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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
auff Skaurus einstürmen/ wie dann ungezweifelt geschehen währe/ wann sie/ durch furcht
getrieben/ nicht also angefangen hätte: Herr Pupienus/ versündiget euch nicht an euren
allerbesten und geträuesten Freund Herrn Skaurus/ ihr und mein Herr Vater seid durch
einen blossen oder vielmehr stummen Irtuhm betrogen/ und hat Herr Skaurus nieman-
de anders als bloß allein euch das Wort geredet/ zu erlangung meiner Heyraht. Ja mein
Bruder/ sagte Skaurus zu ihm; hätte ich bey dir gehandelt/ wie deine einbildung ist/ als-
dann währe ich nicht deines/ sondern des Henkers Schwerts wirdig/ ich hätte aber gehof-
fet/ du würdest deinem Freunde ein bessers zugetr auethaben. Habe ich geirret/ antwortete
Pupienus/ so verzeihe mir mein Bruder/ und fodere von mir abtrag biß an mein Blut; ihr
aber Herr Aquilius/ seid gebehten und lasset euch diese meine Liebe nicht zuwieder seyn/ wel-
che mich eurer Frl. Tochter so gar eigen gemacht hat/ daß ohn sie/ ich ohn allen zweifel ver-
derben muß. Ich bedanke mich gegen euch mein Oheim/ antwortete er/ daß ihr mein liebes
Kind zu ehren euch erwählet habt/ und damit ihr wissen möget/ wie ich darzu gewilliget
sey/ so übergebe ich euch alles Recht/ das ich an meiner Tochter habe/ und zur ersten aus-
steuer ihrer Seel. Frau Mutter ganze verlassenschaft. Da wahr nun allenthalben grosse
freude/ welche niemand besser/ als das Fräulein zu unterdrücken wuste; welche also anfing;
Ich erkenne mich schuldig/ meinem Herr Vater zugehorsamen/ halte aber allerdinge nöh-
tig seyn/ daß Herr Skaurus bey meiner Gn. Fr. Mutter Fr. Mammeen umb mich an-
werbung tuhe/ und zwar unter dem schein/ als wann dessen zwischen uns nichts vorgangen
währe/ damit wir in ihrer guten Gnade verbleiben mögen. Sie hielten solches alle vor gut/
ward auch alsbald ins werk gerichtet/ und bekam zur gnädigen Antwort/ sie währe selbst
schon etliche Zeit her auff diese Heyraht bedacht gewesen/ nur daß sie Pupienus Willen
nicht gewust hätte. Fürstin Sibylla ging mit dem Fräulein wieder hin nach ihrer Gesel-
schaft/ und fragete sie/ was vor eine gute Luft sie angewähet/ daß sie dem guten Pupienus
sich so bald ergeben. Worauff sie antwortete: Es ist sehr gut mit dir Fr. Schwester; aber
meinestu/ daß ich nicht rieche/ wie dein Blasebalg einen so heftigen Geist in Herr Pupie-
nus gebracht/ daß er seine meinung mir so gar ohn allen umschweiff hat vortragen dürfen/
und hätte ich mich ja billich vor dir hüten sollen/ inbetrachtung/ daß die neulich verheirahte-
te/ ihren vertrauesten Schwestern den allerlieblichsten Jungfernstand allemahl mißgön-
nen. Ey wie unrecht bistu daran/ sagte sie: Gute Freunde gönnen einander so viel gutes
als ihnen selbst/ welches mich auch bewäget hat/ deine Wolfahrt zubefodern/ deren dich ob
Gott wil nimmermehr gereuen wird; daß verleihe mir der Himmel/ antwortete sie/ aber
schaue dort/ bitte ich/ wie eine ernstliche Unterredung Herr Skaurus mit der Käyserlichen
Fr. Mutter hält/ welche/ wie ich weis ihm vorweniger Zeit etwas ungnädig worden ist/
hoffe doch er werde durch diese Anwerbung wieder Gnade erlangen; zwar ich danke den
Göttern daß in ihrer steten Gewogenheit ich geblieben bin/ aber ich habe nicht anders gele-
bet/ als ein Mensch über dessen Häupt ein Schwert an einem dünnen Häärlein hanget/
weil ihre Gnade sehr unbeständig/ und ihr Zorn schier unversöhnlich ist; und kan man in
ihrer Gnade nicht besser bleiben/ als wann man sie offt beschenket/ und selten sihet. Es stund
nicht lange an/ daß Skaurus wieder nach dem Nebengemache ging/ und das Fräulein da-
hin fodern liß/ woselbst ihr Vater und Pupienus annoch bey einander wahren/ und einen

festen

Sechſtes Buch.
auff Skaurus einſtuͤrmen/ wie dann ungezweifelt geſchehen waͤhre/ wann ſie/ durch furcht
getrieben/ nicht alſo angefangen haͤtte: Herr Pupienus/ verſuͤndiget euch nicht an euren
allerbeſten und getraͤueſten Freund Herrn Skaurus/ ihr und mein Herr Vater ſeid durch
einen bloſſen oder vielmehr ſtummen Irtuhm betrogen/ und hat Herr Skaurus nieman-
de anders als bloß allein euch das Wort geredet/ zu erlangung meiner Heyraht. Ja mein
Bruder/ ſagte Skaurus zu ihm; haͤtte ich bey dir gehandelt/ wie deine einbildung iſt/ als-
dann waͤhre ich nicht deines/ ſondern des Henkers Schwerts wirdig/ ich haͤtte aber gehof-
fet/ du wuͤrdeſt deinem Freunde ein beſſers zugetr auethaben. Habe ich geirret/ antwortete
Pupienus/ ſo verzeihe mir mein Bruder/ und fodere von mir abtrag biß an mein Blut; ihr
aber Herr Aquilius/ ſeid gebehten und laſſet euch dieſe meine Liebe nicht zuwieder ſeyn/ wel-
che mich eurer Frl. Tochter ſo gar eigen gemacht hat/ daß ohn ſie/ ich ohn allen zweifel ver-
derben muß. Ich bedanke mich gegen euch mein Oheim/ antwortete er/ daß ihr mein liebes
Kind zu ehren euch erwaͤhlet habt/ und damit ihr wiſſen moͤget/ wie ich darzu gewilliget
ſey/ ſo uͤbergebe ich euch alles Recht/ das ich an meiner Tochter habe/ und zur erſten aus-
ſteuer ihrer Seel. Frau Mutter ganze verlaſſenſchaft. Da wahr nun allenthalben groſſe
freude/ welche niemand beſſer/ als das Fraͤulein zu unterdruͤcken wuſte; welche alſo anfing;
Ich erkenne mich ſchuldig/ meinem Herr Vater zugehorſamen/ halte aber allerdinge noͤh-
tig ſeyn/ daß Herr Skaurus bey meiner Gn. Fr. Mutter Fr. Mammeen umb mich an-
werbung tuhe/ und zwar unter dem ſchein/ als wann deſſen zwiſchen uns nichts vorgangen
waͤhre/ damit wir in ihrer guten Gnade verbleiben moͤgen. Sie hielten ſolches alle vor gut/
ward auch alsbald ins werk gerichtet/ und bekam zur gnaͤdigen Antwort/ ſie waͤhre ſelbſt
ſchon etliche Zeit her auff dieſe Heyraht bedacht geweſen/ nur daß ſie Pupienus Willen
nicht gewuſt haͤtte. Fuͤrſtin Sibylla ging mit dem Fraͤulein wieder hin nach ihrer Geſel-
ſchaft/ und fragete ſie/ was vor eine gute Luft ſie angewaͤhet/ daß ſie dem guten Pupienus
ſich ſo bald ergeben. Worauff ſie antwortete: Es iſt ſehr gut mit dir Fr. Schweſter; aber
meineſtu/ daß ich nicht rieche/ wie dein Blaſebalg einen ſo heftigen Geiſt in Herr Pupie-
nus gebracht/ daß er ſeine meinung mir ſo gar ohn allen umſchweiff hat vortragen duͤrfen/
und haͤtte ich mich ja billich vor dir huͤten ſollen/ inbetrachtung/ daß die neulich verheirahte-
te/ ihren vertraueſten Schweſtern den allerlieblichſten Jungfernſtand allemahl mißgoͤn-
nen. Ey wie unrecht biſtu daran/ ſagte ſie: Gute Freunde goͤnnen einander ſo viel gutes
als ihnen ſelbſt/ welches mich auch bewaͤget hat/ deine Wolfahrt zubefodern/ deren dich ob
Gott wil nimmermehr gereuen wird; daß verleihe mir der Himmel/ antwortete ſie/ aber
ſchaue dort/ bitte ich/ wie eine ernſtliche Unterredung Herr Skaurus mit der Kaͤyſerlichen
Fr. Mutter haͤlt/ welche/ wie ich weis ihm vorweniger Zeit etwas ungnaͤdig worden iſt/
hoffe doch er werde durch dieſe Anwerbung wieder Gnade erlangen; zwar ich danke den
Goͤttern daß in ihrer ſteten Gewogenheit ich geblieben bin/ aber ich habe nicht anders gele-
bet/ als ein Menſch uͤber deſſen Haͤupt ein Schwert an einem duͤnnen Haͤaͤrlein hanget/
weil ihre Gnade ſehr unbeſtaͤndig/ und ihr Zorn ſchier unverſoͤhnlich iſt; und kan man in
ihrer Gnade nicht beſſer bleiben/ als wann man ſie offt beſchenket/ und ſelten ſihet. Es ſtund
nicht lange an/ daß Skaurus wieder nach dem Nebengemache ging/ und das Fraͤulein da-
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[406/0412] Sechſtes Buch. auff Skaurus einſtuͤrmen/ wie dann ungezweifelt geſchehen waͤhre/ wann ſie/ durch furcht getrieben/ nicht alſo angefangen haͤtte: Herr Pupienus/ verſuͤndiget euch nicht an euren allerbeſten und getraͤueſten Freund Herrn Skaurus/ ihr und mein Herr Vater ſeid durch einen bloſſen oder vielmehr ſtummen Irtuhm betrogen/ und hat Herr Skaurus nieman- de anders als bloß allein euch das Wort geredet/ zu erlangung meiner Heyraht. Ja mein Bruder/ ſagte Skaurus zu ihm; haͤtte ich bey dir gehandelt/ wie deine einbildung iſt/ als- dann waͤhre ich nicht deines/ ſondern des Henkers Schwerts wirdig/ ich haͤtte aber gehof- fet/ du wuͤrdeſt deinem Freunde ein beſſers zugetr auethaben. Habe ich geirret/ antwortete Pupienus/ ſo verzeihe mir mein Bruder/ und fodere von mir abtrag biß an mein Blut; ihr aber Herr Aquilius/ ſeid gebehten und laſſet euch dieſe meine Liebe nicht zuwieder ſeyn/ wel- che mich eurer Frl. Tochter ſo gar eigen gemacht hat/ daß ohn ſie/ ich ohn allen zweifel ver- derben muß. Ich bedanke mich gegen euch mein Oheim/ antwortete er/ daß ihr mein liebes Kind zu ehren euch erwaͤhlet habt/ und damit ihr wiſſen moͤget/ wie ich darzu gewilliget ſey/ ſo uͤbergebe ich euch alles Recht/ das ich an meiner Tochter habe/ und zur erſten aus- ſteuer ihrer Seel. Frau Mutter ganze verlaſſenſchaft. Da wahr nun allenthalben groſſe freude/ welche niemand beſſer/ als das Fraͤulein zu unterdruͤcken wuſte; welche alſo anfing; Ich erkenne mich ſchuldig/ meinem Herr Vater zugehorſamen/ halte aber allerdinge noͤh- tig ſeyn/ daß Herr Skaurus bey meiner Gn. Fr. Mutter Fr. Mammeen umb mich an- werbung tuhe/ und zwar unter dem ſchein/ als wann deſſen zwiſchen uns nichts vorgangen waͤhre/ damit wir in ihrer guten Gnade verbleiben moͤgen. Sie hielten ſolches alle vor gut/ ward auch alsbald ins werk gerichtet/ und bekam zur gnaͤdigen Antwort/ ſie waͤhre ſelbſt ſchon etliche Zeit her auff dieſe Heyraht bedacht geweſen/ nur daß ſie Pupienus Willen nicht gewuſt haͤtte. Fuͤrſtin Sibylla ging mit dem Fraͤulein wieder hin nach ihrer Geſel- ſchaft/ und fragete ſie/ was vor eine gute Luft ſie angewaͤhet/ daß ſie dem guten Pupienus ſich ſo bald ergeben. Worauff ſie antwortete: Es iſt ſehr gut mit dir Fr. Schweſter; aber meineſtu/ daß ich nicht rieche/ wie dein Blaſebalg einen ſo heftigen Geiſt in Herr Pupie- nus gebracht/ daß er ſeine meinung mir ſo gar ohn allen umſchweiff hat vortragen duͤrfen/ und haͤtte ich mich ja billich vor dir huͤten ſollen/ inbetrachtung/ daß die neulich verheirahte- te/ ihren vertraueſten Schweſtern den allerlieblichſten Jungfernſtand allemahl mißgoͤn- nen. Ey wie unrecht biſtu daran/ ſagte ſie: Gute Freunde goͤnnen einander ſo viel gutes als ihnen ſelbſt/ welches mich auch bewaͤget hat/ deine Wolfahrt zubefodern/ deren dich ob Gott wil nimmermehr gereuen wird; daß verleihe mir der Himmel/ antwortete ſie/ aber ſchaue dort/ bitte ich/ wie eine ernſtliche Unterredung Herr Skaurus mit der Kaͤyſerlichen Fr. Mutter haͤlt/ welche/ wie ich weis ihm vorweniger Zeit etwas ungnaͤdig worden iſt/ hoffe doch er werde durch dieſe Anwerbung wieder Gnade erlangen; zwar ich danke den Goͤttern daß in ihrer ſteten Gewogenheit ich geblieben bin/ aber ich habe nicht anders gele- bet/ als ein Menſch uͤber deſſen Haͤupt ein Schwert an einem duͤnnen Haͤaͤrlein hanget/ weil ihre Gnade ſehr unbeſtaͤndig/ und ihr Zorn ſchier unverſoͤhnlich iſt; und kan man in ihrer Gnade nicht beſſer bleiben/ als wann man ſie offt beſchenket/ und ſelten ſihet. Es ſtund nicht lange an/ daß Skaurus wieder nach dem Nebengemache ging/ und das Fraͤulein da- hin fodern liß/ woſelbſt ihr Vater und Pupienus annoch bey einander wahren/ und einen feſten

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/412>, abgerufen am 22.11.2024.