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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
ganz vergüldet/ worauff der Hoffnung ihr Bilde stund/ und in deren linken Hand ein Täf-
lein/ mit diesen Worten: Spes non confundit; Hoffnung lässet nicht zuschanden werden. Die-
ser hatte sich gleich gegen den mit den Morgenstern gestellet. Der andere führete ein Lamb
im Schilde/ welches einen Hund in den Schenkel bisse/ mit dieser umbschrifft: Furor fit
laesa saepius patientia
. Die zu offt beleidigte Geduld wird endlich grimmig. Auff seinem Helme
stund ein halber Monde/ und nähest darunter diese drey Buchstaben S. L. S. welche diesen
Inhalt hatten: Sors Lunae Similis. Das Glük endert sich/ wie der Monde. Dieser bekam den
mit der Morgenröhte zum Gegener. Des dritten Schild wahr sehr künstlich gemahlet;
als brennete er von hellen Flammen/ die mit einem Dampffe unterhalten wurden/ daß sie
nicht kunten über sich schlagen/ und stunden diese Worte umbher: Flamma sub fumo, Amor
adversus
Unglükliche Liebe ist wie Feur unter dem Rauche. Sein Helm kam mit dem Schilde
nicht über ein/ sintemahl oben drauff ein nacketes Knäblein stund/ an dessen Vorderleibe
dieses Zeichen wahr; Aperta simplicitas fallere nescia. Offenherzige Einfalt ist ohn Betrug.
Dieser hatte sein Speer gegen den mit dem Abendstern gerichtet. Sie seumeten sich bey-
derseits nicht lange/ ritten stränge auff einander an/ und traffen zu allen seiten wol/ so daß
niemand wankete; den andern Rit tahten sie mit heftigerm ungestüm/ in welchem der mit
dem Bähren sich des falles mit mühe enthielt/ auch der mit dem Lamb schier die Erde hät-
te küssen müssen/ da doch ihre Gegenstecher nicht umb das geringste sich bewägeten/ die bey-
den mittelsten aber auch noch dißmahl in gleicher wage blieben. Niemand zweiffelte/ es
würde im dritten Saz schärffer daher gehen/ wie sichs dann bald fand/ massen die drey aus-
geforderte/ wie ungerne sie auch wolten/ die Erde suchen musten/ und hatte der mit dem
Bähren diesen Vortel vor seinen Gesellen/ daß ihm sein Pferd im falle Geselschaft leistete/
worüber er doch einen Arm verrenkete. Die Obsieger nahmen alsbald die Bahn wieder
ein/ und warteten/ ob sich mehr an sie machen würden/ die sich bald funden; aber im ersten
Treffen den unwilligen Absprung nahmen; ihnen folgeten drey andere/ deren zween glei-
cherstalt durch ihrer Bestreiter erstes Speer gefellet wurden; aber des mit dem Morgen-
stern sein wiederstand wagete den andern Saz/ in welchen er stürzend den Rücken zubrach/
davon er in wenig Stunden verschieden/ welches dem Sieger sehr leid wahr. Jedoch kah-
men noch drey unterschiedliche drey- par/ welche alle miteinander im ersten Treffen den
Sattel räumeten. Herkules und Ladisla rühmeten der Uberwinder Wolverhalten/ nicht
zweiffelnd/ da sie also fortfahren würden/ dürften sie den Preiß davon tragen/ preiseten auch
den Vater selig/ dem Gott so ritterliche Söhne bescheret hätte. Es stund nicht lange an/ da
taht sich ein gewaltiger Ritter hervor/ voller Hoffnung/ den höchsten Gewin davon zutra-
gen/ welchen er in 16 Ritterspielen behäuptet hatte. Sein Harnisch wahr blau angelauf-
fen mit güldenen Striemen; die Pferdedecke schneweis mit köstlichen rohten Korallen be-
sticket/ und unten herumb mit drey reihen Rubinen. Auff dem Helm steckete eine köstliche
Siegesfahne/ mit diesen worten: Virtus non latet. Tugend hält sich nicht in Winkeln. Im
Schilde schwebete ein Adler/ dabey diese Lobschrift: Meruit Laurum. Er hat den Lorberkranz
erworben. Im Halse hatte er eine grosse güldene Kette/ an welcher zu unterst Käysers Ale-
xander Severus Bilde hing. Dieser ritte hin zu den dreyen Obsiegern/ und foderte den

mit

Sechſtes Buch.
ganz verguͤldet/ worauff der Hoffnung ihr Bilde ſtund/ und in deren linken Hand ein Taͤf-
lein/ mit dieſen Worten: Spes non confundit; Hoffnung laͤſſet nicht zuſchanden werden. Die-
ſer hatte ſich gleich gegen den mit den Morgenſtern geſtellet. Der andere fuͤhrete ein Lamb
im Schilde/ welches einen Hund in den Schenkel biſſe/ mit dieſer umbſchrifft: Furor fit
læſa ſæpius patientia
. Die zu offt beleidigte Geduld wird endlich grimmig. Auff ſeinem Helme
ſtund ein halber Monde/ und naͤheſt darunter dieſe drey Buchſtaben S. L. S. welche dieſen
Inhalt hatten: Sors Lunæ Similis. Das Gluͤk endert ſich/ wie der Monde. Dieſer bekam den
mit der Morgenroͤhte zum Gegener. Des dritten Schild wahr ſehr künſtlich gemahlet;
als brennete er von hellen Flammen/ die mit einem Dampffe unterhalten wurden/ daß ſie
nicht kunten uͤber ſich ſchlagen/ und ſtunden dieſe Worte umbher: Flamma ſub fumo, Amor
adverſus
Ungluͤkliche Liebe iſt wie Feur unter dem Rauche. Sein Helm kam mit dem Schilde
nicht uͤber ein/ ſintemahl oben drauff ein nacketes Knaͤblein ſtund/ an deſſen Vorderleibe
dieſes Zeichen wahr; Aperta ſimplicitas fallere neſcia. Offenherzige Einfalt iſt ohn Betrug.
Dieſer hatte ſein Speer gegen den mit dem Abendſtern gerichtet. Sie ſeumeten ſich bey-
derſeits nicht lange/ ritten ſtraͤnge auff einander an/ und traffen zu allen ſeiten wol/ ſo daß
niemand wankete; den andern Rit tahten ſie mit heftigerm ungeſtuͤm/ in welchem der mit
dem Baͤhren ſich des falles mit muͤhe enthielt/ auch der mit dem Lamb ſchier die Erde haͤt-
te kuͤſſen muͤſſen/ da doch ihre Gegenſtecher nicht umb das geringſte ſich bewaͤgeten/ die bey-
den mittelſten aber auch noch dißmahl in gleicher wage blieben. Niemand zweiffelte/ es
wuͤrde im dritten Saz ſchaͤrffer daher gehen/ wie ſichs dañ bald fand/ maſſen die drey aus-
geforderte/ wie ungerne ſie auch wolten/ die Erde ſuchen muſten/ und hatte der mit dem
Baͤhren dieſen Vortel vor ſeinen Geſellen/ daß ihm ſein Pferd im falle Geſelſchaft leiſtete/
woruͤber er doch einen Arm verrenkete. Die Obſieger nahmen alsbald die Bahn wieder
ein/ und warteten/ ob ſich mehr an ſie machen würden/ die ſich bald funden; aber im erſten
Treffen den unwilligen Abſprung nahmen; ihnen folgeten drey andere/ deren zween glei-
cherſtalt durch ihrer Beſtreiter erſtes Speer gefellet wurden; aber des mit dem Morgen-
ſtern ſein wiederſtand wagete den andern Saz/ in welchen er ſtuͤrzend den Ruͤcken zubrach/
davon er in wenig Stunden verſchieden/ welches dem Sieger ſehr leid wahr. Jedoch kah-
men noch drey unterſchiedliche drey- par/ welche alle miteinander im erſten Treffen den
Sattel raͤumeten. Herkules und Ladiſla ruͤhmeten der Uberwinder Wolverhalten/ nicht
zweiffelnd/ da ſie alſo fortfahren wuͤrdẽ/ duͤrften ſie den Preiß davon tragen/ preiſeten auch
den Vater ſelig/ dem Gott ſo ritterliche Soͤhne beſcheret haͤtte. Es ſtund nicht lange an/ da
taht ſich ein gewaltiger Ritter hervor/ voller Hoffnung/ den hoͤchſten Gewin davon zutra-
gen/ welchen er in 16 Ritterſpielen behaͤuptet hatte. Sein Harniſch wahr blau angelauf-
fen mit guͤldenen Striemen; die Pferdedecke ſchneweis mit koͤſtlichen rohten Korallen be-
ſticket/ und unten herumb mit drey reihen Rubinen. Auff dem Helm ſteckete eine koͤſtliche
Siegesfahne/ mit dieſen worten: Virtus non latet. Tugend haͤlt ſich nicht in Winkeln. Im
Schilde ſchwebete ein Adler/ dabey dieſe Lobſchrift: Meruit Laurum. Er hat den Lorberkranz
erworben. Im Halſe hatte er eine groſſe guͤldene Kette/ an welcher zu unterſt Kaͤyſers Ale-
xander Severus Bilde hing. Dieſer ritte hin zu den dreyen Obſiegern/ und foderte den

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[360/0366] Sechſtes Buch. ganz verguͤldet/ worauff der Hoffnung ihr Bilde ſtund/ und in deren linken Hand ein Taͤf- lein/ mit dieſen Worten: Spes non confundit; Hoffnung laͤſſet nicht zuſchanden werden. Die- ſer hatte ſich gleich gegen den mit den Morgenſtern geſtellet. Der andere fuͤhrete ein Lamb im Schilde/ welches einen Hund in den Schenkel biſſe/ mit dieſer umbſchrifft: Furor fit læſa ſæpius patientia. Die zu offt beleidigte Geduld wird endlich grimmig. Auff ſeinem Helme ſtund ein halber Monde/ und naͤheſt darunter dieſe drey Buchſtaben S. L. S. welche dieſen Inhalt hatten: Sors Lunæ Similis. Das Gluͤk endert ſich/ wie der Monde. Dieſer bekam den mit der Morgenroͤhte zum Gegener. Des dritten Schild wahr ſehr künſtlich gemahlet; als brennete er von hellen Flammen/ die mit einem Dampffe unterhalten wurden/ daß ſie nicht kunten uͤber ſich ſchlagen/ und ſtunden dieſe Worte umbher: Flamma ſub fumo, Amor adverſus Ungluͤkliche Liebe iſt wie Feur unter dem Rauche. Sein Helm kam mit dem Schilde nicht uͤber ein/ ſintemahl oben drauff ein nacketes Knaͤblein ſtund/ an deſſen Vorderleibe dieſes Zeichen wahr; Aperta ſimplicitas fallere neſcia. Offenherzige Einfalt iſt ohn Betrug. Dieſer hatte ſein Speer gegen den mit dem Abendſtern gerichtet. Sie ſeumeten ſich bey- derſeits nicht lange/ ritten ſtraͤnge auff einander an/ und traffen zu allen ſeiten wol/ ſo daß niemand wankete; den andern Rit tahten ſie mit heftigerm ungeſtuͤm/ in welchem der mit dem Baͤhren ſich des falles mit muͤhe enthielt/ auch der mit dem Lamb ſchier die Erde haͤt- te kuͤſſen muͤſſen/ da doch ihre Gegenſtecher nicht umb das geringſte ſich bewaͤgeten/ die bey- den mittelſten aber auch noch dißmahl in gleicher wage blieben. Niemand zweiffelte/ es wuͤrde im dritten Saz ſchaͤrffer daher gehen/ wie ſichs dañ bald fand/ maſſen die drey aus- geforderte/ wie ungerne ſie auch wolten/ die Erde ſuchen muſten/ und hatte der mit dem Baͤhren dieſen Vortel vor ſeinen Geſellen/ daß ihm ſein Pferd im falle Geſelſchaft leiſtete/ woruͤber er doch einen Arm verrenkete. Die Obſieger nahmen alsbald die Bahn wieder ein/ und warteten/ ob ſich mehr an ſie machen würden/ die ſich bald funden; aber im erſten Treffen den unwilligen Abſprung nahmen; ihnen folgeten drey andere/ deren zween glei- cherſtalt durch ihrer Beſtreiter erſtes Speer gefellet wurden; aber des mit dem Morgen- ſtern ſein wiederſtand wagete den andern Saz/ in welchen er ſtuͤrzend den Ruͤcken zubrach/ davon er in wenig Stunden verſchieden/ welches dem Sieger ſehr leid wahr. Jedoch kah- men noch drey unterſchiedliche drey- par/ welche alle miteinander im erſten Treffen den Sattel raͤumeten. Herkules und Ladiſla ruͤhmeten der Uberwinder Wolverhalten/ nicht zweiffelnd/ da ſie alſo fortfahren wuͤrdẽ/ duͤrften ſie den Preiß davon tragen/ preiſeten auch den Vater ſelig/ dem Gott ſo ritterliche Soͤhne beſcheret haͤtte. Es ſtund nicht lange an/ da taht ſich ein gewaltiger Ritter hervor/ voller Hoffnung/ den hoͤchſten Gewin davon zutra- gen/ welchen er in 16 Ritterſpielen behaͤuptet hatte. Sein Harniſch wahr blau angelauf- fen mit guͤldenen Striemen; die Pferdedecke ſchneweis mit koͤſtlichen rohten Korallen be- ſticket/ und unten herumb mit drey reihen Rubinen. Auff dem Helm ſteckete eine koͤſtliche Siegesfahne/ mit dieſen worten: Virtus non latet. Tugend haͤlt ſich nicht in Winkeln. Im Schilde ſchwebete ein Adler/ dabey dieſe Lobſchrift: Meruit Laurum. Er hat den Lorberkranz erworben. Im Halſe hatte er eine groſſe guͤldene Kette/ an welcher zu unterſt Kaͤyſers Ale- xander Severus Bilde hing. Dieſer ritte hin zu den dreyen Obſiegern/ und foderte den mit

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/366>, abgerufen am 22.11.2024.