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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
weiß/ daß meines gleichen viel in der Welt sind; und wer wolte mir in diesem Stük rah-
ten/ euren Worten zu gläuben/ weil sie ausgewogenheit herfliessen/ welche das Urtel der
Warheit leicht überschreiten kan. Wie? sagte Euphrosyne/ redet dann der trefliche Fürst
Herkules anders als ich? Mein Herkules/ antwortete sie/ spielet mit mir als mit einem
Kinde/ und saget mirs vor/ wie er meinet ichs gerne höre/ deßwegen habe ich ihm in dieser
Sache gleich so wenig zutrauen. Ey mein Fräulein/ sagte sie/ so trauet doch euren selbstei-
genen Aügelein/ die mit ihren durchbrechenden Strahlen aller ehrliebenden Herzen zu ih-
rem Dienste zwingen; und wolte Gott/ daß ihrer Gn. meine geringfügige Auffwartung
gefallen könte/ und ich so bitselig währe/ daß dieselbe mich nimmermehr von der Zahl ih-
rer Leibdienerinnen außschliessen wolte/ dann würde ihre Durchl. mich in meine höchstge-
wünschte Glükseligkeit versetzen. Meine werte Freundin/ antwortete sie/ ich merke wol/
daß ihr in erkäntnis meiner Gedanken und Begierden/ als meines Leibes/ viel ein schäffer
Gesicht habet/ weil ich gleich mit dem Vorsatze umbgehe/ wie ich euch in meiner stets weh-
renden Geselschaft haben und behalten könne; welches aber euch anzumuhten mich nur
abgeschrecket hat/ daß euch und euren Liebsten die Liebe zum Vaterlande zu sehr möchte
eingenommen haben; weil ich nun euren guten Willen vernehme/ wo sonst euer Markus
einwilligen wird/ sollet ihr meine Oberkammer Frau/ und Libussa meine Ober Hoffmeiste-
rin seyn/ welches ich ihr schon vor drey Jahren verheissen habe. Euphrosyne ward dessen
überaus froh/ und antwortete: O meine Durchleuchtigste Fürstin; wie kan diese hohe
Gnade ich immermehr erkennen/ die weder mein Verstand begreiffen/ noch mein Wille
vergnügen kan/ nachdem meiner Unwirdigkeit ich mich sehr wol zuerinnern weiß; doch
gelebe ich der Hoffnung/ eure Durchl. werden meine innigste Begierden gelten lassen/ da
mein Vermögen an gebührliche Verrichtung dieses hohen Amts nicht reichen kan. Mei-
nen Liebsten betreffend/ werde ich ihm die allerangenehmste Zeitung bringen/ weil ohndaß
sein einziger Wunsch ist/ die Gelegenheit zu finden/ welche ihn in stetswehrenden Diensten
seiner Gun. Fürsten erhalten möchte. Libussa wahr hingangen etliche trefliche Häupt-Brust
und Armkleinot herzuhohlen/ womit sie das Fräulein außschmücken wolte/ und als sie wie-
derkam/ sagte Euphrosyne zu ihr: Herzliebe Schwester/ euer und mein Wunsch ist nun er-
füllet. Was? sagte sie/ bleiben wir miteinander bey unser Gn. Fürstin? ich vor mein Häupt/
antwortete sie/ habe mir einen guten Dienst außgebehten. Libussa stund und sahe die Für-
stin an/ etwas zweifelnd/ ob sie der ehemahligen Zusage würde eingedenke seyn/ welche zu
ihr sagete: Seid ihr beyde dann eins worden bey mir zu bleiben/ muß mir solches sehr lieb
seyn/ und ist unnöhtig/ daß ich dich deiner Hoffmeisterschaft erinnere/ worzu ich dich schon
vorlängst bestellet habe. O Gn. Fürstin/ antwortete sie/ Ist eure Gn. der ehemahligen Ver-
heissung noch eingedenke/ die ich fürchtete längst vergessen seyn? Nun; sagte sie/ so hastu
an mir wol zweifeln können/ da du wol weist/ daß dir allein ich mein ganzes Herz vertrauet
habe? Durchl. Fürstin/ antwortete sie; Zu jenerzeit hatten ihre Gn. noch nicht was sie an-
sezt haben/ und kunte mein Trost in etwas angenehm seyn/ der nunmehr unnöhtig ist; so
pfleget auch kindliche und erwachsene Gnade selten überein zustimmen. Gut Libussa/ gut/
sagte sie/ jezt gibstu an den Tag/ wovor du mich hältest/ ungeachtet du so manniche Beweh-
rung von mir eingenommen hast; erinnere dich/ wie oft hastu mein schwermühtiges Herz

und

Fuͤnftes Buch.
weiß/ daß meines gleichen viel in der Welt ſind; und wer wolte mir in dieſem Stuͤk rah-
ten/ euren Worten zu glaͤuben/ weil ſie ausgewogenheit herflieſſen/ welche das Urtel der
Warheit leicht uͤberſchreiten kan. Wie? ſagte Euphroſyne/ redet dann der trefliche Fuͤrſt
Herkules anders als ich? Mein Herkules/ antwortete ſie/ ſpielet mit mir als mit einem
Kinde/ und ſaget mirs vor/ wie er meinet ichs gerne hoͤre/ deßwegen habe ich ihm in dieſer
Sache gleich ſo wenig zutrauen. Ey mein Fraͤulein/ ſagte ſie/ ſo trauet doch euren ſelbſtei-
genen Auͤgelein/ die mit ihren durchbrechenden Strahlen aller ehrliebenden Herzen zu ih-
rem Dienſte zwingen; und wolte Gott/ daß ihrer Gn. meine geringfuͤgige Auffwartung
gefallen koͤnte/ und ich ſo bitſelig waͤhre/ daß dieſelbe mich nimmermehr von der Zahl ih-
rer Leibdieneriñen außſchlieſſen wolte/ dann wuͤrde ihre Durchl. mich in meine hoͤchſtge-
wuͤnſchte Glükſeligkeit verſetzen. Meine werte Freundin/ antwortete ſie/ ich merke wol/
daß ihr in erkaͤntnis meineꝛ Gedanken und Begierden/ als meines Leibes/ viel ein ſchaͤffer
Geſicht habet/ weil ich gleich mit dem Vorſatze umbgehe/ wie ich euch in meineꝛ ſtets weh-
renden Geſelſchaft haben und behalten koͤnne; welches aber euch anzumuhten mich nur
abgeſchrecket hat/ daß euch und euren Liebſten die Liebe zum Vaterlande zu ſehr moͤchte
eingenommen haben; weil ich nun euren guten Willen vernehme/ wo ſonſt euer Markus
einwilligen wird/ ſollet ihr meine Oberkammer Frau/ und Libuſſa meine Ober Hoffmeiſte-
rin ſeyn/ welches ich ihr ſchon vor drey Jahren verheiſſen habe. Euphroſyne ward deſſen
uͤberaus froh/ und antwortete: O meine Durchleuchtigſte Fuͤrſtin; wie kan dieſe hohe
Gnade ich immermehr erkennen/ die weder mein Verſtand begreiffen/ noch mein Wille
vergnuͤgen kan/ nachdem meiner Unwirdigkeit ich mich ſehr wol zuerinnern weiß; doch
gelebe ich der Hoffnung/ eure Durchl. werden meine innigſte Begierden gelten laſſen/ da
mein Vermoͤgen an gebührliche Verrichtung dieſes hohen Amts nicht reichen kan. Mei-
nen Liebſten betreffend/ werde ich ihm die allerangenehmſte Zeitung bringen/ weil ohndaß
ſein einziger Wunſch iſt/ die Gelegenheit zu finden/ welche ihn in ſtetswehrenden Dienſtẽ
ſeiner Gun. Fuͤrſten erhalten moͤchte. Libuſſa wahr hingangẽ etliche trefliche Haͤupt-Bruſt
und Armkleinot herzuhohlen/ womit ſie das Fraͤulein außſchmücken wolte/ uñ als ſie wie-
derkam/ ſagte Euphroſyne zu ihr: Herzliebe Schweſter/ euer und mein Wunſch iſt nun er-
fuͤllet. Was? ſagte ſie/ bleibẽ wir miteinander bey unſer Gn. Fuͤrſtin? ich vor mein Haͤupt/
antwortete ſie/ habe mir einen guten Dienſt außgebehten. Libuſſa ſtund und ſahe die Fuͤr-
ſtin an/ etwas zweifelnd/ ob ſie der ehemahligen Zuſage wuͤrde eingedenke ſeyn/ welche zu
ihr ſagete: Seid ihr beyde dann eins worden bey mir zu bleiben/ muß mir ſolches ſehr lieb
ſeyn/ und iſt unnoͤhtig/ daß ich dich deiner Hoffmeiſterſchaft eriñere/ worzu ich dich ſchon
vorlaͤngſt beſtellet habe. O Gn. Fuͤrſtin/ antwortete ſie/ Iſt eure Gn. der ehemahligen Ver-
heiſſung noch eingedenke/ die ich fuͤrchtete laͤngſt vergeſſen ſeyn? Nun; ſagte ſie/ ſo haſtu
an mir wol zweifeln koͤnnen/ da du wol weiſt/ daß dir allein ich mein ganzes Herz vertrauet
habe? Durchl. Fuͤrſtin/ antwortete ſie; Zu jenerzeit hatten ihre Gn. noch nicht was ſie an-
ſezt haben/ und kunte mein Troſt in etwas angenehm ſeyn/ der nunmehr unnoͤhtig iſt; ſo
pfleget auch kindliche und erwachſene Gnade ſelten uͤberein zuſtimmen. Gut Libuſſa/ gut/
ſagte ſie/ jezt gibſtu an den Tag/ wovor du mich haͤlteſt/ ungeachtet du ſo manniche Beweh-
rung von mir eingenommen haſt; erinnere dich/ wie oft haſtu mein ſchwermuͤhtiges Herz

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/24>, abgerufen am 23.11.2024.