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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
wunderlich/ und nicht ohn Mitleiden anzuhören antwortete er/ wovon wir nach diesem
reden wollen. Vordißmahl aber die Ursach jenes Staubes überlegen/ welcher ohnzwei-
fel ein starkes Heer zeigen wird/ so uns rechtfertigen möchte. Also wurden die Völker in
Ordnung gestellet/ und Fabius wieder seinen Willen zum Volmächtigen Feld Herrn ge-
setzet; Leches mit den Teutschen hielt den Rechten; Neda und Priesla mit den Böhmen
den linken Flügel; er aber samt Klodius und Markus mit 7000 Römern und seinen 1000
geworbenen stunden in der mitte/ hielten auch nicht lange/ da sahen sie ein grosses Volk zu
Roß und Fuß durcheinander Schaarsweise als Flüchtige daher zihen/ ob würden sie ge-
jaget. So bald sie der unsern gewahr wurden/ stutzeten sie/ und gaben sich in Ordnung/ so
daß jeder Reuter-Flügel 7500 Köpffe/ und das Fuß Volk in der mitte 16000 Mann stark
wahr/ schicketen auch alsbald etliche aus/ die Menge der unsern zu überschlagen/ und da-
neben zuvernehmen/ wessen sie willens währen. Diese kahmen mit gnug trotzigem Muhte/
und begehreten kurzumb zu wissen/ was Volk sie währen/ und wohin sie gedächten. Fabius
antwortete; Sie würden solches anzuzeigen sich nicht wegern/ so bald sie wüsten/ welcher
Fürst oder grosser Herr es von ihnen foderte; und weil diese solches ohn Befehl nicht mel-
den wolten/ hinterbrachten sie diese Antwort. Als Gobares vernam/ daß er diesen an der
Zahl überlegen wahr/ ergriff er seinen gewöhnlichen Hochmuht/ und ließ ihnen andeuten;
ob er gleich nicht schuldig währe/ als ein grosser Reichs Fürst sich so weit zu demühtigen/
wolte er dannoch seinen Hoch Fürstlichen Stand und Nahmen/ als ein Beherscher des
Reichs Susiana nicht vertuschen. Wie? fragete Fabius mit grimmigem Gesichte/ ist er
etwa Fürst Gobares? Ja antwortete dieser/ daß ist sein Hoch Fürstlicher Nahme. Hierauf
entbrante er mit grimmigem Zorn/ und sagte zu Leches und den andern Häuptern: O ihr
meine liebe werte Herren und Freunde/ eben dieser Verrähter hat mich heimlich und öf-
fentlich wollen ermorden lassen/ und zwar ohn alle Ursach; bitte deßwegen von Herzen/ ver-
lasset mich nicht/ daß ich mich räche/ und mein Schart außwetze. Sie erbohten sich/ er sol-
te nach belieben handeln/ sie wolten Leben und Blut bey ihm auffsetzen. Worauff er dem
Abgesanten zur Antwort gab; Reitet hin/ und saget eurem Fürsten dem Bluthunde/ es fin-
de sich hieselbst ein redlicher Ritter/ an dem habe er ehmahls verrähterlich gehandelt/ wer-
de deßwegen von demselben zum absonderlichen Kampffe auff Leib und Leben außgefodert/
dessen er sich nicht entbrechen kan/ wo er nicht vor einen öffentlichen Schelm und Meu-
chelmörder wil außgeruffen seyn. Der Abgesante erschrak dieser Rede/ einwendend/ er
würde solches seinem Fürsten durch seine eigene Leute melden lassen/ und der Antwort ge-
wärtig seyn. Leches erboht sich diese Werbung abzulegen/ nam 20 Teutschen mit grossen
Schlacht Schwertern zu sich/ und soderte den Fürsten zum Gespräch/ dem er eben diesel-
ben Worte mit unerschrockener Stimme vortrug; welcher des Schimpfs zu bersten mei-
nete und zur Antwort gab; Du unverschämter Bube/ sage dem ehrenrürigen Schelmen/
er sey viel zuwenig/ Fürsten außzufodern und zu schelten. Du Schelm leugst beyderley/
anwortete Leches; dieser und ich sind redlich/ aber du stirbest wol ein Schelm. Da solte
man nun ein gemurre unter Gobares Völkern gehöret haben/ da bald der eine rieff; der
Fürst müste seinen ehrlichen Nahmen durch sich selbst oder durch einen andern rächen;
ein ander; was solte ein Fürst einem unbekanten Ritter sich zum Kampfe darstellen? Go-
bares wahr sehr listig/ und begehrete an seine Völker/ den Schluß alsbald zu machen/ ob er

selbst

Vierdes Buch.
wunderlich/ und nicht ohn Mitleiden anzuhoͤren antwortete er/ wovon wir nach dieſem
reden wollen. Vordißmahl aber die Urſach jenes Staubes uͤberlegen/ welcher ohnzwei-
fel ein ſtarkes Heer zeigen wird/ ſo uns rechtfertigen moͤchte. Alſo wurden die Voͤlker in
Ordnung geſtellet/ und Fabius wieder ſeinen Willen zum Volmaͤchtigen Feld Herrn ge-
ſetzet; Leches mit den Teutſchen hielt den Rechten; Neda und Prieſla mit den Boͤhmen
den linken Flügel; er aber ſamt Klodius und Markus mit 7000 Roͤmern uñ ſeinen 1000
geworbenen ſtunden in der mitte/ hielten auch nicht lange/ da ſahen ſie ein groſſes Volk zu
Roß und Fuß durcheinander Schaarsweiſe als Fluͤchtige daher zihen/ ob wuͤrden ſie ge-
jaget. So bald ſie der unſern gewahr wurden/ ſtutzeten ſie/ und gaben ſich in Ordnung/ ſo
daß jeder Reuter-Fluͤgel 7500 Koͤpffe/ und das Fuß Volk in der mitte 16000 Mann ſtark
wahr/ ſchicketen auch alsbald etliche aus/ die Menge der unſern zu uͤberſchlagen/ und da-
neben zuvernehmẽ/ weſſen ſie willens waͤhren. Dieſe kahmen mit gnug trotzigem Muhte/
und begehreten kurzumb zu wiſſen/ was Volk ſie waͤhꝛen/ und wohin ſie gedaͤchten. Fabius
antwortete; Sie wuͤrden ſolches anzuzeigen ſich nicht wegern/ ſo bald ſie wuͤſten/ welcher
Fürſt oder groſſer Herr es von ihnen foderte; und weil dieſe ſolches ohn Befehl nicht mel-
den wolten/ hinterbrachten ſie dieſe Antwort. Als Gobares vernam/ daß er dieſen an der
Zahl überlegen wahr/ ergriff er ſeinen gewoͤhnlichen Hochmuht/ und ließ ihnen andeuten;
ob er gleich nicht ſchuldig waͤhre/ als ein groſſer Reichs Fuͤrſt ſich ſo weit zu demuͤhtigen/
wolte er dannoch ſeinen Hoch Fuͤrſtlichen Stand und Nahmen/ als ein Beherſcher des
Reichs Suſiana nicht vertuſchen. Wie? fragete Fabius mit grimmigem Geſichte/ iſt er
etwa Fürſt Gobares? Ja antwortete dieſer/ daß iſt ſein Hoch Fuͤrſtlicher Nahme. Hierauf
entbrante er mit grimmigem Zorn/ und ſagte zu Leches und den andern Haͤuptern: O ihr
meine liebe werte Herren und Freunde/ eben dieſer Verraͤhter hat mich heimlich und oͤf-
fentlich wollen ermorden laſſen/ und zwar ohn alle Uꝛſach; bitte deßwegen von Herzen/ ver-
laſſet mich nicht/ daß ich mich raͤche/ und mein Schart außwetze. Sie erbohten ſich/ er ſol-
te nach belieben handeln/ ſie wolten Leben und Blut bey ihm auffſetzen. Worauff er dem
Abgeſanten zur Antwort gab; Reitet hin/ und ſaget eurem Fürſten dem Bluthunde/ es fin-
de ſich hieſelbſt ein redlicher Ritter/ an dem habe er ehmahls verraͤhterlich gehandelt/ weꝛ-
de deßwegen von demſelben zum abſonderlichen Kampffe auff Leib und Leben außgefodert/
deſſen er ſich nicht entbrechen kan/ wo er nicht vor einen oͤffentlichen Schelm und Meu-
chelmoͤrder wil außgeruffen ſeyn. Der Abgeſante erſchrak dieſer Rede/ einwendend/ er
wuͤrde ſolches ſeinem Fuͤrſten durch ſeine eigene Leute melden laſſen/ und der Antwort ge-
waͤrtig ſeyn. Leches erboht ſich dieſe Werbung abzulegen/ nam 20 Teutſchen mit groſſen
Schlacht Schwertern zu ſich/ und ſoderte den Fuͤrſten zum Geſpraͤch/ dem er eben dieſel-
ben Worte mit unerſchrockener Stimme vortrug; welcher des Schimpfs zu berſten mei-
nete und zur Antwort gab; Du unverſchaͤmter Bube/ ſage dem ehrenruͤrigen Schelmẽ/
er ſey viel zuwenig/ Fuͤrſten außzufodern und zu ſchelten. Du Schelm leugſt beyderley/
anwortete Leches; dieſer und ich ſind redlich/ aber du ſtirbeſt wol ein Schelm. Da ſolte
man nun ein gemurre unter Gobares Voͤlkern gehoͤret haben/ da bald der eine rieff; der
Fuͤrſt müſte ſeinen ehrlichen Nahmen durch ſich ſelbſt oder durch einen andern raͤchen;
ein ander; was ſolte ein Fuͤrſt einem unbekanten Ritter ſich zum Kampfe darſtellen? Go-
bares wahr ſehr liſtig/ und begehrete an ſeine Voͤlker/ den Schluß alsbald zu machen/ ob er

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 952. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/990>, abgerufen am 17.06.2024.