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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
se/ noch einigen hohen Kriegsbeamten ihm zugäbe/ welcher ihm mit Gespräch die Zeit ver-
kürzete. Herkules gab Leches (da er solches anmeldete) zur Antwort: Es hätte sich gebüh-
ret/ daß er beyzeiten solches geordnet/ und ihm Fürstlichen Unterhalt verschaffet hätte/ als
er aber vernam/ wie schlim und verächtlich seine liebe Eltern von ihm währen gehalten/ und
man ihnen zu unterschiedlichen mahlen in 24 Stunden weder Essen noch Trinken geboh-
ten/ muste der Kriegsknecht ihm anzeigen/ ob er besser währe als der unüberwindliche Groß-
Fürst der Teutschen; dessen Herr Sohn ihn auff solche Weise zu halten bedacht währe/
wie seinen Eltern es begegnet; doch ward ihm ein wenig kalte Küche und ein Trunk ge-
ringe Bier dargebracht/ welches er auff die Erde schüttete und mit Füssen zu trat/ vermei-
nend/ durch solchen frevel unsern Fürsten eine Furcht einzujagen/ und ihm selbst ein Anse-
hen zu machen/ welches ihm aber so gar mißriet/ daß bald darauff ein Gewaltiger über die
Steckenknecht zu ihm gehen/ und ihm eine schwere Kette anlegen muste/ mit dieser verweiß-
lichen Rede/ weil er sich als ein toller Hund bezeigete/ und sein bevorstehendes Unglük aus
hochmuht nicht erkennen könte/ müste er empfinden was solcher frevel verdienete; dawie-
der er zwar mit scharffen Dräuungen sich bedingete/ halff aber nichts/ und muste er sich den
Ketten untergeben/ in welchen er etwas schmeidiger ward.

Fürst Arbianes setzete auff dem angetroffenen Fußpfade mit dem Fräulein zimlich
fort/ und begegnete ihm auff dem ganzen Wege kein Mensch/ den er umb des Landes Gele-
genheit hätte fragen können/ biß gegen den Abend stieß ein Baur ihm auff/ welchen er fra-
gete/ ob nicht in der nähe ein Städlein oder Flecken/ oder sonst ein bequemer Ort zur gu-
ten Nacht Herberge anzutreffen währe; und bekam zur Antwort; allernähest nach der lin-
ken zuläge ein Dorff/ dahin müste er sich wenden/ sonst würde er im offenen Felde bleiben
müssen/ hätte aber dorten eine gute Schenke/ da essens und trinkens gnug zubekommen
währe. Der verliebete Arbianes nam den Weg vor sich/ und hatte manniches Gespräch
mit dem Fräulein schon geführet/ wahr auch etlichemahl Willens/ sich zuerkennen zuge-
ben/ zückete aber doch wieder/ wann er den Anfang machen wolte; endlich fing er an/ sein
gewöhnliches kurzes Liedlein zusingen/ welches dieses wahr.

[Spaltenumbruch]
1 O Du klare Sonne du/
O erleuchte meine Sinnen/
Wende deine Gunst mir zu/
Und laß gelten mein beginnen/
Gib auch meinen Geistern Ruh/
Daß sie nicht vor Angst zurinnen.
[Spaltenumbruch]
2 O du klarer Himmels-schein!
O wo bistu doch zufinden?
Kanst abwesend kräfftig seyn/
Und in mir die Gluht anzünden;
Schenke mir die Kühlung ein/
Sonst wird meine Krafft verschwinden.

Das Fräulein hörete seiner anmuhtigen Stimme fleissig zu/ und erriet gar bald/ daß es
auff sie selbst gemeinet wahr/ argwohnete auch von anbegin/ es würde Fürst Arbianes
selber seyn/ welches zuerfahren/ sie auff ihre Wase Fr. Valisken zureden kam/ und zu ihm
sagete; Durchleuchtiger Fürst/ ich bitte ihn durch das Fräulein/ zu deren Andacht er die-
ses gesungen hat/ daß er mir eigentlich sagen wolle/ wie neulicher Zeit er bey meiner herz-
allerliebsten Fr. Schwester Fürstin Valiska gewesen ist. Ach mein Durchleuchtigstes
Fräulein/ antwortete er/ die Erinnerung ist so hoch und stark/ daß mir unmöglich ist/ die
Warheit zuverschweigen; versichere sich demnach eure Liebe/ daß die Großfürstin Fr. Va-
liska/ meine höchstgewogene Fr. Schwester neben ihren Gemahl/ Großfürst Herkules/ und

Herr

Siebendes Buch.
ſe/ noch einigen hohen Kriegsbeamten ihm zugaͤbe/ welcher ihm mit Geſpraͤch die Zeit ver-
kürzete. Herkules gab Leches (da er ſolches anmeldete) zur Antwort: Es haͤtte ſich gebuͤh-
ret/ daß er beyzeiten ſolches geordnet/ und ihm Fuͤrſtlichen Unterhalt verſchaffet haͤtte/ als
er aber vernam/ wie ſchlim und veraͤchtlich ſeine liebe Eltern von ihm waͤhren gehalten/ uñ
man ihnen zu unterſchiedlichen mahlen in 24 Stunden weder Eſſen noch Trinken geboh-
ten/ muſte der Kriegsknecht ihm anzeigẽ/ ob er beſſer waͤhre als der unuͤberwindliche Groß-
Fuͤrſt der Teutſchen; deſſen Herr Sohn ihn auff ſolche Weiſe zu halten bedacht waͤhre/
wie ſeinen Eltern es begegnet; doch ward ihm ein wenig kalte Küche und ein Trunk ge-
ringe Bier dargebracht/ welches er auff die Erde ſchuͤttete und mit Füſſen zu trat/ vermei-
nend/ durch ſolchen frevel unſern Fuͤrſten eine Furcht einzujagen/ und ihm ſelbſt ein Anſe-
hen zu machen/ welches ihm aber ſo gar mißriet/ daß bald darauff ein Gewaltiger uͤber die
Steckenknecht zu ihm gehen/ uñ ihm eine ſchwere Kette anlegen muſte/ mit dieſer verweiß-
lichen Rede/ weil er ſich als ein toller Hund bezeigete/ und ſein bevorſtehendes Ungluͤk aus
hochmuht nicht erkennen koͤnte/ muͤſte er empfinden was ſolcher frevel verdienete; dawie-
der er zwar mit ſcharffen Draͤuungen ſich bedingete/ halff aber nichts/ und muſte er ſich den
Ketten untergeben/ in welchen er etwas ſchmeidiger ward.

Fuͤrſt Arbianes ſetzete auff dem angetroffenen Fußpfade mit dem Fraͤulein zimlich
fort/ und begegnete ihm auff dem ganzen Wege kein Menſch/ den er umb des Landes Gele-
genheit haͤtte fragen koͤnnen/ biß gegen den Abend ſtieß ein Baur ihm auff/ welchen er fra-
gete/ ob nicht in der naͤhe ein Staͤdlein oder Flecken/ oder ſonſt ein bequemer Ort zur gu-
ten Nacht Herberge anzutreffen waͤhre; und bekam zur Antwort; allernaͤheſt nach der lin-
ken zulaͤge ein Dorff/ dahin muͤſte er ſich wenden/ ſonſt wuͤrde er im offenen Felde bleiben
muͤſſen/ haͤtte aber dorten eine gute Schenke/ da eſſens und trinkens gnug zubekommen
waͤhre. Der verliebete Arbianes nam den Weg vor ſich/ und hatte manniches Geſpraͤch
mit dem Fraͤulein ſchon geführet/ wahr auch etlichemahl Willens/ ſich zuerkennen zuge-
ben/ zuͤckete aber doch wieder/ wann er den Anfang machen wolte; endlich fing er an/ ſein
gewoͤhnliches kurzes Liedlein zuſingen/ welches dieſes wahr.

[Spaltenumbruch]
1 O Du klare Sonne du/
O erleuchte meine Sinnen/
Wende deine Gunſt mir zu/
Und laß gelten mein beginnen/
Gib auch meinen Geiſtern Ruh/
Daß ſie nicht vor Angſt zurinnen.
[Spaltenumbruch]
2 O du klarer Himmels-ſchein!
O wo biſtu doch zufinden?
Kanſt abweſend kraͤfftig ſeyn/
Und in mir die Gluht anzuͤnden;
Schenke mir die Kuͤhlung ein/
Sonſt wird meine Krafft verſchwinden.

Das Fraͤulein hoͤrete ſeiner anmuhtigen Stimme fleiſſig zu/ und erriet gar bald/ daß es
auff ſie ſelbſt gemeinet wahr/ argwohnete auch von anbegin/ es wuͤrde Fuͤrſt Arbianes
ſelber ſeyn/ welches zuerfahren/ ſie auff ihre Waſe Fr. Valiſken zureden kam/ und zu ihm
ſagete; Durchleuchtiger Fuͤrſt/ ich bitte ihn durch das Fraͤulein/ zu deren Andacht er die-
ſes geſungen hat/ daß er mir eigentlich ſagen wolle/ wie neulicher Zeit er bey meiner herz-
allerliebſten Fr. Schweſter Fuͤrſtin Valiſka geweſen iſt. Ach mein Durchleuchtigſtes
Fraͤulein/ antwortete er/ die Erinnerung iſt ſo hoch und ſtark/ daß mir unmoͤglich iſt/ die
Warheit zuverſchweigen; verſichere ſich demnach eure Liebe/ daß die Großfuͤrſtin Fr. Va-
liſka/ meine hoͤchſtgewogene Fr. Schweſter neben ihren Gemahl/ Großfuͤrſt Herkules/ und

Herr
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/518>, abgerufen am 22.11.2024.