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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
mern sollet/ gestaltsam alle seine Gelder unter euch als rechtmässigen Erben können aus-
geteilet werden. So haltet ihr nun redlich/ was ihr uns versprochen habt/ und zweifelt nit
an unserm verheissen/ daß nehmlich nicht allein die begehreten Lösegelder sollen ausgezäh-
let werden/ sondern auch keinem unter euch wegen dieses vornehmens leid geschehen sol.
Die Räuber erschraken hierüber/ daß sie anfangs kein Wort sprechen kunten/ schleppeten
den Leichnam bey den Füssen hervor/ und als sie kein Lebenszeichen mehr an ihm sahen/
seuffzeten sie darüber/ lieffen zur Höhle hinaus/ und meldeten den übrigen diesen unfall an/
auch wie das Frauenzimmer alles auffs äusserste gesezt hätte. Genutius hörete solches nit
ungerne/ dann er zweifelte nicht/ es würde ihm Furius meuchlischer weise das Leben ge-
nommen haben; Weil er dann unter allen der verständigste wahr/ hub er also an: Ihr
meine Herren und Freunde; da sehet ihr/ was gestalt die Götter über ihre Ehr und furcht
halten/ und keinen Meinäid ungestraffet lassen. Unser gewesener Hauptman wahr von sol-
cher Stärke und Waffen-erfahrenheit/ daß nicht leicht jemand ihm darinnen etwas be-
vor tuhn wird/ und nun hat ein schwaches Weibesbild ihn müssen abschlachten als ein ver-
bannetes Opffer zu der Götter Versöhnung. Lasset uns solches dienen zur Warnung/ dz
wir keine Götter verspotten/ damit wir nicht auff gleiche/ oder noch wol schändlichere wei-
se umkommen. Vorerst wird nöhtig seyn/ daß unter uns ein Hauptman gesetzet werde/
dem wir allen Gehorsam angeloben/ welcher nachgehends das Frauenzimmer begütigen
wird; Und weil ich nicht zweifele/ es werde Herr Fannius uns allen zum Hauptmann ge-
fallen/ werden wir demselben unsere Schuldigkeit abzulegen keine Bedenkzeit vonnöhten
haben. Sie liessen ihnen ingesamt diesen Vorschlag gefallen/ leisteten ihrem neuen Haupt-
man den äid/ und wurden eins/ daß dem Frauenzimmer auffs freundlichste solte zugespro-
chen/ und alle Versicherung ihrer Ehren getahn werden; gingen auch unbewaffnet in die
Höhle/ und fing Fannius also an: Versichert euch/ ihr schönen Frauen und Jungfern/ dz
unser gewesener Häuptman diese Untaht wider unser wissen und willen verübet hat/ und
wir daher nicht gesinnet sind/ seinen Tod zuunbillichen/ vielweniger zurächen/ sondern
wann uns die versprochene Gelder zugestellet werden/ wollen wir euch samt und sonders
auff freyen Fußstellen/ auch euch keinerley weise an euren Ehren kränken/ welches wir hie-
mit aufs neue äidlich angeloben. Unser Frauenzimmer ward hiedurch höchlich erquicket/
bedanketen sich des versprechens/ und bahten/ daß ihnen ein reiner Winkel zu ihrem Auff-
enthalt eingeräumet/ und mit allerhand Sachen umleget würde/ damit niemand unver-
merket könte zu ihnen kommen; alsdann wolten sie gerne beyeinander bleiben/ biß ihnen
die Gelder vergnüget währen; welches begehren dann von den Räubern alsbald verrich-
tet ward/ und vor allen andern Genutius dabey sehr gefliessen wahr/ so daß nur ein Loch
offen blieb/ durch welches ihnen Speife und Trank kunte gereichet werden.

Anfangs/ da dieses Frauenzimmer gefänglich angenommen ward/ musten vier Räu-
ber die Gutsche samt dem ädelknaben ins Gesträuche führen/ daß sie von niemand ausge-
spüret würde/ woselbst sie auch den ganzen Tag verblieben/ biß der Abend einbrach/ da brach-
ten sie dieselbe des nähesten Weges an das Meer/ und lag der Knabe drinnen mit verbun-
denen Augen; drey Räuber aber sassen bey ihm/ welche demselben einen blauen Dunst vorzu-
mahlen/ ertichteter weise mit einander überlegeten/ wie zeitig sie ihre Geselschafft würden

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Sechſtes Buch.
mern ſollet/ geſtaltſam alle ſeine Gelder unter euch als rechtmaͤſſigen Erben koͤnnen aus-
geteilet werden. So haltet ihr nun redlich/ was ihr uns verſprochen habt/ und zweifelt nit
an unſerm verheiſſen/ daß nehmlich nicht allein die begehreten Loͤſegelder ſollen ausgezaͤh-
let werden/ ſondern auch keinem unter euch wegen dieſes vornehmens leid geſchehen ſol.
Die Raͤuber erſchraken hieruͤber/ daß ſie anfangs kein Wort ſprechen kunten/ ſchleppeten
den Leichnam bey den Fuͤſſen hervor/ und als ſie kein Lebenszeichen mehr an ihm ſahen/
ſeuffzeten ſie daruͤber/ lieffen zur Hoͤhle hinaus/ und meldeten den uͤbrigen dieſen unfall an/
auch wie das Frauenzimmer alles auffs aͤuſſerſte geſezt haͤtte. Genutius hoͤrete ſolches nit
ungerne/ dann er zweifelte nicht/ es wuͤrde ihm Furius meuchliſcher weiſe das Leben ge-
nommen haben; Weil er dann unter allen der verſtaͤndigſte wahr/ hub er alſo an: Ihr
meine Herren und Freunde; da ſehet ihr/ was geſtalt die Goͤtter uͤber ihre Ehr und furcht
halten/ und keinen Meinaͤid ungeſtraffet laſſen. Unſer geweſener Hauptman wahr von ſol-
cher Staͤrke und Waffen-erfahrenheit/ daß nicht leicht jemand ihm darinnen etwas be-
vor tuhn wird/ uñ nun hat ein ſchwaches Weibesbild ihn müſſen abſchlachten als ein ver-
bannetes Opffer zu der Goͤtter Verſoͤhnung. Laſſet uns ſolches dienen zur Warnung/ dz
wir keine Goͤtter verſpotten/ damit wir nicht auff gleiche/ oder noch wol ſchaͤndlichere wei-
ſe umkommen. Vorerſt wird noͤhtig ſeyn/ daß unter uns ein Hauptman geſetzet werde/
dem wir allen Gehorſam angeloben/ welcher nachgehends das Frauenzimmer beguͤtigen
wird; Und weil ich nicht zweifele/ es werde Herr Fannius uns allen zum Hauptmann ge-
fallen/ werden wir demſelben unſere Schuldigkeit abzulegen keine Bedenkzeit vonnoͤhten
haben. Sie lieſſen ihnen ingeſamt dieſen Vorſchlag gefallen/ leiſteten ihrem neuen Haupt-
man den aͤid/ und wurden eins/ daß dem Frauenzimmer auffs freundlichſte ſolte zugeſpro-
chen/ und alle Verſicherung ihrer Ehren getahn werden; gingen auch unbewaffnet in die
Hoͤhle/ und fing Fannius alſo an: Verſichert euch/ ihr ſchoͤnen Frauen und Jungfern/ dz
unſer geweſener Haͤuptman dieſe Untaht wider unſer wiſſen und willen veruͤbet hat/ und
wir daher nicht geſinnet ſind/ ſeinen Tod zuunbillichen/ vielweniger zuraͤchen/ ſondern
wann uns die verſprochene Gelder zugeſtellet werden/ wollen wir euch ſamt und ſonders
auff freyen Fußſtellen/ auch euch keinerley weiſe an euren Ehren kraͤnken/ welches wir hie-
mit aufs neue aͤidlich angeloben. Unſer Frauenzimmer ward hiedurch hoͤchlich erquicket/
bedanketen ſich des verſprechens/ und bahten/ daß ihnen ein reiner Winkel zu ihrem Auff-
enthalt eingeraͤumet/ und mit allerhand Sachen umleget wuͤrde/ damit niemand unver-
merket koͤnte zu ihnen kommen; alsdann wolten ſie gerne beyeinander bleiben/ biß ihnen
die Gelder vergnuͤget waͤhren; welches begehren dann von den Raͤubern alsbald verrich-
tet ward/ und vor allen andern Genutius dabey ſehr geflieſſen wahr/ ſo daß nur ein Loch
offen blieb/ durch welches ihnen Speife und Trank kunte gereichet werden.

Anfangs/ da dieſes Frauenzimmer gefaͤnglich angenommen ward/ muſten vier Raͤu-
ber die Gutſche ſamt dem aͤdelknaben ins Geſtraͤuche fuͤhren/ daß ſie von niemand ausge-
ſpuͤret wuͤrde/ woſelbſt ſie auch den ganzẽ Tag verblieben/ biß der Abend einbrach/ da brach-
ten ſie dieſelbe des naͤheſten Weges an das Meer/ und lag der Knabe drinnen mit verbun-
denen Augen; drey Raͤuber aber ſaſſen bey ihm/ welche demſelben einẽ blauẽ Dunſt vorzu-
mahlen/ ertichteter weiſe mit einander überlegeten/ wie zeitig ſie ihre Geſelſchafft wuͤrden

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[261/0267] Sechſtes Buch. mern ſollet/ geſtaltſam alle ſeine Gelder unter euch als rechtmaͤſſigen Erben koͤnnen aus- geteilet werden. So haltet ihr nun redlich/ was ihr uns verſprochen habt/ und zweifelt nit an unſerm verheiſſen/ daß nehmlich nicht allein die begehreten Loͤſegelder ſollen ausgezaͤh- let werden/ ſondern auch keinem unter euch wegen dieſes vornehmens leid geſchehen ſol. Die Raͤuber erſchraken hieruͤber/ daß ſie anfangs kein Wort ſprechen kunten/ ſchleppeten den Leichnam bey den Fuͤſſen hervor/ und als ſie kein Lebenszeichen mehr an ihm ſahen/ ſeuffzeten ſie daruͤber/ lieffen zur Hoͤhle hinaus/ und meldeten den uͤbrigen dieſen unfall an/ auch wie das Frauenzimmer alles auffs aͤuſſerſte geſezt haͤtte. Genutius hoͤrete ſolches nit ungerne/ dann er zweifelte nicht/ es wuͤrde ihm Furius meuchliſcher weiſe das Leben ge- nommen haben; Weil er dann unter allen der verſtaͤndigſte wahr/ hub er alſo an: Ihr meine Herren und Freunde; da ſehet ihr/ was geſtalt die Goͤtter uͤber ihre Ehr und furcht halten/ und keinen Meinaͤid ungeſtraffet laſſen. Unſer geweſener Hauptman wahr von ſol- cher Staͤrke und Waffen-erfahrenheit/ daß nicht leicht jemand ihm darinnen etwas be- vor tuhn wird/ uñ nun hat ein ſchwaches Weibesbild ihn müſſen abſchlachten als ein ver- bannetes Opffer zu der Goͤtter Verſoͤhnung. Laſſet uns ſolches dienen zur Warnung/ dz wir keine Goͤtter verſpotten/ damit wir nicht auff gleiche/ oder noch wol ſchaͤndlichere wei- ſe umkommen. Vorerſt wird noͤhtig ſeyn/ daß unter uns ein Hauptman geſetzet werde/ dem wir allen Gehorſam angeloben/ welcher nachgehends das Frauenzimmer beguͤtigen wird; Und weil ich nicht zweifele/ es werde Herr Fannius uns allen zum Hauptmann ge- fallen/ werden wir demſelben unſere Schuldigkeit abzulegen keine Bedenkzeit vonnoͤhten haben. Sie lieſſen ihnen ingeſamt dieſen Vorſchlag gefallen/ leiſteten ihrem neuen Haupt- man den aͤid/ und wurden eins/ daß dem Frauenzimmer auffs freundlichſte ſolte zugeſpro- chen/ und alle Verſicherung ihrer Ehren getahn werden; gingen auch unbewaffnet in die Hoͤhle/ und fing Fannius alſo an: Verſichert euch/ ihr ſchoͤnen Frauen und Jungfern/ dz unſer geweſener Haͤuptman dieſe Untaht wider unſer wiſſen und willen veruͤbet hat/ und wir daher nicht geſinnet ſind/ ſeinen Tod zuunbillichen/ vielweniger zuraͤchen/ ſondern wann uns die verſprochene Gelder zugeſtellet werden/ wollen wir euch ſamt und ſonders auff freyen Fußſtellen/ auch euch keinerley weiſe an euren Ehren kraͤnken/ welches wir hie- mit aufs neue aͤidlich angeloben. Unſer Frauenzimmer ward hiedurch hoͤchlich erquicket/ bedanketen ſich des verſprechens/ und bahten/ daß ihnen ein reiner Winkel zu ihrem Auff- enthalt eingeraͤumet/ und mit allerhand Sachen umleget wuͤrde/ damit niemand unver- merket koͤnte zu ihnen kommen; alsdann wolten ſie gerne beyeinander bleiben/ biß ihnen die Gelder vergnuͤget waͤhren; welches begehren dann von den Raͤubern alsbald verrich- tet ward/ und vor allen andern Genutius dabey ſehr geflieſſen wahr/ ſo daß nur ein Loch offen blieb/ durch welches ihnen Speife und Trank kunte gereichet werden. Anfangs/ da dieſes Frauenzimmer gefaͤnglich angenommen ward/ muſten vier Raͤu- ber die Gutſche ſamt dem aͤdelknaben ins Geſtraͤuche fuͤhren/ daß ſie von niemand ausge- ſpuͤret wuͤrde/ woſelbſt ſie auch den ganzẽ Tag verblieben/ biß der Abend einbrach/ da brach- ten ſie dieſelbe des naͤheſten Weges an das Meer/ und lag der Knabe drinnen mit verbun- denen Augen; drey Raͤuber aber ſaſſen bey ihm/ welche demſelben einẽ blauẽ Dunſt vorzu- mahlen/ ertichteter weiſe mit einander überlegeten/ wie zeitig ſie ihre Geſelſchafft wuͤrden erreichen k k iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/267>, abgerufen am 22.11.2024.