Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch.
mich dann herzlich erfreue/ und ungleich mehr/ als wann mir das ganze Römische Reich
geschenket würde. Mir kan nichts angenehmers zu Ohren kommen/ sagte der Vater/ als
wann den meinen Ruhm und Ehre nachgesagt wird/ möchte aber wünschen/ daß dein Bru-
der aus Teutschland nie kommen währe/ oder zum wenigsten nunmehr bliebe wo er ist/ nach-
dem er seine Landgötter verleugnet/ und ich daher gänzlich entschlossen bin/ dir mein Groß-
fürstentuhm nach meinem tode zuzuwenden. Mir? sagte Baldrich/ mir? Gn. Herr Va-
ter/ und zwar bey meines unvergleichlichen Herrn Bruders lebezeiten? solches wende ja
der grundgütige Gott in allen Gnaden ab; dann ehe ich einem solchen Bruder/ dessen Ruhm
alle Welt durchstreichet/ vorgreiffen/ und ihn als rechtmässigen Nachfolger erbloß machen
wolte/ würde ich lieber dieses Schwert durch mein eigen Herz stossen/ oder ja ein Feind
meines eigenen Vaterlandes werden; dann viel ehrlicher währe mirs/ ich stürbe standhaf-
tig/ als daß ich einem solchen Bruder mich entgegen setzen solte/ den die ganze Welt liebet
und ehret; ja der die ganze Welt zubeherschen gnug wirdig ist; hat mir Gott eine Herschaft
ausersehen/ wird er mir solche schon zuweisen; ich habe den Verrähter Krito in meiner
haft/ der mus mir nicht alle in mit dem Halse bezahlen/ sondern sein Land sol es ihm zugleich
mit kosten/ und Frießland wird seine Gefahr auch stehen/ weil sie ihre Schwerter mit in der
Schlacht gebrauchet/ und den Strassenraub verfochten haben; aber meinem H. Bruder
und seinem unvergleichlichen Gemahl Groß Fürstin Valisken/ sol von mir alle Gewalt/
nach belieben damit zuschalten/ zugestellet werden; ihnen zum besten aber beydes zugewin-
nen/ habe ich Gott lob Macht und Mittel genug/ gestaltsam ich ein Heer von 58000 Mann
mit mir gebracht/ und durch Gottes gnädigen Schuz nicht 4000 in der Schlacht einge-
büsset habe/ da hingegen der Feinde an die 30000 erschlagen sind. Wir werden hievon zu
besserer gelegenheit reden und handeln/ sagte der Groß Fürst; vor dißmahl wird billich seyn/
daß wir nach dem Lager reiten/ und wegen geleisteter Hülffe den Persischen Herren Ge-
santen uns dankbar erzeigen. Aber lieber/ wer ist der frische junge Held/ welcher deiner Frl.
Schwester gefolget ist/ umb sie aus des jungen Wendischen Fürsten Händen loßzumachen/
auch mich neben deiner Mutter so tapffer errettet/ und die feindliche Wache auffgerieben
hat? Baldrich hatte davon keine wissenschaft/ sahe aber/ daß die Parther seine Eltern be-
gleiteten/ und fragete einen Teutschen/ der bey ihnen wahr/ wer sie geführet hätte. Welcher
zur Antwort gab; Ihr Oberster Herr Karl währe/ seinem vorgeben nach/ von dem Persi-
schen Gesanten bevolmächtiget worden/ den Groß Fürsten zuerlösen/ und nach dem er ver-
nommen/ daß das Durchl. Fräulein entführet/ währe er mit 150 Mann gefolget/ hoffete/
er würde sich bald wieder einstellen. Baldrich ward der Zeitung sehr froh/ und sagete: Es
wüste kein Mensch im ganzen Heer von dieser geschehenen Rettung/ welche ohn allen zwei-
fel dieser junge Groß Fürst aus Meden aus eigener bewägnis vorgenommen hätte; und
weil man nicht wüste/ wo er möchte geblieben seyn/ beklageten ihn schon die höchsten Häup-
ter des Heers/ als einen erschlagenen oder gefangenen; er ist aber eben der junge Groß Fürst/
sagte er/ welcher vor etlichen Monaten umb meine Frl. Schwester sol anwerbung getahn
haben/ und in betrachtung seines Standes und löblicher Ritterschaft wol wert ist/ daß er
in unsere Freundschaft auffgenommen werde. Wol zu frieden/ sagte der Vater; haben die
Götter sie ihm ausersehen/ und überdas ihn aus Meden hergesand/ sie zuerretten/ werde

ich

Siebendes Buch.
mich dann herzlich erfreue/ und ungleich mehr/ als wañ mir das ganze Roͤmiſche Reich
geſchenket wuͤrde. Mir kan nichts angenehmers zu Ohren kommen/ ſagte der Vater/ als
wann den meinen Ruhm uñ Ehre nachgeſagt wird/ moͤchte aber wuͤnſchen/ daß dein Bru-
der aus Teutſchland nie kom̃en waͤhre/ oder zum wenigſten nunmehr bliebe wo er iſt/ nach-
dem er ſeine Landgoͤtter verleugnet/ und ich daher gaͤnzlich entſchloſſen bin/ dir mein Groß-
fuͤrſtentuhm nach meinem tode zuzuwenden. Mir? ſagte Baldrich/ mir? Gn. Herr Va-
ter/ und zwar bey meines unvergleichlichen Herrn Bruders lebezeiten? ſolches wende ja
der grundguͤtige Gott in allen Gnaden ab; dañ ehe ich einem ſolchẽ Bruder/ deſſen Ruhm
alle Welt durchſtreichet/ vorgreiffen/ und ihn als rechtmaͤſſigen Nachfolger erbloß machẽ
wolte/ wuͤrde ich lieber dieſes Schwert durch mein eigen Herz ſtoſſen/ oder ja ein Feind
meines eigenen Vaterlandes werden; dann viel ehrlicher waͤhre mirs/ ich ſtuͤrbe ſtandhaf-
tig/ als daß ich einem ſolchen Bruder mich entgegen ſetzen ſolte/ den die ganze Welt liebet
uñ ehret; ja der die ganze Welt zubeherſchen gnug wirdig iſt; hat mir Gott eine Herſchaft
auserſehen/ wird er mir ſolche ſchon zuweiſen; ich habe den Verraͤhter Krito in meiner
haft/ der mus mir nicht alle in mit dem Halſe bezahlen/ ſondern ſein Land ſol es ihm zugleich
mit koſten/ und Frießland wird ſeine Gefahr auch ſtehen/ weil ſie ihre Schwerter mit in der
Schlacht gebrauchet/ und den Straſſenraub verfochten haben; aber meinem H. Bruder
und ſeinem unvergleichlichen Gemahl Groß Fuͤrſtin Valiſken/ ſol von mir alle Gewalt/
nach belieben damit zuſchalten/ zugeſtellet werden; ihnen zum beſten aber beydes zugewin-
nen/ habe ich Gott lob Macht und Mittel genug/ geſtaltſam ich ein Heer von 58000 Mañ
mit mir gebracht/ und durch Gottes gnaͤdigen Schuz nicht 4000 in der Schlacht einge-
buͤſſet habe/ da hingegen der Feinde an die 30000 erſchlagen ſind. Wir werden hievon zu
beſſerer gelegenheit reden und handeln/ ſagte der Groß Fuͤrſt; vor dißmahl wird billich ſeyn/
daß wir nach dem Lager reiten/ und wegen geleiſteter Huͤlffe den Perſiſchen Herren Ge-
ſanten uns dankbar erzeigen. Aber lieber/ wer iſt der friſche junge Held/ welcher deiner Frl.
Schweſter gefolget iſt/ umb ſie aus des jungen Wendiſchen Fuͤrſten Haͤnden loßzumachẽ/
auch mich neben deiner Mutter ſo tapffer errettet/ und die feindliche Wache auffgerieben
hat? Baldrich hatte davon keine wiſſenſchaft/ ſahe aber/ daß die Parther ſeine Eltern be-
gleiteten/ und fragete einen Teutſchen/ der bey ihnen wahr/ wer ſie gefuͤhret haͤtte. Welcher
zur Antwort gab; Ihr Oberſter Herr Karl waͤhre/ ſeinem vorgeben nach/ von dem Perſi-
ſchen Geſanten bevolmaͤchtiget worden/ den Groß Fuͤrſten zuerloͤſen/ und nach dem er ver-
nommen/ daß das Durchl. Fraͤulein entfuͤhret/ waͤhre er mit 150 Mann gefolget/ hoffete/
er wuͤrde ſich bald wieder einſtellen. Baldrich ward der Zeitung ſehr froh/ und ſagete: Es
wuͤſte kein Menſch im ganzen Heer von dieſer geſchehenen Rettung/ welche ohn allen zwei-
fel dieſer junge Groß Fuͤrſt aus Meden aus eigener bewaͤgnis vorgenommen haͤtte; und
weil man nicht wuͤſte/ wo er moͤchte geblieben ſeyn/ beklageten ihn ſchon die hoͤchſten Haͤup-
ter des Heers/ als einen erſchlagenen oder gefangenẽ; er iſt aber eben der junge Groß Fuͤꝛſt/
ſagte er/ welcher vor etlichen Monaten umb meine Frl. Schweſter ſol anwerbung getahn
haben/ und in betrachtung ſeines Standes und loͤblicher Ritterſchaft wol wert iſt/ daß er
in unſere Freundſchaft auffgenommen werde. Wol zu frieden/ ſagte der Vater; haben die
Goͤtter ſie ihm auserſehen/ und uͤberdas ihn aus Meden hergeſand/ ſie zuerretten/ werde

ich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0510" n="504"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch.</hi></fw><lb/>
mich dann herzlich erfreue/ und ungleich mehr/ als wan&#x0303; mir das ganze Ro&#x0364;mi&#x017F;che Reich<lb/>
ge&#x017F;chenket wu&#x0364;rde. Mir kan nichts angenehmers zu Ohren kommen/ &#x017F;agte der Vater/ als<lb/>
wann den meinen Ruhm un&#x0303; Ehre nachge&#x017F;agt wird/ mo&#x0364;chte aber wu&#x0364;n&#x017F;chen/ daß dein Bru-<lb/>
der aus Teut&#x017F;chland nie kom&#x0303;en wa&#x0364;hre/ oder zum wenig&#x017F;ten nunmehr bliebe wo er i&#x017F;t/ nach-<lb/>
dem er &#x017F;eine Landgo&#x0364;tter verleugnet/ und ich daher ga&#x0364;nzlich ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en bin/ dir mein Groß-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tentuhm nach meinem tode zuzuwenden. Mir? &#x017F;agte Baldrich/ mir? Gn. Herr Va-<lb/>
ter/ und zwar bey meines unvergleichlichen Herrn Bruders lebezeiten? &#x017F;olches wende ja<lb/>
der grundgu&#x0364;tige Gott in allen Gnaden ab; dan&#x0303; ehe ich einem &#x017F;olche&#x0303; Bruder/ de&#x017F;&#x017F;en Ruhm<lb/>
alle Welt durch&#x017F;treichet/ vorgreiffen/ und ihn als rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igen Nachfolger erbloß mache&#x0303;<lb/>
wolte/ wu&#x0364;rde ich lieber die&#x017F;es Schwert durch mein eigen Herz &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ oder ja ein Feind<lb/>
meines eigenen Vaterlandes werden; dann viel ehrlicher wa&#x0364;hre mirs/ ich &#x017F;tu&#x0364;rbe &#x017F;tandhaf-<lb/>
tig/ als daß ich einem &#x017F;olchen Bruder mich entgegen &#x017F;etzen &#x017F;olte/ den die ganze Welt liebet<lb/>
un&#x0303; ehret; ja der die ganze Welt zubeher&#x017F;chen gnug wirdig i&#x017F;t; hat mir Gott eine Her&#x017F;chaft<lb/>
auser&#x017F;ehen/ wird er mir &#x017F;olche &#x017F;chon zuwei&#x017F;en; ich habe den Verra&#x0364;hter Krito in meiner<lb/>
haft/ der mus mir nicht alle in mit dem Hal&#x017F;e bezahlen/ &#x017F;ondern &#x017F;ein Land &#x017F;ol es ihm zugleich<lb/>
mit ko&#x017F;ten/ und Frießland wird &#x017F;eine Gefahr auch &#x017F;tehen/ weil &#x017F;ie ihre Schwerter mit in der<lb/>
Schlacht gebrauchet/ und den Stra&#x017F;&#x017F;enraub verfochten haben; aber meinem H. Bruder<lb/>
und &#x017F;einem unvergleichlichen Gemahl Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin Vali&#x017F;ken/ &#x017F;ol von mir alle Gewalt/<lb/>
nach belieben damit zu&#x017F;chalten/ zuge&#x017F;tellet werden; ihnen zum be&#x017F;ten aber beydes zugewin-<lb/>
nen/ habe ich Gott lob Macht und Mittel genug/ ge&#x017F;talt&#x017F;am ich ein Heer von 58000 Man&#x0303;<lb/>
mit mir gebracht/ und durch Gottes gna&#x0364;digen Schuz nicht 4000 in der Schlacht einge-<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et habe/ da hingegen der Feinde an die 30000 er&#x017F;chlagen &#x017F;ind. Wir werden hievon zu<lb/>
be&#x017F;&#x017F;erer gelegenheit reden und handeln/ &#x017F;agte der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t; vor dißmahl wird billich &#x017F;eyn/<lb/>
daß wir nach dem Lager reiten/ und wegen gelei&#x017F;teter Hu&#x0364;lffe den Per&#x017F;i&#x017F;chen Herren Ge-<lb/>
&#x017F;anten uns dankbar erzeigen. Aber lieber/ wer i&#x017F;t der fri&#x017F;che junge Held/ welcher deiner Frl.<lb/>
Schwe&#x017F;ter gefolget i&#x017F;t/ umb &#x017F;ie aus des jungen Wendi&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten Ha&#x0364;nden loßzumache&#x0303;/<lb/>
auch mich neben deiner Mutter &#x017F;o tapffer errettet/ und die feindliche Wache auffgerieben<lb/>
hat? Baldrich hatte davon keine wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft/ &#x017F;ahe aber/ daß die Parther &#x017F;eine Eltern be-<lb/>
gleiteten/ und fragete einen Teut&#x017F;chen/ der bey ihnen wahr/ wer &#x017F;ie gefu&#x0364;hret ha&#x0364;tte. Welcher<lb/>
zur Antwort gab; Ihr Ober&#x017F;ter Herr Karl wa&#x0364;hre/ &#x017F;einem vorgeben nach/ von dem Per&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Ge&#x017F;anten bevolma&#x0364;chtiget worden/ den Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten zuerlo&#x0364;&#x017F;en/ und nach dem er ver-<lb/>
nommen/ daß das Durchl. Fra&#x0364;ulein entfu&#x0364;hret/ wa&#x0364;hre er mit 150 Mann gefolget/ hoffete/<lb/>
er wu&#x0364;rde &#x017F;ich bald wieder ein&#x017F;tellen. Baldrich ward der Zeitung &#x017F;ehr froh/ und &#x017F;agete: Es<lb/>
wu&#x0364;&#x017F;te kein Men&#x017F;ch im ganzen Heer von die&#x017F;er ge&#x017F;chehenen Rettung/ welche ohn allen zwei-<lb/>
fel die&#x017F;er junge Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t aus Meden aus eigener bewa&#x0364;gnis vorgenommen ha&#x0364;tte; und<lb/>
weil man nicht wu&#x0364;&#x017F;te/ wo er mo&#x0364;chte geblieben &#x017F;eyn/ beklageten ihn &#x017F;chon die ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ha&#x0364;up-<lb/>
ter des Heers/ als einen er&#x017F;chlagenen oder gefangene&#x0303;; er i&#x017F;t aber eben der junge Groß Fu&#x0364;&#xA75B;&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;agte er/ welcher vor etlichen Monaten umb meine Frl. Schwe&#x017F;ter &#x017F;ol anwerbung getahn<lb/>
haben/ und in betrachtung &#x017F;eines Standes und lo&#x0364;blicher Ritter&#x017F;chaft wol wert i&#x017F;t/ daß er<lb/>
in un&#x017F;ere Freund&#x017F;chaft auffgenommen werde. Wol zu frieden/ &#x017F;agte der Vater; haben die<lb/>
Go&#x0364;tter &#x017F;ie ihm auser&#x017F;ehen/ und u&#x0364;berdas ihn aus Meden herge&#x017F;and/ &#x017F;ie zuerretten/ werde<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[504/0510] Siebendes Buch. mich dann herzlich erfreue/ und ungleich mehr/ als wañ mir das ganze Roͤmiſche Reich geſchenket wuͤrde. Mir kan nichts angenehmers zu Ohren kommen/ ſagte der Vater/ als wann den meinen Ruhm uñ Ehre nachgeſagt wird/ moͤchte aber wuͤnſchen/ daß dein Bru- der aus Teutſchland nie kom̃en waͤhre/ oder zum wenigſten nunmehr bliebe wo er iſt/ nach- dem er ſeine Landgoͤtter verleugnet/ und ich daher gaͤnzlich entſchloſſen bin/ dir mein Groß- fuͤrſtentuhm nach meinem tode zuzuwenden. Mir? ſagte Baldrich/ mir? Gn. Herr Va- ter/ und zwar bey meines unvergleichlichen Herrn Bruders lebezeiten? ſolches wende ja der grundguͤtige Gott in allen Gnaden ab; dañ ehe ich einem ſolchẽ Bruder/ deſſen Ruhm alle Welt durchſtreichet/ vorgreiffen/ und ihn als rechtmaͤſſigen Nachfolger erbloß machẽ wolte/ wuͤrde ich lieber dieſes Schwert durch mein eigen Herz ſtoſſen/ oder ja ein Feind meines eigenen Vaterlandes werden; dann viel ehrlicher waͤhre mirs/ ich ſtuͤrbe ſtandhaf- tig/ als daß ich einem ſolchen Bruder mich entgegen ſetzen ſolte/ den die ganze Welt liebet uñ ehret; ja der die ganze Welt zubeherſchen gnug wirdig iſt; hat mir Gott eine Herſchaft auserſehen/ wird er mir ſolche ſchon zuweiſen; ich habe den Verraͤhter Krito in meiner haft/ der mus mir nicht alle in mit dem Halſe bezahlen/ ſondern ſein Land ſol es ihm zugleich mit koſten/ und Frießland wird ſeine Gefahr auch ſtehen/ weil ſie ihre Schwerter mit in der Schlacht gebrauchet/ und den Straſſenraub verfochten haben; aber meinem H. Bruder und ſeinem unvergleichlichen Gemahl Groß Fuͤrſtin Valiſken/ ſol von mir alle Gewalt/ nach belieben damit zuſchalten/ zugeſtellet werden; ihnen zum beſten aber beydes zugewin- nen/ habe ich Gott lob Macht und Mittel genug/ geſtaltſam ich ein Heer von 58000 Mañ mit mir gebracht/ und durch Gottes gnaͤdigen Schuz nicht 4000 in der Schlacht einge- buͤſſet habe/ da hingegen der Feinde an die 30000 erſchlagen ſind. Wir werden hievon zu beſſerer gelegenheit reden und handeln/ ſagte der Groß Fuͤrſt; vor dißmahl wird billich ſeyn/ daß wir nach dem Lager reiten/ und wegen geleiſteter Huͤlffe den Perſiſchen Herren Ge- ſanten uns dankbar erzeigen. Aber lieber/ wer iſt der friſche junge Held/ welcher deiner Frl. Schweſter gefolget iſt/ umb ſie aus des jungen Wendiſchen Fuͤrſten Haͤnden loßzumachẽ/ auch mich neben deiner Mutter ſo tapffer errettet/ und die feindliche Wache auffgerieben hat? Baldrich hatte davon keine wiſſenſchaft/ ſahe aber/ daß die Parther ſeine Eltern be- gleiteten/ und fragete einen Teutſchen/ der bey ihnen wahr/ wer ſie gefuͤhret haͤtte. Welcher zur Antwort gab; Ihr Oberſter Herr Karl waͤhre/ ſeinem vorgeben nach/ von dem Perſi- ſchen Geſanten bevolmaͤchtiget worden/ den Groß Fuͤrſten zuerloͤſen/ und nach dem er ver- nommen/ daß das Durchl. Fraͤulein entfuͤhret/ waͤhre er mit 150 Mann gefolget/ hoffete/ er wuͤrde ſich bald wieder einſtellen. Baldrich ward der Zeitung ſehr froh/ und ſagete: Es wuͤſte kein Menſch im ganzen Heer von dieſer geſchehenen Rettung/ welche ohn allen zwei- fel dieſer junge Groß Fuͤrſt aus Meden aus eigener bewaͤgnis vorgenommen haͤtte; und weil man nicht wuͤſte/ wo er moͤchte geblieben ſeyn/ beklageten ihn ſchon die hoͤchſten Haͤup- ter des Heers/ als einen erſchlagenen oder gefangenẽ; er iſt aber eben der junge Groß Fuͤꝛſt/ ſagte er/ welcher vor etlichen Monaten umb meine Frl. Schweſter ſol anwerbung getahn haben/ und in betrachtung ſeines Standes und loͤblicher Ritterſchaft wol wert iſt/ daß er in unſere Freundſchaft auffgenommen werde. Wol zu frieden/ ſagte der Vater; haben die Goͤtter ſie ihm auserſehen/ und uͤberdas ihn aus Meden hergeſand/ ſie zuerretten/ werde ich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/510
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/510>, abgerufen am 16.07.2024.