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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Sechstes Buch.
und bitten/ ihr König und seine Fr. Schwester möchten ihnen doch ihr Angesicht sehen
lassen; welche ihnen solches nicht versagen wolten; massen Ladisla mit seinem Gemahl/
samt seiner Fr. Schwester und Herkules/ stelleten sich auff die Zinnen der Schloßmaur/
daß sie von allen kunten gesehen werden/ da Herkules/ nach dem er mit winken ihnen ein
Zeichen/ daß er wolte gehöret seyn/ gegeben hatte/ also anfing: Ihr löblichen Einwohner
dieser Stad und des ganzen Königreichs; billich habt ihr Gott hoch zudanken/ daß der-
selbe euren König nach ausgestandener Gefahr und erworbenen grossen Ehren und Reich-
tuhm euch zum besten/ frisch und gesund wieder her geführet hat. Ich wil eure vorigen Kö-
nige zwar nicht verachten/ aber an diesen gegenwärtigen reicht ihrer keiner mit seinen Tah-
ten; dann dieser euer König ist in den weit abgelegenen Asiatischen Königreichen und Her-
schafften dermassen berühmt/ daß auch die kleinen Kinderlein/ ihn vor einen Schuz-Gott/
und die Feinde vor ihren Verderber besingen. Die Zeichen seiner Königlichen Ehre wer-
det ihr morgen sehen/ nachdem er mehr Gold und Kleinot mit sich gebracht/ als das gan-
ze Königreich nicht den zehnden Teil auffzubringen vermögens ist/ wann sie gleich alles
zusammen rassen. Eures Königes wirdige Gemahl sehet ihr zu seiner Seiten stehen/ wel-
che ihm schon einen Erben/ und da er leben sol/ einen Nachfolger im Reich/ an diese Welt
gebohren hat. Euer angebohrnes Königliche Fräulein hier an meiner Hand gegenwärtig/
hat mir Gott zum Ehe Schatze bescheret/ und wird unvonnöhten seyn/ daß ich euch meinen
Nahmen/ Herkules gebohrner Groß Fürst aus Teutschland/ nenne. So seyd nun frölich
über eurem Könige und dessen glüklicher Wiederkunfft/ und versehet euch zu demselben
aller Gnade/ Schutzes und Liebe/ worzu seine Königl. Hocheit sich gnädigst anerbeut.
Hierauff erhub sich ein neues frolocken von Jungen und Alten/ daß es auff den nähesten
Dörffern und Flecken gehöret ward; Jederman ließ seine Handtihrung liegen/ schlach-
teten ihren Göttern Opfer (welches man ihnen nicht wehren durffte) und richteten unter
einander Freudenmahle an. König Ladisla sendete noch desselben Tages reitende Bohten
durch sein ganzes Königreich/ die sämtlichen Land Stände zuversamlen/ damit bald im
Anfange alle Irrungen und Streitigkeiten zwischen der Ritterschafft und den Städten
auffgehoben und gänzlich abgetahn/ gute Reichs Satzungen gestellet/ die Grenze Städte
besichtiget/ an Graben/ Wahl und Mauren gebessert/ und die Besatzungen gestärket/ auch
die junge Manschafft durch das ganze Reich mit Gewehr versehen/ und darinnen fleissig
geübet würde. Des folgenden Tages gegen Abend/ kahmen die beladene Wagen/ Kameh-
le und Maul Esel/ samt den vielen Gutschen/ Hand Pferden und dem grossen Elefanten
an/ neben welchem der Löue in seinem Kefich auff einem eigenen Wagen hergeführet ward/
über welches alles sich die Inwohner und die Königin selbst verwunderten/ und das unge-
heure Tihr/ desgleichen nie zuvor daselbst gesehen wahr/ nicht gnug beschauen kunten. Als
die Land Stände sich eingestellet hatten/ hielt König Ladisla drey Tage offenen Hof/ und
wurden die vornehmste Herren sehr wol gehalten/ so daß in der Zeit 20 Fuder des mitge-
brachten köstlichen Weins drauff gingen. Am dritten Tage muste die junge Ritterschafft
ein Stechen halten/ da sich ausfündig machete/ daß deren ein grosser Teil besser gelehret
wahr/ die grossen Trinkgeschir auszusauffen/ als die ritterlichen Waffen zugebrauchen/
welches Ladisla ihren Eltern verweißlich vorhielt/ und die ädlen ganz ernstlich vermahne-

te/ sich
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Sechſtes Buch.
und bitten/ ihr Koͤnig und ſeine Fr. Schweſter moͤchten ihnen doch ihr Angeſicht ſehen
laſſen; welche ihnen ſolches nicht verſagen wolten; maſſen Ladiſla mit ſeinem Gemahl/
ſamt ſeiner Fr. Schweſter und Herkules/ ſtelleten ſich auff die Zinnen der Schloßmaur/
daß ſie von allen kunten geſehen werden/ da Herkules/ nach dem er mit winken ihnen ein
Zeichen/ daß er wolte gehoͤret ſeyn/ gegeben hatte/ alſo anfing: Ihr loͤblichen Einwohner
dieſer Stad und des ganzen Koͤnigreichs; billich habt ihr Gott hoch zudanken/ daß der-
ſelbe euren Koͤnig nach ausgeſtandener Gefahr und erworbenen groſſen Ehren uñ Reich-
tuhm euch zum beſten/ friſch und geſund wieder her geführet hat. Ich wil eure vorigen Koͤ-
nige zwar nicht verachten/ aber an dieſen gegenwaͤrtigen reicht ihrer keineꝛ mit ſeinen Tah-
ten; dann dieſer euer Koͤnig iſt in den weit abgelegenen Aſiatiſchen Koͤnigreichen und Her-
ſchafften dermaſſen beruͤhmt/ daß auch die kleinen Kinderlein/ ihn vor einen Schuz-Gott/
und die Feinde vor ihren Verderber beſingen. Die Zeichen ſeineꝛ Koͤniglichen Ehre wer-
det ihr morgen ſehen/ nachdem er mehr Gold und Kleinot mit ſich gebracht/ als das gan-
ze Koͤnigreich nicht den zehnden Teil auffzubringen vermoͤgens iſt/ wann ſie gleich alles
zuſammen raſſen. Eures Koͤniges wirdige Gemahl ſehet ihr zu ſeiner Seiten ſtehen/ wel-
che ihm ſchon einen Erben/ und da er leben ſol/ einen Nachfolger im Reich/ an dieſe Welt
gebohren hat. Euer angebohrnes Koͤnigliche Fraͤulein hier an meiner Hand gegenwaͤrtig/
hat mir Gott zum Ehe Schatze beſcheret/ und wird unvonnoͤhten ſeyn/ daß ich euch meinẽ
Nahmen/ Herkules gebohrner Groß Fuͤrſt aus Teutſchland/ nenne. So ſeyd nun froͤlich
uͤber eurem Koͤnige und deſſen gluͤklicher Wiederkunfft/ und verſehet euch zu demſelben
aller Gnade/ Schutzes und Liebe/ worzu ſeine Koͤnigl. Hocheit ſich gnaͤdigſt anerbeut.
Hierauff erhub ſich ein neues frolocken von Jungen und Alten/ daß es auff den naͤheſten
Doͤrffern und Flecken gehoͤret ward; Jederman ließ ſeine Handtihrung liegen/ ſchlach-
teten ihren Goͤttern Opfer (welches man ihnen nicht wehren durffte) und richteten unter
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durch ſein ganzes Koͤnigreich/ die ſaͤmtlichen Land Staͤnde zuverſamlen/ damit bald im
Anfange alle Irrungen und Streitigkeiten zwiſchen der Ritterſchafft und den Staͤdten
auffgehoben und gaͤnzlich abgetahn/ gute Reichs Satzungen geſtellet/ die Grenze Staͤdte
beſichtiget/ an Graben/ Wahl und Mauren gebeſſert/ und die Beſatzungen geſtaͤrket/ auch
die junge Manſchafft durch das ganze Reich mit Gewehr verſehen/ und darinnen fleiſſig
geuͤbet wuͤrde. Des folgenden Tages gegen Abend/ kahmen die beladene Wagen/ Kameh-
le und Maul Eſel/ ſamt den vielen Gutſchen/ Hand Pferden und dem groſſen Elefanten
an/ neben welchem der Loͤue in ſeinem Kefich auff einem eigenen Wagẽ hergefuͤhret ward/
uͤber welches alles ſich die Inwohner und die Koͤnigin ſelbſt verwunderten/ und das unge-
heure Tihr/ desgleichen nie zuvor daſelbſt geſehen wahr/ nicht gnug beſchauen kunten. Als
die Land Staͤnde ſich eingeſtellet hatten/ hielt Koͤnig Ladiſla drey Tage offenen Hof/ und
wurden die vornehmſte Herren ſehr wol gehalten/ ſo daß in der Zeit 20 Fuder des mitge-
brachten koͤſtlichen Weins drauff gingen. Am dritten Tage muſte die junge Ritterſchafft
ein Stechen halten/ da ſich ausfuͤndig machete/ daß deren ein groſſer Teil beſſer gelehret
wahr/ die groſſen Trinkgeſchir auszuſauffen/ als die ritterlichen Waffen zugebrauchen/
welches Ladiſla ihren Eltern verweißlich vorhielt/ und die aͤdlen ganz ernſtlich vermahne-

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[473/0479] Sechſtes Buch. und bitten/ ihr Koͤnig und ſeine Fr. Schweſter moͤchten ihnen doch ihr Angeſicht ſehen laſſen; welche ihnen ſolches nicht verſagen wolten; maſſen Ladiſla mit ſeinem Gemahl/ ſamt ſeiner Fr. Schweſter und Herkules/ ſtelleten ſich auff die Zinnen der Schloßmaur/ daß ſie von allen kunten geſehen werden/ da Herkules/ nach dem er mit winken ihnen ein Zeichen/ daß er wolte gehoͤret ſeyn/ gegeben hatte/ alſo anfing: Ihr loͤblichen Einwohner dieſer Stad und des ganzen Koͤnigreichs; billich habt ihr Gott hoch zudanken/ daß der- ſelbe euren Koͤnig nach ausgeſtandener Gefahr und erworbenen groſſen Ehren uñ Reich- tuhm euch zum beſten/ friſch und geſund wieder her geführet hat. Ich wil eure vorigen Koͤ- nige zwar nicht verachten/ aber an dieſen gegenwaͤrtigen reicht ihrer keineꝛ mit ſeinen Tah- ten; dann dieſer euer Koͤnig iſt in den weit abgelegenen Aſiatiſchen Koͤnigreichen und Her- ſchafften dermaſſen beruͤhmt/ daß auch die kleinen Kinderlein/ ihn vor einen Schuz-Gott/ und die Feinde vor ihren Verderber beſingen. Die Zeichen ſeineꝛ Koͤniglichen Ehre wer- det ihr morgen ſehen/ nachdem er mehr Gold und Kleinot mit ſich gebracht/ als das gan- ze Koͤnigreich nicht den zehnden Teil auffzubringen vermoͤgens iſt/ wann ſie gleich alles zuſammen raſſen. Eures Koͤniges wirdige Gemahl ſehet ihr zu ſeiner Seiten ſtehen/ wel- che ihm ſchon einen Erben/ und da er leben ſol/ einen Nachfolger im Reich/ an dieſe Welt gebohren hat. Euer angebohrnes Koͤnigliche Fraͤulein hier an meiner Hand gegenwaͤrtig/ hat mir Gott zum Ehe Schatze beſcheret/ und wird unvonnoͤhten ſeyn/ daß ich euch meinẽ Nahmen/ Herkules gebohrner Groß Fuͤrſt aus Teutſchland/ nenne. So ſeyd nun froͤlich uͤber eurem Koͤnige und deſſen gluͤklicher Wiederkunfft/ und verſehet euch zu demſelben aller Gnade/ Schutzes und Liebe/ worzu ſeine Koͤnigl. Hocheit ſich gnaͤdigſt anerbeut. Hierauff erhub ſich ein neues frolocken von Jungen und Alten/ daß es auff den naͤheſten Doͤrffern und Flecken gehoͤret ward; Jederman ließ ſeine Handtihrung liegen/ ſchlach- teten ihren Goͤttern Opfer (welches man ihnen nicht wehren durffte) und richteten unter einander Freudenmahle an. Koͤnig Ladiſla ſendete noch deſſelben Tages reitende Bohten durch ſein ganzes Koͤnigreich/ die ſaͤmtlichen Land Staͤnde zuverſamlen/ damit bald im Anfange alle Irrungen und Streitigkeiten zwiſchen der Ritterſchafft und den Staͤdten auffgehoben und gaͤnzlich abgetahn/ gute Reichs Satzungen geſtellet/ die Grenze Staͤdte beſichtiget/ an Graben/ Wahl und Mauren gebeſſert/ und die Beſatzungen geſtaͤrket/ auch die junge Manſchafft durch das ganze Reich mit Gewehr verſehen/ und darinnen fleiſſig geuͤbet wuͤrde. Des folgenden Tages gegen Abend/ kahmen die beladene Wagen/ Kameh- le und Maul Eſel/ ſamt den vielen Gutſchen/ Hand Pferden und dem groſſen Elefanten an/ neben welchem der Loͤue in ſeinem Kefich auff einem eigenen Wagẽ hergefuͤhret ward/ uͤber welches alles ſich die Inwohner und die Koͤnigin ſelbſt verwunderten/ und das unge- heure Tihr/ desgleichen nie zuvor daſelbſt geſehen wahr/ nicht gnug beſchauen kunten. Als die Land Staͤnde ſich eingeſtellet hatten/ hielt Koͤnig Ladiſla drey Tage offenen Hof/ und wurden die vornehmſte Herren ſehr wol gehalten/ ſo daß in der Zeit 20 Fuder des mitge- brachten koͤſtlichen Weins drauff gingen. Am dritten Tage muſte die junge Ritterſchafft ein Stechen halten/ da ſich ausfuͤndig machete/ daß deren ein groſſer Teil beſſer gelehret wahr/ die groſſen Trinkgeſchir auszuſauffen/ als die ritterlichen Waffen zugebrauchen/ welches Ladiſla ihren Eltern verweißlich vorhielt/ und die aͤdlen ganz ernſtlich vermahne- te/ ſich o o o

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/479>, abgerufen am 22.11.2024.