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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
die abscheuhlichste Pein und Straffe/ welche er erdenken könte/ und daß alle Verrähter
an ihm sich spiegeln solten. Hernach bedachte er sich ein wenig/ und sagte bald darauff:
Nun dann/ weil ja unsere Groß Königl. Braut mit dem Schwerte sol und wil gewonnen
seyn/ wolan/ so muß es auch geschehen/ und wollen wir selbst mit einem unüberwindlichen
Heer von 500000 streit bahren Kriegsleuten zu Felde gehen; aber mein Bagophanes/
dürffte auch der freche Bube mit dem gezwungenen und bezauberten Fräulein nacher
Teutschland sich erheben/ ehe wir Persen erreicheten. Davor wil ich hafften/ daß es nicht
geschehen werde/ antwortete er; dann der weißmäulichte Herkules darf noch wol dräuen/
diese Länder nicht zuverlassen/ biß Artabanus (so verächtlich redete er) wegen der angebo-
tenen Ruhten ihm Abtrag gemacht habe; Weil ich nun ein solches unbeantwortet nicht
lassen/ noch die Königl. Beschimpffung anhören kunte/ hätte mirs umb ein Haar das Le-
ben gekostet. Ey/ sagte der König/ Abtrag sol er haben/ aber dermassen ungnädig/ daß ihm
die Haut davor schauren sol. Ihm aber erteilete der König völlige erlassung/ da unter an-
dern er dem Könige der Sysigamben Unschuld/ und wie sie von Valikules und dem be-
zauberten Fräulein hintergangen währe/ erzählete. Der König fragete ihn/ wo er dann
die zierliche Kleofis gelassen/ welche er ihm vor gehabte Mühe zum Gemahl zugedacht hät-
te. Sie ist als eine gefangene auffgehalten/ antwortete er/ hat sich bald darauff mit einem
Persischen Obristen leichtfertig gnug verheyrahtet/ und alle Parthische Träue abgeleget/
da Herkules noch wol an mich begehren durffte/ bey dem Könige abzufodern/ daß ihr vä-
terliches Erbe ihr ausgefolget würde/ wo sonst im widrigen falle er nicht ein fünffdoppel-
tes aus Parthen ablangen solte. Laß lauffen/ laß Kleofis lauffen/ antwortete der König/
Kleofis gibt oder nimt uns nichts/ deren Verlassenschafft dir krafft dieses erblich sol ge-
schenket seyn/ solt auch die frcye Wahl unter unserm ganzen annoch unausgezeichneten
Frauenzimmer zu deiner Verheyrahtung haben; dessen er sich untertähnigst bedankete/
sahe auch mehr auff Schönheit als auff Zucht/ und wählete eine Armenische/ die zwar an
Leibes Zierligkeit vortrefflich/ aber aus einem gemeinen Frauen Hause genommen/ und we-
gen ihrer Schönheit dem Könige geschenket wahr. Des folgenden Tages stelleten Volo-
geses und Pakorus nebst andern vornehmen Kriegshelden sich bey dem Könige ein/ ver-
nahmen Bagophanes obgedachtes Vorbringen/ und wolten nicht viel dawider reden/
weil der König ihn selbst entschuldigte. Die ersten tausend von dem Fräulein freigegebe-
ne kahmen des dritten Tages auch an/ liessen sich vorerst bey Vologeses melden/ und kla-
geten über Bagophanes vielfältiges grobes versehen/ nebest anzeigung/ daß sie von dem
ganzen gefangenen Heer Vollmacht und Befehl hätten/ ihn deswegen bey dem Könige
anzuklagen/ aber er widerriet ihnen solches geträulich/ weil sie nicht allein bey dem Könige
kein Gehör haben würden/ sondern Bagophanes aus Königlichem Befehl also gehan-
delt/ und nichts aus Betrug oder Verrähterey vorgenommen hätte. Der abgeschikte
Obriste mit seinen 20 Reutern kam auch bald hernach/ und gab Pakorus der Fräulein
Vortrag wegen Kleofis väterlichen Erbes zuvernehmen/ welcher nebst Vologeses es dem
Könige vortrug/ und zur Antwort bekam: Er hätte solches alles schon seinem geträuen
Hofmeister geschenket. Sollen dann die 90 Befehlichshaber im stiche bleiben? fragete
Pakorus/ so werden hernähst Eure Königl. Hocheit deren wenig bekommen/ wofern man
diese mit einem so gerignen Lösegelde freizumachen unterlassen wird. Und als der König

darauff

Vierdes Buch.
die abſcheuhlichſte Pein und Straffe/ welche er erdenken koͤnte/ und daß alle Verraͤhter
an ihm ſich ſpiegeln ſolten. Hernach bedachte er ſich ein wenig/ und ſagte bald darauff:
Nun dann/ weil ja unſere Groß Koͤnigl. Braut mit dem Schwerte ſol und wil gewoñen
ſeyn/ wolan/ ſo muß es auch geſchehen/ und wollen wir ſelbſt mit einem unuͤberwindlichen
Heer von 500000 ſtreit bahren Kriegsleuten zu Felde gehen; aber mein Bagophanes/
duͤrffte auch der freche Bube mit dem gezwungenen und bezauberten Fraͤulein nacher
Teutſchland ſich erheben/ ehe wir Perſen erreicheten. Davor wil ich hafften/ daß es nicht
geſchehen werde/ antwortete er; dann der weißmaͤulichte Herkules darf noch wol draͤuen/
dieſe Laͤnder nicht zuverlaſſen/ biß Artabanus (ſo veraͤchtlich redete er) wegen der angebo-
tenen Ruhten ihm Abtrag gemacht habe; Weil ich nun ein ſolches unbeantwortet nicht
laſſen/ noch die Koͤnigl. Beſchimpffung anhoͤren kunte/ haͤtte mirs umb ein Haar das Le-
ben gekoſtet. Ey/ ſagte der Koͤnig/ Abtrag ſol er haben/ aber dermaſſen ungnaͤdig/ daß ihm
die Haut davor ſchauren ſol. Ihm aber erteilete der Koͤnig voͤllige erlaſſung/ da unter an-
dern er dem Koͤnige der Syſigamben Unſchuld/ und wie ſie von Valikules und dem be-
zauberten Fraͤulein hintergangen waͤhre/ erzaͤhlete. Der Koͤnig fragete ihn/ wo er dann
die zierliche Kleofis gelaſſen/ welche er ihm vor gehabte Muͤhe zum Gemahl zugedacht haͤt-
te. Sie iſt als eine gefangene auffgehalten/ antwortete er/ hat ſich bald darauff mit einem
Perſiſchen Obriſten leichtfertig gnug verheyrahtet/ und alle Parthiſche Traͤue abgeleget/
da Herkules noch wol an mich begehren durffte/ bey dem Koͤnige abzufodern/ daß ihr vaͤ-
terliches Erbe ihr ausgefolget würde/ wo ſonſt im widrigen falle er nicht ein fuͤnffdoppel-
tes aus Parthen ablangen ſolte. Laß lauffen/ laß Kleofis lauffen/ antwortete der Koͤnig/
Kleofis gibt oder nimt uns nichts/ deren Verlaſſenſchafft dir krafft dieſes erblich ſol ge-
ſchenket ſeyn/ ſolt auch die frcye Wahl unter unſerm ganzen annoch unausgezeichneten
Frauenzimmer zu deiner Verheyrahtung haben; deſſen er ſich untertaͤhnigſt bedankete/
ſahe auch mehr auff Schoͤnheit als auff Zucht/ und waͤhlete eine Armeniſche/ die zwar an
Leibes Zierligkeit vortrefflich/ aber aus einem gemeinen Frauen Hauſe genommen/ und we-
gen ihrer Schoͤnheit dem Koͤnige geſchenket wahr. Des folgenden Tages ſtelleten Volo-
geſes und Pakorus nebſt andern vornehmen Kriegshelden ſich bey dem Koͤnige ein/ ver-
nahmen Bagophanes obgedachtes Vorbringen/ und wolten nicht viel dawider reden/
weil der Koͤnig ihn ſelbſt entſchuldigte. Die erſten tauſend von dem Fraͤulein freigegebe-
ne kahmen des dritten Tages auch an/ lieſſen ſich vorerſt bey Vologeſes melden/ und kla-
geten uͤber Bagophanes vielfaͤltiges grobes verſehen/ nebeſt anzeigung/ daß ſie von dem
ganzen gefangenen Heer Vollmacht und Befehl haͤtten/ ihn deswegen bey dem Koͤnige
anzuklagen/ aber er widerriet ihnen ſolches getraͤulich/ weil ſie nicht allein bey dem Koͤnige
kein Gehoͤr haben wuͤrden/ ſondern Bagophanes aus Koͤniglichem Befehl alſo gehan-
delt/ und nichts aus Betrug oder Verraͤhterey vorgenommen haͤtte. Der abgeſchikte
Obriſte mit ſeinen 20 Reutern kam auch bald hernach/ und gab Pakorus der Fraͤulein
Vortrag wegen Kleofis vaͤterlichen Erbes zuvernehmen/ welcher nebſt Vologeſes es dem
Koͤnige vortrug/ und zur Antwort bekam: Er haͤtte ſolches alles ſchon ſeinem getraͤuen
Hofmeiſter geſchenket. Sollen dann die 90 Befehlichshaber im ſtiche bleiben? fragete
Pakorus/ ſo werden hernaͤhſt Eure Koͤnigl. Hocheit deren wenig bekommen/ wofern man
dieſe mit einem ſo gerignen Loͤſegelde freizumachen unterlaſſen wird. Und als der Koͤnig

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 942. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/980>, abgerufen am 17.06.2024.