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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
und allen andern den Eingang zu versperren? Man sihet ja/ daß die Götter selbst es also
gefüget haben/ wie es ergangen ist; könten wirs nur noch erkennen/ so stünde uns leicht zu
helffen; wo nicht/ gehet der Parthische Stuel inwendig Jahrsfrist/ das der Himmel ja ab-
wende/ ganz verlohren; dann was kan Menschen Gewalt wider der Götter Donnerschlag?
Was hilfft alles unser tichten und überlegen/ wann der Himmel uns seinen Beyfall ent-
zeuhet? Eure Königl. Hocheit frage nur den Bauren Gamaxus aus Indien/ Groß Fürst
Phraortes in Meden leibeigenen Knecht; verwundert sich Eure Hocheit meiner Rede?
Ich versichere dieselbe/ daß Groß Fürst Herkules unüberwindlicher Arm ihn im absonder-
lichen Kampffe Mann an Mann angegriffen/ und den frechen Großpraler dergestalt ge-
zähmet/ daß er ihm mit seinem eigenen schweren Säbel das eine Bein gar entzwey geschla-
gen/ lebendig gefangen genommen/ und ihn obgedachten Medischen Groß Fürsten vor leib-
eigen geschenket hat/ welcher ihn lahm und krüppel an Armen und Beinen heilen/ und täg-
lich als einen kleinen Knaben mit Ruhten züchtigen lässet/ darff ihn auch niemand anders
als den kleinen Gamaxus und das zarte Wiegen Kalb nennen. Ist es aber Euer Königl.
Hocheit nicht zuvor gesagt/ daß sie mit ihm Schimpf einlegen würden? noch muste er zum
Fürsten in Ober Meden erkläret seyn; und wolte sich freylich geziemen/ daß ihre Hocheit
diesen ihren Fürsten mit einer Heersmacht errettete. Aber verflucht sey der Parthische
Ritter/ der seinetwegen ein Pferd zäumet/ oder einen Sporn umgürtet. Dem Baur Och-
sen ist recht geschehen/ ja ihm ist recht geschehen; nur ist mir von grund meines Herzen
leid/ daß Eure Königl. Hocheit mit muß eingewickelt seyn. Ich rede frey/ allergnädigster
König/ und hätte wol vielmehr zureden/ wann ich nicht seines betrübten Herzens schonete;
breche demnach hieselbst ab/ und melde nur die Ursach/ alles bißher erlittenen Jammers/
nehmlich/ daß Eure Königl. Hocheit sich nicht wil bereden lassen/ die vergebliche Liebe zu
einer verheyrahteten aus dem Sinne zuschlagen/ welche zuerlangen unmöglich ist. Es hat
der grosse König so manniche schöne Jungfrau in seinem Zimmer/ mit denen er sich zur
gnüge erlustigen möchte; deren gebrauche sich Ihre Hocheit/ und suche eines andern Ehe-
weib wider ihren Willen nicht; dann ich weiß/ daß kein Parthischer Fürst oder Herr umb
dieser Sache willen ein Pferd beschreiten wird. Bagophanes merkete/ daß er mit unter-
schiedlichen Stichen getroffen wahr/ und hatte Intaphernes ihm schon gemeldet daß Pa-
korus ungehalten auff ihn währe; wolte deswegen diese Gelegenheit/ sich zuverantworten/
in acht nehmen/ und fing an/ seine Entschuldigung zutuhn. Aber Pakorus fragete ihn/ was
er bey Berahtschlagung der Reichs- und Kriegshändel zuschaffen hätte/ oder sein Gewä-
sche mit einzumengen; Er solte zusehen/ daß wann der Baur Flegel etwa ausrisse/ er ihm
von seinem Weibe bliebe/ die vor diesem des unzüchtigen Handels gewohnet/ an diesem
starken Bauren den rechten Habnen oder vielmehr Ochsen bekommen hätte; wie sein Ge-
sinde solches gnug ausbreitete/ daß vor deren Augen er sie mißbrauchet hätte; wüste er dann
guten Raht/ könte er ihn alhie anwenden. Dieser gab der guten Worte wieder nicht viel/
daß er den Fürsten endlich an seinem ehrlichen Nahmen griff/ und ihm vorlegte/ er suchte
ein Herr über den König selbst zu seyn/ und wer wüste/ warumb er die Reichsfeinde allemal
so hoch erhöbe. Aber Pakorus wolte sich nicht lange mit ihm zanken/ sondern sagte zum
Könige: Hält Eure Königl. Hocheit mich in dem Verdacht/ dessen dieser Verleumder

mich

Fuͤnftes Buch.
und allen andern den Eingang zu verſperren? Man ſihet ja/ daß die Goͤtter ſelbſt es alſo
gefuͤget haben/ wie es ergangen iſt; koͤnten wirs nur noch erkennen/ ſo ſtuͤnde uns leicht zu
helffen; wo nicht/ gehet der Parthiſche Stuel inwendig Jahrsfriſt/ das der Himmel ja ab-
wende/ ganz verlohren; dann was kan Menſchen Gewalt wider der Goͤtter Doñerſchlag?
Was hilfft alles unſer tichten und uͤberlegen/ wann der Himmel uns ſeinen Beyfall ent-
zeuhet? Eure Koͤnigl. Hocheit frage nur den Bauren Gamaxus aus Indien/ Groß Fuͤrſt
Phraortes in Meden leibeigenen Knecht; verwundert ſich Eure Hocheit meiner Rede?
Ich verſichere dieſelbe/ daß Groß Fuͤrſt Herkules unuͤberwindlicher Arm ihn im abſonder-
lichen Kampffe Mann an Mann angegriffen/ und den frechen Großpraler dergeſtalt ge-
zaͤhmet/ daß er ihm mit ſeinem eigenen ſchweren Saͤbel das eine Bein gar entzwey geſchla-
gen/ lebendig gefangen genommen/ und ihn obgedachten Mediſchen Groß Fuͤrſten vor leib-
eigen geſchenket hat/ welcher ihn lahm und kruͤppel an Armen und Beinen heilen/ und taͤg-
lich als einen kleinen Knaben mit Ruhten zuͤchtigen laͤſſet/ darff ihn auch niemand anders
als den kleinen Gamaxus und das zarte Wiegen Kalb nennen. Iſt es aber Euer Koͤnigl.
Hocheit nicht zuvor geſagt/ daß ſie mit ihm Schimpf einlegen wuͤrden? noch muſte er zum
Fürſten in Ober Meden erklaͤret ſeyn; und wolte ſich freylich geziemen/ daß ihre Hocheit
dieſen ihren Fuͤrſten mit einer Heersmacht errettete. Aber verflucht ſey der Parthiſche
Ritter/ der ſeinetwegen ein Pferd zaͤumet/ oder einen Sporn umguͤrtet. Dem Baur Och-
ſen iſt recht geſchehen/ ja ihm iſt recht geſchehen; nur iſt mir von grund meines Herzen
leid/ daß Eure Koͤnigl. Hocheit mit muß eingewickelt ſeyn. Ich rede frey/ allergnaͤdigſter
Koͤnig/ und haͤtte wol vielmehr zureden/ wann ich nicht ſeines betruͤbten Herzens ſchonete;
breche demnach hieſelbſt ab/ und melde nur die Urſach/ alles bißher erlittenen Jammers/
nehmlich/ daß Eure Koͤnigl. Hocheit ſich nicht wil bereden laſſen/ die vergebliche Liebe zu
einer verheyrahteten aus dem Sinne zuſchlagen/ welche zuerlangen unmoͤglich iſt. Es hat
der groſſe Koͤnig ſo manniche ſchoͤne Jungfrau in ſeinem Zimmer/ mit denen er ſich zur
gnuͤge erluſtigen moͤchte; deren gebrauche ſich Ihre Hocheit/ und ſuche eines andern Ehe-
weib wider ihren Willen nicht; dann ich weiß/ daß kein Parthiſcher Fuͤrſt oder Herr umb
dieſer Sache willen ein Pferd beſchreiten wird. Bagophanes merkete/ daß er mit unter-
ſchiedlichen Stichen getroffen wahr/ und hatte Intaphernes ihm ſchon gemeldet daß Pa-
korus ungehalten auff ihn waͤhre; wolte deswegen dieſe Gelegenheit/ ſich zuverantwortẽ/
in acht nehmen/ und fing an/ ſeine Entſchuldigung zutuhn. Aber Pakorus fragete ihn/ was
er bey Berahtſchlagung der Reichs- und Kriegshaͤndel zuſchaffen haͤtte/ oder ſein Gewaͤ-
ſche mit einzumengen; Er ſolte zuſehen/ daß wann der Baur Flegel etwa ausriſſe/ er ihm
von ſeinem Weibe bliebe/ die vor dieſem des unzuͤchtigen Handels gewohnet/ an dieſem
ſtarken Bauren den rechten Habnen oder vielmehr Ochſen bekommen haͤtte; wie ſein Ge-
ſinde ſolches gnug ausbreitete/ daß vor deren Augen er ſie mißbrauchet haͤtte; wuͤſte er dañ
guten Raht/ koͤnte er ihn alhie anwenden. Dieſer gab der guten Worte wieder nicht viel/
daß er den Fuͤrſten endlich an ſeinem ehrlichen Nahmen griff/ und ihm vorlegte/ er ſuchte
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[170/0176] Fuͤnftes Buch. und allen andern den Eingang zu verſperren? Man ſihet ja/ daß die Goͤtter ſelbſt es alſo gefuͤget haben/ wie es ergangen iſt; koͤnten wirs nur noch erkennen/ ſo ſtuͤnde uns leicht zu helffen; wo nicht/ gehet der Parthiſche Stuel inwendig Jahrsfriſt/ das der Himmel ja ab- wende/ ganz verlohren; dann was kan Menſchen Gewalt wider der Goͤtter Doñerſchlag? Was hilfft alles unſer tichten und uͤberlegen/ wann der Himmel uns ſeinen Beyfall ent- zeuhet? Eure Koͤnigl. Hocheit frage nur den Bauren Gamaxus aus Indien/ Groß Fuͤrſt Phraortes in Meden leibeigenen Knecht; verwundert ſich Eure Hocheit meiner Rede? Ich verſichere dieſelbe/ daß Groß Fuͤrſt Herkules unuͤberwindlicher Arm ihn im abſonder- lichen Kampffe Mann an Mann angegriffen/ und den frechen Großpraler dergeſtalt ge- zaͤhmet/ daß er ihm mit ſeinem eigenen ſchweren Saͤbel das eine Bein gar entzwey geſchla- gen/ lebendig gefangen genommen/ und ihn obgedachten Mediſchen Groß Fuͤrſten vor leib- eigen geſchenket hat/ welcher ihn lahm und kruͤppel an Armen und Beinen heilen/ und taͤg- lich als einen kleinen Knaben mit Ruhten zuͤchtigen laͤſſet/ darff ihn auch niemand anders als den kleinen Gamaxus und das zarte Wiegen Kalb nennen. Iſt es aber Euer Koͤnigl. Hocheit nicht zuvor geſagt/ daß ſie mit ihm Schimpf einlegen wuͤrden? noch muſte er zum Fürſten in Ober Meden erklaͤret ſeyn; und wolte ſich freylich geziemen/ daß ihre Hocheit dieſen ihren Fuͤrſten mit einer Heersmacht errettete. Aber verflucht ſey der Parthiſche Ritter/ der ſeinetwegen ein Pferd zaͤumet/ oder einen Sporn umguͤrtet. Dem Baur Och- ſen iſt recht geſchehen/ ja ihm iſt recht geſchehen; nur iſt mir von grund meines Herzen leid/ daß Eure Koͤnigl. Hocheit mit muß eingewickelt ſeyn. Ich rede frey/ allergnaͤdigſter Koͤnig/ und haͤtte wol vielmehr zureden/ wann ich nicht ſeines betruͤbten Herzens ſchonete; breche demnach hieſelbſt ab/ und melde nur die Urſach/ alles bißher erlittenen Jammers/ nehmlich/ daß Eure Koͤnigl. Hocheit ſich nicht wil bereden laſſen/ die vergebliche Liebe zu einer verheyrahteten aus dem Sinne zuſchlagen/ welche zuerlangen unmoͤglich iſt. Es hat der groſſe Koͤnig ſo manniche ſchoͤne Jungfrau in ſeinem Zimmer/ mit denen er ſich zur gnuͤge erluſtigen moͤchte; deren gebrauche ſich Ihre Hocheit/ und ſuche eines andern Ehe- weib wider ihren Willen nicht; dann ich weiß/ daß kein Parthiſcher Fuͤrſt oder Herr umb dieſer Sache willen ein Pferd beſchreiten wird. Bagophanes merkete/ daß er mit unter- ſchiedlichen Stichen getroffen wahr/ und hatte Intaphernes ihm ſchon gemeldet daß Pa- korus ungehalten auff ihn waͤhre; wolte deswegen dieſe Gelegenheit/ ſich zuverantwortẽ/ in acht nehmen/ und fing an/ ſeine Entſchuldigung zutuhn. Aber Pakorus fragete ihn/ was er bey Berahtſchlagung der Reichs- und Kriegshaͤndel zuſchaffen haͤtte/ oder ſein Gewaͤ- ſche mit einzumengen; Er ſolte zuſehen/ daß wann der Baur Flegel etwa ausriſſe/ er ihm von ſeinem Weibe bliebe/ die vor dieſem des unzuͤchtigen Handels gewohnet/ an dieſem ſtarken Bauren den rechten Habnen oder vielmehr Ochſen bekommen haͤtte; wie ſein Ge- ſinde ſolches gnug ausbreitete/ daß vor deren Augen er ſie mißbrauchet haͤtte; wuͤſte er dañ guten Raht/ koͤnte er ihn alhie anwenden. Dieſer gab der guten Worte wieder nicht viel/ daß er den Fuͤrſten endlich an ſeinem ehrlichen Nahmen griff/ und ihm vorlegte/ er ſuchte ein Herr uͤber den Koͤnig ſelbſt zu ſeyn/ und wer wuͤſte/ warumb er die Reichsfeinde allemal ſo hoch erhoͤbe. Aber Pakorus wolte ſich nicht lange mit ihm zanken/ ſondern ſagte zum Koͤnige: Haͤlt Eure Koͤnigl. Hocheit mich in dem Verdacht/ deſſen dieſer Verleumder mich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/176>, abgerufen am 26.11.2024.