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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
eine grosse Anzahl mit seinen Augen gesehen hätte zur Erden stürzen; Daß nun der Groß-
fürst mit den seinen nicht etwa beleidiget oder entführet werden möchte/ wäre er abgeschikt/
dem Unheil vorzubauen/ und ihre Hocheiten ingesamt frey und sicher durchzubringen; fra-
gete auch bald darauf/ wo dann das Durchleuchtigste Großfürstliche Fräulein/ Frl. Kla-
ra währe. Ach wir elenden/ antwortete die Großfürstin; wie bübisch und meinäidig hat
uns der Wendische Fürst hintergangen/ welcher kaum vor einer halben Stunde unter der
Begleitung von 100 Reutern sie über den Strohm geführet/ und zweifele nicht/ da ihnen
stündlich nachgesetzet würde/ könte man sie bald erreichen. Dem verliebeten Arbianes
brach wegen dieser Zeitung der kalte Schweiß aus/ hieß seine Völker mit dem Großfürsten
und seinem Gemahl alsbald den Rütweg nehmen/ er aber wählete 150 von den berittenen/
ließ sich den Ort zeigen/ wo sie übergangen wahren/ und sahe deren noch etliche von ferne
reiten/ setzete hindurch/ welches nicht ohn Gefahr zuging/ weil die Ufer von den vorigen sehr
schlüpferig/ und zum teil eingetreten wahren; ging als ein Unsinniger immer fort/ und wie
eine Löuin/ deren ihre jungen entführet werden/ hörete auch nicht auff nachzujagen/ biß er
seinen Feind erreichete/ und sein Heil bester massen versuchete.

In der Schlacht ging es inzwischen alles über und über; dann nach Arbianes Abzu-
ge erhielt nicht allein Herkules an seinem Orte die Vberwindung/ nach dem er den Gi-
limer gestenzet/ und seinen versamleten Hauffen zutrennet hatte/ sondern er ging alsbald
hin/ seinem Bruder Baldrich zuhülffe; und ließ Klodius das übrige bey seinem Flügel
verrichten/ welcher auch mit solchem Eifer den lezten Anfal wagete/ daß die Feinde wie
Mücken von einander stoben/ und die Wendische mehrenteils in den Tod gerieten/ die Frie-
sen aber ümb Gnade anhielten/ und sich darauff berieffen/ daß zu dieser schändlichen Taht
sie gezwungen währen; weil dann keiner dieses Orts einige Gegenwehr vornam/ wurden sie
durcheinander/ Wenden und Friesen gefangen angenommen. An Baldrichs Seiten ließ
der Sieg auff Herkules Ankunfft sich auch wolan/ weil dessen mitgebrachte Völker 2000
stark/ über laut rieffen gewonnen beym rechten Teutschen Flügel. Es hatten die beid[e]n Für-
sten hieselbst überauß grosse Manheit sehen lassen/ unter der Hoffnung/ am ersten fertig zu
werden/ aber des Feindes Wiederstand wahr zuhefftig/ welche sich lieber auff der gefasse-
ten Stelle liessen niederhauen/ als daß sie hätten weichen sollen; doch wie Siegward den
handfesten Niklot nach zimlicher Verwundung gefangen hinweg schleppen ließ/ erstarre-
ten gleichsahm seinen Völkern die Hände/ daß eine grosse Blutstürzung erfolgete/ welches
auch an diesem Ort meist über die Wenden ging. Ladisla sahe/ dz sein Leches kein Loch in des
Feindes Fußvolk gewinnen kunte/ und war willens ihm selbst zu hülffe zutreten/ welches aber
Fabius ihm nit gönnen wolte/ nam 3000 geruhete Böhmen zu sich/ und trat damit den Fein-
den zur Seite ein/ wodurch Leches alsbald Lufft bekam und seiner gegenstreiter Ordnung
trennete. Krito sahe Fabius Einbruch/ wähnete als vor gewiß der König würde selbest an
diesem Ort fechten/ schickete ihm die Handfestesten entgegen/ wo möglich/ ihn selbst leben-
dig zufahen/ dann er sahe/ daß die Reuterey schon so gut als verlohren ging/ und hoffete
durch seine Gefängnis zur guten Rachtung zugelangen. Dieser Hauffe 2000 stark/
wolten ihres Fürsten Anschlag ins Werk richten/ drängeten als blind und taub zu Fabius
hinein/ und entstund daher ein blutiges Gemätsche. Leches und Gallus sahen Fabius noht

leiden

Siebendes Buch.
eine groſſe Anzahl mit ſeinen Augen geſehen haͤtte zur Erden ſtuͤrzen; Daß nun der Groß-
fuͤrſt mit den ſeinen nicht etwa beleidiget oder entfuͤhꝛet weꝛden moͤchte/ waͤre er abgeſchikt/
dem Unheil vorzubauen/ und ihre Hocheiten ingeſamt frey und ſicheꝛ durchzubringen; fra-
gete auch bald darauf/ wo dann das Durchleuchtigſte Großfuͤrſtliche Fraͤulein/ Frl. Kla-
ra waͤhre. Ach wir elenden/ antwortete die Großfürſtin; wie buͤbiſch und meinaͤidig hat
uns der Wendiſche Fürſt hintergangen/ welcher kaum vor einer halben Stunde unter deꝛ
Begleitung von 100 Reutern ſie uͤber den Strohm gefuͤhret/ und zweifele nicht/ da ihnen
ſtuͤndlich nachgeſetzet wuͤrde/ koͤnte man ſie bald erreichen. Dem verliebeten Arbianes
brach wegen dieſer Zeitung der kalte Schweiß aus/ hieß ſeine Voͤlker mit dem Großfürſtẽ
und ſeinem Gemahl alsbald den Ruͤtweg nehmen/ er aber waͤhlete 150 von den berittenẽ/
ließ ſich den Ort zeigen/ wo ſie uͤbergangen wahren/ und ſahe deren noch etliche von ferne
reiten/ ſetzete hindurch/ welches nicht ohn Gefahr zuging/ weil die Ufer von den vorigẽ ſehr
ſchluͤpferig/ und zum teil eingetreten wahren; ging als ein Unſinniger immer fort/ und wie
eine Loͤuin/ deren ihre jungen entfuͤhret werden/ hoͤrete auch nicht auff nachzujagen/ biß er
ſeinen Feind erreichete/ und ſein Heil beſter maſſen verſuchete.

In der Schlacht ging es inzwiſchen alles über und über; dann nach Arbianes Abzu-
ge erhielt nicht allein Herkules an ſeinem Orte die Vberwindung/ nach dem er den Gi-
limer geſtenzet/ und ſeinen verſamleten Hauffen zutrennet hatte/ ſondern er ging alsbald
hin/ ſeinem Bruder Baldrich zuhuͤlffe; und ließ Klodius das uͤbrige bey ſeinem Fluͤgel
verrichten/ welcher auch mit ſolchem Eifer den lezten Anfal wagete/ daß die Feinde wie
Muͤcken von einander ſtoben/ und die Wendiſche mehrenteils in den Tod gerietẽ/ die Frie-
ſen aber uͤmb Gnade anhielten/ und ſich darauff berieffen/ daß zu dieſer ſchaͤndlichen Taht
ſie gezwungen waͤhren; weil dañ keiner dieſes Orts einige Gegenwehr vornam/ wurden ſie
durcheinander/ Wenden und Frieſen gefangen angenommen. An Baldrichs Seiten ließ
der Sieg auff Herkules Ankunfft ſich auch wolan/ weil deſſen mitgebrachte Voͤlker 2000
ſtark/ uͤber laut rieffen gewonnen beym rechten Teutſchen Fluͤgel. Es hatten die beid[e]n Fuͤꝛ-
ſten hieſelbſt uͤberauß groſſe Manheit ſehen laſſen/ unter der Hoffnung/ am erſten fertig zu
werden/ aber des Feindes Wiederſtand wahr zuhefftig/ welche ſich lieber auff der gefaſſe-
ten Stelle lieſſen niederhauen/ als daß ſie haͤtten weichen ſollen; doch wie Siegward den
handfeſten Niklot nach zimlicher Verwundung gefangen hinweg ſchleppen ließ/ erſtarre-
ten gleichſahm ſeinen Voͤlkern die Haͤnde/ daß eine groſſe Blutſtuͤrzung erfolgete/ welches
auch an dieſem Ort meiſt uͤber die Wenden ging. Ladiſla ſahe/ dz ſein Leches kein Loch in des
Feindes Fußvolk gewinnen kunte/ uñ war willens ihm ſelbſt zu huͤlffe zutꝛeten/ welches aber
Fabius ihm nit goͤnnen wolte/ nam 3000 geruhete Boͤhmẽ zu ſich/ uñ trat damit den Fein-
den zur Seite ein/ wodurch Leches alsbald Lufft bekam und ſeiner gegenſtreiter Ordnung
trennete. Krito ſahe Fabius Einbruch/ waͤhnete als vor gewiß der Koͤnig wuͤrde ſelbeſt an
dieſem Ort fechten/ ſchickete ihm die Handfeſteſten entgegen/ wo moͤglich/ ihn ſelbſt leben-
dig zufahen/ dann er ſahe/ daß die Reuterey ſchon ſo gut als verlohren ging/ und hoffete
durch ſeine Gefaͤngnis zur guten Rachtung zugelangen. Dieſer Hauffe 2000 ſtark/
wolten ihres Fuͤrſten Anſchlag ins Werk richten/ draͤngeten als blind und taub zu Fabius
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[498/0504] Siebendes Buch. eine groſſe Anzahl mit ſeinen Augen geſehen haͤtte zur Erden ſtuͤrzen; Daß nun der Groß- fuͤrſt mit den ſeinen nicht etwa beleidiget oder entfuͤhꝛet weꝛden moͤchte/ waͤre er abgeſchikt/ dem Unheil vorzubauen/ und ihre Hocheiten ingeſamt frey und ſicheꝛ durchzubringen; fra- gete auch bald darauf/ wo dann das Durchleuchtigſte Großfuͤrſtliche Fraͤulein/ Frl. Kla- ra waͤhre. Ach wir elenden/ antwortete die Großfürſtin; wie buͤbiſch und meinaͤidig hat uns der Wendiſche Fürſt hintergangen/ welcher kaum vor einer halben Stunde unter deꝛ Begleitung von 100 Reutern ſie uͤber den Strohm gefuͤhret/ und zweifele nicht/ da ihnen ſtuͤndlich nachgeſetzet wuͤrde/ koͤnte man ſie bald erreichen. Dem verliebeten Arbianes brach wegen dieſer Zeitung der kalte Schweiß aus/ hieß ſeine Voͤlker mit dem Großfürſtẽ und ſeinem Gemahl alsbald den Ruͤtweg nehmen/ er aber waͤhlete 150 von den berittenẽ/ ließ ſich den Ort zeigen/ wo ſie uͤbergangen wahren/ und ſahe deren noch etliche von ferne reiten/ ſetzete hindurch/ welches nicht ohn Gefahr zuging/ weil die Ufer von den vorigẽ ſehr ſchluͤpferig/ und zum teil eingetreten wahren; ging als ein Unſinniger immer fort/ und wie eine Loͤuin/ deren ihre jungen entfuͤhret werden/ hoͤrete auch nicht auff nachzujagen/ biß er ſeinen Feind erreichete/ und ſein Heil beſter maſſen verſuchete. In der Schlacht ging es inzwiſchen alles über und über; dann nach Arbianes Abzu- ge erhielt nicht allein Herkules an ſeinem Orte die Vberwindung/ nach dem er den Gi- limer geſtenzet/ und ſeinen verſamleten Hauffen zutrennet hatte/ ſondern er ging alsbald hin/ ſeinem Bruder Baldrich zuhuͤlffe; und ließ Klodius das uͤbrige bey ſeinem Fluͤgel verrichten/ welcher auch mit ſolchem Eifer den lezten Anfal wagete/ daß die Feinde wie Muͤcken von einander ſtoben/ und die Wendiſche mehrenteils in den Tod gerietẽ/ die Frie- ſen aber uͤmb Gnade anhielten/ und ſich darauff berieffen/ daß zu dieſer ſchaͤndlichen Taht ſie gezwungen waͤhren; weil dañ keiner dieſes Orts einige Gegenwehr vornam/ wurden ſie durcheinander/ Wenden und Frieſen gefangen angenommen. An Baldrichs Seiten ließ der Sieg auff Herkules Ankunfft ſich auch wolan/ weil deſſen mitgebrachte Voͤlker 2000 ſtark/ uͤber laut rieffen gewonnen beym rechten Teutſchen Fluͤgel. Es hatten die beiden Fuͤꝛ- ſten hieſelbſt uͤberauß groſſe Manheit ſehen laſſen/ unter der Hoffnung/ am erſten fertig zu werden/ aber des Feindes Wiederſtand wahr zuhefftig/ welche ſich lieber auff der gefaſſe- ten Stelle lieſſen niederhauen/ als daß ſie haͤtten weichen ſollen; doch wie Siegward den handfeſten Niklot nach zimlicher Verwundung gefangen hinweg ſchleppen ließ/ erſtarre- ten gleichſahm ſeinen Voͤlkern die Haͤnde/ daß eine groſſe Blutſtuͤrzung erfolgete/ welches auch an dieſem Ort meiſt uͤber die Wenden ging. Ladiſla ſahe/ dz ſein Leches kein Loch in des Feindes Fußvolk gewinnen kunte/ uñ war willens ihm ſelbſt zu huͤlffe zutꝛeten/ welches aber Fabius ihm nit goͤnnen wolte/ nam 3000 geruhete Boͤhmẽ zu ſich/ uñ trat damit den Fein- den zur Seite ein/ wodurch Leches alsbald Lufft bekam und ſeiner gegenſtreiter Ordnung trennete. Krito ſahe Fabius Einbruch/ waͤhnete als vor gewiß der Koͤnig wuͤrde ſelbeſt an dieſem Ort fechten/ ſchickete ihm die Handfeſteſten entgegen/ wo moͤglich/ ihn ſelbſt leben- dig zufahen/ dann er ſahe/ daß die Reuterey ſchon ſo gut als verlohren ging/ und hoffete durch ſeine Gefaͤngnis zur guten Rachtung zugelangen. Dieſer Hauffe 2000 ſtark/ wolten ihres Fuͤrſten Anſchlag ins Werk richten/ draͤngeten als blind und taub zu Fabius hinein/ und entſtund daher ein blutiges Gemaͤtſche. Leches und Gallus ſahen Fabius noht leiden

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/504>, abgerufen am 22.11.2024.