſer
als in Waffen geuͤbet wahr/ und nach deſſen Endigung redete er ſie alſo an: Unvergleich-
liches Fraͤulein/ Himliſches Bilde; wie inbruͤnſtig ſuchet meine flammenhitzige Seele/
die Begierden anzuzeigen/ welche mich treiben/ die Volkommenheit anzubehten/ ſo ihrer
vortrefligkeit beywohnet. O du gluͤkſeliges Feur/ daß von den Stroͤmen dieſes ſuͤſſen er-
quikwaſſers ſol geloͤſchet werden! O ihr hoch begnadete Augen/ die ihr dereins verguͤnſti-
gung haben ſollet/ die unauſſprechliche Schoͤnheit dieſes goͤttlichen Leibes anzuſchauen.
So bitte und flehe nun/ du durch uñ durch verliebeter Gobares/ dz deine begierige Knecht-
ſchaft in deren Dienſten moͤge auffgenom̃en werden/ die von deiner Seele uͤber den Him-
mel ſelbſt geſchaͤtzet wird. Das Fraͤulein hoͤrete dieſe reden mit ſolchem Unwillen an/ daß
ihr das Herz im Leibe erzitterte/ wahr anfangs bedacht/ ohn Antwort von ihm zugehen/ a-
berumb auffſehens willen/ und daß ihm ſein falſcher Wahn gaͤnzlich moͤchte benommen
werdẽ/ gab ſie ihm mit ernſtlichen Geberden dieſe Antwort: Gnug/ Fürſt von Suſa/ gnug/
wo es nicht gar zuviel iſt; und wes zeihet ihr euch gegen ein Koͤnigliches Fraͤulein/ die ihre
Ehre tauſendmahl lieber als ihr Leben hat? Ich kan beteuren/ daß der groſſe Artabanus
ſelbſt der Verwaͤgenheit nicht geweſen iſt/ mit dergleichen Anmuhtungen mich anzu-
ſprengen/ da er doch ohn ein eheliches Gemahl lebet; und Fuͤrſt Gobares/ der geheyrahtet
hat/ ſolte ungebuͤhrliche Liebe bey mir ſuchen duͤrffen? meinet ihr etwa/ ich werde euch dem
groͤſſeſten Koͤnige vorzihen/ und euch in Unzucht folgen laſſen/ was jener in Koͤniglicher
Heyraht nicht erhalten moͤgen? laſſet euch ja in Ewigkeit ſolcher Reden nicht mehr ver-

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[938/0976] Vierdes Buch. wegen des hohen Erbietens/ ruͤhmete ſie ſeine Fuͤrſtliche Tapferkeit/ daß ſie hiedurch ver- bunden wuͤrde/ ſeine Tugend groß zuachten. Herkules gefiel nicht uͤbel/ dz dieſer unfreund- liche einen beſſern Willen gefaſſet hatte/ welches er auch bey ihrer erſten Beſuchung ſich merken laſſen/ und weil er das Fraͤulein nach dem Saal zubegleiten ſich ſelbſt anerboht/ kunte ſie ihm ſolches nicht wegern; da er von Begierden und unkeuſchen Reizungen ſich dermaſſen angefuͤllet ſpuͤren ließ/ daß er die Flammen ſo wol nicht unterdruͤcken kunte/ daß Ladiſla/ der ſeiner Unzucht von Artaxerxes berichtet wahr/ es nicht ſolte gemerket haben/ und daß er mit weit andern Gedanken umbginge/ als die Worte lauteten; deſſen er doch gegen Herkules/ Ungelegenheit zuverhuͤten/ ſich mit keinem Worte vermerken ließ/ inſon- derheit/ weil ihm beydes ſeiner Fraͤulein Schweſter Zucht/ und Gobares Furchtſamkeit gnug bekant wahr. Die vornehmſten Obriſten des Perſiſchen Heeres wahren zur Hoch- zeit geladen/ die zwar Bubazes wegen ſeiner Heyraht gluͤkſelig preiſeten/ aber an Valiſken ſich dermaſſen vergaffeten/ daß ihre einhellige Urtel wahr/ es koͤnte ein volkommener Gluͤk als die wirkliche Nieſſung ihrer Schoͤnheit/ nicht erdacht werden. Bey der Mahlzeit ſaß Gobares dem Fraͤulein allernaͤheſt/ deſſen er auff Artaxerxes ſchlechte noͤhtigung ſich nit wegerte/ und ſattelte ihn die Hoffnung dermaſſen/ daß er an nichts gedachte/ als wie er Ge- legenheit finden moͤchte/ ihr ſeine Liebe verſtehen zugeben/ dann er wahr noch unberichtet/ daß Herkules ſich mit ihr verſprochen haͤtte. Das adeliche Perſiſche Frauenzimmer hatte ſich in zimlicher anzahl eingeſtellet/ die nach auffgehobenen Speiſen einen zierlichen Tanz nach Landes Art unter ſich hielten/ biß Ladiſla ſeine Frl. Schweſter auch zum Tanze fuͤhre- te/ und ſie ehrenhalber Gobares brachte/ welcher ſich deſſen hoch bedankete/ und gleich mit den Gedanken umbging/ Gelegenheit zu haben/ wie er ſein Gemahl umbringen/ und her- nach das Fraͤulein ehelichen koͤnte. Im Tanze wendete er alle Zierligkeit an/ worin er beſſer als in Waffen geuͤbet wahr/ und nach deſſen Endigung redete er ſie alſo an: Unvergleich- liches Fraͤulein/ Himliſches Bilde; wie inbruͤnſtig ſuchet meine flammenhitzige Seele/ die Begierden anzuzeigen/ welche mich treiben/ die Volkommenheit anzubehten/ ſo ihrer vortrefligkeit beywohnet. O du gluͤkſeliges Feur/ daß von den Stroͤmen dieſes ſuͤſſen er- quikwaſſers ſol geloͤſchet werden! O ihr hoch begnadete Augen/ die ihr dereins verguͤnſti- gung haben ſollet/ die unauſſprechliche Schoͤnheit dieſes goͤttlichen Leibes anzuſchauen. So bitte und flehe nun/ du durch uñ durch verliebeter Gobares/ dz deine begierige Knecht- ſchaft in deren Dienſten moͤge auffgenom̃en werden/ die von deiner Seele uͤber den Him- mel ſelbſt geſchaͤtzet wird. Das Fraͤulein hoͤrete dieſe reden mit ſolchem Unwillen an/ daß ihr das Herz im Leibe erzitterte/ wahr anfangs bedacht/ ohn Antwort von ihm zugehen/ a- berumb auffſehens willen/ und daß ihm ſein falſcher Wahn gaͤnzlich moͤchte benommen werdẽ/ gab ſie ihm mit ernſtlichen Geberden dieſe Antwort: Gnug/ Fürſt von Suſa/ gnug/ wo es nicht gar zuviel iſt; und wes zeihet ihr euch gegen ein Koͤnigliches Fraͤulein/ die ihre Ehre tauſendmahl lieber als ihr Leben hat? Ich kan beteuren/ daß der groſſe Artabanus ſelbſt der Verwaͤgenheit nicht geweſen iſt/ mit dergleichen Anmuhtungen mich anzu- ſprengen/ da er doch ohn ein eheliches Gemahl lebet; und Fuͤrſt Gobares/ der geheyrahtet hat/ ſolte ungebuͤhrliche Liebe bey mir ſuchen duͤrffen? meinet ihr etwa/ ich werde euch dem groͤſſeſten Koͤnige vorzihen/ und euch in Unzucht folgen laſſen/ was jener in Koͤniglicher Heyraht nicht erhalten moͤgen? laſſet euch ja in Ewigkeit ſolcher Reden nicht mehr ver- lauten/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 938. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/976>, abgerufen am 17.06.2024.