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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch,
ihm deßwegen vor/ da ers bey Herkules erhalten könte/ sie nimmermehr zuverlassen. Nach
gehaltener Heeres Beschauung redete Artaxerxes unsere Helden also an: Hochwerte
Herren und Freunde/ ich erinnere mich/ daß unser keiner heut diesen Tag weder Speise
noch Trank genossen hat; ist demnach nöhtig daß wir uns nach dem nähesten Flecken ma-
chen/ auff daß dem Leibe auch die Notturft gereichet werde/ nachdem die Gemühter befrie-
diget sind. Leches zeigete an/ ihre Feldköche und Schenken hätten zur Notturft bey sich/
womit alle anwesende Völker könten gespeiset werden; und da die Hoch Fürstl. Geselschaft
mit einem Zeltlager vor gut nehmen wolten/ könte man darzu auch gelangen. Der Vor-
schlag wahr ihnen allen angenehm/ daher ein grosses Feldlager von drey unterschiedlichen
Plätzen abgestochen ward; einer vor die Persen/ der ander vor die Susianer/ der dritte
vor die Fremden/ welche wegen gemachter Beute von dem ganzen Susianischen Heer er-
obert/ guter Dinge wahren. Herkules und das Fräulein gingen vor der Mahlzeit ausser
dem Lager umbher/ tahten ihr Gebeht zu Gott/ wegen geschehener gnädigen Rettung/ und
beredeten sich nachgehends/ wie sie inkünftig ihre Sachen anzustellen hätten; ihre Stim-
me ging dahin/ man möcht die Rükreise nach Padua erstes Tages fortsetzen/ auff daß ihre
hochbekümmerte Fr. Mutter getröstet/ und Ladisla Gemahl erfreuet würde. Aber Herku-
les führete ihr zu Gemüht/ es würde ein Zeichen grosser Undankbarkeit seyn/ dürfte ihnen
auch zur verzagter Kleinmühtigkeit gerechnet werden/ wann sie nicht zuvor der Häupt-
Schlacht beywohneten; welches sie ihr gefallen ließ/ wiewol mit dem außdrüklichen vor-
behalt/ daß sie nicht von ihm bleiben/ sondern mit fortgehen wolte. Welches er ihr dann be-
willigte/ jedoch nach versprechung/ sich in kein Gefechte mit einzulassen. Die fünff junge
Frauen/ insonderheit Euphrosyne und Libussa/ wahren sehr bemühet/ die Mahlzeit anzu-
richten/ schaffeten auch so viel/ an herlichem Zuckergebak/ daß Herkules fragte/ ob solches
von ihrer Hochzeit übrig währe; welches Fr. Agatha/ bejahete. Artaxerxes vernam aus
Fr. Euphrosynen Rede/ daß sie eine Griechin wahr/ fragete sie demnach/ ob sie der beyden
Herren/ Parmenions und Perdickas keine Kundschaft hätte/ deren langwiriges aussen-
bleiben ihn wundernähme/ massen er dem ersten zimliche Wechsel als seinem bestalten O-
bristen übergemacht hätte/ eine Anzahl Völker davor zu werben; der andere währe vor
diesem sein Spießgeselle gewesen/ dem er seine Anverwantin gefreiet. Euphrosyne ward
dieser Rede etwas bestürzt/ erhohlete sich aber bald/ und antwortete: Großmächtiger Groß-
Fürst/ eure Durchl. suchen die Todten bey den lebendigen/ wie ich wol berichten kan/ und
dessen gute Wissenschaft habe; massen Parmenions Bruder mein erster Ehegemahl ge-
wesen/ und Perdickas meiner Wasen Fr. Agathen nähester Anverwanter; ob nun etwa
diese beyde euer Durchl. lieb mögen gewesen seyn/ zweifele ich doch nicht/ diese beyde Für-
sten gegenwärtig/ werden bey deroselben etwas mehr gelten/ welches ich nicht ohn Ursach
rede. Vielleicht/ sagte Artaxerxes/ haben sie ihren bekanten Hochmuht an meinen hoch-
werten Herrn Brüdern wollen sehen lassen/ und haben drüber den verdienten Lohn bekom-
men? Es verhält sich also/ antwortete Herkules/ und kan eure Liebe ich wol versichern/
dz mein Bruder Ladisla und ich dieser beyder wegen in die gröste Noht/ und gar unter Heu-
kers Hände gerahten/ aber durch Gottes sonderliche Gnade/ und dieser beyden Tugend-
liebenden Frauen Vorschub dem schändlichen Tode entrissen; erzählete hierauff umständ-

lich/

Fuͤnftes Buch,
ihm deßwegen vor/ da ers bey Herkules erhalten koͤnte/ ſie nimmermehr zuverlaſſen. Nach
gehaltener Heeres Beſchauung redete Artaxerxes unſere Helden alſo an: Hochwerte
Herren und Freunde/ ich erinnere mich/ daß unſer keiner heut dieſen Tag weder Speiſe
noch Trank genoſſen hat; iſt demnach noͤhtig daß wir uns nach dem naͤheſten Flecken ma-
chen/ auff daß dem Leibe auch die Notturft gereichet werde/ nachdem die Gemühter befrie-
diget ſind. Leches zeigete an/ ihre Feldkoͤche und Schenken haͤtten zur Notturft bey ſich/
womit alle anweſende Voͤlker koͤnten geſpeiſet werden; uñ da die Hoch Fürſtl. Geſelſchaft
mit einem Zeltlager vor gut nehmen wolten/ koͤnte man darzu auch gelangen. Der Vor-
ſchlag wahr ihnen allen angenehm/ daher ein groſſes Feldlager von drey unterſchiedlichen
Plaͤtzen abgeſtochen ward; einer vor die Perſen/ der ander vor die Suſianer/ der dritte
vor die Fremden/ welche wegen gemachter Beute von dem ganzen Suſianiſchen Heer er-
obert/ guter Dinge wahren. Herkules und das Fraͤulein gingen vor der Mahlzeit auſſer
dem Lager umbher/ tahten ihr Gebeht zu Gott/ wegen geſchehener gnaͤdigen Rettung/ und
beredeten ſich nachgehends/ wie ſie inkuͤnftig ihre Sachen anzuſtellen haͤtten; ihre Stim-
me ging dahin/ man moͤcht die Ruͤkreiſe nach Padua erſtes Tages fortſetzen/ auff daß ihre
hochbekuͤmmerte Fr. Mutter getroͤſtet/ und Ladiſla Gemahl erfreuet wuͤrde. Aber Herku-
les fuͤhrete ihr zu Gemuͤht/ es wuͤrde ein Zeichen groſſer Undankbarkeit ſeyn/ duͤrfte ihnen
auch zur verzagter Kleinmuͤhtigkeit gerechnet werden/ wann ſie nicht zuvor der Haͤupt-
Schlacht beywohneten; welches ſie ihr gefallen ließ/ wiewol mit dem außdruͤklichen vor-
behalt/ daß ſie nicht von ihm bleiben/ ſondern mit fortgehen wolte. Welches er ihr dañ be-
willigte/ jedoch nach verſprechung/ ſich in kein Gefechte mit einzulaſſen. Die fuͤnff junge
Frauen/ inſonderheit Euphroſyne und Libuſſa/ wahren ſehr bemuͤhet/ die Mahlzeit anzu-
richten/ ſchaffeten auch ſo viel/ an herlichem Zuckergebak/ daß Herkules fragte/ ob ſolches
von ihrer Hochzeit übrig waͤhre; welches Fr. Agatha/ bejahete. Artaxerxes vernam aus
Fr. Euphroſynen Rede/ daß ſie eine Griechin wahr/ fragete ſie demnach/ ob ſie der beyden
Herren/ Parmenions und Perdickas keine Kundſchaft haͤtte/ deren langwiriges auſſen-
bleiben ihn wundernaͤhme/ maſſen er dem erſten zimliche Wechſel als ſeinem beſtalten O-
briſten uͤbergemacht haͤtte/ eine Anzahl Voͤlker davor zu werben; der andere waͤhre vor
dieſem ſein Spießgeſelle geweſen/ dem er ſeine Anverwantin gefreiet. Euphroſyne ward
dieſer Rede etwas beſtürzt/ erhohlete ſich aber bald/ uñ antwortete: Großmaͤchtiger Groß-
Fuͤrſt/ eure Durchl. ſuchen die Todten bey den lebendigen/ wie ich wol berichten kan/ und
deſſen gute Wiſſenſchaft habe; maſſen Parmenions Bruder mein erſter Ehegemahl ge-
weſen/ und Perdickas meiner Waſen Fr. Agathen naͤheſter Anverwanter; ob nun etwa
dieſe beyde euer Durchl. lieb moͤgen geweſen ſeyn/ zweifele ich doch nicht/ dieſe beyde Für-
ſten gegenwaͤrtig/ werden bey deroſelben etwas mehr gelten/ welches ich nicht ohn Urſach
rede. Vielleicht/ ſagte Artaxerxes/ haben ſie ihren bekanten Hochmuht an meinen hoch-
werten Herrn Brüdern wollen ſehen laſſen/ und haben drüber den verdienten Lohn bekom-
men? Es verhaͤlt ſich alſo/ antwortete Herkules/ und kan eure Liebe ich wol verſichern/
dz mein Bruder Ladiſla und ich dieſer beyder wegen in die groͤſte Noht/ uñ gar unter Heu-
kers Haͤnde gerahten/ aber durch Gottes ſonderliche Gnade/ und dieſer beyden Tugend-
liebenden Frauen Vorſchub dem ſchaͤndlichẽ Tode entriſſen; erzaͤhlete hierauff umſtaͤnd-

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[16/0022] Fuͤnftes Buch, ihm deßwegen vor/ da ers bey Herkules erhalten koͤnte/ ſie nimmermehr zuverlaſſen. Nach gehaltener Heeres Beſchauung redete Artaxerxes unſere Helden alſo an: Hochwerte Herren und Freunde/ ich erinnere mich/ daß unſer keiner heut dieſen Tag weder Speiſe noch Trank genoſſen hat; iſt demnach noͤhtig daß wir uns nach dem naͤheſten Flecken ma- chen/ auff daß dem Leibe auch die Notturft gereichet werde/ nachdem die Gemühter befrie- diget ſind. Leches zeigete an/ ihre Feldkoͤche und Schenken haͤtten zur Notturft bey ſich/ womit alle anweſende Voͤlker koͤnten geſpeiſet werden; uñ da die Hoch Fürſtl. Geſelſchaft mit einem Zeltlager vor gut nehmen wolten/ koͤnte man darzu auch gelangen. Der Vor- ſchlag wahr ihnen allen angenehm/ daher ein groſſes Feldlager von drey unterſchiedlichen Plaͤtzen abgeſtochen ward; einer vor die Perſen/ der ander vor die Suſianer/ der dritte vor die Fremden/ welche wegen gemachter Beute von dem ganzen Suſianiſchen Heer er- obert/ guter Dinge wahren. Herkules und das Fraͤulein gingen vor der Mahlzeit auſſer dem Lager umbher/ tahten ihr Gebeht zu Gott/ wegen geſchehener gnaͤdigen Rettung/ und beredeten ſich nachgehends/ wie ſie inkuͤnftig ihre Sachen anzuſtellen haͤtten; ihre Stim- me ging dahin/ man moͤcht die Ruͤkreiſe nach Padua erſtes Tages fortſetzen/ auff daß ihre hochbekuͤmmerte Fr. Mutter getroͤſtet/ und Ladiſla Gemahl erfreuet wuͤrde. Aber Herku- les fuͤhrete ihr zu Gemuͤht/ es wuͤrde ein Zeichen groſſer Undankbarkeit ſeyn/ duͤrfte ihnen auch zur verzagter Kleinmuͤhtigkeit gerechnet werden/ wann ſie nicht zuvor der Haͤupt- Schlacht beywohneten; welches ſie ihr gefallen ließ/ wiewol mit dem außdruͤklichen vor- behalt/ daß ſie nicht von ihm bleiben/ ſondern mit fortgehen wolte. Welches er ihr dañ be- willigte/ jedoch nach verſprechung/ ſich in kein Gefechte mit einzulaſſen. Die fuͤnff junge Frauen/ inſonderheit Euphroſyne und Libuſſa/ wahren ſehr bemuͤhet/ die Mahlzeit anzu- richten/ ſchaffeten auch ſo viel/ an herlichem Zuckergebak/ daß Herkules fragte/ ob ſolches von ihrer Hochzeit übrig waͤhre; welches Fr. Agatha/ bejahete. Artaxerxes vernam aus Fr. Euphroſynen Rede/ daß ſie eine Griechin wahr/ fragete ſie demnach/ ob ſie der beyden Herren/ Parmenions und Perdickas keine Kundſchaft haͤtte/ deren langwiriges auſſen- bleiben ihn wundernaͤhme/ maſſen er dem erſten zimliche Wechſel als ſeinem beſtalten O- briſten uͤbergemacht haͤtte/ eine Anzahl Voͤlker davor zu werben; der andere waͤhre vor dieſem ſein Spießgeſelle geweſen/ dem er ſeine Anverwantin gefreiet. Euphroſyne ward dieſer Rede etwas beſtürzt/ erhohlete ſich aber bald/ uñ antwortete: Großmaͤchtiger Groß- Fuͤrſt/ eure Durchl. ſuchen die Todten bey den lebendigen/ wie ich wol berichten kan/ und deſſen gute Wiſſenſchaft habe; maſſen Parmenions Bruder mein erſter Ehegemahl ge- weſen/ und Perdickas meiner Waſen Fr. Agathen naͤheſter Anverwanter; ob nun etwa dieſe beyde euer Durchl. lieb moͤgen geweſen ſeyn/ zweifele ich doch nicht/ dieſe beyde Für- ſten gegenwaͤrtig/ werden bey deroſelben etwas mehr gelten/ welches ich nicht ohn Urſach rede. Vielleicht/ ſagte Artaxerxes/ haben ſie ihren bekanten Hochmuht an meinen hoch- werten Herrn Brüdern wollen ſehen laſſen/ und haben drüber den verdienten Lohn bekom- men? Es verhaͤlt ſich alſo/ antwortete Herkules/ und kan eure Liebe ich wol verſichern/ dz mein Bruder Ladiſla und ich dieſer beyder wegen in die groͤſte Noht/ uñ gar unter Heu- kers Haͤnde gerahten/ aber durch Gottes ſonderliche Gnade/ und dieſer beyden Tugend- liebenden Frauen Vorſchub dem ſchaͤndlichẽ Tode entriſſen; erzaͤhlete hierauff umſtaͤnd- lich/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/22>, abgerufen am 21.11.2024.