Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Fünftes Buch. dann die von Artabanus ihnen getahne Zusage des dreyfachen Soldes hatte sie kühn undmuhtig gemacht/ daß sie keine Gefahr scheuheten/ und immer vor sich hin matzeten. Gallus samlete 1000 Mann umb sich/ mit denen er Surinas entgegen trat/ weil er den grösten Schaden taht/ machte ihn auch durch seine Ankunfft stutzen/ daß er weiter nit durch drang; aber als diese beyde einander auffstiessen/ und einen harten Straus hielten/ zohe Gallus den kürzern/ und ward nach empfangenen fünff Wunden gefangen hinweg geschleppet. Arte- barzanes gedachte ihn zuentsetzen/ fiel auch so grimmig an/ daß Surinas mit seiner Schaar hinter sich weichen muste/ dem aber seiner Obristen einer mit 3000 Mann zu hülffe kam/ mit dem er auffs neue anfiel/ daß die Persen hinter sich gingen/ und in grosser Menge ni- dergeschlagen wurden; auch Artobarzanes selbst ging zu grunde im absonderlichen Strei- te gegen Surinas/ mit dem er ohndas in tödlicher Feindschaft lebete/ welches daher ent- stund. Ein vornehmer Medischer Herr/ nahmens Tigranes/ hatte gar ein schönes Fräu- lein/ nahmens Atossa/ mit welcher Surinas sich ehelich hinter der Eltern Willen verspro- chen hatte/ der Hoffnung/ nachgehends deren Einwilligung leicht zuerhalten; als er aber umb sie werben ließ/ bekam er abschlägige Antwort/ unter dieser Einwendung/ sie währe einem andern schon zugesagt. Wie dann Groß Funrst Phraortes umb sie bey den Eltern angehalten/ daß seines Bruders Sohn Artobarzanes sie ehelichen möchte/ welches also bald bewilliget/ und dem Groß Fürsten mit grossem Dank nach seinem gnädigen gefallen zuschaffen/ übergeben ward. Ein ander Parthischer Herr/ nahmens Ariarates hatte kurz vor diesem nach ihr gefreiet/ und einen Korb erhalten/ dessen er von Surinas etlichemahl durch schimpfliche reden gestochen wahr; daher er ihm dieses Glük mißgönnete; und als er in geheim erfuhr/ daß Surinas willens wahr/ mit 600 Reutern auffzubrechen/ und das Fräulein mit ihrer guten bewilligung heimlich zuentführen/ machete er solches ihren El- tern durch einen dritten vertraulichen zu wissen; sie hätten sich fleissig vorzusehen/ daß ih- nen Frl. Atossa nicht in kurzen durch gewaltsamkeit geraubet würde. Nun hatten die El- tern an ihr gemerket/ daß sie verliebet wahr; dann ihre Leibdienerin (deren sie nicht gut heis- sen wolte/ daß sie mit ihres Herrn Vaters Leibdiener Leichtfertigkeit trieb) machte ihnen aus Rachgier kund/ daß sie offters geheime Brieffe schriebe/ welche/ wo sie nicht irrete/ an Herrn Surinas hielten; deßwegen sie die gute Tochter alsbald vornahmen/ ihr heimli- ches Lädichen öffneten/ und darin von Surinas zwölff Schreiben funden/ aus derem lez- ten sie den gemachten Anschlag richtig erfuhren/ dem sie sonsten nicht hätten vorkommen mögen. Das Fräulein meinete nicht anders/ dann ihr Vater wolte sie erwürgen/ so grim- mig stellete er sich; daher sie aus furcht des todes sich erklärete/ seinem Willen folge zu lei- sten/ der sie stündlich nach Ekbatana bringen ließ/ nachdem sie ihm durch einen äid versich- ert hatte/ daß von Surinas sie annoch unberühret währe. Er hatte aber noch ein schönes Fräulein bey sich/ nahmens Anutis/ seiner Stieffschwester Tochter/ die von schlechten mit- reln wahr; dieselbe stellete er nach gemachtem Schlusse an den Raubeplaz/ putzete sie tref- lich aus/ und unterrichtete sie/ wessen sie sich verhalten solte. Surinas fand sich dahin/ der Hoffnung/ seine geliebte Frl. Atossen anzutreffen/ da Frl. Anutis ihn also anredete: Wol- gebohrner Herr/ meine herzgeliebte hochvertrauete Wase Frl. Atossa/ meldet euer Liebe ihren Gruß/ und lässet ihn durch mich schmerzlich wissen/ daß ein boßhaftiger Verrähter euer
Fuͤnftes Buch. dañ die von Artabanus ihnen getahne Zuſage des dreyfachen Soldes hatte ſie kuͤhn undmuhtig gemacht/ daß ſie keine Gefahr ſcheuheten/ und immer vor ſich hin matzeten. Gallus ſamlete 1000 Mann umb ſich/ mit denen er Surinas entgegen trat/ weil er den groͤſten Schaden taht/ machte ihn auch durch ſeine Ankunfft ſtutzen/ daß er weiter nit durch drang; aber als dieſe beyde einander auffſtieſſen/ und einen harten Straus hielten/ zohe Gallus den kuͤrzern/ und ward nach empfangenen fuͤnff Wunden gefangen hinweg geſchleppet. Arte- barzanes gedachte ihn zuentſetzen/ fiel auch ſo grim̃ig an/ daß Surinas mit ſeiner Schaar hinter ſich weichen muſte/ dem aber ſeiner Obriſten einer mit 3000 Mann zu huͤlffe kam/ mit dem er auffs neue anfiel/ daß die Perſen hinter ſich gingen/ und in groſſer Menge ni- dergeſchlagen wurden; auch Artobarzanes ſelbſt ging zu grunde im abſonderlichen Strei- te gegen Surinas/ mit dem er ohndas in toͤdlicher Feindſchaft lebete/ welches daher ent- ſtund. Ein vornehmer Mediſcher Herr/ nahmens Tigranes/ hatte gar ein ſchoͤnes Fraͤu- lein/ nahmens Atoſſa/ mit welcher Surinas ſich ehelich hinter der Eltern Willen verſpro- chen hatte/ der Hoffnung/ nachgehends deren Einwilligung leicht zuerhalten; als er aber umb ſie werben ließ/ bekam er abſchlaͤgige Antwort/ unter dieſer Einwendung/ ſie waͤhre einem andern ſchon zugeſagt. Wie dann Groß Fũrſt Phraortes umb ſie bey den Eltern angehalten/ daß ſeines Bruders Sohn Artobarzanes ſie ehelichen moͤchte/ welches alſo bald bewilliget/ und dem Groß Fuͤrſten mit groſſem Dank nach ſeinem gnaͤdigen gefallen zuſchaffen/ uͤbergeben ward. Ein ander Parthiſcher Herr/ nahmens Ariarates hatte kurz vor dieſem nach ihr gefreiet/ und einen Korb erhalten/ deſſen er von Surinas etlichemahl durch ſchimpfliche reden geſtochen wahr; daher er ihm dieſes Gluͤk mißgoͤnnete; und als er in geheim erfuhr/ daß Surinas willens wahr/ mit 600 Reutern auffzubrechen/ und das Fraͤulein mit ihrer guten bewilligung heimlich zuentfuͤhren/ machete er ſolches ihren El- tern durch einen dritten vertraulichen zu wiſſen; ſie haͤtten ſich fleiſſig vorzuſehen/ daß ih- nen Frl. Atoſſa nicht in kurzen durch gewaltſamkeit geraubet würde. Nun hatten die El- tern an ihr gemerket/ daß ſie verliebet wahr; dann ihre Leibdienerin (deren ſie nicht gut heiſ- ſen wolte/ daß ſie mit ihres Herrn Vaters Leibdiener Leichtfertigkeit trieb) machte ihnen aus Rachgier kund/ daß ſie offters geheime Brieffe ſchriebe/ welche/ wo ſie nicht irrete/ an Herrn Surinas hielten; deßwegen ſie die gute Tochter alsbald vornahmen/ ihr heimli- ches Laͤdichen oͤffneten/ und darin von Surinas zwoͤlff Schreiben funden/ aus derem lez- ten ſie den gemachten Anſchlag richtig erfuhren/ dem ſie ſonſten nicht haͤtten vorkommen moͤgen. Das Fraͤulein meinete nicht anders/ dann ihr Vater wolte ſie erwürgen/ ſo grim- mig ſtellete er ſich; daher ſie aus furcht des todes ſich erklaͤrete/ ſeinem Willen folge zu lei- ſten/ der ſie ſtuͤndlich nach Ekbatana bringen ließ/ nachdem ſie ihm durch einen aͤid verſich- ert hatte/ daß von Surinas ſie annoch unberuͤhret waͤhre. Er hatte aber noch ein ſchoͤnes Fraͤulein bey ſich/ nahmens Anutis/ ſeiner Stieffſchweſter Tochter/ die von ſchlechten mit- reln wahr; dieſelbe ſtellete er nach gemachtem Schluſſe an den Raubeplaz/ putzete ſie tref- lich aus/ und unterrichtete ſie/ weſſen ſie ſich verhalten ſolte. Surinas fand ſich dahin/ der Hoffnung/ ſeine geliebte Frl. Atoſſen anzutreffen/ da Frl. Anutis ihn alſo anredete: Wol- gebohrner Herr/ meine herzgeliebte hochvertrauete Waſe Frl. Atoſſa/ meldet euer Liebe ihren Gruß/ und laͤſſet ihn durch mich ſchmerzlich wiſſen/ daß ein boßhaftiger Verraͤhter euer
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0114" n="108"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnftes Buch.</hi></fw><lb/> dañ die von Artabanus ihnen getahne Zuſage des dreyfachen Soldes hatte ſie kuͤhn und<lb/> muhtig gemacht/ daß ſie keine Gefahr ſcheuheten/ und immer vor ſich hin matzeten. Gallus<lb/> ſamlete 1000 Mann umb ſich/ mit denen er Surinas entgegen trat/ weil er den groͤſten<lb/> Schaden taht/ machte ihn auch durch ſeine Ankunfft ſtutzen/ daß er weiter nit durch drang;<lb/> aber als dieſe beyde einander auffſtieſſen/ und einen harten Straus hielten/ zohe Gallus den<lb/> kuͤrzern/ und ward nach empfangenen fuͤnff Wunden gefangen hinweg geſchleppet. Arte-<lb/> barzanes gedachte ihn zuentſetzen/ fiel auch ſo grim̃ig an/ daß Surinas mit ſeiner Schaar<lb/> hinter ſich weichen muſte/ dem aber ſeiner Obriſten einer mit 3000 Mann zu huͤlffe kam/<lb/> mit dem er auffs neue anfiel/ daß die Perſen hinter ſich gingen/ und in groſſer Menge ni-<lb/> dergeſchlagen wurden; auch Artobarzanes ſelbſt ging zu grunde im abſonderlichen Strei-<lb/> te gegen Surinas/ mit dem er ohndas in toͤdlicher Feindſchaft lebete/ welches daher ent-<lb/> ſtund. Ein vornehmer Mediſcher Herr/ nahmens Tigranes/ hatte gar ein ſchoͤnes Fraͤu-<lb/> lein/ nahmens Atoſſa/ mit welcher Surinas ſich ehelich hinter der Eltern Willen verſpro-<lb/> chen hatte/ der Hoffnung/ nachgehends deren Einwilligung leicht zuerhalten; als er aber<lb/> umb ſie werben ließ/ bekam er abſchlaͤgige Antwort/ unter dieſer Einwendung/ ſie waͤhre<lb/> einem andern ſchon zugeſagt. Wie dann Groß Fũrſt Phraortes umb ſie bey den Eltern<lb/> angehalten/ daß ſeines Bruders Sohn Artobarzanes ſie ehelichen moͤchte/ welches alſo<lb/> bald bewilliget/ und dem Groß Fuͤrſten mit groſſem Dank nach ſeinem gnaͤdigen gefallen<lb/> zuſchaffen/ uͤbergeben ward. Ein ander Parthiſcher Herr/ nahmens Ariarates hatte kurz<lb/> vor dieſem nach ihr gefreiet/ und einen Korb erhalten/ deſſen er von Surinas etlichemahl<lb/> durch ſchimpfliche reden geſtochen wahr; daher er ihm dieſes Gluͤk mißgoͤnnete; und als<lb/> er in geheim erfuhr/ daß Surinas willens wahr/ mit 600 Reutern auffzubrechen/ und das<lb/> Fraͤulein mit ihrer guten bewilligung heimlich zuentfuͤhren/ machete er ſolches ihren El-<lb/> tern durch einen dritten vertraulichen zu wiſſen; ſie haͤtten ſich fleiſſig vorzuſehen/ daß ih-<lb/> nen Frl. Atoſſa nicht in kurzen durch gewaltſamkeit geraubet würde. Nun hatten die El-<lb/> tern an ihr gemerket/ daß ſie verliebet wahr; dann ihre Leibdienerin (deren ſie nicht gut heiſ-<lb/> ſen wolte/ daß ſie mit ihres Herrn Vaters Leibdiener Leichtfertigkeit trieb) machte ihnen<lb/> aus Rachgier kund/ daß ſie offters geheime Brieffe ſchriebe/ welche/ wo ſie nicht irrete/ an<lb/> Herrn Surinas hielten; deßwegen ſie die gute Tochter alsbald vornahmen/ ihr heimli-<lb/> ches Laͤdichen oͤffneten/ und darin von Surinas zwoͤlff Schreiben funden/ aus derem lez-<lb/> ten ſie den gemachten Anſchlag richtig erfuhren/ dem ſie ſonſten nicht haͤtten vorkommen<lb/> moͤgen. Das Fraͤulein meinete nicht anders/ dann ihr Vater wolte ſie erwürgen/ ſo grim-<lb/> mig ſtellete er ſich; daher ſie aus furcht des todes ſich erklaͤrete/ ſeinem Willen folge zu lei-<lb/> ſten/ der ſie ſtuͤndlich nach Ekbatana bringen ließ/ nachdem ſie ihm durch einen aͤid verſich-<lb/> ert hatte/ daß von Surinas ſie annoch unberuͤhret waͤhre. Er hatte aber noch ein ſchoͤnes<lb/> Fraͤulein bey ſich/ nahmens Anutis/ ſeiner Stieffſchweſter Tochter/ die von ſchlechten mit-<lb/> reln wahr; dieſelbe ſtellete er nach gemachtem Schluſſe an den Raubeplaz/ putzete ſie tref-<lb/> lich aus/ und unterrichtete ſie/ weſſen ſie ſich verhalten ſolte. Surinas fand ſich dahin/ der<lb/> Hoffnung/ ſeine geliebte Frl. Atoſſen anzutreffen/ da Frl. Anutis ihn alſo anredete: Wol-<lb/> gebohrner Herr/ meine herzgeliebte hochvertrauete Waſe Frl. Atoſſa/ meldet euer Liebe<lb/> ihren Gruß/ und laͤſſet ihn durch mich ſchmerzlich wiſſen/ daß ein boßhaftiger Verraͤhter<lb/> <fw place="bottom" type="catch">euer</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0114]
Fuͤnftes Buch.
dañ die von Artabanus ihnen getahne Zuſage des dreyfachen Soldes hatte ſie kuͤhn und
muhtig gemacht/ daß ſie keine Gefahr ſcheuheten/ und immer vor ſich hin matzeten. Gallus
ſamlete 1000 Mann umb ſich/ mit denen er Surinas entgegen trat/ weil er den groͤſten
Schaden taht/ machte ihn auch durch ſeine Ankunfft ſtutzen/ daß er weiter nit durch drang;
aber als dieſe beyde einander auffſtieſſen/ und einen harten Straus hielten/ zohe Gallus den
kuͤrzern/ und ward nach empfangenen fuͤnff Wunden gefangen hinweg geſchleppet. Arte-
barzanes gedachte ihn zuentſetzen/ fiel auch ſo grim̃ig an/ daß Surinas mit ſeiner Schaar
hinter ſich weichen muſte/ dem aber ſeiner Obriſten einer mit 3000 Mann zu huͤlffe kam/
mit dem er auffs neue anfiel/ daß die Perſen hinter ſich gingen/ und in groſſer Menge ni-
dergeſchlagen wurden; auch Artobarzanes ſelbſt ging zu grunde im abſonderlichen Strei-
te gegen Surinas/ mit dem er ohndas in toͤdlicher Feindſchaft lebete/ welches daher ent-
ſtund. Ein vornehmer Mediſcher Herr/ nahmens Tigranes/ hatte gar ein ſchoͤnes Fraͤu-
lein/ nahmens Atoſſa/ mit welcher Surinas ſich ehelich hinter der Eltern Willen verſpro-
chen hatte/ der Hoffnung/ nachgehends deren Einwilligung leicht zuerhalten; als er aber
umb ſie werben ließ/ bekam er abſchlaͤgige Antwort/ unter dieſer Einwendung/ ſie waͤhre
einem andern ſchon zugeſagt. Wie dann Groß Fũrſt Phraortes umb ſie bey den Eltern
angehalten/ daß ſeines Bruders Sohn Artobarzanes ſie ehelichen moͤchte/ welches alſo
bald bewilliget/ und dem Groß Fuͤrſten mit groſſem Dank nach ſeinem gnaͤdigen gefallen
zuſchaffen/ uͤbergeben ward. Ein ander Parthiſcher Herr/ nahmens Ariarates hatte kurz
vor dieſem nach ihr gefreiet/ und einen Korb erhalten/ deſſen er von Surinas etlichemahl
durch ſchimpfliche reden geſtochen wahr; daher er ihm dieſes Gluͤk mißgoͤnnete; und als
er in geheim erfuhr/ daß Surinas willens wahr/ mit 600 Reutern auffzubrechen/ und das
Fraͤulein mit ihrer guten bewilligung heimlich zuentfuͤhren/ machete er ſolches ihren El-
tern durch einen dritten vertraulichen zu wiſſen; ſie haͤtten ſich fleiſſig vorzuſehen/ daß ih-
nen Frl. Atoſſa nicht in kurzen durch gewaltſamkeit geraubet würde. Nun hatten die El-
tern an ihr gemerket/ daß ſie verliebet wahr; dann ihre Leibdienerin (deren ſie nicht gut heiſ-
ſen wolte/ daß ſie mit ihres Herrn Vaters Leibdiener Leichtfertigkeit trieb) machte ihnen
aus Rachgier kund/ daß ſie offters geheime Brieffe ſchriebe/ welche/ wo ſie nicht irrete/ an
Herrn Surinas hielten; deßwegen ſie die gute Tochter alsbald vornahmen/ ihr heimli-
ches Laͤdichen oͤffneten/ und darin von Surinas zwoͤlff Schreiben funden/ aus derem lez-
ten ſie den gemachten Anſchlag richtig erfuhren/ dem ſie ſonſten nicht haͤtten vorkommen
moͤgen. Das Fraͤulein meinete nicht anders/ dann ihr Vater wolte ſie erwürgen/ ſo grim-
mig ſtellete er ſich; daher ſie aus furcht des todes ſich erklaͤrete/ ſeinem Willen folge zu lei-
ſten/ der ſie ſtuͤndlich nach Ekbatana bringen ließ/ nachdem ſie ihm durch einen aͤid verſich-
ert hatte/ daß von Surinas ſie annoch unberuͤhret waͤhre. Er hatte aber noch ein ſchoͤnes
Fraͤulein bey ſich/ nahmens Anutis/ ſeiner Stieffſchweſter Tochter/ die von ſchlechten mit-
reln wahr; dieſelbe ſtellete er nach gemachtem Schluſſe an den Raubeplaz/ putzete ſie tref-
lich aus/ und unterrichtete ſie/ weſſen ſie ſich verhalten ſolte. Surinas fand ſich dahin/ der
Hoffnung/ ſeine geliebte Frl. Atoſſen anzutreffen/ da Frl. Anutis ihn alſo anredete: Wol-
gebohrner Herr/ meine herzgeliebte hochvertrauete Waſe Frl. Atoſſa/ meldet euer Liebe
ihren Gruß/ und laͤſſet ihn durch mich ſchmerzlich wiſſen/ daß ein boßhaftiger Verraͤhter
euer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/114 |
Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/114>, abgerufen am 17.07.2024. |