Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Vierdes Buch. tertähnigste Dienerinnen/ erfreuen uns derselben glüklichen Erreitung von Herzen/ demühtigst bittend/uns bey dem anwesen den fremden Frauenzimmer etwa ein geringes Kleid loßzumachen/ damit wir uns ein wenig bedecken mögen. O ja/ sagte Valiska; und muste Libussa alsbald mit der Gutsche nach dem Lager rennen/ unter welcher Zeit Neda raum bekam/ bey dem Fräulein sich zumelden/ welchen sie also empfing: Ich weis nicht/ mein Freund/ ob ich euch mit kühnen Augen ansehen darff/ in betrachtung/ der euch von mir angefügeten Unbilligkeit/ daß ich eure liebste Brelen genöhtiget/ sich einem andern zuergeben/ wiewol bald nach threm abscheide mich solches sehr gereuet hat/ und gefält mir überaus wol/ daß ihrs so habt können über euch hingehen lassen/ und nicht destoweniger/ wie ich merke/ der Brelen Freund seyn; ich kan nicht mehr/ als mich erbieten/ es nach mögligkeit in andere Wege zuersetzen. Bre- la solches hörend/ fing an zu schmuzern; er aber gab zur Antwort; Durchl. Fräulein/ daß dieselbe mei- ne versprochene Brelen jensmahl an den Meer Räuber Alexander verlobet/ bedanke ich mich unter- tähnigst/ als wodurch dieselbe mir wieder eingeliefert ist/ massen dieser Reise-Bräutigam nicht al- lein mein Brelichen ohn alle anfechtung ihrer Zucht/ nach Padua wol übergebracht/ sondern auch in der Stunde meiner Ankunft daselbst/ mir dieselbe ohn einige Wiederrede/ mit allen seinen Gütern ü- bergelassen. O daß mus wol ein redlicher frommer Alexander seyn/ sagte Valiska. Ja/ antwortete er/ ich habe ihn nicht anders als from gekant. Brela kunte solchen Spot nicht wol leiden/ und sagte zu ihm; habt ihr eure Zusage jenseit des Meers getahn/ schon vergessen? erzählete auch dem Fräulein/ was ge- stalt Alexander des Tages vor dem angesetzten Beylager umbkommen währe. Libussa kam mit den Klei- dern wieder an/ lieferte sie dem entblösseten Frauenzimmer/ und meldete dem Fräulein vieltausend grüs- se an von Prag und Padua/ lockete sie auch von der Geselschaft abe/ umb mit ihr allein zu reden/ da sie ihr nit allein zuvernehmen gab/ wie herzlich ihre Fr. Mutter sich über ihre künftige Heyraht mit Her- kules erfreuete/ sondern auch/ was gestalt der junge Frankische Groß Fürst aber eins um ihre Heyraht geworben/ und bey der Gesandschaft selbst als ein Schreiber gewest/ hätte anfangs ihre Entführung vor ein Geticht gehalten/ nachgehends seine Ohmacht darüber sehen lassen/ und währe zu Prag die Zei- tung erschollen/ daß er vor grosser Liebe in eine Unsinnigkeit gerahten/ und unter Ketten und Banden in einem verschlossenen Gewölbe müste gehalten werden/ gäbe vor/ er währe Groß Fürst Herkules/ und müste den Franken Markomir erwürgen/ darumb daß er ihm nach seinem Gemahl stünde/ ihm dassel- be abzuspenstigen. Sie hörete solches mit entsetzen/ und sagte; Es ist mir dieses jungen Fürsten Unfal herzlich leid/ weil ichs aber nicht zuendern/ vielweniger ihn zuvergnügen weiß/ mus man solches dem lieben Gott heim stellen/ welchen ich inbrünstig anruffen wil/ daß er ihm seine Vernunft wieder heilen/ und die vergeblichen liebes Flammen in seiner Seele außlöschen wolle. Ich kan mich aber mit dieser Zei- tung vordismahl nicht ängsten/ weil ich nicht weiß/ ob mein voriges Elend oder die jetzige Freude grös- ser ist/ nachdem ich nicht allein der meinen Gesundheit und Wolergehen nach geschehener Erlösung er- fahren/ sondern meinen H. Schwager und Bruder H. Fabius angetroffen/ und dich meine allerge- träueste alte Trösterin wieder bey mir habe; zweifele auch nicht/ du werdest mit deinem Leches schon beygeleget seyn; Ist daß fragens wert/ Gn. Fräulein/ antwortete sie/; ich habe wol gewust/ und bin ich niemahls auff eure Gn. zorniger gewesen/ als das sie mich vor meiner Gn. Königin so beschämet/ daß ich umb das schleunige Beylager selbst habe anhalten müssen. Hastu mir aber gehorsamet/ fragete Valiska. Was solte ich nicht gehorsamet haben/ sagte sie/ lieber hätte ich ihn selbst darzu gebehten/ ehe euer Gn. Hulde ich mich verlustig machen wollen/ wiewol ich mich deßwegen von meinen Gespie- len auff dieser Reise rechtschaffen habe leiden müssen; doch/ die Warheit zu sagen/ wahr mirs eben so hart nicht zu wieder/ als ich michs äusserlich annam. Valiska lachete ihrer lezten Worte und sagete: So wirstu nun erkennen/ daß ichs gut mit dir gemeinet habe; wie anders? antwortete sie/ wann nur meiner ehemahligen Freiheit nach/ ich fragen dürfte/ wovor eure Gn. ich nunmehr halten solte/ und zwar in vertrauen. Sie wolte mit ihr scherzen/ und wieder antwortete; Bistu so lange mit mir umb- gangen/ und weist noch nicht/ wovor du mich halten solt? weistu nicht/ daß ich Baliska bin? ja weistn nicht daß ich das Königliche Fräulein aus Böhmen bin? endlich/ weistu nicht/ daß ich der geraubete Herkulistus bin? ich halte/ du werdest dein Gedächtnis zu Padua vertauschet/ oder es deinem Leches samt
Vierdes Buch. tertaͤhnigſte Dieneriñen/ erfreuen uns derſelben gluͤklichen Erreitung von Herzẽ/ demuͤhtigſt bittend/uns bey dem anweſen den fremden Frauenzim̃er etwa ein geringes Kleid loßzumachen/ damit wir uns ein wenig bedecken moͤgen. O ja/ ſagte Valiſka; und muſte Libuſſa alsbald mit der Gutſche nach dem Lager rennen/ unter welcher Zeit Neda raum bekam/ bey dem Fraͤulein ſich zumelden/ welchen ſie alſo empfing: Ich weis nicht/ mein Freund/ ob ich euch mit kuͤhnen Augen anſehen darff/ in betrachtung/ der euch von mir angefuͤgeten Unbilligkeit/ daß ich eure liebſte Brelen genoͤhtiget/ ſich einem andern zuergeben/ wiewol bald nach threm abſcheide mich ſolches ſehr gereuet hat/ uñ gefaͤlt mir uͤberaus wol/ daß ihrs ſo habt koͤnnen uͤber euch hingehen laſſen/ und nicht deſtoweniger/ wie ich merke/ der Brelen Freund ſeyn; ich kan nicht mehr/ als mich erbieten/ es nach moͤgligkeit in andere Wege zuerſetzẽ. Bre- la ſolches hoͤrend/ fing an zu ſchmuzern; er aber gab zur Antwort; Durchl. Fraͤulein/ daß dieſelbe mei- ne verſprochene Brelen jensmahl an den Meer Raͤuber Alexander verlobet/ bedanke ich mich unter- taͤhnigſt/ als wodurch dieſelbe mir wieder eingeliefert iſt/ maſſen dieſer Reiſe-Braͤutigam nicht al- lein mein Brelichen ohn alle anfechtung ihrer Zucht/ nach Padua wol uͤbergebracht/ ſondern auch in der Stunde meiner Ankunft daſelbſt/ mir dieſelbe ohn einige Wiederrede/ mit allen ſeinen Guͤtern uͤ- bergelaſſen. O daß mus wol ein redlicher from̃er Alexander ſeyn/ ſagte Valiſka. Ja/ antwortete er/ ich habe ihn nicht anders als from gekant. Brela kunte ſolchen Spot nicht wol leiden/ uñ ſagte zu ihm; habt ihr eure Zuſage jenſeit des Meers getahn/ ſchon vergeſſen? erzaͤhlete auch dem Fraͤulein/ was ge- ſtalt Alexander des Tages vor dem angeſetzten Beylager umbkom̃en waͤhre. Libuſſa kam mit den Klei- dern wieder an/ lieferte ſie dem entbloͤſſeten Frauenzim̃er/ uñ meldete dem Fraͤulein vieltauſend gruͤſ- ſe an von Prag und Padua/ lockete ſie auch von der Geſelſchaft abe/ umb mit ihr allein zu reden/ da ſie ihr nit allein zuvernehmen gab/ wie herzlich ihre Fr. Mutter ſich uͤber ihre kuͤnftige Heyraht mit Her- kules erfreuete/ ſondern auch/ was geſtalt der junge Frankiſche Groß Fuͤrſt aber eins um ihre Heyraht geworben/ und bey der Geſandſchaft ſelbſt als ein Schreiber geweſt/ haͤtte anfangs ihre Entfuͤhrung vor ein Geticht gehalten/ nachgehends ſeine Ohmacht daruͤber ſehen laſſen/ und waͤhre zu Prag die Zei- tung erſchollen/ daß er vor groſſer Liebe in eine Unſinnigkeit gerahten/ und unter Ketten und Banden in einem verſchloſſenen Gewoͤlbe muͤſte gehalten werden/ gaͤbe vor/ er waͤhre Groß Fuͤrſt Herkules/ und muͤſte den Franken Markomir erwuͤrgen/ darumb daß er ihm nach ſeinem Gemahl ſtuͤnde/ ihm daſſel- be abzuſpenſtigen. Sie hoͤrete ſolches mit entſetzen/ und ſagte; Es iſt mir dieſes jungen Fuͤrſten Unfal herzlich leid/ weil ichs aber nicht zuendern/ vielweniger ihn zuvergnuͤgen weiß/ mus man ſolches dem lieben Gott heim ſtellen/ welchen ich inbruͤnſtig anruffen wil/ daß er ihm ſeine Vernunft wieder heilen/ und die vergeblichen liebes Flam̃en in ſeiner Seele außloͤſchen wolle. Ich kan mich aber mit dieſer Zei- tung vordiſmahl nicht aͤngſten/ weil ich nicht weiß/ ob mein voriges Elend oder die jetzige Freude groͤſ- ſer iſt/ nachdem ich nicht allein der meinen Geſundheit und Wolergehen nach geſchehener Erloͤſung er- fahren/ ſondern meinen H. Schwager und Bruder H. Fabius angetroffen/ und dich meine allerge- traͤueſte alte Troͤſterin wieder bey mir habe; zweifele auch nicht/ du werdeſt mit deinem Leches ſchon beygeleget ſeyn; Iſt daß fragens wert/ Gn. Fraͤulein/ antwortete ſie/; ich habe wol gewuſt/ und bin ich niemahls auff eure Gn. zorniger geweſen/ als das ſie mich vor meiner Gn. Koͤnigin ſo beſchaͤmet/ daß ich umb das ſchleunige Beylager ſelbſt habe anhalten muͤſſen. Haſtu mir aber gehorſamet/ fragete Valiſka. Was ſolte ich nicht gehorſamet haben/ ſagte ſie/ lieber haͤtte ich ihn ſelbſt darzu gebehten/ ehe euer Gn. Hulde ich mich verluſtig machen wollen/ wiewol ich mich deßwegen von meinen Geſpie- len auff dieſer Reiſe rechtſchaffen habe leiden muͤſſen; doch/ die Warheit zu ſagen/ wahr mirs eben ſo hart nicht zu wieder/ als ich michs aͤuſſerlich annam. Valiſka lachete ihrer lezten Worte und ſagete: So wirſtu nun erkennen/ daß ichs gut mit dir gemeinet habe; wie anders? antwortete ſie/ wann nur meiner ehemahligen Freiheit nach/ ich fragen duͤrfte/ wovor eure Gn. ich nunmehr halten ſolte/ und zwar in vertrauen. Sie wolte mit ihr ſcherzen/ und wieder antwortete; Biſtu ſo lange mit mir umb- gangen/ und weiſt noch nicht/ wovor du mich halten ſolt? weiſtu nicht/ daß ich Baliſka bin? ja weiſtn nicht daß ich das Koͤnigliche Fraͤulein aus Boͤhmen bin? endlich/ weiſtu nicht/ daß ich der geraubete Herkuliſtus bin? ich halte/ du werdeſt dein Gedaͤchtnis zu Padua vertauſchet/ oder es deinem Leches ſamt
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O ja/ ſagte Valiſka; und muſte Libuſſa alsbald mit der Gutſche nach dem<lb/> Lager rennen/ unter welcher Zeit Neda raum bekam/ bey dem Fraͤulein ſich zumelden/ welchen ſie alſo<lb/> empfing: Ich weis nicht/ mein Freund/ ob ich euch mit kuͤhnen Augen anſehen darff/ in betrachtung/<lb/> der euch von mir angefuͤgeten Unbilligkeit/ daß ich eure liebſte Brelen genoͤhtiget/ ſich einem andern<lb/> zuergeben/ wiewol bald nach threm abſcheide mich ſolches ſehr gereuet hat/ uñ gefaͤlt mir uͤberaus wol/<lb/> daß ihrs ſo habt koͤnnen uͤber euch hingehen laſſen/ und nicht deſtoweniger/ wie ich merke/ der Brelen<lb/> Freund ſeyn; ich kan nicht mehr/ als mich erbieten/ es nach moͤgligkeit in andere Wege zuerſetzẽ. Bre-<lb/> la ſolches hoͤrend/ fing an zu ſchmuzern; er aber gab zur Antwort; Durchl. Fraͤulein/ daß dieſelbe mei-<lb/> ne verſprochene Brelen jensmahl an den Meer Raͤuber Alexander verlobet/ bedanke ich mich unter-<lb/> taͤhnigſt/ als wodurch dieſelbe mir wieder eingeliefert iſt/ maſſen dieſer Reiſe-Braͤutigam nicht al-<lb/> lein mein Brelichen ohn alle anfechtung ihrer Zucht/ nach Padua wol uͤbergebracht/ ſondern auch in<lb/> der Stunde meiner Ankunft daſelbſt/ mir dieſelbe ohn einige Wiederrede/ mit allen ſeinen Guͤtern uͤ-<lb/> bergelaſſen. O daß mus wol ein redlicher from̃er Alexander ſeyn/ ſagte Valiſka. Ja/ antwortete er/<lb/> ich habe ihn nicht anders als from gekant. Brela kunte ſolchen Spot nicht wol leiden/ uñ ſagte zu ihm;<lb/> habt ihr eure Zuſage jenſeit des Meers getahn/ ſchon vergeſſen? erzaͤhlete auch dem Fraͤulein/ was ge-<lb/> ſtalt Alexander des Tages vor dem angeſetzten Beylager umbkom̃en waͤhre. Libuſſa kam mit den Klei-<lb/> dern wieder an/ lieferte ſie dem entbloͤſſeten Frauenzim̃er/ uñ meldete dem Fraͤulein vieltauſend gruͤſ-<lb/> ſe an von Prag und Padua/ lockete ſie auch von der Geſelſchaft abe/ umb mit ihr allein zu reden/ da ſie<lb/> ihr nit allein zuvernehmen gab/ wie herzlich ihre Fr. Mutter ſich uͤber ihre kuͤnftige Heyraht mit Her-<lb/> kules erfreuete/ ſondern auch/ was geſtalt der junge Frankiſche Groß Fuͤrſt aber eins um ihre Heyraht<lb/> geworben/ und bey der Geſandſchaft ſelbſt als ein Schreiber geweſt/ haͤtte anfangs ihre Entfuͤhrung<lb/> vor ein Geticht gehalten/ nachgehends ſeine Ohmacht daruͤber ſehen laſſen/ und waͤhre zu Prag die Zei-<lb/> tung erſchollen/ daß er vor groſſer Liebe in eine Unſinnigkeit gerahten/ und unter Ketten und Banden<lb/> in einem verſchloſſenen Gewoͤlbe muͤſte gehalten werden/ gaͤbe vor/ er waͤhre Groß Fuͤrſt Herkules/ und<lb/> muͤſte den Franken Markomir erwuͤrgen/ darumb daß er ihm nach ſeinem Gemahl ſtuͤnde/ ihm daſſel-<lb/> be abzuſpenſtigen. 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Vierdes Buch.
tertaͤhnigſte Dieneriñen/ erfreuen uns derſelben gluͤklichen Erreitung von Herzẽ/ demuͤhtigſt bittend/
uns bey dem anweſen den fremden Frauenzim̃er etwa ein geringes Kleid loßzumachen/ damit wir uns
ein wenig bedecken moͤgen. O ja/ ſagte Valiſka; und muſte Libuſſa alsbald mit der Gutſche nach dem
Lager rennen/ unter welcher Zeit Neda raum bekam/ bey dem Fraͤulein ſich zumelden/ welchen ſie alſo
empfing: Ich weis nicht/ mein Freund/ ob ich euch mit kuͤhnen Augen anſehen darff/ in betrachtung/
der euch von mir angefuͤgeten Unbilligkeit/ daß ich eure liebſte Brelen genoͤhtiget/ ſich einem andern
zuergeben/ wiewol bald nach threm abſcheide mich ſolches ſehr gereuet hat/ uñ gefaͤlt mir uͤberaus wol/
daß ihrs ſo habt koͤnnen uͤber euch hingehen laſſen/ und nicht deſtoweniger/ wie ich merke/ der Brelen
Freund ſeyn; ich kan nicht mehr/ als mich erbieten/ es nach moͤgligkeit in andere Wege zuerſetzẽ. Bre-
la ſolches hoͤrend/ fing an zu ſchmuzern; er aber gab zur Antwort; Durchl. Fraͤulein/ daß dieſelbe mei-
ne verſprochene Brelen jensmahl an den Meer Raͤuber Alexander verlobet/ bedanke ich mich unter-
taͤhnigſt/ als wodurch dieſelbe mir wieder eingeliefert iſt/ maſſen dieſer Reiſe-Braͤutigam nicht al-
lein mein Brelichen ohn alle anfechtung ihrer Zucht/ nach Padua wol uͤbergebracht/ ſondern auch in
der Stunde meiner Ankunft daſelbſt/ mir dieſelbe ohn einige Wiederrede/ mit allen ſeinen Guͤtern uͤ-
bergelaſſen. O daß mus wol ein redlicher from̃er Alexander ſeyn/ ſagte Valiſka. Ja/ antwortete er/
ich habe ihn nicht anders als from gekant. Brela kunte ſolchen Spot nicht wol leiden/ uñ ſagte zu ihm;
habt ihr eure Zuſage jenſeit des Meers getahn/ ſchon vergeſſen? erzaͤhlete auch dem Fraͤulein/ was ge-
ſtalt Alexander des Tages vor dem angeſetzten Beylager umbkom̃en waͤhre. Libuſſa kam mit den Klei-
dern wieder an/ lieferte ſie dem entbloͤſſeten Frauenzim̃er/ uñ meldete dem Fraͤulein vieltauſend gruͤſ-
ſe an von Prag und Padua/ lockete ſie auch von der Geſelſchaft abe/ umb mit ihr allein zu reden/ da ſie
ihr nit allein zuvernehmen gab/ wie herzlich ihre Fr. Mutter ſich uͤber ihre kuͤnftige Heyraht mit Her-
kules erfreuete/ ſondern auch/ was geſtalt der junge Frankiſche Groß Fuͤrſt aber eins um ihre Heyraht
geworben/ und bey der Geſandſchaft ſelbſt als ein Schreiber geweſt/ haͤtte anfangs ihre Entfuͤhrung
vor ein Geticht gehalten/ nachgehends ſeine Ohmacht daruͤber ſehen laſſen/ und waͤhre zu Prag die Zei-
tung erſchollen/ daß er vor groſſer Liebe in eine Unſinnigkeit gerahten/ und unter Ketten und Banden
in einem verſchloſſenen Gewoͤlbe muͤſte gehalten werden/ gaͤbe vor/ er waͤhre Groß Fuͤrſt Herkules/ und
muͤſte den Franken Markomir erwuͤrgen/ darumb daß er ihm nach ſeinem Gemahl ſtuͤnde/ ihm daſſel-
be abzuſpenſtigen. Sie hoͤrete ſolches mit entſetzen/ und ſagte; Es iſt mir dieſes jungen Fuͤrſten Unfal
herzlich leid/ weil ichs aber nicht zuendern/ vielweniger ihn zuvergnuͤgen weiß/ mus man ſolches dem
lieben Gott heim ſtellen/ welchen ich inbruͤnſtig anruffen wil/ daß er ihm ſeine Vernunft wieder heilen/
und die vergeblichen liebes Flam̃en in ſeiner Seele außloͤſchen wolle. Ich kan mich aber mit dieſer Zei-
tung vordiſmahl nicht aͤngſten/ weil ich nicht weiß/ ob mein voriges Elend oder die jetzige Freude groͤſ-
ſer iſt/ nachdem ich nicht allein der meinen Geſundheit und Wolergehen nach geſchehener Erloͤſung er-
fahren/ ſondern meinen H. Schwager und Bruder H. Fabius angetroffen/ und dich meine allerge-
traͤueſte alte Troͤſterin wieder bey mir habe; zweifele auch nicht/ du werdeſt mit deinem Leches ſchon
beygeleget ſeyn; Iſt daß fragens wert/ Gn. Fraͤulein/ antwortete ſie/; ich habe wol gewuſt/ und bin
ich niemahls auff eure Gn. zorniger geweſen/ als das ſie mich vor meiner Gn. Koͤnigin ſo beſchaͤmet/
daß ich umb das ſchleunige Beylager ſelbſt habe anhalten muͤſſen. Haſtu mir aber gehorſamet/ fragete
Valiſka. Was ſolte ich nicht gehorſamet haben/ ſagte ſie/ lieber haͤtte ich ihn ſelbſt darzu gebehten/
ehe euer Gn. Hulde ich mich verluſtig machen wollen/ wiewol ich mich deßwegen von meinen Geſpie-
len auff dieſer Reiſe rechtſchaffen habe leiden muͤſſen; doch/ die Warheit zu ſagen/ wahr mirs eben ſo
hart nicht zu wieder/ als ich michs aͤuſſerlich annam. Valiſka lachete ihrer lezten Worte und ſagete:
So wirſtu nun erkennen/ daß ichs gut mit dir gemeinet habe; wie anders? antwortete ſie/ wann nur
meiner ehemahligen Freiheit nach/ ich fragen duͤrfte/ wovor eure Gn. ich nunmehr halten ſolte/ und
zwar in vertrauen. Sie wolte mit ihr ſcherzen/ und wieder antwortete; Biſtu ſo lange mit mir umb-
gangen/ und weiſt noch nicht/ wovor du mich halten ſolt? weiſtu nicht/ daß ich Baliſka bin? ja weiſtn
nicht daß ich das Koͤnigliche Fraͤulein aus Boͤhmen bin? endlich/ weiſtu nicht/ daß ich der geraubete
Herkuliſtus bin? ich halte/ du werdeſt dein Gedaͤchtnis zu Padua vertauſchet/ oder es deinem Leches
ſamt
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 959. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/997>, abgerufen am 26.06.2024. |