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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
ich hoffe ihm die Karte dergestalt zuverstecken/ daß er inwendig 24 Stunden ungejagt da-
von lauffen/ oder Morgen mit allen den seinen sich belagert finden sol; befahl auch daß die
gesunde Mannschaft sich alsbald laben muste/ deren Häuptleute er also anredete: GOtt
Lob ihr redliche Persen/ Meden/ und andere Bundgenossen; das Parthische Joch ist nun
schier gebrochen; der grosse Wüterich Artabanus hat euch müssen den Rücken zukehren/
und mag vielleicht wol schon mit flüchtigen Gedanken umbgehen. Lieber gönnet ihm die
Ehre nicht/ daß er sich berühmen solte/ wir hätten sein Lager nicht angeschriehen. Zeiget eu-
ren Kriegsleuten an/ daß wer gesund ist/ und ein unverzagtes Herz hat/ solle sich geschwin-
de mit Speise und Trank laben/ und mir folgen; die Plünderung sol ohndas vor Morgen
früh nicht geschehen. Wer weis was vor Glük der milde Gott uns zuweiset/ daß uns die-
ser Rit nicht gereue? ich versichere euch/ daß der Feind der Kühnheit nicht ist/ uns ein
blosses Schwert zuzeigen/ und ihr deßwegen vor neue Wunden euch nicht zubefürchten
habt. Er hatte nunmehr bey hohen und niedrigen ein solches Ansehen erlanget/ daß sie ihn
nicht anders als einen irdischen Gott schätzeten/ deßwegen die Häuptleute willig wahren/
und die Völker begierig/ ihm zu folgen/ in solcher Freudigkeit/ daß sie mit jauchzen erschie-
nen/ und über die 20000 beschädigte mit fort ritten/ so daß nur 6000 gesunde die Gefan-
genen/ deren 33500 wahren/ bewacheten/ und 10000 zimlich verwundete das Lager beset-
zeten; dagegen stelleten sich 140500 Mann zum Zuge/ und wahren 2000 Reuter außge-
schikt die verschüchterten Pferde zusammen zutreiben. Valiska betrübete sich dieses vor-
nehmens sehr/ daß sie willens wahr/ ihn davon abzumahnen/ einwendend/ man solte einem
fliehenden Feinde eine güldene Brücke machen; aber Herkules sagte mit einem leichten
Lachen: Wie mein Schaz/ seid ihr in so kurzer Zeit so verzagt worden? geliebt es euch/ so
leget eure Waffen an/ und reitet mit/ weil keine Gefahr zu fürchten ist. Sie nicht faul/ mach-
te sich fertig/ und setzte sich auff ihren Blänken/ welchen ihr Fürst Menapis aus Hirkanien
vor wenig Tagen geschikt hatte. 2500 Teutsche und Böhmen/ nebest 5500 Persen und
Meden wurden geordnet/ ihr auff allen Fall Schuz zu halten/ und wolte Ladisla durchaus
nicht zurücke bleiben/ sondern weil seinen geringen Wunden schon raht geschaffet wahr/
ging er mit Herkules fort. Der Feind hatte seine Schildwachten zimlich weit anßgesetzet/
welche nach empfangenen Befehl geschwinde außrissen/ und im Lager ein grosses Schrec-
ken verursacheten/ vorgebend/ es währe der Feind wol mit 150000 Mann verhanden und
im vollen anzuge/ das Lager zu stürmen; denen Vologeses anfangs keinen Glauben zustel-
len wolte/ aber nachdem er die unsern sahe/ die in weit außgebreueten Flügeln fort zogen/
und 800 Teutsche Schlachtschwerter voran gingen/ besetzete er die Posten mit kranken
und gesunden durcheinander/ dann er verlies sich auff seine tieffe Graben und hohe Brust-
wehren/ hinter denen er vor Reuter anfal gnug gesichert wahr. Herkules wuste vorhin
wol/ daß er durch Sturm nichts schaffen kunte/ wahr auch dieser Ursachen halber nicht
außgezogen/ sendern hatte bey den Gefangenen sich genaue erkündiget/ was vor eine be-
schaffenheit es mit des Feindes Lager hatte/ und daß die Elefanten sampt den Speisewagen
im absonderlichen Lager gehalten wurden; dahin ließ er Ladisla mit 20000 Mann gehen/
er aber besetzete das Häuptlager rings umbher/ daß sie nicht außfallen kunten/ wie sie dann
ohndas darzu keinen Willen hatten; und ob gleich Vologeses 20000 aufbieten lies/ einen

ritter-
q

Fuͤnftes Buch.
ich hoffe ihm die Karte dergeſtalt zuverſtecken/ daß er inwendig 24 Stunden ungejagt da-
von lauffen/ oder Morgen mit allen den ſeinen ſich belagert finden ſol; befahl auch daß die
geſunde Mannſchaft ſich alsbald laben muſte/ deren Haͤuptleute er alſo anredete: GOtt
Lob ihr redliche Perſen/ Meden/ und andere Bundgenoſſen; das Parthiſche Joch iſt nun
ſchier gebrochen; der groſſe Wuͤterich Artabanus hat euch muͤſſen den Ruͤcken zukehren/
und mag vielleicht wol ſchon mit fluͤchtigen Gedanken umbgehen. Lieber goͤnnet ihm die
Ehre nicht/ daß er ſich beruͤhmen ſolte/ wir haͤtten ſein Lageꝛ nicht angeſchriehen. Zeiget eu-
ren Kriegsleuten an/ daß wer geſund iſt/ und ein unverzagtes Herz hat/ ſolle ſich geſchwin-
de mit Speiſe und Trank laben/ und mir folgen; die Pluͤnderung ſol ohndas vor Morgen
früh nicht geſchehen. Wer weis was vor Gluͤk der milde Gott uns zuweiſet/ daß uns die-
ſer Rit nicht gereue? ich verſichere euch/ daß der Feind der Kuͤhnheit nicht iſt/ uns ein
bloſſes Schwert zuzeigen/ und ihr deßwegen vor neue Wunden euch nicht zubefuͤrchten
habt. Er hatte nunmehr bey hohen und niedrigen ein ſolches Anſehen erlanget/ daß ſie ihn
nicht anders als einen irdiſchen Gott ſchaͤtzeten/ deßwegen die Haͤuptleute willig wahren/
und die Voͤlker begierig/ ihm zu folgen/ in ſolcher Freudigkeit/ daß ſie mit jauchzen erſchie-
nen/ und uͤber die 20000 beſchaͤdigte mit fort ritten/ ſo daß nur 6000 geſunde die Gefan-
genen/ deren 33500 wahren/ bewacheten/ und 10000 zimlich verwundete das Lager beſet-
zeten; dagegen ſtelleten ſich 140500 Mann zum Zuge/ und wahren 2000 Reuter außge-
ſchikt die verſchüchterten Pferde zuſammen zutreiben. Valiſka betruͤbete ſich dieſes vor-
nehmens ſehr/ daß ſie willens wahꝛ/ ihn davon abzumahnen/ einwendend/ man ſolte einem
fliehenden Feinde eine guͤldene Bruͤcke machen; aber Herkules ſagte mit einem leichten
Lachen: Wie mein Schaz/ ſeid ihr in ſo kurzer Zeit ſo verzagt worden? geliebt es euch/ ſo
leget eure Waffen an/ uñ reitet mit/ weil keine Gefahr zu fuͤrchten iſt. Sie nicht faul/ mach-
te ſich fertig/ und ſetzte ſich auff ihren Blaͤnken/ welchen ihr Fuͤrſt Menapis aus Hirkanien
vor wenig Tagen geſchikt hatte. 2500 Teutſche und Boͤhmen/ nebeſt 5500 Perſen und
Meden wurden geordnet/ ihr auff allen Fall Schuz zu halten/ und wolte Ladiſla durchaus
nicht zurücke bleiben/ ſondern weil ſeinen geringen Wunden ſchon raht geſchaffet wahr/
ging er mit Herkules fort. Der Feind hatte ſeine Schildwachten zimlich weit anßgeſetzet/
welche nach empfangenen Befehl geſchwinde außriſſen/ und im Lager ein groſſes Schrec-
ken verurſacheten/ vorgebend/ es waͤhre der Feind wol mit 150000 Mann verhanden und
im vollen anzuge/ das Lager zu ſtuͤrmen; denen Vologeſes anfangs keinen Glauben zuſtel-
len wolte/ aber nachdem er die unſern ſahe/ die in weit außgebreueten Fluͤgeln fort zogen/
und 800 Teutſche Schlachtſchwerter voran gingen/ beſetzete er die Poſten mit kranken
und geſunden durcheinander/ dann er verlies ſich auff ſeine tieffe Graben und hohe Bruſt-
wehren/ hinter denen er vor Reuter anfal gnug geſichert wahr. Herkules wuſte vorhin
wol/ daß er durch Sturm nichts ſchaffen kunte/ wahr auch dieſer Urſachen halber nicht
außgezogen/ ſendern hatte bey den Gefangenen ſich genaue erkuͤndiget/ was vor eine be-
ſchaffenheit es mit des Feindes Lager hatte/ und daß die Elefanten ſampt den Speiſewagẽ
im abſonderlichen Lager gehalten wurden; dahin ließ er Ladiſla mit 20000 Mann gehen/
er aber beſetzete das Haͤuptlager rings umbher/ daß ſie nicht außfallen kunten/ wie ſie dann
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[121/0127] Fuͤnftes Buch. ich hoffe ihm die Karte dergeſtalt zuverſtecken/ daß er inwendig 24 Stunden ungejagt da- von lauffen/ oder Morgen mit allen den ſeinen ſich belagert finden ſol; befahl auch daß die geſunde Mannſchaft ſich alsbald laben muſte/ deren Haͤuptleute er alſo anredete: GOtt Lob ihr redliche Perſen/ Meden/ und andere Bundgenoſſen; das Parthiſche Joch iſt nun ſchier gebrochen; der groſſe Wuͤterich Artabanus hat euch muͤſſen den Ruͤcken zukehren/ und mag vielleicht wol ſchon mit fluͤchtigen Gedanken umbgehen. Lieber goͤnnet ihm die Ehre nicht/ daß er ſich beruͤhmen ſolte/ wir haͤtten ſein Lageꝛ nicht angeſchriehen. Zeiget eu- ren Kriegsleuten an/ daß wer geſund iſt/ und ein unverzagtes Herz hat/ ſolle ſich geſchwin- de mit Speiſe und Trank laben/ und mir folgen; die Pluͤnderung ſol ohndas vor Morgen früh nicht geſchehen. Wer weis was vor Gluͤk der milde Gott uns zuweiſet/ daß uns die- ſer Rit nicht gereue? ich verſichere euch/ daß der Feind der Kuͤhnheit nicht iſt/ uns ein bloſſes Schwert zuzeigen/ und ihr deßwegen vor neue Wunden euch nicht zubefuͤrchten habt. Er hatte nunmehr bey hohen und niedrigen ein ſolches Anſehen erlanget/ daß ſie ihn nicht anders als einen irdiſchen Gott ſchaͤtzeten/ deßwegen die Haͤuptleute willig wahren/ und die Voͤlker begierig/ ihm zu folgen/ in ſolcher Freudigkeit/ daß ſie mit jauchzen erſchie- nen/ und uͤber die 20000 beſchaͤdigte mit fort ritten/ ſo daß nur 6000 geſunde die Gefan- genen/ deren 33500 wahren/ bewacheten/ und 10000 zimlich verwundete das Lager beſet- zeten; dagegen ſtelleten ſich 140500 Mann zum Zuge/ und wahren 2000 Reuter außge- ſchikt die verſchüchterten Pferde zuſammen zutreiben. Valiſka betruͤbete ſich dieſes vor- nehmens ſehr/ daß ſie willens wahꝛ/ ihn davon abzumahnen/ einwendend/ man ſolte einem fliehenden Feinde eine guͤldene Bruͤcke machen; aber Herkules ſagte mit einem leichten Lachen: Wie mein Schaz/ ſeid ihr in ſo kurzer Zeit ſo verzagt worden? geliebt es euch/ ſo leget eure Waffen an/ uñ reitet mit/ weil keine Gefahr zu fuͤrchten iſt. Sie nicht faul/ mach- te ſich fertig/ und ſetzte ſich auff ihren Blaͤnken/ welchen ihr Fuͤrſt Menapis aus Hirkanien vor wenig Tagen geſchikt hatte. 2500 Teutſche und Boͤhmen/ nebeſt 5500 Perſen und Meden wurden geordnet/ ihr auff allen Fall Schuz zu halten/ und wolte Ladiſla durchaus nicht zurücke bleiben/ ſondern weil ſeinen geringen Wunden ſchon raht geſchaffet wahr/ ging er mit Herkules fort. Der Feind hatte ſeine Schildwachten zimlich weit anßgeſetzet/ welche nach empfangenen Befehl geſchwinde außriſſen/ und im Lager ein groſſes Schrec- ken verurſacheten/ vorgebend/ es waͤhre der Feind wol mit 150000 Mann verhanden und im vollen anzuge/ das Lager zu ſtuͤrmen; denen Vologeſes anfangs keinen Glauben zuſtel- len wolte/ aber nachdem er die unſern ſahe/ die in weit außgebreueten Fluͤgeln fort zogen/ und 800 Teutſche Schlachtſchwerter voran gingen/ beſetzete er die Poſten mit kranken und geſunden durcheinander/ dann er verlies ſich auff ſeine tieffe Graben und hohe Bruſt- wehren/ hinter denen er vor Reuter anfal gnug geſichert wahr. Herkules wuſte vorhin wol/ daß er durch Sturm nichts ſchaffen kunte/ wahr auch dieſer Urſachen halber nicht außgezogen/ ſendern hatte bey den Gefangenen ſich genaue erkuͤndiget/ was vor eine be- ſchaffenheit es mit des Feindes Lager hatte/ und daß die Elefanten ſampt den Speiſewagẽ im abſonderlichen Lager gehalten wurden; dahin ließ er Ladiſla mit 20000 Mann gehen/ er aber beſetzete das Haͤuptlager rings umbher/ daß ſie nicht außfallen kunten/ wie ſie dann ohndas darzu keinen Willen hatten; und ob gleich Vologeſes 20000 aufbieten lies/ einen ritter- q

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/127>, abgerufen am 21.11.2024.