Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
verbunden haben; daß also hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein-
de den Sieg willig in die Hand spielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Fürst auß Hoff-
nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und seinen Herr Vater mit allen
seinen Geträuen dem gefangenen Groß Fürsten gefangen liefern dürfte? was vor Gnade
aber wir bey demselben werden zugewarten haben/ wird unsere begangene Taht uns leicht
berichten können. Aber dieses erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ so bin ich dau-
noch versichert/ daß das Häuptheer kein Schwert wieder den Feind zücken wird (es wer-
de dann von ihm gewaltsam angegriffen)/ wo nicht der junge Fürst zuvor wird begnadet
der Ketten entlediget/ auff freien Fus gestellet/ und aller Straffe loß gesprochen seyn. Kan
nun eure Durchl. ein solches über ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der
Noht eine Tugend machen; wolan! so habe ich meines Lebens mich schon getröstet; dann
es ist/ in eurer Durchl. Diensten sich selbst auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich
nur/ wann der Feind/ oder unser eigen Volk ansetzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann
kein Mensch sol mich/ so wenig gefangen/ als Unträu und meinäidig sehen; nur allein be-
traure ich meines Gnädigsten Fürsten gewissen Vntergang/ und so wol des Friesischen
Reichs/ als des Wendischen Fürstentuhms Verwüstung/ welches hierauß nohtwe[n]dig
erfolgen muß. Als dieser außgeredet hatte/ tahten alle Obristen einen Fußfal/ und bahten/
ihre Durchl. möchten ihrer selbst schonen/ und durch unzeitigen Zorn sich nicht in den ge-
wissen Tod stürzen/ sintemahl ja alles mit ihrer Durchl. höchster Ehr beygelegt und ver-
glichen werden könte/ und nicht allein der junge Fürst/ sondern auch die sämtlichen Völker
erböhtig währen/ ihr verbrechen durch einen demühtigen Fußfal abzubitten/ dafern nur
ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fürst Gotschalk begangene Vnbilligkeit gnädigst und
Väterlich vergeben und vergessen würde; auch währe ihres untertähnigsten ermässens
hiebey zu beobachten/ daß der junge Fürst durchaus nichts unzüchtiges vorgenommen/ ja
nicht eins begehret/ sondern nur einwendete/ sein Herr Vater selbst hätte ihm schon ein
jahr lang dieses Fräulein zugefreyet/ währe auch außdrüklich unter diesem Vorgeben
außgezogen/ ihm als seinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herschafft/ ein wir-
diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern sich wegerten ihm das Fräulein
in güte abfolgen zulassen. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim-
mermehr von meinem Leibe kan gezeuget seyn/ dann sonst würde er wieder kindlichen ein-
gepflanzeten Gehorsam nich handeln/ noch diese zum Gemahl begehren/ die sein Vater
ihm selbst im Herzen vertrauet hat; sein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht schul-
dig/ und habe ich gleich vor diesem ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine
andere Beschaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach-
dem aber dieselbe mir mit Tode abgangen ist/ wie euch allen bewust/ habe ich mich nach
einer andern ümtuhn wollen/ die mir kein Mensch/ er sey wer er wolle/ abspenstigen oder
entfremden sol dessen sich gleichwol dieser Bube durch heimliche entführung hat dürffen
gelüsten lassen; würde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht hätte auff
der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk so meinäidig
an mir handelt/ wird sich zu seiner Zeit finden/ und ungestraffet nicht bleiben/ nur muß ich
wegen des Feindes Gegenwart viel vertuschen und verschmerzen. So gehet nun hin zu

dem

Siebendes Buch.
verbunden haben; daß alſo hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein-
de den Sieg willig in die Hand ſpielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Fürſt auß Hoff-
nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und ſeinen Herr Vater mit allen
ſeinen Getraͤuen dem gefangenen Groß Fürſten gefangen liefern duͤrfte? was vor Gnade
aber wir bey demſelben werden zugewarten haben/ wird unſere begangene Taht uns leicht
berichten koͤnnen. Aber dieſes erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ ſo bin ich dau-
noch verſichert/ daß das Haͤuptheer kein Schwert wieder den Feind zuͤcken wird (es wer-
de dann von ihm gewaltſam angegriffen)/ wo nicht der junge Fuͤrſt zuvor wird begnadet
der Ketten entlediget/ auff freien Fus geſtellet/ und aller Straffe loß geſprochen ſeyn. Kan
nun eure Durchl. ein ſolches uͤber ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der
Noht eine Tugend machen; wolan! ſo habe ich meines Lebens mich ſchon getroͤſtet; dann
es iſt/ in eurer Durchl. Dienſten ſich ſelbſt auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich
nur/ wann der Feind/ oder unſer eigen Volk anſetzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann
kein Menſch ſol mich/ ſo wenig gefangen/ als Untraͤu und meinaͤidig ſehen; nur allein be-
traure ich meines Gnaͤdigſten Fuͤrſten gewiſſen Vntergang/ und ſo wol des Frieſiſchen
Reichs/ als des Wendiſchen Fuͤrſtentuhms Verwuͤſtung/ welches hierauß nohtwe[n]dig
erfolgen muß. Als dieſer außgeredet hatte/ tahten alle Obriſten einen Fußfal/ und bahten/
ihre Durchl. moͤchten ihrer ſelbſt ſchonen/ und durch unzeitigen Zorn ſich nicht in den ge-
wiſſen Tod ſtuͤrzen/ ſintemahl ja alles mit ihrer Durchl. hoͤchſter Ehr beygelegt und ver-
glichen werden koͤnte/ und nicht allein der junge Fuͤrſt/ ſondern auch die ſaͤmtlichen Voͤlker
erboͤhtig waͤhren/ ihr verbrechen durch einen demuͤhtigen Fußfal abzubitten/ dafern nur
ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fuͤrſt Gotſchalk begangene Vnbilligkeit gnaͤdigſt und
Vaͤterlich vergeben und vergeſſen wuͤrde; auch waͤhre ihres untertaͤhnigſten ermaͤſſens
hiebey zu beobachten/ daß der junge Fuͤrſt durchaus nichts unzuͤchtiges vorgenommen/ ja
nicht eins begehret/ ſondern nur einwendete/ ſein Herr Vater ſelbſt haͤtte ihm ſchon ein
jahr lang dieſes Fraͤulein zugefreyet/ waͤhre auch außdruͤklich unter dieſem Vorgeben
außgezogen/ ihm als ſeinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herſchafft/ ein wir-
diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern ſich wegerten ihm das Fraͤulein
in guͤte abfolgen zulaſſen. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim-
mermehr von meinem Leibe kan gezeuget ſeyn/ dann ſonſt wuͤrde er wieder kindlichen ein-
gepflanzeten Gehorſam nich handeln/ noch dieſe zum Gemahl begehren/ die ſein Vater
ihm ſelbſt im Herzen vertrauet hat; ſein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht ſchul-
dig/ und habe ich gleich vor dieſem ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine
andere Beſchaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach-
dem aber dieſelbe mir mit Tode abgangen iſt/ wie euch allen bewuſt/ habe ich mich nach
einer andern uͤmtuhn wollen/ die mir kein Menſch/ er ſey wer er wolle/ abſpenſtigen oder
entfremden ſol deſſen ſich gleichwol dieſer Bube durch heimliche entfuͤhrung hat duͤrffen
geluͤſten laſſen; wuͤrde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht haͤtte auff
der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk ſo meinaͤidig
an mir handelt/ wird ſich zu ſeiner Zeit finden/ und ungeſtraffet nicht bleiben/ nur muß ich
wegen des Feindes Gegenwart viel vertuſchen und verſchmerzen. So gehet nun hin zu

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0492" n="486"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
verbunden haben; daß al&#x017F;o hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein-<lb/>
de den Sieg willig in die Hand &#x017F;pielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Für&#x017F;t auß Hoff-<lb/>
nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und &#x017F;einen Herr Vater mit allen<lb/>
&#x017F;einen Getra&#x0364;uen dem gefangenen Groß Für&#x017F;ten gefangen liefern du&#x0364;rfte? was vor Gnade<lb/>
aber wir bey dem&#x017F;elben werden zugewarten haben/ wird un&#x017F;ere begangene Taht uns leicht<lb/>
berichten ko&#x0364;nnen. Aber die&#x017F;es erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ &#x017F;o bin ich dau-<lb/>
noch ver&#x017F;ichert/ daß das Ha&#x0364;uptheer kein Schwert wieder den Feind zu&#x0364;cken wird (es wer-<lb/>
de dann von ihm gewalt&#x017F;am angegriffen)/ wo nicht der junge Fu&#x0364;r&#x017F;t zuvor wird begnadet<lb/>
der Ketten entlediget/ auff freien Fus ge&#x017F;tellet/ und aller Straffe loß ge&#x017F;prochen &#x017F;eyn. Kan<lb/>
nun eure Durchl. ein &#x017F;olches u&#x0364;ber ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der<lb/>
Noht eine Tugend machen; wolan! &#x017F;o habe ich meines Lebens mich &#x017F;chon getro&#x0364;&#x017F;tet; dann<lb/>
es i&#x017F;t/ in eurer Durchl. Dien&#x017F;ten &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich<lb/>
nur/ wann der Feind/ oder un&#x017F;er eigen Volk an&#x017F;etzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann<lb/>
kein Men&#x017F;ch &#x017F;ol mich/ &#x017F;o wenig gefangen/ als Untra&#x0364;u und meina&#x0364;idig &#x017F;ehen; nur allein be-<lb/>
traure ich meines Gna&#x0364;dig&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten gewi&#x017F;&#x017F;en Vntergang/ und &#x017F;o wol des Frie&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Reichs/ als des Wendi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;tentuhms Verwu&#x0364;&#x017F;tung/ welches hierauß nohtwe<supplied>n</supplied>dig<lb/>
erfolgen muß. Als die&#x017F;er außgeredet hatte/ tahten alle Obri&#x017F;ten einen Fußfal/ und bahten/<lb/>
ihre Durchl. mo&#x0364;chten ihrer &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chonen/ und durch unzeitigen Zorn &#x017F;ich nicht in den ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en Tod &#x017F;tu&#x0364;rzen/ &#x017F;intemahl ja alles mit ihrer Durchl. ho&#x0364;ch&#x017F;ter Ehr beygelegt und ver-<lb/>
glichen werden ko&#x0364;nte/ und nicht allein der junge Fu&#x0364;r&#x017F;t/ &#x017F;ondern auch die &#x017F;a&#x0364;mtlichen Vo&#x0364;lker<lb/>
erbo&#x0364;htig wa&#x0364;hren/ ihr verbrechen durch einen demu&#x0364;htigen Fußfal abzubitten/ dafern nur<lb/>
ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fu&#x0364;r&#x017F;t Got&#x017F;chalk begangene Vnbilligkeit gna&#x0364;dig&#x017F;t und<lb/>
Va&#x0364;terlich vergeben und verge&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde; auch wa&#x0364;hre ihres unterta&#x0364;hnig&#x017F;ten erma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ens<lb/>
hiebey zu beobachten/ daß der junge Fu&#x0364;r&#x017F;t durchaus nichts unzu&#x0364;chtiges vorgenommen/ ja<lb/>
nicht eins begehret/ &#x017F;ondern nur einwendete/ &#x017F;ein Herr Vater &#x017F;elb&#x017F;t ha&#x0364;tte ihm &#x017F;chon ein<lb/>
jahr lang die&#x017F;es Fra&#x0364;ulein zugefreyet/ wa&#x0364;hre auch außdru&#x0364;klich unter die&#x017F;em Vorgeben<lb/>
außgezogen/ ihm als &#x017F;einem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Her&#x017F;chafft/ ein wir-<lb/>
diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern &#x017F;ich wegerten ihm das Fra&#x0364;ulein<lb/>
in gu&#x0364;te abfolgen zula&#x017F;&#x017F;en. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim-<lb/>
mermehr von meinem Leibe kan gezeuget &#x017F;eyn/ dann &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rde er wieder kindlichen ein-<lb/>
gepflanzeten Gehor&#x017F;am nich handeln/ noch die&#x017F;e zum Gemahl begehren/ die &#x017F;ein Vater<lb/>
ihm &#x017F;elb&#x017F;t im Herzen vertrauet hat; &#x017F;ein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht &#x017F;chul-<lb/>
dig/ und habe ich gleich vor die&#x017F;em ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine<lb/>
andere Be&#x017F;chaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach-<lb/>
dem aber die&#x017F;elbe mir mit Tode abgangen i&#x017F;t/ wie euch allen bewu&#x017F;t/ habe ich mich nach<lb/>
einer andern u&#x0364;mtuhn wollen/ die mir kein Men&#x017F;ch/ er &#x017F;ey wer er wolle/ ab&#x017F;pen&#x017F;tigen oder<lb/>
entfremden &#x017F;ol de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich gleichwol die&#x017F;er Bube durch heimliche entfu&#x0364;hrung hat du&#x0364;rffen<lb/>
gelu&#x0364;&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en; wu&#x0364;rde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht ha&#x0364;tte auff<lb/>
der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk &#x017F;o meina&#x0364;idig<lb/>
an mir handelt/ wird &#x017F;ich zu &#x017F;einer Zeit finden/ und unge&#x017F;traffet nicht bleiben/ nur muß ich<lb/>
wegen des Feindes Gegenwart viel vertu&#x017F;chen und ver&#x017F;chmerzen. So gehet nun hin zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[486/0492] Siebendes Buch. verbunden haben; daß alſo hiedurch nichts anders gewirket wird/ als daß man dem Fein- de den Sieg willig in die Hand ſpielet; und wer weiß/ ob nicht der junge Fürſt auß Hoff- nung der Heyraht/ den Feinden einen Vertrag anbieten/ und ſeinen Herr Vater mit allen ſeinen Getraͤuen dem gefangenen Groß Fürſten gefangen liefern duͤrfte? was vor Gnade aber wir bey demſelben werden zugewarten haben/ wird unſere begangene Taht uns leicht berichten koͤnnen. Aber dieſes erfolge nicht/ wie ich auch nicht hoffen wil/ ſo bin ich dau- noch verſichert/ daß das Haͤuptheer kein Schwert wieder den Feind zuͤcken wird (es wer- de dann von ihm gewaltſam angegriffen)/ wo nicht der junge Fuͤrſt zuvor wird begnadet der Ketten entlediget/ auff freien Fus geſtellet/ und aller Straffe loß geſprochen ſeyn. Kan nun eure Durchl. ein ſolches uͤber ihr hoch beleidigtes Herz nicht bringen/ noch auß der Noht eine Tugend machen; wolan! ſo habe ich meines Lebens mich ſchon getroͤſtet; dann es iſt/ in eurer Durchl. Dienſten ſich ſelbſt auff zuopfern/ willig und bereit; und erwarte ich nur/ wann der Feind/ oder unſer eigen Volk anſetzen/ ünd mich niederhauen wird/ dann kein Menſch ſol mich/ ſo wenig gefangen/ als Untraͤu und meinaͤidig ſehen; nur allein be- traure ich meines Gnaͤdigſten Fuͤrſten gewiſſen Vntergang/ und ſo wol des Frieſiſchen Reichs/ als des Wendiſchen Fuͤrſtentuhms Verwuͤſtung/ welches hierauß nohtwendig erfolgen muß. Als dieſer außgeredet hatte/ tahten alle Obriſten einen Fußfal/ und bahten/ ihre Durchl. moͤchten ihrer ſelbſt ſchonen/ und durch unzeitigen Zorn ſich nicht in den ge- wiſſen Tod ſtuͤrzen/ ſintemahl ja alles mit ihrer Durchl. hoͤchſter Ehr beygelegt und ver- glichen werden koͤnte/ und nicht allein der junge Fuͤrſt/ ſondern auch die ſaͤmtlichen Voͤlker erboͤhtig waͤhren/ ihr verbrechen durch einen demuͤhtigen Fußfal abzubitten/ dafern nur ihre Durchl. die von ihrem Sohn Fuͤrſt Gotſchalk begangene Vnbilligkeit gnaͤdigſt und Vaͤterlich vergeben und vergeſſen wuͤrde; auch waͤhre ihres untertaͤhnigſten ermaͤſſens hiebey zu beobachten/ daß der junge Fuͤrſt durchaus nichts unzuͤchtiges vorgenommen/ ja nicht eins begehret/ ſondern nur einwendete/ ſein Herr Vater ſelbſt haͤtte ihm ſchon ein jahr lang dieſes Fraͤulein zugefreyet/ waͤhre auch außdruͤklich unter dieſem Vorgeben außgezogen/ ihm als ſeinem Sohn und künfftigen Nachfolger in der Herſchafft/ ein wir- diges Gemahl durch Gewalt zuhohlen/ weil ihre Eltern ſich wegerten ihm das Fraͤulein in guͤte abfolgen zulaſſen. O des Ungerahtenen Buben/ an wortete Krito/ welcher nim- mermehr von meinem Leibe kan gezeuget ſeyn/ dann ſonſt wuͤrde er wieder kindlichen ein- gepflanzeten Gehorſam nich handeln/ noch dieſe zum Gemahl begehren/ die ſein Vater ihm ſelbſt im Herzen vertrauet hat; ſein einwenden zubeantworten/ achte ich nicht ſchul- dig/ und habe ich gleich vor dieſem ihm das Fraulein zugedacht/ hatte es damahls eine andere Beſchaffenheit mit mir/ weil mein liebes Gemahl annoch im Leben wahr; nach- dem aber dieſelbe mir mit Tode abgangen iſt/ wie euch allen bewuſt/ habe ich mich nach einer andern uͤmtuhn wollen/ die mir kein Menſch/ er ſey wer er wolle/ abſpenſtigen oder entfremden ſol deſſen ſich gleichwol dieſer Bube durch heimliche entfuͤhrung hat duͤrffen geluͤſten laſſen; wuͤrde es auch ungezweifelt verrichtet haben/ wann ich ihm nicht haͤtte auff der Flucht mit ihr ertappet und eingehohlet. Daß nun mein Kriegs Volk ſo meinaͤidig an mir handelt/ wird ſich zu ſeiner Zeit finden/ und ungeſtraffet nicht bleiben/ nur muß ich wegen des Feindes Gegenwart viel vertuſchen und verſchmerzen. So gehet nun hin zu dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/492
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/492>, abgerufen am 22.11.2024.