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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
den/ daß in kurzer Zeit ganz Persenland mit seinem Kriegs Heer überschwemmet würde.
Es kam ihm zu gutem Glük/ daß die Skythen sich selbst anerbohten hatten gegen erlegung
acht Tonnen Goldes/ ihm mit 80000 Mann zuzuzihen/ welches er willig annam/ und die
Gelder alsbald übermachte; jedoch wolte er den gegebenen Raht nicht aus der Acht las-
sen/ ob er/ wo möglich/ nicht allein unsere Helden auff seine Seite bringen/ sondern zugleich
auch sein eingebildetes höchstes Gut durch eben diß mittel überkommen könte, schikte dem-
nach einen ansehnlichen Parthischen Herrn/ nahmens Sysimithres mit 500 Reutern ab/
dem er drey unterschiedliche Schreiben zustellete/ eines an Herkules und Ladisla zugleich/
das andere an das Fräulein; das dritte an Herkules absonderlich/ im falle das erste wol
angenommen würde. Hiebey wurden dem Fräulein alle ihre hinterlassene Kleider und
Kleinot/ und dabey noch ein neues/ so auff zwo Tonnen Schaz außtrug/ zugeschicket. Nicht
destoweniger führete man die Völker fleissig zusammen und übete sie täglich in den Waf-
fen/ wobey Vologeses und Madates sich weidlich gebraucheten; dann dieser insonderheit
hoffete seinen Schimpf wieder einzubringen.

Des neunden Tages nach Frl. Valisken Erlösung überfielen Euphrosynen die Ge-
burts wehe/ und bald hernach Fr. Agathen; da jene einer Tochter; diese zween Zwillings-
Söhne genaß/ wurden auch nach kurzer Zeit durch die H. Tauffe der Kirchen Gottes einver-
leibet/ da die Tochter Valiska/ die Söhne/ Herkules und Ladisla genennet wurden. Nach
Euphrosynen entbindung zween Tage/ kam Phraortes mit einem schönen Kriegs Heer zu
Persepolis an. Mazeus führete die Reuterey 30000 stark; das Fußvolk 20000 Phraor-
tes Bruder-Sohn/ Herr Artobarzanes/ der sein Gemahl/ die schöne Atossa bey sich hatte;
und weil Arbianes der Fräulein ankunft von Charas schon hinüber entbohten/ kam Groß-
Fürstin Saptina mit Fr. Roxanen und Frl. Barsenen mit herüber/ daß sie ihr eine Zeit-
lang Geselschaft leisten möchten. Sie wurden von den unsern wol empfangen/ und schä-
meten sich fast/ daß sie der Fräulein Verstellung nicht hätten merken mögen; insonderheit
überging Frl. Barsenen eine heftige Schamröhte/ da sie von der Fürstin empfangen ward/
und ihr die Liebes-anmuhtungen/ welche sie vor diesem merken lassen/ ins Gedächtnis kah-
men. Sie besucheten den verwundeten Pharnabazus und Arbianes/ die sich schon zimlich
erhohlet hatten/ und in ihren Schlaf Röcken sitzen kunten/ und wolte die Fürstin mit ihrer
Heyrahtsache nicht lange zurük halten/ daher sie zu Frau Roxanen also anfing: Geliebte
Freundin/ ich habe mich fleissig bemühet/ wie ich die grosse Freundschaft/ mir von euch und
euer Frl. Schwester/ meiner auch geliebten Freundin erzeiget/ in etwas ersetzen möge/ da
dann dieses gute Glük/ wie ich gänzlich meine/ mir zugestossen/ daß ich Gelegenheit bekom-
men/ jezt wolgedachte Fräulein dem Durchleuchtigen Fürsten zu Susa ehelich zuverspre-
chen/ nachdem solches dem Großmächtigen Groß Fürsten H. Artaxerxes wolgefallen/ und
mein geliebter H. Bruder und H. Oheim es vor sehr gut befunden; zweifele demnach nit/
sie ihres Orts werden gerne darein gehelen/ und ihnen solche gewünschte Heyraht lassen
angenehm seyn. Fr. Roxane und ihre Frl. Schwester erröhteten wegen dieses unvermuht-
lichen vorbringens/ als davor sie heftig erschraken/ wie nicht weniger Groß Fürstin Sap-
tina selbst/ als welche die Heyraht ihres Bruders schon mit ihr abgeredet und geschlossen
hatte; begehreten daher einen kurzen Abtrit/ welcher ihnen gerne gegönnet wahr/ und Zeit

ihres

Fuͤnftes Buch.
den/ daß in kurzer Zeit ganz Perſenland mit ſeinem Kriegs Heer uͤberſchwemmet wuͤrde.
Es kam ihm zu gutem Gluͤk/ daß die Skythen ſich ſelbſt anerbohten hatten gegen erlegung
acht Tonnen Goldes/ ihm mit 80000 Mann zuzuzihen/ welches er willig annam/ und die
Gelder alsbald uͤbermachte; jedoch wolte er den gegebenen Raht nicht aus der Acht laſ-
ſen/ ob er/ wo moͤglich/ nicht allein unſere Helden auff ſeine Seite bringen/ ſondern zugleich
auch ſein eingebildetes hoͤchſtes Gut durch eben diß mittel uͤberkommen koͤnte, ſchikte dem-
nach einen anſehnlichen Parthiſchen Herrn/ nahmens Syſimithres mit 500 Reutern ab/
dem er drey unterſchiedliche Schreiben zuſtellete/ eines an Herkules und Ladiſla zugleich/
das andere an das Fraͤulein; das dritte an Herkules abſonderlich/ im falle das erſte wol
angenommen würde. Hiebey wurden dem Fraͤulein alle ihre hinterlaſſene Kleider und
Kleinot/ und dabey noch ein neues/ ſo auff zwo Tonnen Schaz außtrug/ zugeſchicket. Nicht
deſtoweniger fuͤhrete man die Voͤlker fleiſſig zuſammen und uͤbete ſie taͤglich in den Waf-
fen/ wobey Vologeſes und Madates ſich weidlich gebraucheten; dann dieſer inſonderheit
hoffete ſeinen Schimpf wieder einzubringen.

Des neunden Tages nach Frl. Valiſken Erloͤſung uͤberfielen Euphroſynen die Ge-
burts wehe/ und bald hernach Fr. Agathen; da jene einer Tochter; dieſe zween Zwillings-
Soͤhne genaß/ wurdẽ auch nach kurzer Zeit durch die H. Tauffe der Kirchẽ Gottes einver-
leibet/ da die Tochter Valiſka/ die Soͤhne/ Herkules und Ladiſla genennet wurden. Nach
Euphroſynen entbindung zween Tage/ kam Phraortes mit einem ſchoͤnen Kriegs Heer zu
Perſepolis an. Mazeus fuͤhrete die Reuterey 30000 ſtark; das Fußvolk 20000 Phraor-
tes Bruder-Sohn/ Herr Artobarzanes/ der ſein Gemahl/ die ſchoͤne Atoſſa bey ſich hatte;
und weil Arbianes der Fraͤulein ankunft von Charas ſchon hinuͤber entbohten/ kam Groß-
Fuͤrſtin Saptina mit Fr. Roxanen und Frl. Barſenen mit heruͤber/ daß ſie ihr eine Zeit-
lang Geſelſchaft leiſten moͤchten. Sie wurden von den unſern wol empfangen/ und ſchaͤ-
meten ſich faſt/ daß ſie der Fraͤulein Verſtellung nicht haͤtten merken moͤgen; inſonderheit
uͤberging Frl. Barſenen eine heftige Schamroͤhte/ da ſie von der Fuͤrſtin empfangen ward/
und ihr die Liebes-anmuhtungen/ welche ſie vor dieſem merken laſſen/ ins Gedaͤchtnis kah-
men. Sie beſucheten den verwundeten Pharnabazus und Arbianes/ die ſich ſchon zimlich
erhohlet hatten/ und in ihren Schlaf Roͤcken ſitzen kunten/ und wolte die Fuͤrſtin mit ihrer
Heyrahtſache nicht lange zuruͤk halten/ daher ſie zu Frau Roxanen alſo anfing: Geliebte
Freundin/ ich habe mich fleiſſig bemühet/ wie ich die groſſe Freundſchaft/ mir von euch uñ
euer Frl. Schweſter/ meiner auch geliebten Freundin erzeiget/ in etwas erſetzen moͤge/ da
dann dieſes gute Gluͤk/ wie ich gaͤnzlich meine/ mir zugeſtoſſen/ daß ich Gelegenheit bekom-
men/ jezt wolgedachte Fraͤulein dem Durchleuchtigen Fuͤrſten zu Suſa ehelich zuverſpre-
chen/ nachdem ſolches dem Großmaͤchtigen Groß Fuͤrſten H. Artaxerxes wolgefallen/ uñ
mein geliebter H. Bruder und H. Oheim es vor ſehr gut befunden; zweifele demnach nit/
ſie ihres Orts werden gerne darein gehelen/ und ihnen ſolche gewuͤnſchte Heyraht laſſen
angenehm ſeyn. Fr. Roxane uñ ihre Frl. Schweſter erroͤhteten wegen dieſes unvermuht-
lichen vorbringens/ als davor ſie heftig erſchraken/ wie nicht weniger Groß Fuͤrſtin Sap-
tina ſelbſt/ als welche die Heyraht ihres Bruders ſchon mit ihr abgeredet und geſchloſſen
hatte; begehreten daher einen kurzen Abtrit/ welcher ihnen gerne gegoͤnnet wahr/ und Zeit

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[26/0032] Fuͤnftes Buch. den/ daß in kurzer Zeit ganz Perſenland mit ſeinem Kriegs Heer uͤberſchwemmet wuͤrde. Es kam ihm zu gutem Gluͤk/ daß die Skythen ſich ſelbſt anerbohten hatten gegen erlegung acht Tonnen Goldes/ ihm mit 80000 Mann zuzuzihen/ welches er willig annam/ und die Gelder alsbald uͤbermachte; jedoch wolte er den gegebenen Raht nicht aus der Acht laſ- ſen/ ob er/ wo moͤglich/ nicht allein unſere Helden auff ſeine Seite bringen/ ſondern zugleich auch ſein eingebildetes hoͤchſtes Gut durch eben diß mittel uͤberkommen koͤnte, ſchikte dem- nach einen anſehnlichen Parthiſchen Herrn/ nahmens Syſimithres mit 500 Reutern ab/ dem er drey unterſchiedliche Schreiben zuſtellete/ eines an Herkules und Ladiſla zugleich/ das andere an das Fraͤulein; das dritte an Herkules abſonderlich/ im falle das erſte wol angenommen würde. Hiebey wurden dem Fraͤulein alle ihre hinterlaſſene Kleider und Kleinot/ und dabey noch ein neues/ ſo auff zwo Tonnen Schaz außtrug/ zugeſchicket. Nicht deſtoweniger fuͤhrete man die Voͤlker fleiſſig zuſammen und uͤbete ſie taͤglich in den Waf- fen/ wobey Vologeſes und Madates ſich weidlich gebraucheten; dann dieſer inſonderheit hoffete ſeinen Schimpf wieder einzubringen. Des neunden Tages nach Frl. Valiſken Erloͤſung uͤberfielen Euphroſynen die Ge- burts wehe/ und bald hernach Fr. Agathen; da jene einer Tochter; dieſe zween Zwillings- Soͤhne genaß/ wurdẽ auch nach kurzer Zeit durch die H. Tauffe der Kirchẽ Gottes einver- leibet/ da die Tochter Valiſka/ die Soͤhne/ Herkules und Ladiſla genennet wurden. Nach Euphroſynen entbindung zween Tage/ kam Phraortes mit einem ſchoͤnen Kriegs Heer zu Perſepolis an. Mazeus fuͤhrete die Reuterey 30000 ſtark; das Fußvolk 20000 Phraor- tes Bruder-Sohn/ Herr Artobarzanes/ der ſein Gemahl/ die ſchoͤne Atoſſa bey ſich hatte; und weil Arbianes der Fraͤulein ankunft von Charas ſchon hinuͤber entbohten/ kam Groß- Fuͤrſtin Saptina mit Fr. Roxanen und Frl. Barſenen mit heruͤber/ daß ſie ihr eine Zeit- lang Geſelſchaft leiſten moͤchten. Sie wurden von den unſern wol empfangen/ und ſchaͤ- meten ſich faſt/ daß ſie der Fraͤulein Verſtellung nicht haͤtten merken moͤgen; inſonderheit uͤberging Frl. Barſenen eine heftige Schamroͤhte/ da ſie von der Fuͤrſtin empfangen ward/ und ihr die Liebes-anmuhtungen/ welche ſie vor dieſem merken laſſen/ ins Gedaͤchtnis kah- men. Sie beſucheten den verwundeten Pharnabazus und Arbianes/ die ſich ſchon zimlich erhohlet hatten/ und in ihren Schlaf Roͤcken ſitzen kunten/ und wolte die Fuͤrſtin mit ihrer Heyrahtſache nicht lange zuruͤk halten/ daher ſie zu Frau Roxanen alſo anfing: Geliebte Freundin/ ich habe mich fleiſſig bemühet/ wie ich die groſſe Freundſchaft/ mir von euch uñ euer Frl. Schweſter/ meiner auch geliebten Freundin erzeiget/ in etwas erſetzen moͤge/ da dann dieſes gute Gluͤk/ wie ich gaͤnzlich meine/ mir zugeſtoſſen/ daß ich Gelegenheit bekom- men/ jezt wolgedachte Fraͤulein dem Durchleuchtigen Fuͤrſten zu Suſa ehelich zuverſpre- chen/ nachdem ſolches dem Großmaͤchtigen Groß Fuͤrſten H. Artaxerxes wolgefallen/ uñ mein geliebter H. Bruder und H. Oheim es vor ſehr gut befunden; zweifele demnach nit/ ſie ihres Orts werden gerne darein gehelen/ und ihnen ſolche gewuͤnſchte Heyraht laſſen angenehm ſeyn. Fr. Roxane uñ ihre Frl. Schweſter erroͤhteten wegen dieſes unvermuht- lichen vorbringens/ als davor ſie heftig erſchraken/ wie nicht weniger Groß Fuͤrſtin Sap- tina ſelbſt/ als welche die Heyraht ihres Bruders ſchon mit ihr abgeredet und geſchloſſen hatte; begehreten daher einen kurzen Abtrit/ welcher ihnen gerne gegoͤnnet wahr/ und Zeit ihres

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/32>, abgerufen am 21.11.2024.