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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
nen die Ablohnung von dem Büttel solte erteilet werden; Ich bin dessen gewiß/ es solten
nicht zwanzig gehenket werden/ daß nicht etliche hundert sich daran spiegeln solten. Und ob
mir jemand einwerffen wolte/ es würde dieses gar zu stränge gestraffet seyn/ dem gebe ich
zur Antwort/ daß weil man keinen gelindern Weg sihet/ müsse Fürsten und Herren Anse-
hen und redlicher Nahme durch solche Schärffe erhalten werden. Der Stathalter gab
der Groß Fürstin recht/ und ließ allen seinen Bedieneten ansagen/ daß wo jemand/ wer der
auch währe/ sich mit dergleichen Diebsnägeln kratzen würde/ solte dem erhenketen ohn al-
le Gnade Geselschafft leisten. Dem frommen Schuelknaben aber schenkete der junge Fa-
bius noch 100 Kronen/ Herkules vermachte ihm jährlich gleich so viel/ als lange ervon
nöhten hätte von andern unterrichtet zuwerden/ und des erhenketen gestohlene 9000
Kronen wurden zur Unter haltung der Armen angewendet.

Jungfer Beata kam noch bey guter Tageszeit in ihres Vaters Hütchen an/ welches
zwo Meile von der Stad gelegen wahr; sie fand ihre Eltern im Küchen Garten arbeiten/
und zwo Schwestern neben zween Brüdern das graben verrichten/ worüber ihr die Träh-
nen aus den Augen drungen/ ging zu ihnen hin in ihrer statlichen Kleidung/ womit Frau
Sophia sie ausgeschmücket hatte/ und sagte zu ihnen: Herzliebe Eltern/ Schwestere und
Brüdere/ leget solche Bauren Arbeit ab/ und nehmet euren Adelichen Stand an/ nachdem
der barmherzige Gott mir einen Bräutigam bescheret hat/ der uns aller schmählichen Ar-
mut benehmen wil. Die Eltern sahen die trefflichen Kleinot an ihr blänken/ und frageten/
wer dann dieser Bräutigam währe; insonderheit durffte die Mutter/ ungeachtet ihrer
kümmerlichen Armuht nachforschen/ ob er auch ädel gebohren/ dann sie gedächte ihre Toch-
ter nicht in den schlechten Bürgerstand zuverheyrahten. Aber die Jungfer wahr viel klü-
ger/ und antwortete: Liebe Mutter/ leget doch solchen eitelen Hochmuht ab/ was pochet ihr
auff das eingebildete Blut/ und verachtet den Bürgerstand/ da ihr doch Armuhtswegen
euch bißher als eine Bauerin habt ernähren/ den Flachs spinnen/ und aus Oepffel/ Bir-
nen/ Kraut und Nüssen/ etliche Groschlein käuffen müssen/ wovon ihr das liebe tägliche
Brod haben möget/ noch dürffet ihr auff euren Adel trotzen/ der euch keinen Heller einträ-
get/ und von den vermögenden schlimmen Bauren verachtet wird. Ist mein Liebster dann
gleich kein gebohrner ädelman/ so ist er doch an Tugend ädel gnug/ und hat durch seine ge-
träuen Dienste den Adel- und Ritterstand von Königen und Fürsten erlanget/ neben der
Zusage/ daß er auch in den Römischen Adel sol auffgenommen werden/ welchen Stand
auszuführen er reich genug ist/ und über 15 Tonnen Goldes vermag. Als solches ihr Va-
ter hörete/ welcher auch ein Christ wahr/ sagete er: Ach du mildreicher Gott/ du verlässest
ja die deinen nicht/ wann sie nur im festen Vertrauen auf dich bleiben/ wie ich anjezt in der
Taht erfahre. Jungfer Beata erinnerte sie/ daß alsbald an ihre übrigen zwo Schwestern
und zween Brüder (welche bey andern vom Adel sich in der nähe auffhielten/ und ihnen
zu dienste wahren) ein Bohte abgefertiget würde/ sich ohn verweilen einzustellen/ gingen
mit einander in das Häußlein/ und ließ sie daselbst alle Sachen abladen; dem Vater stel-
lete sie die übergebrachten Gelder zu/ als ein Geschenk von ihrem Bräutigam/ welche er
des folgenden Tages an etliche benachbarte vom Adel einschickete/ und damit seine verpfän-
dete Güter einlösete/ die so bald nicht aussinnen kunten/ was vor einen glüklichen Fund

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Sechſtes Buch.
nen die Ablohnung von dem Buͤttel ſolte erteilet werden; Ich bin deſſen gewiß/ es ſolten
nicht zwanzig gehenket werden/ daß nicht etliche hundert ſich daran ſpiegeln ſolten. Und ob
mir jemand einwerffen wolte/ es würde dieſes gar zu ſtraͤnge geſtraffet ſeyn/ dem gebe ich
zur Antwort/ daß weil man keinen gelindern Weg ſihet/ muͤſſe Fuͤrſten und Herren Anſe-
hen und redlicher Nahme durch ſolche Schaͤrffe erhalten werden. Der Stathalter gab
der Groß Fuͤrſtin recht/ und ließ allen ſeinen Bedieneten anſagen/ daß wo jemand/ wer der
auch waͤhre/ ſich mit dergleichen Diebsnaͤgeln kratzen wuͤrde/ ſolte dem erhenketen ohn al-
le Gnade Geſelſchafft leiſten. Dem frommen Schuelknaben aber ſchenkete der junge Fa-
bius noch 100 Kronen/ Herkules vermachte ihm jaͤhrlich gleich ſo viel/ als lange ervon
noͤhten haͤtte von andern unterrichtet zuwerden/ und des erhenketen geſtohlene 9000
Kronen wurden zur Unter haltung der Armen angewendet.

Jungfer Beata kam noch bey guter Tageszeit in ihres Vaters Huͤtchen an/ welches
zwo Meile von der Stad gelegen wahr; ſie fand ihre Eltern im Kuͤchen Garten arbeiten/
und zwo Schweſtern neben zween Brüdern das graben verrichten/ woruͤber ihr die Traͤh-
nen aus den Augen drungen/ ging zu ihnen hin in ihrer ſtatlichen Kleidung/ womit Frau
Sophia ſie ausgeſchmuͤcket hatte/ und ſagte zu ihnen: Herzliebe Eltern/ Schweſtere und
Bruͤdere/ leget ſolche Bauren Arbeit ab/ und nehmet euren Adelichen Stand an/ nachdem
der barmherzige Gott mir einen Braͤutigam beſcheret hat/ der uns aller ſchmaͤhlichen Ar-
mut benehmen wil. Die Eltern ſahen die trefflichen Kleinot an ihr blaͤnken/ und frageten/
wer dann dieſer Braͤutigam waͤhre; inſonderheit durffte die Mutter/ ungeachtet ihrer
kuͤmmerlichen Armuht nachforſchen/ ob er auch aͤdel gebohren/ dañ ſie gedaͤchte ihre Toch-
ter nicht in den ſchlechten Buͤrgerſtand zuverheyrahten. Aber die Jungfer wahr viel kluͤ-
ger/ und antwortete: Liebe Mutter/ leget doch ſolchen eitelen Hochmuht ab/ was pochet ihr
auff das eingebildete Blut/ und verachtet den Buͤrgerſtand/ da ihr doch Armuhtswegen
euch bißher als eine Bauerin habt ernaͤhren/ den Flachs ſpinnen/ und aus Oepffel/ Bir-
nen/ Kraut und Nuͤſſen/ etliche Groſchlein kaͤuffen muͤſſen/ wovon ihr das liebe taͤgliche
Brod haben moͤget/ noch duͤrffet ihr auff euren Adel trotzen/ der euch keinen Heller eintraͤ-
get/ und von den vermoͤgenden ſchlimmen Bauren verachtet wird. Iſt mein Liebſter dann
gleich kein gebohrner aͤdelman/ ſo iſt er doch an Tugend aͤdel gnug/ und hat durch ſeine ge-
traͤuen Dienſte den Adel- und Ritterſtand von Koͤnigen und Fürſten erlanget/ neben der
Zuſage/ daß er auch in den Roͤmiſchen Adel ſol auffgenommen werden/ welchen Stand
auszufuͤhren er reich genug iſt/ und uͤber 15 Tonnen Goldes vermag. Als ſolches ihr Va-
ter hoͤrete/ welcher auch ein Chriſt wahr/ ſagete er: Ach du mildreicher Gott/ du verlaͤſſeſt
ja die deinen nicht/ wann ſie nur im feſten Vertrauen auf dich bleiben/ wie ich anjezt in der
Taht erfahre. Jungfer Beata erinnerte ſie/ daß alsbald an ihre uͤbrigen zwo Schweſtern
und zween Bruͤder (welche bey andern vom Adel ſich in der naͤhe auffhielten/ und ihnen
zu dienſte wahren) ein Bohte abgefertiget würde/ ſich ohn verweilen einzuſtellen/ gingen
mit einander in das Haͤußlein/ und ließ ſie daſelbſt alle Sachen abladen; dem Vater ſtel-
lete ſie die uͤbergebrachten Gelder zu/ als ein Geſchenk von ihrem Braͤutigam/ welche er
des folgenden Tages an etliche benachbarte vom Adel einſchickete/ uñ damit ſeine verpfaͤn-
dete Guͤter einloͤſete/ die ſo bald nicht ausſinnen kunten/ was vor einen gluͤklichen Fund

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[313/0319] Sechſtes Buch. nen die Ablohnung von dem Buͤttel ſolte erteilet werden; Ich bin deſſen gewiß/ es ſolten nicht zwanzig gehenket werden/ daß nicht etliche hundert ſich daran ſpiegeln ſolten. Und ob mir jemand einwerffen wolte/ es würde dieſes gar zu ſtraͤnge geſtraffet ſeyn/ dem gebe ich zur Antwort/ daß weil man keinen gelindern Weg ſihet/ muͤſſe Fuͤrſten und Herren Anſe- hen und redlicher Nahme durch ſolche Schaͤrffe erhalten werden. Der Stathalter gab der Groß Fuͤrſtin recht/ und ließ allen ſeinen Bedieneten anſagen/ daß wo jemand/ wer der auch waͤhre/ ſich mit dergleichen Diebsnaͤgeln kratzen wuͤrde/ ſolte dem erhenketen ohn al- le Gnade Geſelſchafft leiſten. Dem frommen Schuelknaben aber ſchenkete der junge Fa- bius noch 100 Kronen/ Herkules vermachte ihm jaͤhrlich gleich ſo viel/ als lange ervon noͤhten haͤtte von andern unterrichtet zuwerden/ und des erhenketen geſtohlene 9000 Kronen wurden zur Unter haltung der Armen angewendet. Jungfer Beata kam noch bey guter Tageszeit in ihres Vaters Huͤtchen an/ welches zwo Meile von der Stad gelegen wahr; ſie fand ihre Eltern im Kuͤchen Garten arbeiten/ und zwo Schweſtern neben zween Brüdern das graben verrichten/ woruͤber ihr die Traͤh- nen aus den Augen drungen/ ging zu ihnen hin in ihrer ſtatlichen Kleidung/ womit Frau Sophia ſie ausgeſchmuͤcket hatte/ und ſagte zu ihnen: Herzliebe Eltern/ Schweſtere und Bruͤdere/ leget ſolche Bauren Arbeit ab/ und nehmet euren Adelichen Stand an/ nachdem der barmherzige Gott mir einen Braͤutigam beſcheret hat/ der uns aller ſchmaͤhlichen Ar- mut benehmen wil. Die Eltern ſahen die trefflichen Kleinot an ihr blaͤnken/ und frageten/ wer dann dieſer Braͤutigam waͤhre; inſonderheit durffte die Mutter/ ungeachtet ihrer kuͤmmerlichen Armuht nachforſchen/ ob er auch aͤdel gebohren/ dañ ſie gedaͤchte ihre Toch- ter nicht in den ſchlechten Buͤrgerſtand zuverheyrahten. Aber die Jungfer wahr viel kluͤ- ger/ und antwortete: Liebe Mutter/ leget doch ſolchen eitelen Hochmuht ab/ was pochet ihr auff das eingebildete Blut/ und verachtet den Buͤrgerſtand/ da ihr doch Armuhtswegen euch bißher als eine Bauerin habt ernaͤhren/ den Flachs ſpinnen/ und aus Oepffel/ Bir- nen/ Kraut und Nuͤſſen/ etliche Groſchlein kaͤuffen muͤſſen/ wovon ihr das liebe taͤgliche Brod haben moͤget/ noch duͤrffet ihr auff euren Adel trotzen/ der euch keinen Heller eintraͤ- get/ und von den vermoͤgenden ſchlimmen Bauren verachtet wird. Iſt mein Liebſter dann gleich kein gebohrner aͤdelman/ ſo iſt er doch an Tugend aͤdel gnug/ und hat durch ſeine ge- traͤuen Dienſte den Adel- und Ritterſtand von Koͤnigen und Fürſten erlanget/ neben der Zuſage/ daß er auch in den Roͤmiſchen Adel ſol auffgenommen werden/ welchen Stand auszufuͤhren er reich genug iſt/ und uͤber 15 Tonnen Goldes vermag. Als ſolches ihr Va- ter hoͤrete/ welcher auch ein Chriſt wahr/ ſagete er: Ach du mildreicher Gott/ du verlaͤſſeſt ja die deinen nicht/ wann ſie nur im feſten Vertrauen auf dich bleiben/ wie ich anjezt in der Taht erfahre. Jungfer Beata erinnerte ſie/ daß alsbald an ihre uͤbrigen zwo Schweſtern und zween Bruͤder (welche bey andern vom Adel ſich in der naͤhe auffhielten/ und ihnen zu dienſte wahren) ein Bohte abgefertiget würde/ ſich ohn verweilen einzuſtellen/ gingen mit einander in das Haͤußlein/ und ließ ſie daſelbſt alle Sachen abladen; dem Vater ſtel- lete ſie die uͤbergebrachten Gelder zu/ als ein Geſchenk von ihrem Braͤutigam/ welche er des folgenden Tages an etliche benachbarte vom Adel einſchickete/ uñ damit ſeine verpfaͤn- dete Guͤter einloͤſete/ die ſo bald nicht ausſinnen kunten/ was vor einen gluͤklichen Fund dieſer r r

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/319>, abgerufen am 22.11.2024.