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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Herr Bruder König Ladisla/ wie auch Fürst Baldrich und Fürst Siegward auß Schwe-
den (welche samt und sonders ihre neulich geheyrahtete Gemahlen bey sich haben) mitein-
ander im Lager sind/ und mit eurer Liebe Eltern sich schon herlich ergetzen werden/ und ist
mir überauß leid/ das ich der unglükselige Arbianes (bey solcher Freude nebest ihr nicht
seyn sol/ wolte er sagen; aber sie fiel ihm auff den außgesprochenen Nahmen in die Rede)
was? sagte sie/ ist dann eure Liebe der Großfürstliche Herr auß Meden/ Fürst Arbianes
selber? Ja mein Gn. Fräulein/ antwortete er/ ich bin ja derselbe/ dem eure Durchl. mit ei-
nem einzigen Worte sein Leben ab- und zusprechen kan; halte auch davor/ wann ich das
kleine allerliebste Brustbildichen/ welches bißher abends und morgens von mir ist verehret
worden/ wie auch das auß sonder bahrer Gnade übergeschikte Hals Ketchen zeigen werde/
habe ich glaubwirdigen Beweiß dargelegt/ daß ich ihrer Durchl. zu Leib und Seel ergebe-
ner Arbianes sey. Zeigete hiemit die Kette/ so er stets am Halse auff blosser Haut trug/ lan-
gete auch das Gemählde hervor/ und nachdem ers hatte sehen lassen/ sagte er; ich danke
dem wahren und alwaltigen Gott auß dem innersten Grunde meines Herzen/ daß er mir
die Gnade verlihen hat/ den höchsten Schatz meiner Seele auß Räuber Händen zuerlösen/
zweiffele auch nicht/ er werde mich ferner geleiten/ sie unangefochten und sicher den lieben
ihrigen zuzuführen/ möchte von Herzen wünschen/ daß der vergebliche Schrecken eure Lie-
be nicht übernommen und in Ohmacht gestürzet hätte/ weil diese Verweilung uns von der
rechten Bahn abgeleitet hat. Zwar ich fürchte mich vor mein Häuptwenig/ nur daß euer
Liebe keine Ungelegenheit zustossen möge/ welche zuschützen ich mein Blut und Seele gut-
willig und mit süsser Wollust anwenden wil. Das Fräulein/ ohn daß sehr schamhafftig/
befand sich in so grosser Verwirrung/ daß ihr das Hertz im Leibe schlug; dannoch hielt sie
billich seyn/ ihrem Erlöser alle mögliche Dankbarkeit zuerzeigen/ und gab ihm diese Ant-
wort; Durchleuchtigster Fürst/ eure Liebe erzählen mir die angenehmeste Zeitung/ so mir
in dieser Welt zuhanden kommen möchte/ daß mein herzgeliebeter Herr Bruder Herku-
les und dessen Gemahl wieder zu Lande kommen sind/ wodurch in dieser Betrübniß ich höch-
lich erfreuet werde/ daß aber mein hochwerter Fürst mir die allerdinge unverdiente freund-
schafft erzeigen/ und in Rettung meiner Wenigkeit/ sein Blut und Leben willig darbieten
und wagen wollen/ gibt mir ein überflüssiges Zeugniß seiner guten Gewogenheit/ welches
auch nach vermögen zuverschulden die lieben meinigen neben mir/ sich äusserst werden las-
sen angelegen seyn/ so bald nur unsere Sicherheit und Zusammenkunfft es zugeben wird/
welche eure Liebe zubefodern sich/ bitte ich herzlich/ bemühen wolle/ nachdem dieselbe den
Anfang und den grösten Teil meiner Rettung so willig über sich genommen haben. Aber
auß was Ursachen haben meine geliebete Herren Brüder euer Liebe solche Mühe auffge-
bürdet/ die von andern ihren Rittern ja wol hätte können verrichtet werden? und daß ich
schlieslich dieses mitfrage/ warum hat eure Liebe an dem unwerden nichtigen Gemählde so
grosses Gefallen/ daß sie es der Gestalt in Ehren hält/ welches doch in meinen Augen sehr
geringe geschätzet wird/ ungeachtet es mehr Schönheit zeiget/ als diese selbst/ nach welcher
es gemahlet ist? der hoch verliebete Fürst hörete ihren freundlichen Reden als ein Ver-
zükter zu/ küssete ihre Hände/ und antwortete/ wann er hundert Leben bey sich hätte/ und je-
des Beraubung ihm den allergrausamsten Tod gebehren solte/ müsten sie doch alle in deren

Diensten
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Siebendes Buch.
Herr Bruder Koͤnig Ladiſla/ wie auch Fuͤrſt Baldrich und Fuͤrſt Siegward auß Schwe-
den (welche ſamt und ſonders ihre neulich geheyrahtete Gemahlen bey ſich haben) mitein-
ander im Lager ſind/ und mit eurer Liebe Eltern ſich ſchon herlich ergetzen werden/ und iſt
mir überauß leid/ das ich der ungluͤkſelige Arbianes (bey ſolcher Freude nebeſt ihr nicht
ſeyn ſol/ wolte er ſagen; aber ſie fiel ihm auff den außgeſprochenen Nahmen in die Rede)
was? ſagte ſie/ iſt dann eure Liebe der Großfürſtliche Herr auß Meden/ Fuͤrſt Arbianes
ſelber? Ja mein Gn. Fraͤulein/ antwortete er/ ich bin ja derſelbe/ dem eure Durchl. mit ei-
nem einzigen Worte ſein Leben ab- und zuſprechen kan; halte auch davor/ wann ich das
kleine allerliebſte Bruſtbildichẽ/ welches bißher abends und morgens von mir iſt verehret
worden/ wie auch das auß ſonder bahrer Gnade uͤbergeſchikte Hals Ketchen zeigen werde/
habe ich glaubwirdigen Beweiß dargelegt/ daß ich ihrer Durchl. zu Leib und Seel ergebe-
ner Arbianes ſey. Zeigete hiemit die Kette/ ſo er ſtets am Halſe auff bloſſer Haut trug/ lan-
gete auch das Gemaͤhlde hervor/ und nachdem ers hatte ſehen laſſen/ ſagte er; ich danke
dem wahren und alwaltigen Gott auß dem innerſten Grunde meines Herzen/ daß er mir
die Gnade verlihen hat/ den hoͤchſten Schatz meiner Seele auß Raͤuber Haͤnden zuerloͤſẽ/
zweiffele auch nicht/ er werde mich ferner geleiten/ ſie unangefochten und ſicher den lieben
ihrigen zuzufuͤhren/ moͤchte von Herzen wuͤnſchen/ daß der vergebliche Schrecken eure Lie-
be nicht uͤbernommen und in Ohmacht geſtuͤrzet haͤtte/ weil dieſe Verweilung uns von der
rechten Bahn abgeleitet hat. Zwar ich fuͤrchte mich vor mein Haͤuptwenig/ nur daß euer
Liebe keine Ungelegenheit zuſtoſſen moͤge/ welche zuſchuͤtzen ich mein Blut und Seele gut-
willig und mit ſuͤſſer Wolluſt anwenden wil. Das Fraͤulein/ ohn daß ſehr ſchamhafftig/
befand ſich in ſo groſſer Verwirrung/ daß ihr das Hertz im Leibe ſchlug; dannoch hielt ſie
billich ſeyn/ ihrem Erloͤſer alle moͤgliche Dankbarkeit zuerzeigen/ und gab ihm dieſe Ant-
wort; Durchleuchtigſter Fuͤrſt/ eure Liebe erzaͤhlen mir die angenehmeſte Zeitung/ ſo mir
in dieſer Welt zuhanden kommen moͤchte/ daß mein herzgeliebeter Herr Bruder Herku-
les und deſſen Gemahl wieder zu Lande kom̃en ſind/ wodurch in dieſer Betruͤbniß ich hoͤch-
lich erfreuet werde/ daß aber mein hochwerter Fuͤrſt mir die allerdinge unverdiente freund-
ſchafft erzeigen/ und in Rettung meiner Wenigkeit/ ſein Blut und Leben willig darbieten
und wagen wollen/ gibt mir ein uͤberfluͤſſiges Zeugniß ſeiner guten Gewogenheit/ welches
auch nach vermoͤgen zuverſchulden die lieben meinigen neben mir/ ſich aͤuſſerſt werden laſ-
ſen angelegen ſeyn/ ſo bald nur unſere Sicherheit und Zuſammenkunfft es zugeben wird/
welche eure Liebe zubefodern ſich/ bitte ich herzlich/ bemuͤhen wolle/ nachdem dieſelbe den
Anfang und den groͤſten Teil meiner Rettung ſo willig uͤber ſich genommen haben. Aber
auß was Urſachen haben meine geliebete Herren Bruͤder euer Liebe ſolche Muͤhe auffge-
buͤrdet/ die von andern ihren Rittern ja wol haͤtte koͤnnen verrichtet werden? und daß ich
ſchlieſlich dieſes mitfrage/ warum hat eure Liebe an dem unwerden nichtigen Gemaͤhlde ſo
groſſes Gefallen/ daß ſie es der Geſtalt in Ehren haͤlt/ welches doch in meinen Augen ſehr
geringe geſchaͤtzet wird/ ungeachtet es mehr Schoͤnheit zeiget/ als dieſe ſelbſt/ nach welcher
es gemahlet iſt? der hoch verliebete Fuͤrſt hoͤrete ihren freundlichen Reden als ein Ver-
zuͤkter zu/ kuͤſſete ihre Haͤnde/ und antwortete/ wann er hundert Leben bey ſich haͤtte/ und je-
des Beraubung ihm den allergrauſamſten Tod gebehren ſolte/ muͤſten ſie doch alle in derẽ

Dienſten
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[513/0519] Siebendes Buch. Herr Bruder Koͤnig Ladiſla/ wie auch Fuͤrſt Baldrich und Fuͤrſt Siegward auß Schwe- den (welche ſamt und ſonders ihre neulich geheyrahtete Gemahlen bey ſich haben) mitein- ander im Lager ſind/ und mit eurer Liebe Eltern ſich ſchon herlich ergetzen werden/ und iſt mir überauß leid/ das ich der ungluͤkſelige Arbianes (bey ſolcher Freude nebeſt ihr nicht ſeyn ſol/ wolte er ſagen; aber ſie fiel ihm auff den außgeſprochenen Nahmen in die Rede) was? ſagte ſie/ iſt dann eure Liebe der Großfürſtliche Herr auß Meden/ Fuͤrſt Arbianes ſelber? Ja mein Gn. Fraͤulein/ antwortete er/ ich bin ja derſelbe/ dem eure Durchl. mit ei- nem einzigen Worte ſein Leben ab- und zuſprechen kan; halte auch davor/ wann ich das kleine allerliebſte Bruſtbildichẽ/ welches bißher abends und morgens von mir iſt verehret worden/ wie auch das auß ſonder bahrer Gnade uͤbergeſchikte Hals Ketchen zeigen werde/ habe ich glaubwirdigen Beweiß dargelegt/ daß ich ihrer Durchl. zu Leib und Seel ergebe- ner Arbianes ſey. Zeigete hiemit die Kette/ ſo er ſtets am Halſe auff bloſſer Haut trug/ lan- gete auch das Gemaͤhlde hervor/ und nachdem ers hatte ſehen laſſen/ ſagte er; ich danke dem wahren und alwaltigen Gott auß dem innerſten Grunde meines Herzen/ daß er mir die Gnade verlihen hat/ den hoͤchſten Schatz meiner Seele auß Raͤuber Haͤnden zuerloͤſẽ/ zweiffele auch nicht/ er werde mich ferner geleiten/ ſie unangefochten und ſicher den lieben ihrigen zuzufuͤhren/ moͤchte von Herzen wuͤnſchen/ daß der vergebliche Schrecken eure Lie- be nicht uͤbernommen und in Ohmacht geſtuͤrzet haͤtte/ weil dieſe Verweilung uns von der rechten Bahn abgeleitet hat. Zwar ich fuͤrchte mich vor mein Haͤuptwenig/ nur daß euer Liebe keine Ungelegenheit zuſtoſſen moͤge/ welche zuſchuͤtzen ich mein Blut und Seele gut- willig und mit ſuͤſſer Wolluſt anwenden wil. Das Fraͤulein/ ohn daß ſehr ſchamhafftig/ befand ſich in ſo groſſer Verwirrung/ daß ihr das Hertz im Leibe ſchlug; dannoch hielt ſie billich ſeyn/ ihrem Erloͤſer alle moͤgliche Dankbarkeit zuerzeigen/ und gab ihm dieſe Ant- wort; Durchleuchtigſter Fuͤrſt/ eure Liebe erzaͤhlen mir die angenehmeſte Zeitung/ ſo mir in dieſer Welt zuhanden kommen moͤchte/ daß mein herzgeliebeter Herr Bruder Herku- les und deſſen Gemahl wieder zu Lande kom̃en ſind/ wodurch in dieſer Betruͤbniß ich hoͤch- lich erfreuet werde/ daß aber mein hochwerter Fuͤrſt mir die allerdinge unverdiente freund- ſchafft erzeigen/ und in Rettung meiner Wenigkeit/ ſein Blut und Leben willig darbieten und wagen wollen/ gibt mir ein uͤberfluͤſſiges Zeugniß ſeiner guten Gewogenheit/ welches auch nach vermoͤgen zuverſchulden die lieben meinigen neben mir/ ſich aͤuſſerſt werden laſ- ſen angelegen ſeyn/ ſo bald nur unſere Sicherheit und Zuſammenkunfft es zugeben wird/ welche eure Liebe zubefodern ſich/ bitte ich herzlich/ bemuͤhen wolle/ nachdem dieſelbe den Anfang und den groͤſten Teil meiner Rettung ſo willig uͤber ſich genommen haben. Aber auß was Urſachen haben meine geliebete Herren Bruͤder euer Liebe ſolche Muͤhe auffge- buͤrdet/ die von andern ihren Rittern ja wol haͤtte koͤnnen verrichtet werden? und daß ich ſchlieſlich dieſes mitfrage/ warum hat eure Liebe an dem unwerden nichtigen Gemaͤhlde ſo groſſes Gefallen/ daß ſie es der Geſtalt in Ehren haͤlt/ welches doch in meinen Augen ſehr geringe geſchaͤtzet wird/ ungeachtet es mehr Schoͤnheit zeiget/ als dieſe ſelbſt/ nach welcher es gemahlet iſt? der hoch verliebete Fuͤrſt hoͤrete ihren freundlichen Reden als ein Ver- zuͤkter zu/ kuͤſſete ihre Haͤnde/ und antwortete/ wann er hundert Leben bey ſich haͤtte/ und je- des Beraubung ihm den allergrauſamſten Tod gebehren ſolte/ muͤſten ſie doch alle in derẽ Dienſten t t t

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/519>, abgerufen am 16.07.2024.