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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ihr Gottesdienst/ dem er so fleissig beywohnete/ gefiele/ hätte sich aber allemal eines and'n be-
dacht/ um ausser Verdacht zubleiben/ als wolte sie ihn zu ihren Glauben nöhtigen; sonst würde
sie nit erst anfangen/ ihn in ihr Gebeht zunehmen/ welches sie von anbegin ihres Christentums
her fleissig getahn hätte/ und doch mit freuden vernähme/ dz er zeitiger als sie selbst darzu einen
rechten Vorsaz gehabt hätte. Sie gingen hierauf von einander zur kurzen Ruhe/ und
lies Valiska dem Frauenzimmer dieses ihres lieben Freundes sein Christentuhm nicht
ungemeldet. Des morgens sehr früh musten die Völker Speise nehmen/ und in aller stil-
le auffbrechen/ weil die Schildwachten und Kundschaffter einbrachten/ der Feind rüstete
sich schon/ hätte sein Lager etwa anderthalb Meile von hinnen/ und währe wegen der erlit-
tenen Niederlage so vol grimmiges Eifers/ daß er des Tages kaum erwarten mögen. Die-
se Zeitungsträger irreten gar nicht; massen der alte Wendische Fürst vor Unsin zu bersten
meinete/ und zu seinen Obersten sagete: Pfui uns nichtwerten! wir mögen uns wol in un-
ser Blut und Herz hinein schämen/ daß wir von einer solchen Handvol Landstreicher und
Bauren Flegel dergleichen Spot einnehmen müssen/ dessen diese hochmuhtige Sachsen
sich nit gnug werden rühmen können/ weil sie uns nicht den dritten Teil an Manschaft glei-
chen. Lasset uns auff sie angehen/ den Schimpf einzuhohlen/ und zwar also/ daß ihrer kei-
ner entrinne/ der des geschehenen Zeitung überbringen könne. Die Obristen gaben ihm
mit traurigen Geberden zur Antwort; sie währen berelt/ teils als gebohrne Untertahnen/
teils als dem Gewalthaber ihres Königreichs zufolgen/ ja Leib und Leben willig vor ihn
und seine Wolfahrt auffzusetzen; fünden aber schier das ganze Heer überal unwillig zu
der Schlacht/ so daß weder das Fußvolk noch die Reuterey einiges Zeichen ihres frischen
Muhts von sich gäben; möchte demnach ihre Durchl. gnädigst bedenken/ was vor Vn-
raht hierauß entstehen dürffte/ wann sie in des Feindes Gegenwart sich wegern solten zu-
fechten; ihr einhelliger Raht währe/ daß man sich in die Zeit und das Glük schickete/ und
dem Kriegs Heer ihre inständige Bitte einwilligte/ damit übel nicht ärger würde; es wäh-
re ja sein leiblicher und einiger Sohn/ welchen er so härtiglich am Leben zustraffen suchete/
und dagegen von dem Heer in Schuz genommen währe. Zwar sie erkenneten dessen
schweres Verbrechen wol; weil es aber nicht aus Boßheit/ sondern aus Liebesgetrieb her-
rührete/ möchte ihre Durchl. mit ihm ins Gnaden Buch sehen/ und üm der mannigfältigen
Vorbitte Willen ihm Väterliche Verzeihung und Gnade wiederfahren lassen. So dür-
fet auch ihr begehren/ antwortete Krito/ daß ich den Verwägenen unverschämten Buben
nicht allein lebendig und ungestraffet lassen solte/ sondern ihn auch wie der vor einen Sohn
annehmen/ der mein allerhöchstes Gut mir zuentführen/ sich blutschändiger Weise hat
dürffen gelüsten lassen? ehe wolte ich gleich jezt hinreiten/ und ihn mit eigenen Händen
erwürgen/ auff daß mit des Bösewichts Tode die Auffruhr meines Kriegs Heeres zugleich
auffhöre/ und sie erkennen mögen/ waß sie ihrem Fürsten/ Königlichen Verwalter und
algemeinem Feld Herren schuldig sind. Eure Hoch Fürstl. Durchl. sagte der vornehmste/
fahren nach belieben/ wann ja unser geträuer Raht nicht Stat finden kan; aber/ wo ich
nicht hefftig irre/ halte ich gänzlich davor/ es werde das Heer hiedurch noch auffrürischer
gemacht/ und dannoch der junge Fürst zur Straffe nicht herauß gegeben werden/ weil die
gemeinen Knechte/ insonderheit die Wenden/ ihn vor Gewalt zuschützen/ sich äidlich

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Siebendes Buch.
ihr Gottesdienſt/ dem er ſo fleiſſig beywohnete/ gefiele/ haͤtte ſich aber allemal eines and’n be-
dacht/ um auſſer Verdacht zubleibẽ/ als wolte ſie ihn zu ihrẽ Glauben noͤhtigẽ; ſonſt wuͤꝛde
ſie nit erſt anfangẽ/ ihn in ihr Gebeht zunehmẽ/ welches ſie von anbegin ihꝛes Chriſtentums
her fleiſſig getahn haͤtte/ uñ doch mit freudẽ vernaͤhme/ dz er zeitiger als ſie ſelbſt darzu einẽ
rechten Vorſaz gehabt haͤtte. Sie gingen hierauf von einander zur kurzen Ruhe/ und
lies Valiſka dem Frauenzimmer dieſes ihres lieben Freundes ſein Chriſtentuhm nicht
ungemeldet. Des morgens ſehr fruͤh muſten die Voͤlker Speiſe nehmen/ und in aller ſtil-
le auffbrechen/ weil die Schildwachten und Kundſchaffter einbrachten/ der Feind ruͤſtete
ſich ſchon/ haͤtte ſein Lager etwa anderthalb Meile von hinnen/ und waͤhre wegen der erlit-
tenen Niederlage ſo vol grimmiges Eifers/ daß er des Tages kaum erwarten moͤgen. Die-
ſe Zeitungstraͤger irreten gar nicht; maſſen der alte Wendiſche Fuͤrſt vor Unſin zu berſtẽ
meinete/ und zu ſeinen Oberſten ſagete: Pfui uns nichtwerten! wir moͤgen uns wol in un-
ſer Blut und Herz hinein ſchaͤmen/ daß wir von einer ſolchen Handvol Landſtreicher und
Bauren Flegel dergleichen Spot einnehmen muͤſſen/ deſſen dieſe hochmuhtige Sachſen
ſich nit gnug werden ruͤhmen koͤñen/ weil ſie uns nicht den dritten Teil an Manſchaft glei-
chen. Laſſet uns auff ſie angehen/ den Schimpf einzuhohlen/ und zwar alſo/ daß ihrer kei-
ner entrinne/ der des geſchehenen Zeitung uͤberbringen koͤnne. Die Obriſten gaben ihm
mit traurigen Geberden zur Antwort; ſie waͤhren berelt/ teils als gebohrne Untertahnen/
teils als dem Gewalthaber ihres Koͤnigreichs zufolgen/ ja Leib und Leben willig vor ihn
und ſeine Wolfahrt auffzuſetzen; fuͤnden aber ſchier das ganze Heer uͤberal unwillig zu
der Schlacht/ ſo daß weder das Fußvolk noch die Reuterey einiges Zeichen ihres friſchen
Muhts von ſich gaͤben; moͤchte demnach ihre Durchl. gnaͤdigſt bedenken/ was vor Vn-
raht hierauß entſtehen duͤrffte/ wann ſie in des Feindes Gegenwart ſich wegern ſolten zu-
fechten; ihr einhelliger Raht waͤhre/ daß man ſich in die Zeit und das Gluͤk ſchickete/ und
dem Kriegs Heer ihre inſtaͤndige Bitte einwilligte/ damit übel nicht aͤrger wuͤrde; es waͤh-
re ja ſein leiblicher und einiger Sohn/ welchen er ſo haͤrtiglich am Leben zuſtraffen ſuchete/
und dagegen von dem Heer in Schuz genommen waͤhre. Zwar ſie erkenneten deſſen
ſchweres Verbrechen wol; weil es aber nicht aus Boßheit/ ſondern aus Liebesgetrieb her-
ruͤhrete/ moͤchte ihre Durchl. mit ihm ins Gnaden Buch ſehen/ und uͤm der mannigfaͤltigẽ
Vorbitte Willen ihm Vaͤterliche Verzeihung und Gnade wiederfahren laſſen. So duͤr-
fet auch ihr begehren/ antwortete Krito/ daß ich den Verwaͤgenen unverſchaͤmten Bubẽ
nicht allein lebendig und ungeſtraffet laſſen ſolte/ ſondern ihn auch wie der vor einen Sohn
annehmen/ der mein allerhoͤchſtes Gut mir zuentfuͤhren/ ſich blutſchaͤndiger Weiſe hat
duͤrffen geluͤſten laſſen? ehe wolte ich gleich jezt hinreiten/ und ihn mit eigenen Haͤnden
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auffhoͤre/ und ſie erkennen moͤgen/ waß ſie ihrem Fuͤrſten/ Koͤniglichen Verwalter und
algemeinem Feld Herren ſchuldig ſind. Eure Hoch Fuͤrſtl. Durchl. ſagte der vornehmſte/
fahren nach belieben/ wann ja unſer getraͤuer Raht nicht Stat finden kan; aber/ wo ich
nicht hefftig irre/ halte ich gaͤnzlich davor/ es werde das Heer hiedurch noch auffruͤriſcher
gemacht/ und dannoch der junge Fürſt zur Straffe nicht herauß gegeben werden/ weil die
gemeinen Knechte/ inſonderheit die Wenden/ ihn vor Gewalt zuſchuͤtzen/ ſich aͤidlich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/491>, abgerufen am 16.07.2024.