Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Sechstes Buch. te/ sich eines nüchtern und mässigen Lebens zubefleissigen/ und in allerhand ritterlichen ü-bungen sich täglich zugebrauchen; ob sie nicht wüsten/ was vor einen grimmigen Feind sie an dem Pannonischen Volk hätten/ welche den Waffen Tag und Nacht oblägen; wür- den sie nun im Müssiggange die Zeit zubringen/ und die Streit Kunst hindan setzen/ würden sie ausser allem Zweifel in kurzer frist den Pannoniern zu Leibeigenen gedeien/ da sie dann nicht allein sich selbst/ sondern auch ihre Eltern verfluchen würden/ daß sie von ihnen nicht zur Ritterschafft währen angehalten worden. Welche Vermahnung dann so grossen Nu- tzen schaffete/ daß sie ingesamt versprachen/ sich zubessern/ und dessen über wenig Wochen einen Beweißtuhm vor ihrem Könige abzulegen. Die junge Manschafft in Städten und auff den Dörffern ward auch zum Gebrauch der Waffen angeführet/ und musten alle Waffen Schmiede fleissig arbeiten/ daß deren ein guter Vorraht gemacht würde/ dero be- huef ihnen Ladisla zwo Tonnen Goldes austeilen/ und eine gewisse Anzahl einsetzen ließ/ wie viel Schwerter/ Spiesse/ und andere Waffen sie inwendig zehn Wochen einschaffen sol- ten; endlich ward der Schluß gemacht/ daß Ladisla und sein Gemahl des fünfften Tages hernach öffentlich solten gekrönet werden/ worzu fleissige Zubereitung gemachet ward. Des nähst folgenden/ als des vierten Tages vor der angesetzeten Krönung/ brachten Farabert der Fränkische Ritter eilete auff der Reise nach seinem Könige/ gewaltig rabert
Sechſtes Buch. te/ ſich eines nuͤchtern und maͤſſigen Lebens zubefleiſſigen/ und in allerhand ritterlichen uͤ-bungen ſich taͤglich zugebrauchen; ob ſie nicht wuͤſten/ was vor einen grimmigen Feind ſie an dem Pannoniſchen Volk haͤtten/ welche den Waffen Tag und Nacht oblaͤgen; wuͤr- den ſie nun im Muͤſſiggange die Zeit zubringen/ uñ die Streit Kunſt hindan ſetzen/ wuͤrden ſie auſſer allem Zweifel in kurzer friſt den Pannoniern zu Leibeigenen gedeien/ da ſie dann nicht allein ſich ſelbſt/ ſondern auch ihre Eltern verfluchen wuͤrden/ daß ſie von ihnen nicht zur Ritterſchafft waͤhren angehalten worden. Welche Vermahnung dann ſo groſſen Nu- tzen ſchaffete/ daß ſie ingeſamt verſprachen/ ſich zubeſſern/ und deſſen uͤber wenig Wochen einen Beweißtuhm vor ihrem Koͤnige abzulegen. Die junge Manſchafft in Staͤdten und auff den Doͤrffern ward auch zum Gebrauch der Waffen angefuͤhret/ und muſten alle Waffen Schmiede fleiſſig arbeiten/ daß deren ein guter Vorraht gemacht wuͤrde/ dero be- huef ihnen Ladiſla zwo Tonnen Goldes austeilen/ und eine gewiſſe Anzahl einſetzen ließ/ wie viel Schwerter/ Spieſſe/ und andere Waffen ſie inwendig zehn Wochen einſchaffen ſol- ten; endlich ward der Schluß gemacht/ daß Ladiſla und ſein Gemahl des fünfften Tages hernach oͤffentlich ſolten gekroͤnet werden/ worzu fleiſſige Zubereitung gemachet ward. Des naͤhſt folgenden/ als des vierten Tages vor der angeſetzeten Kroͤnung/ brachtẽ Farabert der Fraͤnkiſche Ritter eilete auff der Reiſe nach ſeinem Koͤnige/ gewaltig rabert
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0480" n="474"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sechſtes Buch.</hi></fw><lb/> te/ ſich eines nuͤchtern und maͤſſigen Lebens zubefleiſſigen/ und in allerhand ritterlichen uͤ-<lb/> bungen ſich taͤglich zugebrauchen; ob ſie nicht wuͤſten/ was vor einen grimmigen Feind ſie<lb/> an dem Pannoniſchen Volk haͤtten/ welche den Waffen Tag und Nacht oblaͤgen; wuͤr-<lb/> den ſie nun im Muͤſſiggange die Zeit zubringen/ uñ die Streit Kunſt hindan ſetzen/ wuͤrden<lb/> ſie auſſer allem Zweifel in kurzer friſt den Pannoniern zu Leibeigenen gedeien/ da ſie dann<lb/> nicht allein ſich ſelbſt/ ſondern auch ihre Eltern verfluchen wuͤrden/ daß ſie von ihnen nicht<lb/> zur Ritterſchafft waͤhren angehalten worden. Welche Vermahnung dann ſo groſſen Nu-<lb/> tzen ſchaffete/ daß ſie ingeſamt verſprachen/ ſich zubeſſern/ und deſſen uͤber wenig Wochen<lb/> einen Beweißtuhm vor ihrem Koͤnige abzulegen. Die junge Manſchafft in Staͤdten und<lb/> auff den Doͤrffern ward auch zum Gebrauch der Waffen angefuͤhret/ und muſten alle<lb/> Waffen Schmiede fleiſſig arbeiten/ daß deren ein guter Vorraht gemacht wuͤrde/ dero be-<lb/> huef ihnen Ladiſla zwo Tonnen Goldes austeilen/ und eine gewiſſe Anzahl einſetzen ließ/ wie<lb/> viel Schwerter/ Spieſſe/ und andere Waffen ſie inwendig zehn Wochen einſchaffen ſol-<lb/> ten; endlich ward der Schluß gemacht/ daß Ladiſla und ſein Gemahl des fünfften Tages<lb/> hernach oͤffentlich ſolten gekroͤnet werden/ worzu fleiſſige Zubereitung gemachet ward.</p><lb/> <p>Des naͤhſt folgenden/ als des vierten Tages vor der angeſetzeten Kroͤnung/ brachtẽ<lb/> die Jaͤger Knechte ein abſcheuliches Wunder Tihr mit ſich aus dem Walde/ welches einẽ<lb/> Leib hatte wie ein Baͤhre/ zween Koͤpfe neben einander/ der rechte wahr ein gezaͤumter<lb/> Pferde Kopf mit zween ſpitzigen Hoͤrnern/ faſt einer halben Ellen lang; der linke ein groſ-<lb/> ſer Wolffes Kopf mit einer langen außhangen den Zungen; der Leib wahr zottich rauch<lb/> und Feurroht/ und lieff auff zween Menſchen Fuͤſſen (welche die foͤrderſten) uñ auff zween<lb/> Ochſen Fuͤſſen (welche die hinterſten wahren) ſehr geſchwinde/ daß die Jaͤger einen ganzen<lb/> Tag zu tuhn gehabt hatten/ ehe ſie es ermuͤden und fahen koͤnnen. Unſere Fuͤrſtliche Geſel-<lb/> ſchafft muhtmaſſete daher wenig gutes/ und bahten Gott/ daß nach ſeiner Barmherzig-<lb/> keit er alles Ungluͤk von ihnen und ihren Herſchafften gnaͤdig abwenden wolte.</p><lb/> <p>Farabert der Fraͤnkiſche Ritter eilete auff der Reiſe nach ſeinem Koͤnige/ gewaltig<lb/> fort/ welchem Herkules uͤm mehrer ſicherheit willen 20 Roͤmiſche Reuter zur Begleitung<lb/> zugegeben hatte. So bald er bey ſeinem Koͤnige anlangete/ trug er anfangs kuͤrzlich vor/<lb/> wie ganz gnaͤdig er beides von der Groß Fuͤrſtin Valiſka/ und dem unvergleichlichen<lb/> Groſ Fuͤrſten Herkules ſelbſt/ gehalten waͤhre/ meldete deren anbefohlnen mündlichen<lb/> Gruß ſowol der Koͤnigin als dem Koͤnige ſelbſt an/ und uͤberlieferte ihr die beiden belade-<lb/> nen Maul Eſel/ als einen Beutpfennig/ von Groſ Fuͤrſtin Valiſken auß kindlicher Liebe<lb/> uͤbergemacht/ nebeſt demuͤhtiger Bitte/ ſolchen gnaͤdig von ihr anzunehmen; welches al-<lb/> les die Koͤnigin nicht wenig befremdete/ inſonderheit da ſie die uͤbergeſchikten koͤſtlichen<lb/> Sachen in des Koͤniges Anweſenheit hervor nam/ als 12 guͤldene Ringe von allerhand<lb/> koſtbahren Steinen; 12 Kleinot zum gnugſahmen Koͤniglichen Schmuk; eine Demant-<lb/> Kette/ ein par Armbaͤnder von Demant; 12 Schuͤſſeln/ 24 Teller; 4 Leuchter; 4 Scha-<lb/> len von reinem Silber und ſtark uͤberguͤldet; ein groſſes Trinkgeſchier/ in Geſtalt eines<lb/> Schiffes; 12 Becher in einander geſtekt; 4 Salzfaͤſſer; und 4 Gieſkannen; und zwar die-<lb/> ſe viererley von reinem Golde gegoſſen; endlich allerhand teurbahre Tuͤcher von Guͤlden<lb/> und Silbern Stuͤk; welches alles die Koͤnigin mit Verwunderung anſahe/ und von Fa-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">rabert</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [474/0480]
Sechſtes Buch.
te/ ſich eines nuͤchtern und maͤſſigen Lebens zubefleiſſigen/ und in allerhand ritterlichen uͤ-
bungen ſich taͤglich zugebrauchen; ob ſie nicht wuͤſten/ was vor einen grimmigen Feind ſie
an dem Pannoniſchen Volk haͤtten/ welche den Waffen Tag und Nacht oblaͤgen; wuͤr-
den ſie nun im Muͤſſiggange die Zeit zubringen/ uñ die Streit Kunſt hindan ſetzen/ wuͤrden
ſie auſſer allem Zweifel in kurzer friſt den Pannoniern zu Leibeigenen gedeien/ da ſie dann
nicht allein ſich ſelbſt/ ſondern auch ihre Eltern verfluchen wuͤrden/ daß ſie von ihnen nicht
zur Ritterſchafft waͤhren angehalten worden. Welche Vermahnung dann ſo groſſen Nu-
tzen ſchaffete/ daß ſie ingeſamt verſprachen/ ſich zubeſſern/ und deſſen uͤber wenig Wochen
einen Beweißtuhm vor ihrem Koͤnige abzulegen. Die junge Manſchafft in Staͤdten und
auff den Doͤrffern ward auch zum Gebrauch der Waffen angefuͤhret/ und muſten alle
Waffen Schmiede fleiſſig arbeiten/ daß deren ein guter Vorraht gemacht wuͤrde/ dero be-
huef ihnen Ladiſla zwo Tonnen Goldes austeilen/ und eine gewiſſe Anzahl einſetzen ließ/ wie
viel Schwerter/ Spieſſe/ und andere Waffen ſie inwendig zehn Wochen einſchaffen ſol-
ten; endlich ward der Schluß gemacht/ daß Ladiſla und ſein Gemahl des fünfften Tages
hernach oͤffentlich ſolten gekroͤnet werden/ worzu fleiſſige Zubereitung gemachet ward.
Des naͤhſt folgenden/ als des vierten Tages vor der angeſetzeten Kroͤnung/ brachtẽ
die Jaͤger Knechte ein abſcheuliches Wunder Tihr mit ſich aus dem Walde/ welches einẽ
Leib hatte wie ein Baͤhre/ zween Koͤpfe neben einander/ der rechte wahr ein gezaͤumter
Pferde Kopf mit zween ſpitzigen Hoͤrnern/ faſt einer halben Ellen lang; der linke ein groſ-
ſer Wolffes Kopf mit einer langen außhangen den Zungen; der Leib wahr zottich rauch
und Feurroht/ und lieff auff zween Menſchen Fuͤſſen (welche die foͤrderſten) uñ auff zween
Ochſen Fuͤſſen (welche die hinterſten wahren) ſehr geſchwinde/ daß die Jaͤger einen ganzen
Tag zu tuhn gehabt hatten/ ehe ſie es ermuͤden und fahen koͤnnen. Unſere Fuͤrſtliche Geſel-
ſchafft muhtmaſſete daher wenig gutes/ und bahten Gott/ daß nach ſeiner Barmherzig-
keit er alles Ungluͤk von ihnen und ihren Herſchafften gnaͤdig abwenden wolte.
Farabert der Fraͤnkiſche Ritter eilete auff der Reiſe nach ſeinem Koͤnige/ gewaltig
fort/ welchem Herkules uͤm mehrer ſicherheit willen 20 Roͤmiſche Reuter zur Begleitung
zugegeben hatte. So bald er bey ſeinem Koͤnige anlangete/ trug er anfangs kuͤrzlich vor/
wie ganz gnaͤdig er beides von der Groß Fuͤrſtin Valiſka/ und dem unvergleichlichen
Groſ Fuͤrſten Herkules ſelbſt/ gehalten waͤhre/ meldete deren anbefohlnen mündlichen
Gruß ſowol der Koͤnigin als dem Koͤnige ſelbſt an/ und uͤberlieferte ihr die beiden belade-
nen Maul Eſel/ als einen Beutpfennig/ von Groſ Fuͤrſtin Valiſken auß kindlicher Liebe
uͤbergemacht/ nebeſt demuͤhtiger Bitte/ ſolchen gnaͤdig von ihr anzunehmen; welches al-
les die Koͤnigin nicht wenig befremdete/ inſonderheit da ſie die uͤbergeſchikten koͤſtlichen
Sachen in des Koͤniges Anweſenheit hervor nam/ als 12 guͤldene Ringe von allerhand
koſtbahren Steinen; 12 Kleinot zum gnugſahmen Koͤniglichen Schmuk; eine Demant-
Kette/ ein par Armbaͤnder von Demant; 12 Schuͤſſeln/ 24 Teller; 4 Leuchter; 4 Scha-
len von reinem Silber und ſtark uͤberguͤldet; ein groſſes Trinkgeſchier/ in Geſtalt eines
Schiffes; 12 Becher in einander geſtekt; 4 Salzfaͤſſer; und 4 Gieſkannen; und zwar die-
ſe viererley von reinem Golde gegoſſen; endlich allerhand teurbahre Tuͤcher von Guͤlden
und Silbern Stuͤk; welches alles die Koͤnigin mit Verwunderung anſahe/ und von Fa-
rabert
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |