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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
en/ und ihr Fleisch samt dem Ingeweide den Hunden und Raben vorwerffen/ dann es
währe ihm unmöglich/ des Königes Willen nach/ sie leben dig anzunehmen/ weil ihm nit
anders zu Sinne währe/ als ob der Schimpff ihm das Herz abstossen wolte. Nun wuste
Artaxerxes wol/ daß der Feind die Grenzestädte nicht allein mit gnugsamer Mannschafft
versehen/ sondern auch mit obgedachter Reuterey verwahret hatte/ deßwegen er die auß-
erlesensten Meden und Persen 30000 stark zu sich nam/ denen Herkules Ladisla und Fa-
bius alle Teutschen/ Böhmen und Römer zu gaben/ und zogen mit diesem wolbewehrten
Heer fort/ des gänzlichen vorhabens/ den Feind zur Schlacht außzulocken. Groß Fürstin
Valiska wolte nicht dahinden bleiben/ und hielt mit ihrem Gemahl und Bruder täglich
dreymahl Behtstunde/ daß Gott diesen trotzigen Riesen dämpffen/ und seine Almacht an
ihm beweisen wolte. An dem späten Abend nach des Heerholds Wiederkunft langeten sie
nahe bey der Stad an/ woselbst Gamaxus mit grossem verlangen wartete/ lägerten sich ins
freie Feld unter ihre Zelten gar enge/ ruheten wol aus/ und liessen durch einen auffgefan-
genen Parthischen Einwohner den Feind ihre ankunft wissen/ und fragen/ ob ein redlicher
Feld Herr bey dem Heer währe/ der Kriegs- und Fürsten gebrauch wüste und hielte/ wol-
te man durch einen Gesanten handeln/ so bald man etliche Geisel von ihnen hätte/ weil
man vernähme/ daß der Baur sich in solche Handlungen gar nicht zuschicken wüste. Ka-
tenes ließ solches an Gamaxus gelangen/ und unterrichtete ihn/ wessen er sich zuverhalten
hätte; welcher sich endlich weisen ließ/ und drey vornehme Parthische Obristen vor Geisel
einsendete. Darauf ward Tyriotes zum Heerhold erwählet/ welcher/ da er zu Gamaxus
gebracht ward/ ihn also anredete: Die Großmächtigsten Fürsten und Herren/ Groß Fürst
Artaxerxes in Persen; Groß Fürst Phraortes/ einiger wahrer Groß Fürst über Meden/
König Ladisla aus Böhmen/ und Groß Fürst Herkules aus Teutschland; alle uhraltes
Königliches geblüts/ und keine Bauren (hier fing Gamaxus schon an/ sich selbst zuzerren
und inwendig zu brummen/ daran aber Tyriotes sich nicht kehrete/ sondern fortfuhr) ha-
ben sich der unbescheidenen außfoderung des Indiers Gamaxus/ welcher des ersten Boh-
ten außsage nach/ aus einem Baurenhütlein sol entsprossen seyn/ nicht gnug verwundern
können/ daß ein solcher unwerter ihm in den Sinn nehmen darff/ ob wolten sie ihr hoch-
fürstliches Blut ihm darstellen/ da sie etliche tausend hochädle Ritter haben/ deren jeder
dem Gamaxus nicht allein am adel/ sondern auch herzhaffter Kühnheit und ritterlicher
Erfahrung es weit b[e]vor tuht/ und ihm die Stange wol halten sol/ auch der geringste un-
ter ihnen bereit ist/ den Kampff wieder ihn anzutreten. So hat auch König Artabanus/
und alle seine tapffere redliche Feld Herrn es ja erfahren/ daß Groß Fürst Herkules und
König Ladisla ritterliche Kriegs Helden sind/ und viel zu gut/ sich mit einem Bauren her-
um zu dröschen. Jedoch daß der Indier sich nicht rühme man habe sich vor seinem dräu-
en und Mördersäbel gefürchtet/ ist der Durchleuchtigste Groß Fürst/ Herr Herkules bewo-
gen/ seine Hocheit an die seite zulegen/ und dem Gamaxus Streits sat zugeben/ so bald ihm
zuerscheinen nur belieben wird/ doch daß er mit Ritter-gebräuchlichem Gewehr und Har-
nisch sich stelle/ oder aber seiner Durchl. erleubet und unnachteilig sey/ sich nach seinem
Willen zuwapnen/ und solches Gewehr zubrauchen/ wie es ihm gefällig; und hierauff be-
gehre ich Antwort und erklärung. Gamaxus kunte sich nicht länger überwinden/ und fing

mit

Fuͤnftes Buch.
en/ und ihr Fleiſch ſamt dem Ingeweide den Hunden und Raben vorwerffen/ dann es
waͤhre ihm unmoͤglich/ des Koͤniges Willen nach/ ſie leben dig anzunehmen/ weil ihm nit
anders zu Sinne waͤhre/ als ob der Schimpff ihm das Herz abſtoſſen wolte. Nun wuſte
Artaxerxes wol/ daß der Feind die Grenzeſtaͤdte nicht allein mit gnugſamer Mannſchafft
verſehen/ ſondern auch mit obgedachter Reuterey verwahret hatte/ deßwegen er die auß-
erleſenſten Meden und Perſen 30000 ſtark zu ſich nam/ denen Herkules Ladiſla und Fa-
bius alle Teutſchen/ Boͤhmen und Roͤmer zu gaben/ und zogen mit dieſem wolbewehrten
Heer fort/ des gaͤnzlichen vorhabens/ den Feind zur Schlacht außzulocken. Groß Fuͤrſtin
Valiſka wolte nicht dahinden bleiben/ und hielt mit ihrem Gemahl und Bruder taͤglich
dreymahl Behtſtunde/ daß Gott dieſen trotzigen Rieſen daͤmpffen/ und ſeine Almacht an
ihm beweiſen wolte. An dem ſpaͤten Abend nach des Heerholds Wiederkunft langeten ſie
nahe bey der Stad an/ woſelbſt Gamaxus mit groſſem verlangen wartete/ laͤgerten ſich ins
freie Feld unter ihre Zelten gar enge/ ruheten wol aus/ und lieſſen durch einen auffgefan-
genen Parthiſchen Einwohner den Feind ihre ankunft wiſſen/ und fragen/ ob ein redlicher
Feld Herr bey dem Heer waͤhre/ der Kriegs- und Fuͤrſten gebrauch wuͤſte und hielte/ wol-
te man durch einen Geſanten handeln/ ſo bald man etliche Geiſel von ihnen haͤtte/ weil
man vernaͤhme/ daß der Baur ſich in ſolche Handlungen gar nicht zuſchicken wuͤſte. Ka-
tenes ließ ſolches an Gamaxus gelangen/ und unterrichtete ihn/ weſſen er ſich zuverhalten
haͤtte; welcher ſich endlich weiſen ließ/ uñ drey vornehme Parthiſche Obriſten vor Geiſel
einſendete. Darauf ward Tyriotes zum Heerhold erwaͤhlet/ welcher/ da er zu Gamaxus
gebracht ward/ ihn alſo anredete: Die Großmaͤchtigſten Fuͤrſten und Herꝛen/ Groß Fuͤrſt
Artaxerxes in Perſen; Groß Fuͤrſt Phraortes/ einiger wahrer Groß Fuͤrſt über Meden/
Koͤnig Ladiſla aus Boͤhmen/ und Groß Fuͤrſt Herkules aus Teutſchland; alle uhraltes
Koͤnigliches geblüts/ und keine Bauren (hier fing Gamaxus ſchon an/ ſich ſelbſt zuzerren
und inwendig zu brummen/ daran aber Tyriotes ſich nicht kehrete/ ſondern fortfuhr) ha-
ben ſich der unbeſcheidenen außfoderung des Indiers Gamaxus/ welcher des erſten Boh-
ten außſage nach/ aus einem Baurenhuͤtlein ſol entſproſſen ſeyn/ nicht gnug verwundern
koͤnnen/ daß ein ſolcher unwerter ihm in den Sinn nehmen darff/ ob wolten ſie ihr hoch-
fürſtliches Blut ihm darſtellen/ da ſie etliche tauſend hochaͤdle Ritter haben/ deren jeder
dem Gamaxus nicht allein am adel/ ſondern auch herzhaffter Kuͤhnheit und ritterlicher
Erfahrung es weit b[e]vor tuht/ und ihm die Stange wol halten ſol/ auch der geringſte un-
ter ihnen bereit iſt/ den Kampff wieder ihn anzutreten. So hat auch Koͤnig Artabanus/
und alle ſeine tapffere redliche Feld Herrn es ja erfahren/ daß Groß Fuͤrſt Herkules und
Koͤnig Ladiſla ritterliche Kriegs Helden ſind/ und viel zu gut/ ſich mit einem Bauren her-
um zu droͤſchen. Jedoch daß der Indier ſich nicht ruͤhme man habe ſich vor ſeinem draͤu-
en und Moͤrderſaͤbel gefuͤrchtet/ iſt der Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſt/ Herr Herkules bewo-
gen/ ſeine Hocheit an die ſeite zulegen/ und dem Gamaxus Streits ſat zugeben/ ſo bald ihm
zuerſcheinen nur belieben wird/ doch daß er mit Ritter-gebraͤuchlichem Gewehr uñ Har-
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Willen zuwapnen/ und ſolches Gewehr zubrauchen/ wie es ihm gefaͤllig; und hierauff be-
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[159/0165] Fuͤnftes Buch. en/ und ihr Fleiſch ſamt dem Ingeweide den Hunden und Raben vorwerffen/ dann es waͤhre ihm unmoͤglich/ des Koͤniges Willen nach/ ſie leben dig anzunehmen/ weil ihm nit anders zu Sinne waͤhre/ als ob der Schimpff ihm das Herz abſtoſſen wolte. Nun wuſte Artaxerxes wol/ daß der Feind die Grenzeſtaͤdte nicht allein mit gnugſamer Mannſchafft verſehen/ ſondern auch mit obgedachter Reuterey verwahret hatte/ deßwegen er die auß- erleſenſten Meden und Perſen 30000 ſtark zu ſich nam/ denen Herkules Ladiſla und Fa- bius alle Teutſchen/ Boͤhmen und Roͤmer zu gaben/ und zogen mit dieſem wolbewehrten Heer fort/ des gaͤnzlichen vorhabens/ den Feind zur Schlacht außzulocken. Groß Fuͤrſtin Valiſka wolte nicht dahinden bleiben/ und hielt mit ihrem Gemahl und Bruder taͤglich dreymahl Behtſtunde/ daß Gott dieſen trotzigen Rieſen daͤmpffen/ und ſeine Almacht an ihm beweiſen wolte. An dem ſpaͤten Abend nach des Heerholds Wiederkunft langeten ſie nahe bey der Stad an/ woſelbſt Gamaxus mit groſſem verlangen wartete/ laͤgerten ſich ins freie Feld unter ihre Zelten gar enge/ ruheten wol aus/ und lieſſen durch einen auffgefan- genen Parthiſchen Einwohner den Feind ihre ankunft wiſſen/ und fragen/ ob ein redlicher Feld Herr bey dem Heer waͤhre/ der Kriegs- und Fuͤrſten gebrauch wuͤſte und hielte/ wol- te man durch einen Geſanten handeln/ ſo bald man etliche Geiſel von ihnen haͤtte/ weil man vernaͤhme/ daß der Baur ſich in ſolche Handlungen gar nicht zuſchicken wuͤſte. Ka- tenes ließ ſolches an Gamaxus gelangen/ und unterrichtete ihn/ weſſen er ſich zuverhalten haͤtte; welcher ſich endlich weiſen ließ/ uñ drey vornehme Parthiſche Obriſten vor Geiſel einſendete. Darauf ward Tyriotes zum Heerhold erwaͤhlet/ welcher/ da er zu Gamaxus gebracht ward/ ihn alſo anredete: Die Großmaͤchtigſten Fuͤrſten und Herꝛen/ Groß Fuͤrſt Artaxerxes in Perſen; Groß Fuͤrſt Phraortes/ einiger wahrer Groß Fuͤrſt über Meden/ Koͤnig Ladiſla aus Boͤhmen/ und Groß Fuͤrſt Herkules aus Teutſchland; alle uhraltes Koͤnigliches geblüts/ und keine Bauren (hier fing Gamaxus ſchon an/ ſich ſelbſt zuzerren und inwendig zu brummen/ daran aber Tyriotes ſich nicht kehrete/ ſondern fortfuhr) ha- ben ſich der unbeſcheidenen außfoderung des Indiers Gamaxus/ welcher des erſten Boh- ten außſage nach/ aus einem Baurenhuͤtlein ſol entſproſſen ſeyn/ nicht gnug verwundern koͤnnen/ daß ein ſolcher unwerter ihm in den Sinn nehmen darff/ ob wolten ſie ihr hoch- fürſtliches Blut ihm darſtellen/ da ſie etliche tauſend hochaͤdle Ritter haben/ deren jeder dem Gamaxus nicht allein am adel/ ſondern auch herzhaffter Kuͤhnheit und ritterlicher Erfahrung es weit bevor tuht/ und ihm die Stange wol halten ſol/ auch der geringſte un- ter ihnen bereit iſt/ den Kampff wieder ihn anzutreten. So hat auch Koͤnig Artabanus/ und alle ſeine tapffere redliche Feld Herrn es ja erfahren/ daß Groß Fuͤrſt Herkules und Koͤnig Ladiſla ritterliche Kriegs Helden ſind/ und viel zu gut/ ſich mit einem Bauren her- um zu droͤſchen. Jedoch daß der Indier ſich nicht ruͤhme man habe ſich vor ſeinem draͤu- en und Moͤrderſaͤbel gefuͤrchtet/ iſt der Durchleuchtigſte Groß Fuͤrſt/ Herr Herkules bewo- gen/ ſeine Hocheit an die ſeite zulegen/ und dem Gamaxus Streits ſat zugeben/ ſo bald ihm zuerſcheinen nur belieben wird/ doch daß er mit Ritter-gebraͤuchlichem Gewehr uñ Har- niſch ſich ſtelle/ oder aber ſeiner Durchl. erleubet und unnachteilig ſey/ ſich nach ſeinem Willen zuwapnen/ und ſolches Gewehr zubrauchen/ wie es ihm gefaͤllig; und hierauff be- gehre ich Antwort und erklaͤrung. Gamaxus kunte ſich nicht laͤnger uͤberwinden/ uñ fing mit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/165>, abgerufen am 25.11.2024.