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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
hefftige Liebes-Einbildung zur Vernunfft-losen Raserey ausschlagen; welchem übel vor-
zubauen er gleich diese Stunde ihm vorgenommen hatte/ wo möglich/ die Heyraht bey der
Fräulein Eltern zubefodern/ redete damnach mit Herr Aquilius auff diese weise: Es fün-
de ein vornehmer tapfferer Römischer Herr/ sehr hohes Adels und grosser Güter/ sich ge-
gen seine Frl. Tochter in allen Ehren auffs hefftigste verliebet/ so gar/ daß/ wo ihm diese
Heyraht nicht gelingen würde/ derselbe in Lebensgefahr stünde/ wolte demnach vor sein
Häupt Herrn Aquilius hiemit freund- und gebührlich ersucht haben/ daß wann derselbe
verliebete sich bey ihm angäbe/ er ihm gewierige Antwort wiederfahren lassen möchte/ dann
er wolte hieselbst seine Ehre und Redligkeit verbürgen/ daß derselbe solcher Gunst und Hei-
raht wirdig währe. Nun wahr zu Rom ein vornehmer junger Herr/ Nahmens Kajus
Julius Silanus/ dem Aquilius über die masse gewogen wahr/ und ihn gerne zum Tochter-
Mann gehabt hätte/ und weil derselbe mit Skaurus zimlich nahe befreundet/ stund dieser
ganz in den Gedanken/ er redete von niemand anders/ als von diesem; daher er Skaurus
diese Antwort gab: Mein Herr und wahrer Freund/ weil ich keines weges zweifele/ er su-
che nicht weniger meines lieben Kindes/ als seines guten Freundes beste/ so wil ich ihm
hiemit die Verheissung getahn haben/ daß wann derselbe/ wer es auch seyn mag/ sich ge-
bührlich melden wird/ ich mich dergestalt heraus lassen werde/ daß er damit wird können
friedlich seyn. Gingen hierauff von einander/ und wahr Skaurus bedacht/ seinem lieben
Freunde Pupienus folgenden Morgens die angenehme Zeitung vorzutragen. Derselbe
nun geriet bald darauff an Herrn Aquilius/ und gab ihm mit ehrerbietigen Worten zu
vernehmen/ was gestalt seine Seele sich in seine herzgeliebete einzige Frl. Tochter ehren-
gebührlich verliebet hätte/ und sein höchster Wunsch/ ja alle seine Glükseligkeit auff dieser
Heiraht bestünde/ bähte demnach/ er wolle ihn wirdigen/ vor einen Schwieger Sohn an-
zunehmen/ des wolte er hinwiederumb sich in allem möglichen Gehorsam finden lassen.
Herr Aquilius entsetzete sich der ganz unvermuhtlichen Anwerbung/ und ob ihm gleich der
eingebildete Silanus sehr angenehm wahr/ schätzete er doch Pupienus (wie ers auch war)
viel höher/ so daß ihn der Zusage schon gereuete/ welche er Skaurus getahn hatte/ und als
er so schleunig sich nicht zubesinnen wuste/ gab er ihm zur Antwort/ er möchte von Herzen
wünschen/ daß vor einer halben Stunde er diesen seinen Vorsaz gewust hätte/ damit er ihn
deswegen gebührlich hätte können befriedigen/ welches nunmehr schwerlich würde gesche-
hen können/ nachdem gleich jetzo Herr Skaurus vor einen andern Anwerbung getahn/ und
das Jawort von ihm erhalten hätte. Dieser meinete solcher Antwort wegen/ teils vor be-
trübniß/ teils vor Eifer in die Erde zusinken/ nam ihm auch vor/ sich an Skaurus zurächen/
oder darüber zusterben; welches bald ins Werk zurichten/ er den jungen Fabius ersuchete/
seinet wegen mit Skaurus zureden/ und ihm anzumelden/ daß weil er ihm durch vorsezli-
che Abspenstigung dessen/ das ihm am liebsten in der Welt währe/ gar zu grob beleidiget
hätte/ müste er solches alsbald durch einen Kampff auff Leib und Leben mit ihm austragen.
Fabius hörete solches ungerne/ und baht/ ihm der Sachen etwas bessern Bericht mitzu-
teilen; kunte aber ein mehres nicht aus ihm kriegen/ als daß Skaurus es am besten würde
anzeigen können; ging auch hiemit gleich hin zu dem Fräulein/ und sagete: Mein allerteu-
rester Lebens- und Seelen Schaz; nachdem das neidische Glük gleich diese Stunde durch

Getrieb

Sechſtes Buch.
hefftige Liebes-Einbildung zur Vernunfft-loſen Raſerey ausſchlagen; welchem uͤbel vor-
zubauen er gleich dieſe Stunde ihm vorgenommen hatte/ wo moͤglich/ die Heyraht bey der
Fraͤulein Eltern zubefodern/ redete damnach mit Herr Aquilius auff dieſe weiſe: Es fuͤn-
de ein vornehmer tapfferer Roͤmiſcher Herr/ ſehr hohes Adels und groſſer Guͤter/ ſich ge-
gen ſeine Frl. Tochter in allen Ehren auffs hefftigſte verliebet/ ſo gar/ daß/ wo ihm dieſe
Heyraht nicht gelingen wuͤrde/ derſelbe in Lebensgefahr ſtuͤnde/ wolte demnach vor ſein
Haͤupt Herrn Aquilius hiemit freund- und gebuͤhrlich erſucht haben/ daß wann derſelbe
verliebete ſich bey ihm angaͤbe/ er ihm gewierige Antwort wiederfahren laſſen moͤchte/ dañ
er wolte hieſelbſt ſeine Ehre und Redligkeit verbuͤrgen/ daß derſelbe ſolcher Gunſt und Hei-
raht wirdig waͤhre. Nun wahr zu Rom ein vornehmer junger Herr/ Nahmens Kajus
Julius Silanus/ dem Aquilius uͤber die maſſe gewogen wahr/ uñ ihn gerne zum Tochter-
Mann gehabt haͤtte/ und weil derſelbe mit Skaurus zimlich nahe befreundet/ ſtund dieſer
ganz in den Gedanken/ er redete von niemand anders/ als von dieſem; daher er Skaurus
dieſe Antwort gab: Mein Herr und wahrer Freund/ weil ich keines weges zweifele/ er ſu-
che nicht weniger meines lieben Kindes/ als ſeines guten Freundes beſte/ ſo wil ich ihm
hiemit die Verheiſſung getahn haben/ daß wann derſelbe/ wer es auch ſeyn mag/ ſich ge-
buͤhrlich melden wird/ ich mich dergeſtalt heraus laſſen werde/ daß er damit wird koͤnnen
friedlich ſeyn. Gingen hierauff von einander/ und wahr Skaurus bedacht/ ſeinem lieben
Freunde Pupienus folgenden Morgens die angenehme Zeitung vorzutragen. Derſelbe
nun geriet bald darauff an Herrn Aquilius/ und gab ihm mit ehrerbietigen Worten zu
vernehmen/ was geſtalt ſeine Seele ſich in ſeine herzgeliebete einzige Frl. Tochter ehren-
gebuͤhrlich verliebet haͤtte/ und ſein hoͤchſter Wunſch/ ja alle ſeine Gluͤkſeligkeit auff dieſer
Heiraht beſtuͤnde/ baͤhte demnach/ er wolle ihn wirdigen/ vor einen Schwieger Sohn an-
zunehmen/ des wolte er hinwiederumb ſich in allem moͤglichen Gehorſam finden laſſen.
Herr Aquilius entſetzete ſich der ganz unvermuhtlichen Anwerbung/ und ob ihm gleich deꝛ
eingebildete Silanus ſehr angenehm wahr/ ſchaͤtzete er doch Pupienus (wie ers auch waꝛ)
viel hoͤher/ ſo daß ihn der Zuſage ſchon gereuete/ welche er Skaurus getahn hatte/ und als
er ſo ſchleunig ſich nicht zubeſinnen wuſte/ gab er ihm zur Antwort/ er moͤchte von Herzen
wuͤnſchen/ daß vor einer halben Stunde er dieſen ſeinen Vorſaz gewuſt haͤtte/ damit er ihn
deswegen gebuͤhrlich haͤtte koͤnnen befriedigen/ welches nunmehr ſchwerlich wuͤrde geſche-
hen koͤnnen/ nachdem gleich jetzo Herr Skaurus vor einen andern Anwerbung getahn/ und
das Jawort von ihm erhalten haͤtte. Dieſer meinete ſolcher Antwort wegen/ teils vor be-
truͤbniß/ teils vor Eifer in die Erde zuſinken/ nam ihm auch vor/ ſich an Skaurus zuraͤchẽ/
oder daruͤber zuſterben; welches bald ins Werk zurichten/ er den jungen Fabius erſuchete/
ſeinet wegen mit Skaurus zureden/ und ihm anzumelden/ daß weil er ihm durch vorſezli-
che Abſpenſtigung deſſen/ das ihm am liebſten in der Welt waͤhre/ gar zu grob beleidiget
haͤtte/ muͤſte er ſolches alsbald durch einen Kampff auff Leib und Leben mit ihm austragẽ.
Fabius hoͤrete ſolches ungerne/ und baht/ ihm der Sachen etwas beſſern Bericht mitzu-
teilen; kunte aber ein mehres nicht aus ihm kriegen/ als daß Skaurus es am beſten wuͤrde
anzeigen koͤnnen; ging auch hiemit gleich hin zu dem Fraͤulein/ und ſagete: Mein allerteu-
reſter Lebens- und Seelen Schaz; nachdem das neidiſche Gluͤk gleich dieſe Stunde durch

Getrieb
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[402/0408] Sechſtes Buch. hefftige Liebes-Einbildung zur Vernunfft-loſen Raſerey ausſchlagen; welchem uͤbel vor- zubauen er gleich dieſe Stunde ihm vorgenommen hatte/ wo moͤglich/ die Heyraht bey der Fraͤulein Eltern zubefodern/ redete damnach mit Herr Aquilius auff dieſe weiſe: Es fuͤn- de ein vornehmer tapfferer Roͤmiſcher Herr/ ſehr hohes Adels und groſſer Guͤter/ ſich ge- gen ſeine Frl. Tochter in allen Ehren auffs hefftigſte verliebet/ ſo gar/ daß/ wo ihm dieſe Heyraht nicht gelingen wuͤrde/ derſelbe in Lebensgefahr ſtuͤnde/ wolte demnach vor ſein Haͤupt Herrn Aquilius hiemit freund- und gebuͤhrlich erſucht haben/ daß wann derſelbe verliebete ſich bey ihm angaͤbe/ er ihm gewierige Antwort wiederfahren laſſen moͤchte/ dañ er wolte hieſelbſt ſeine Ehre und Redligkeit verbuͤrgen/ daß derſelbe ſolcher Gunſt und Hei- raht wirdig waͤhre. Nun wahr zu Rom ein vornehmer junger Herr/ Nahmens Kajus Julius Silanus/ dem Aquilius uͤber die maſſe gewogen wahr/ uñ ihn gerne zum Tochter- Mann gehabt haͤtte/ und weil derſelbe mit Skaurus zimlich nahe befreundet/ ſtund dieſer ganz in den Gedanken/ er redete von niemand anders/ als von dieſem; daher er Skaurus dieſe Antwort gab: Mein Herr und wahrer Freund/ weil ich keines weges zweifele/ er ſu- che nicht weniger meines lieben Kindes/ als ſeines guten Freundes beſte/ ſo wil ich ihm hiemit die Verheiſſung getahn haben/ daß wann derſelbe/ wer es auch ſeyn mag/ ſich ge- buͤhrlich melden wird/ ich mich dergeſtalt heraus laſſen werde/ daß er damit wird koͤnnen friedlich ſeyn. Gingen hierauff von einander/ und wahr Skaurus bedacht/ ſeinem lieben Freunde Pupienus folgenden Morgens die angenehme Zeitung vorzutragen. Derſelbe nun geriet bald darauff an Herrn Aquilius/ und gab ihm mit ehrerbietigen Worten zu vernehmen/ was geſtalt ſeine Seele ſich in ſeine herzgeliebete einzige Frl. Tochter ehren- gebuͤhrlich verliebet haͤtte/ und ſein hoͤchſter Wunſch/ ja alle ſeine Gluͤkſeligkeit auff dieſer Heiraht beſtuͤnde/ baͤhte demnach/ er wolle ihn wirdigen/ vor einen Schwieger Sohn an- zunehmen/ des wolte er hinwiederumb ſich in allem moͤglichen Gehorſam finden laſſen. Herr Aquilius entſetzete ſich der ganz unvermuhtlichen Anwerbung/ und ob ihm gleich deꝛ eingebildete Silanus ſehr angenehm wahr/ ſchaͤtzete er doch Pupienus (wie ers auch waꝛ) viel hoͤher/ ſo daß ihn der Zuſage ſchon gereuete/ welche er Skaurus getahn hatte/ und als er ſo ſchleunig ſich nicht zubeſinnen wuſte/ gab er ihm zur Antwort/ er moͤchte von Herzen wuͤnſchen/ daß vor einer halben Stunde er dieſen ſeinen Vorſaz gewuſt haͤtte/ damit er ihn deswegen gebuͤhrlich haͤtte koͤnnen befriedigen/ welches nunmehr ſchwerlich wuͤrde geſche- hen koͤnnen/ nachdem gleich jetzo Herr Skaurus vor einen andern Anwerbung getahn/ und das Jawort von ihm erhalten haͤtte. Dieſer meinete ſolcher Antwort wegen/ teils vor be- truͤbniß/ teils vor Eifer in die Erde zuſinken/ nam ihm auch vor/ ſich an Skaurus zuraͤchẽ/ oder daruͤber zuſterben; welches bald ins Werk zurichten/ er den jungen Fabius erſuchete/ ſeinet wegen mit Skaurus zureden/ und ihm anzumelden/ daß weil er ihm durch vorſezli- che Abſpenſtigung deſſen/ das ihm am liebſten in der Welt waͤhre/ gar zu grob beleidiget haͤtte/ muͤſte er ſolches alsbald durch einen Kampff auff Leib und Leben mit ihm austragẽ. Fabius hoͤrete ſolches ungerne/ und baht/ ihm der Sachen etwas beſſern Bericht mitzu- teilen; kunte aber ein mehres nicht aus ihm kriegen/ als daß Skaurus es am beſten wuͤrde anzeigen koͤnnen; ging auch hiemit gleich hin zu dem Fraͤulein/ und ſagete: Mein allerteu- reſter Lebens- und Seelen Schaz; nachdem das neidiſche Gluͤk gleich dieſe Stunde durch Getrieb

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/408>, abgerufen am 31.10.2024.