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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
geloben/ daß sie from und geträu seyn wolten. Noch wolte die Groß Fürstin nicht trauen/
sondern befahl etlichen Bömischen Knaben/ auff dieser Hirkaner tuhn und lassen gute acht
zu haben; welche sich aber so scheinbar verhielten/ daß Valiska selbst allen argwohn fallen
ließ/ weil sie nichts ungeheissen anrühreten. Gamaxus eilete nicht minder/ sein Vorhaben
ins werk zurichten/ wuste nicht/ wie er vor hochmuht gehen oder reiten wolte/ weil ein Par-
thischer Feld Herr/ nahmens Katenes mit 40000 Reutern ihm zur begleitung zugege-
ben wahr. Nun hatte Artabanus gleichwol diesen Völkern ernstlich eingebunden/ sich in
kein Handgemenge zu wagen/ es währe dann/ daß Gamaxus nach erhaltenem absonder-
lichen Kampfe von Feinden solte über fallen werden. Nach der Hirkaner ankunfft/ etwa
fünff Stunden/ ließ sich ein Parthischer Heerhold anmelden/ er hätte bey Herkules und
Ladisla eine Werbung abzulegen; und als er vorgelassen ward/ fing er nach gebehtener
verzeihung also an: Des grossen Königes Artabanus bestalter Kämpfer/ Herr Gamaxus/
der Sieghafte (diesen Nahmen hatte er in Indien erworben) übersendet den Durchleuch-
tigsten Fürsten Herrn Herkules und H. Ladisla diesen Absagsbrieff/ welchen ihre Durchll.
zu lesen unbeschweret seyn werden. Wer ist dann der bestalte sieghafte Kämpfer/ H. Ga-
maxus? fragete Herkules/ daß ich gleichwol seines tuhns und wesens etwas wissenschafft
habe/ ehe ich mich weiter einlasse. Der Heerhold rühmete ihn gewaltig; er währe zwar
der ankunfft eines Bauren Sohn aus Indien/ aber durch seine Tapfferkeit hätte er einen
unsterblichen Nahmen überkommen/ und mit dem Säbel den höchsten Adel erstritten.
Ein Baur? ein Indianischer Baur? sagte Herkules; sol ich mich nun mit Bauren zu-
dröschen? bald packet euch hinweg/ mit eurem Bäurischen Absags-Brieffe/ und saget eu-
rem Könige/ wann er selbst/ oder irgend ein ritterlicher Funrst meines Bruders Ladisla oder
meiner Haar begehret/ sollen sie ihnen ungewegert seyn; aber einen unflätigen Bauren zu
kämmen oder zu laussen/ halte ich mich viel zu gut. Wisset ihr aber nicht/ wer den Bauren
die Absags-Brieffe an Könige und Fürsten zu stellen mag gelehret haben? ich möchte wün-
schen/ dz ich einen groben Sachsen Bauren bey mir hätte/ der solte ihm etliche gute Strei-
che mit dem Flegel zeigen/ daß ihm sehen und hören verginge. Und ihr/ Heerhold sollet
wissen/ dafern hernähst ein ander mir von Bauren Absags-Brieffe anbieten wird/ sol er
Streiche zu lohn tragen. Dieser muste mit solcher Antwort zu frieden seyn/ und mit sei-
nem Brieffe abzihen/ da Valiska zu ihm sagte: Mein Freund/ hat der Baurknecht auch
eine feine starke Baurdirne bey sich/ die ihm den Flegel oder die Mistgabel nachträget?
Dieser muste des auffzuges selber mit lachen/ und gab zur Antwort: Er wüste wol/ daß
Gamaxus nicht viel wählens machte unter dem Frauenzimmer/ dann beydes in Städten
und Dörffern währen sie ihm alle gerecht/ wann sie nur frey stark währen. Wie er dann der
Unzucht überal ergeben wahr/ daß er so wenig der Eheweiber als der unverheirahteten
sich enthielt/ dessen er bey Bagophanes ein Beweißtuhm ablegete; dann als derselbe ihn
des Abends vor seinem abreisen auff des Königs befehl in seinem Hause zugaste bitten/
und allerhand sachen mit ihm abreden muste/ merkete er an dessen Gemahl Parasitis die
buhlerischen Blicke/ machte den guten Hoffmeister trunken/ und erhielt sein Begehren
leicht bey ihr/ redeten auch miteinander ab/ daß er nach seiner Wiederkunft Ursach zu Ba-
gophanes suchen/ ihn er schlagen/ und sie wieder heirahten solte; wie sie auch von ihm mit

einem

Fuͤnftes Buch.
geloben/ daß ſie from und getraͤu ſeyn wolten. Noch wolte die Groß Fuͤrſtin nicht trauen/
ſondern befahl etlichen Boͤmiſchen Knaben/ auff dieſer Hirkaner tuhn und laſſen gute acht
zu haben; welche ſich aber ſo ſcheinbar verhielten/ daß Valiſka ſelbſt allen argwohn fallen
ließ/ weil ſie nichts ungeheiſſen anruͤhreten. Gamaxus eilete nicht minder/ ſein Vorhaben
ins werk zurichten/ wuſte nicht/ wie er vor hochmuht gehen oder reiten wolte/ weil ein Paꝛ-
thiſcher Feld Herr/ nahmens Katenes mit 40000 Reutern ihm zur begleitung zugege-
ben wahr. Nun hatte Artabanus gleichwol dieſen Voͤlkern ernſtlich eingebunden/ ſich in
kein Handgemenge zu wagen/ es waͤhre dann/ daß Gamaxus nach erhaltenem abſonder-
lichen Kampfe von Feinden ſolte uͤber fallen werden. Nach der Hirkaner ankunfft/ etwa
fünff Stunden/ ließ ſich ein Parthiſcher Heerhold anmelden/ er haͤtte bey Herkules und
Ladiſla eine Werbung abzulegen; und als er vorgelaſſen ward/ fing er nach gebehtener
verzeihung alſo an: Des groſſen Koͤniges Artabanus beſtalter Kaͤmpfer/ Herr Gamaxus/
der Sieghafte (dieſen Nahmen hatte er in Indien erworben) uͤberſendet den Durchleuch-
tigſten Fuͤrſten Herrn Herkules uñ H. Ladiſla dieſen Abſagsbrieff/ welchen ihre Durchll.
zu leſen unbeſchweret ſeyn werden. Wer iſt dann der beſtalte ſieghafte Kaͤmpfer/ H. Ga-
maxus? fragete Herkules/ daß ich gleichwol ſeines tuhns und weſens etwas wiſſenſchafft
habe/ ehe ich mich weiter einlaſſe. Der Heerhold ruͤhmete ihn gewaltig; er waͤhre zwar
der ankunfft eines Bauren Sohn aus Indien/ aber durch ſeine Tapfferkeit haͤtte er einen
unſterblichen Nahmen uͤberkommen/ und mit dem Saͤbel den hoͤchſten Adel erſtritten.
Ein Baur? ein Indianiſcher Baur? ſagte Herkules; ſol ich mich nun mit Bauren zu-
droͤſchen? bald packet euch hinweg/ mit eurem Baͤuriſchen Abſags-Brieffe/ und ſaget eu-
rem Koͤnige/ wann er ſelbſt/ oder irgend ein ritterlicher Fũrſt meines Bruders Ladiſla oder
meiner Haar begehret/ ſollen ſie ihnen ungewegert ſeyn; aber einen unflaͤtigen Bauren zu
kaͤmmen oder zu lauſſen/ halte ich mich viel zu gut. Wiſſet ihr aber nicht/ wer den Bauren
die Abſags-Brieffe an Koͤnige uñ Fuͤrſten zu ſtellen mag gelehret haben? ich moͤchte wuͤn-
ſchen/ dz ich einen groben Sachſen Bauren bey mir haͤtte/ der ſolte ihm etliche gute Strei-
che mit dem Flegel zeigen/ daß ihm ſehen und hoͤren verginge. Und ihr/ Heerhold ſollet
wiſſen/ dafern hernaͤhſt ein ander mir von Bauren Abſags-Brieffe anbieten wird/ ſol er
Streiche zu lohn tragen. Dieſer muſte mit ſolcher Antwort zu frieden ſeyn/ und mit ſei-
nem Brieffe abzihen/ da Valiſka zu ihm ſagte: Mein Freund/ hat der Baurknecht auch
eine feine ſtarke Baurdirne bey ſich/ die ihm den Flegel oder die Miſtgabel nachtraͤget?
Dieſer muſte des auffzuges ſelber mit lachen/ und gab zur Antwort: Er wuͤſte wol/ daß
Gamaxus nicht viel waͤhlens machte unter dem Frauenzimmer/ dann beydes in Staͤdten
und Doͤrffern waͤhren ſie ihm alle gerecht/ wann ſie nur frey ſtark waͤhren. Wie er dañ der
Unzucht uͤberal ergeben wahr/ daß er ſo wenig der Eheweiber als der unverheirahteten
ſich enthielt/ deſſen er bey Bagophanes ein Beweißtuhm ablegete; dann als derſelbe ihn
des Abends vor ſeinem abreiſen auff des Koͤnigs befehl in ſeinem Hauſe zugaſte bitten/
und allerhand ſachen mit ihm abreden muſte/ merkete er an deſſen Gemahl Paraſitis die
buhleriſchen Blicke/ machte den guten Hoffmeiſter trunken/ und erhielt ſein Begehren
leicht bey ihr/ redeten auch miteinander ab/ daß er nach ſeiner Wiederkunft Urſach zu Ba-
gophanes ſuchen/ ihn er ſchlagen/ und ſie wieder heirahten ſolte; wie ſie auch von ihm mit

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[148/0154] Fuͤnftes Buch. geloben/ daß ſie from und getraͤu ſeyn wolten. Noch wolte die Groß Fuͤrſtin nicht trauen/ ſondern befahl etlichen Boͤmiſchen Knaben/ auff dieſer Hirkaner tuhn und laſſen gute acht zu haben; welche ſich aber ſo ſcheinbar verhielten/ daß Valiſka ſelbſt allen argwohn fallen ließ/ weil ſie nichts ungeheiſſen anruͤhreten. Gamaxus eilete nicht minder/ ſein Vorhaben ins werk zurichten/ wuſte nicht/ wie er vor hochmuht gehen oder reiten wolte/ weil ein Paꝛ- thiſcher Feld Herr/ nahmens Katenes mit 40000 Reutern ihm zur begleitung zugege- ben wahr. Nun hatte Artabanus gleichwol dieſen Voͤlkern ernſtlich eingebunden/ ſich in kein Handgemenge zu wagen/ es waͤhre dann/ daß Gamaxus nach erhaltenem abſonder- lichen Kampfe von Feinden ſolte uͤber fallen werden. Nach der Hirkaner ankunfft/ etwa fünff Stunden/ ließ ſich ein Parthiſcher Heerhold anmelden/ er haͤtte bey Herkules und Ladiſla eine Werbung abzulegen; und als er vorgelaſſen ward/ fing er nach gebehtener verzeihung alſo an: Des groſſen Koͤniges Artabanus beſtalter Kaͤmpfer/ Herr Gamaxus/ der Sieghafte (dieſen Nahmen hatte er in Indien erworben) uͤberſendet den Durchleuch- tigſten Fuͤrſten Herrn Herkules uñ H. Ladiſla dieſen Abſagsbrieff/ welchen ihre Durchll. zu leſen unbeſchweret ſeyn werden. Wer iſt dann der beſtalte ſieghafte Kaͤmpfer/ H. Ga- maxus? fragete Herkules/ daß ich gleichwol ſeines tuhns und weſens etwas wiſſenſchafft habe/ ehe ich mich weiter einlaſſe. Der Heerhold ruͤhmete ihn gewaltig; er waͤhre zwar der ankunfft eines Bauren Sohn aus Indien/ aber durch ſeine Tapfferkeit haͤtte er einen unſterblichen Nahmen uͤberkommen/ und mit dem Saͤbel den hoͤchſten Adel erſtritten. Ein Baur? ein Indianiſcher Baur? ſagte Herkules; ſol ich mich nun mit Bauren zu- droͤſchen? bald packet euch hinweg/ mit eurem Baͤuriſchen Abſags-Brieffe/ und ſaget eu- rem Koͤnige/ wann er ſelbſt/ oder irgend ein ritterlicher Fũrſt meines Bruders Ladiſla oder meiner Haar begehret/ ſollen ſie ihnen ungewegert ſeyn; aber einen unflaͤtigen Bauren zu kaͤmmen oder zu lauſſen/ halte ich mich viel zu gut. Wiſſet ihr aber nicht/ wer den Bauren die Abſags-Brieffe an Koͤnige uñ Fuͤrſten zu ſtellen mag gelehret haben? ich moͤchte wuͤn- ſchen/ dz ich einen groben Sachſen Bauren bey mir haͤtte/ der ſolte ihm etliche gute Strei- che mit dem Flegel zeigen/ daß ihm ſehen und hoͤren verginge. Und ihr/ Heerhold ſollet wiſſen/ dafern hernaͤhſt ein ander mir von Bauren Abſags-Brieffe anbieten wird/ ſol er Streiche zu lohn tragen. Dieſer muſte mit ſolcher Antwort zu frieden ſeyn/ und mit ſei- nem Brieffe abzihen/ da Valiſka zu ihm ſagte: Mein Freund/ hat der Baurknecht auch eine feine ſtarke Baurdirne bey ſich/ die ihm den Flegel oder die Miſtgabel nachtraͤget? Dieſer muſte des auffzuges ſelber mit lachen/ und gab zur Antwort: Er wuͤſte wol/ daß Gamaxus nicht viel waͤhlens machte unter dem Frauenzimmer/ dann beydes in Staͤdten und Doͤrffern waͤhren ſie ihm alle gerecht/ wann ſie nur frey ſtark waͤhren. Wie er dañ der Unzucht uͤberal ergeben wahr/ daß er ſo wenig der Eheweiber als der unverheirahteten ſich enthielt/ deſſen er bey Bagophanes ein Beweißtuhm ablegete; dann als derſelbe ihn des Abends vor ſeinem abreiſen auff des Koͤnigs befehl in ſeinem Hauſe zugaſte bitten/ und allerhand ſachen mit ihm abreden muſte/ merkete er an deſſen Gemahl Paraſitis die buhleriſchen Blicke/ machte den guten Hoffmeiſter trunken/ und erhielt ſein Begehren leicht bey ihr/ redeten auch miteinander ab/ daß er nach ſeiner Wiederkunft Urſach zu Ba- gophanes ſuchen/ ihn er ſchlagen/ und ſie wieder heirahten ſolte; wie ſie auch von ihm mit einem

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/154>, abgerufen am 24.11.2024.