Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. wissen/ auff daß es durch meine vorsorge verbessert werde; eure anwesenheit habe ich eu-ren Eltern schon zuentbohten/ welche auch wol zufrieden seyn werden/ wann sie eure Ge- sundheit/ und daß ihr wol überkommen seid/ vernehmen sollen. Meiner Gn. Fr. Mutter gehorsame ich billich/ antwortete er/ nur wolle dieselbe ja von mir die Gedanken nicht fas- sen/ als währe mir an diesem Orte ichtwas zu wieder/ da ich so wol/ als bey meinen leibli- chen Eltern bin. Mein Bruder kam auch zu uns gangen/ und wurden wir eins/ hinunter in den Lustgarten zugehen/ da mein Herkules sich abermahl so fremde gegen mich bezeigete/ daß ich/ muß bekennen/ mich in seine stellungen nit zu schicken wuste. Des folgenden mor- gens sehr frühe/ befahl meine Fr[.] Mutter meiner Libussen/ daß sie meinen Brüdern weiß Leinengerähte auff das Bette bringen/ und ich ihr solches aus meiner Lade geben solte; des- sen ich mich nicht wegerte; aber diese wolte es durchaus nicht hintragen/ es währe dann/ daß ich mit ihr ginge; worzu ich mich endlich von ihr bereden ließ/ als die ohndas mein Herz in ihren Händen hatte. Im hingehen sagte sie zu mir: Ach mein allerliebstes trauten Fräulein/ was habe doch eurer Gn. ich einen allerschönsten Bräutigam ausersehen/ wel- cher allein/ und sonst niemand in der Welt eurer Schönheit wirdig ist. Meine wirdigkeit/ sagte ich/ erstrecket sich nicht so gar weit; aber wie hastu solches tuhn können/ weil du ja nicht von diesem Schlosse kommen bist? und meinestu wol so viel gewalt über mich zu haben/ dz du mir nach deinem gutdünken/ einen mir vielleicht ungenehmen anfügen woltest? O nein Libussa/ so weit erstrecket sich deine Herschaft nicht/ du müstest sonst hint diese Nacht eine gar großmächtige Frau und Königl. Gebieterin worden seyn; dieses brachte ich mit sol- chem Scherzlachen vor/ daß sie meine zufriedenheit daher erkennete/ und merkete ich schon/ wo sie hinaus wolte/ lehnete mich auch meiner gewohnheit nach an sie/ welches ihr ein Zei- chen meines guten willens wahr/ daher sie in ihrer Kühnheit also fortfuhr: Ach mein aus- erwähltes Fräulein/ ihr treflichster Weltschaz (so nennete michdie Schmeichlerin) wie meinet dann eure Gn. ich werde derselben etwa einen schlechten unbenahmeten Fürsten zu freien? O nein; er ist der allerschönste/ allertugendreichste und allervolkommenste/ der je- mahl von Menschen erzeuget ist; eben derselbe ist es/ von dem alle so ihn kennen/ diese Urtel fellen/ er werde in kurzem der ganzen Welt ein Wunder seyn; und was schenket ihr mir/ mein Fräulein/ daß ich seinen Nahmen/ seinen Helden-nahmen nenne? Sihe da/ sagte ich/ was hastu dann wol hinte vor einen wunderstatlichen Menschen im Traum gemahlet/ und unter was vor einen Nahmen wiltu ihn springen lassen? Ja freilich ists ein wunderstat- lich gemahltes/ aber lebendiges Bilde/ antwortete sie/ aber der Himmel selbst hat ihn an die Welt gestellet. Hierauff nahm sie Kreide/ und schrieb diese Buchstaben H. R. K. L. S. an die Wand/ mit bitte/ ich möchte diese stummen durch etliche selbstlautende lebendig machen; Und als ich sagete/ ich wüste mich in ein so schweres Rätzel gar nicht zu findenn/ brach sie also loß: Ach was ist doch der Groß Fürstliche junge Herr und nähester Erbe des allermäch- tigsten Teutschen Reiches ein vortreflicher erkenner/ eurer Durchl. Schönheit/ welche ihm sein Herz dergestalt bestricket/ daß er seine Begierden an nichts/ als an euren liebreichesten Augelein weidet. Schweige du Närrin/ antwortete ich/ daß ja kein Mensch deine Reden vernehme/ du müstest sonst aller meiner Hulde in ewigkeit entsetzet seyn/ und an mir deine grausamste Feindin haben; und hastu mich zu dem Ende mit auffgesprochen/ werde ich dir keinen
Sechſtes Buch. wiſſen/ auff daß es durch meine vorſorge verbeſſert werde; eure anweſenheit habe ich eu-ren Eltern ſchon zuentbohten/ welche auch wol zufrieden ſeyn werden/ wann ſie eure Ge- ſundheit/ und daß ihr wol überkommen ſeid/ vernehmen ſollen. Meiner Gn. Fr. Mutter gehorſame ich billich/ antwortete er/ nur wolle dieſelbe ja von mir die Gedanken nicht faſ- ſen/ als waͤhre mir an dieſem Orte ichtwas zu wieder/ da ich ſo wol/ als bey meinen leibli- chen Eltern bin. Mein Bruder kam auch zu uns gangen/ und wurden wir eins/ hinunter in den Luſtgarten zugehen/ da mein Herkules ſich abermahl ſo fremde gegen mich bezeigete/ daß ich/ muß bekennen/ mich in ſeine ſtellungen nit zu ſchicken wuſte. Des folgenden mor- gens ſehr frühe/ befahl meine Fr[.] Mutter meiner Libuſſen/ daß ſie meinen Bruͤdern weiß Leinengeraͤhte auff das Bette bringen/ und ich ihr ſolches aus meiner Lade geben ſolte; deſ- ſen ich mich nicht wegerte; aber dieſe wolte es durchaus nicht hintragen/ es waͤhre dann/ daß ich mit ihr ginge; worzu ich mich endlich von ihr bereden ließ/ als die ohndas mein Herz in ihren Haͤnden hatte. Im hingehen ſagte ſie zu mir: Ach mein allerliebſtes trauten Fraͤulein/ was habe doch eurer Gn. ich einen allerſchoͤnſten Braͤutigam auserſehen/ wel- cher allein/ und ſonſt niemand in der Welt eurer Schoͤnheit wirdig iſt. Meine wirdigkeit/ ſagte ich/ erſtrecket ſich nicht ſo gar weit; aber wie haſtu ſolches tuhn koͤñen/ weil du ja nicht von dieſem Schloſſe kommen biſt? und meineſtu wol ſo viel gewalt uͤber mich zu haben/ dz du mir nach deinem gutduͤnken/ einen mir vielleicht ungenehmen anfuͤgen wolteſt? O nein Libuſſa/ ſo weit erſtrecket ſich deine Herſchaft nicht/ du muͤſteſt ſonſt hint dieſe Nacht eine gar großmaͤchtige Frau und Koͤnigl. Gebieterin worden ſeyn; dieſes brachte ich mit ſol- chem Scherzlachen vor/ daß ſie meine zufriedenheit daher erkennete/ und merkete ich ſchon/ wo ſie hinaus wolte/ lehnete mich auch meiner gewohnheit nach an ſie/ welches ihr ein Zei- chen meines guten willens wahr/ daher ſie in ihrer Kühnheit alſo fortfuhr: Ach mein aus- erwaͤhltes Fraͤulein/ ihr treflichſter Weltſchaz (ſo nennete michdie Schmeichlerin) wie meinet dann eure Gn. ich werde derſelben etwa einen ſchlechten unbenahmeten Fuͤrſten zu freien? O nein; er iſt der allerſchoͤnſte/ allertugendreichſte und allervolkommenſte/ der je- mahl von Menſchen erzeuget iſt; eben derſelbe iſt es/ von dem alle ſo ihn kennen/ dieſe Urtel fellen/ er werde in kurzem der ganzen Welt ein Wunder ſeyn; und was ſchenket ihr mir/ mein Fraͤulein/ daß ich ſeinen Nahmen/ ſeinen Helden-nahmen nenne? Sihe da/ ſagte ich/ was haſtu dann wol hinte vor einen wunderſtatlichen Menſchen im Traum gemahlet/ und unter was vor einen Nahmen wiltu ihn ſpringen laſſen? Ja freilich iſts ein wunderſtat- lich gemahltes/ aber lebendiges Bilde/ antwortete ſie/ aber der Himmel ſelbſt hat ihn an die Welt geſtellet. Hierauff nahm ſie Kreide/ und ſchrieb dieſe Buchſtaben H. R. K. L. S. an die Wand/ mit bitte/ ich moͤchte dieſe ſtum̃en durch etliche ſelbſtlautende lebendig machen; Und als ich ſagete/ ich wuͤſte mich in ein ſo ſchweres Raͤtzel gar nicht zu findẽn/ brach ſie alſo loß: Ach was iſt doch der Groß Fuͤrſtliche junge Herr und naͤheſter Erbe des allermaͤch- tigſten Teutſchen Reiches ein vortreflicher erkenner/ eurer Durchl. Schoͤnheit/ welche ihm ſein Herz dergeſtalt beſtricket/ daß er ſeine Begierden an nichts/ als an euren liebreicheſten Augelein weidet. Schweige du Naͤrrin/ antwortete ich/ daß ja kein Menſch deine Reden vernehme/ du muͤſteſt ſonſt aller meiner Hulde in ewigkeit entſetzet ſeyn/ und an mir deine grauſamſte Feindin haben; und haſtu mich zu dem Ende mit auffgeſprochen/ werde ich dir keinen
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Sechſtes Buch.
wiſſen/ auff daß es durch meine vorſorge verbeſſert werde; eure anweſenheit habe ich eu-
ren Eltern ſchon zuentbohten/ welche auch wol zufrieden ſeyn werden/ wann ſie eure Ge-
ſundheit/ und daß ihr wol überkommen ſeid/ vernehmen ſollen. Meiner Gn. Fr. Mutter
gehorſame ich billich/ antwortete er/ nur wolle dieſelbe ja von mir die Gedanken nicht faſ-
ſen/ als waͤhre mir an dieſem Orte ichtwas zu wieder/ da ich ſo wol/ als bey meinen leibli-
chen Eltern bin. Mein Bruder kam auch zu uns gangen/ und wurden wir eins/ hinunter
in den Luſtgarten zugehen/ da mein Herkules ſich abermahl ſo fremde gegen mich bezeigete/
daß ich/ muß bekennen/ mich in ſeine ſtellungen nit zu ſchicken wuſte. Des folgenden mor-
gens ſehr frühe/ befahl meine Fr. Mutter meiner Libuſſen/ daß ſie meinen Bruͤdern weiß
Leinengeraͤhte auff das Bette bringen/ und ich ihr ſolches aus meiner Lade geben ſolte; deſ-
ſen ich mich nicht wegerte; aber dieſe wolte es durchaus nicht hintragen/ es waͤhre dann/
daß ich mit ihr ginge; worzu ich mich endlich von ihr bereden ließ/ als die ohndas mein
Herz in ihren Haͤnden hatte. Im hingehen ſagte ſie zu mir: Ach mein allerliebſtes trauten
Fraͤulein/ was habe doch eurer Gn. ich einen allerſchoͤnſten Braͤutigam auserſehen/ wel-
cher allein/ und ſonſt niemand in der Welt eurer Schoͤnheit wirdig iſt. Meine wirdigkeit/
ſagte ich/ erſtrecket ſich nicht ſo gar weit; aber wie haſtu ſolches tuhn koͤñen/ weil du ja nicht
von dieſem Schloſſe kommen biſt? und meineſtu wol ſo viel gewalt uͤber mich zu haben/ dz
du mir nach deinem gutduͤnken/ einen mir vielleicht ungenehmen anfuͤgen wolteſt? O nein
Libuſſa/ ſo weit erſtrecket ſich deine Herſchaft nicht/ du muͤſteſt ſonſt hint dieſe Nacht eine
gar großmaͤchtige Frau und Koͤnigl. Gebieterin worden ſeyn; dieſes brachte ich mit ſol-
chem Scherzlachen vor/ daß ſie meine zufriedenheit daher erkennete/ und merkete ich ſchon/
wo ſie hinaus wolte/ lehnete mich auch meiner gewohnheit nach an ſie/ welches ihr ein Zei-
chen meines guten willens wahr/ daher ſie in ihrer Kühnheit alſo fortfuhr: Ach mein aus-
erwaͤhltes Fraͤulein/ ihr treflichſter Weltſchaz (ſo nennete michdie Schmeichlerin) wie
meinet dann eure Gn. ich werde derſelben etwa einen ſchlechten unbenahmeten Fuͤrſten zu
freien? O nein; er iſt der allerſchoͤnſte/ allertugendreichſte und allervolkommenſte/ der je-
mahl von Menſchen erzeuget iſt; eben derſelbe iſt es/ von dem alle ſo ihn kennen/ dieſe Urtel
fellen/ er werde in kurzem der ganzen Welt ein Wunder ſeyn; und was ſchenket ihr mir/
mein Fraͤulein/ daß ich ſeinen Nahmen/ ſeinen Helden-nahmen nenne? Sihe da/ ſagte ich/
was haſtu dann wol hinte vor einen wunderſtatlichen Menſchen im Traum gemahlet/ und
unter was vor einen Nahmen wiltu ihn ſpringen laſſen? Ja freilich iſts ein wunderſtat-
lich gemahltes/ aber lebendiges Bilde/ antwortete ſie/ aber der Himmel ſelbſt hat ihn an die
Welt geſtellet. Hierauff nahm ſie Kreide/ und ſchrieb dieſe Buchſtaben H. R. K. L. S. an
die Wand/ mit bitte/ ich moͤchte dieſe ſtum̃en durch etliche ſelbſtlautende lebendig machen;
Und als ich ſagete/ ich wuͤſte mich in ein ſo ſchweres Raͤtzel gar nicht zu findẽn/ brach ſie alſo
loß: Ach was iſt doch der Groß Fuͤrſtliche junge Herr und naͤheſter Erbe des allermaͤch-
tigſten Teutſchen Reiches ein vortreflicher erkenner/ eurer Durchl. Schoͤnheit/ welche ihm
ſein Herz dergeſtalt beſtricket/ daß er ſeine Begierden an nichts/ als an euren liebreicheſten
Augelein weidet. Schweige du Naͤrrin/ antwortete ich/ daß ja kein Menſch deine Reden
vernehme/ du muͤſteſt ſonſt aller meiner Hulde in ewigkeit entſetzet ſeyn/ und an mir deine
grauſamſte Feindin haben; und haſtu mich zu dem Ende mit auffgeſprochen/ werde ich dir
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/380>, abgerufen am 16.07.2024. |