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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
Erkennet nur die hohe Gnade/ daß man sie nicht alle 12 hingerichtet und lebendig gespies-
set hat. Aber betrachtet daneben/ was ihr drüber angefangen/ und ein so grosses Blutbad
gestifftet/ da hingegen an unser Seiten kaum 40 Menschen verwundet/ und kein einziger
erschlagen ist. Wolte man mit euch nach Verdienst handeln/ solte uns ein geringes seyn/
euch allen die Hälse zubrechen; aber Gott behüte mich davor/ daß ich einiges Menschen
Blut vergiessen solte/ der mirs nicht mit Gewalt abhohlete. So leget nun euer Gewehr
auff guten Glauben nider/ begrabet eure Todten/ und verbindet eure Verwundeten/ euch
sol in solcher Zeit kein Mensch ein Häärlein kränken/ auch kein ungenehmes Wort sagen.
Wann ihr nun bey den euren wieder anlangen werdet/ könnet ihr/ da es euch gut deucht/ sie
warnen/ sich ja beyzeiten zubedenken/ und die Gnadenzeit nicht zuversitzen; euch ist von eu-
rem Groß Fürsten ein gnugsames gebohten/ seyd ihr witzig/ so werdet ihr eurer Wolfahrt
wahr nehmen. Die ädlen und andere verständige tahten sich hervor/ wendeten zur Ent-
schuldigung ein/ es währe der Sturm wider ihren Willen auff unnachlässiges Getrieb ih-
rer Pfaffen vorgenommen; bedanketen sich/ daß man ihren Todten die Ruhe in der Erde
gönnete/ und zogen alle mit einander 21000 stark hin/ dieselben zubegraben/ da ihnen über-
das gegönnet ward/ die besten Sachen/ und alles was sie wolten/ von den erschlagenen zu
beuten; dann die Großfürstlichen Völker durfften keinen einzigen Todten besuchen oder
plündern. Nach gehaltener Begräbniß wurden diese Völker ihrer Sachen uneins/ ob sie
zu ihrem Groß Fürsten sich schlagen/ oder wieder umkehren wolten/ da dann 8000 sich an-
geben liessen/ wann sie könten zu Gnaden angenommen werden/ wolten sie in ihres lieben
Groß Fürsten Dienste und Gehorsam wieder treten/ und bey demselben leben und sterben.
Ladisla ritte zu ihnen hinaus/ versprach ihnen im Nahmen des Großfürsten (der sich heut
nicht wolte sehen lassen) völlige Vergebung/ und führete sie ins Lager/ da sie hin und wieder
unter die Völker verstecket wurden/ doch wahr kein einziger vom Adel unter den hinter-
bliebenen/ sondern die gingen mit den 11000 gar traurig wieder zurük/ und musten ihre
Verwundeten mit sich nehmen/ hatten nur noch einen einzigen Pfaffen in ihrer Geseschaft/
dann die übrige 6 hatten im Sturm ihren Lohn bekommen. Als sie bey spätem Abend ihr
grosses Lager erreicheten/ ward alles Volk rege/ und frageten/ wo dann ihre übrige Gesel-
schafft bliebe; da nach Erzählung ein wunderlicher Zustand im Lager wahr/ nicht anders/
ob hätte einer den andern erwürgen wollen; etliche rieffen/ welche die verständigsten wah-
ren/ warumb man solchen Frevel gebraucht/ und des Groß Fürsten Lager gestürmet; man
hätte sich ja hiedurch öffentlich vor Feind erkläret/ welches traun ein jeder nicht würde ü-
ber sich nehmen. Andere scholten mit den überkommenden/ warumb sie sich getrennet/ und
ihren Bundsverwandten/ ja Brüdern nicht Beystand geleistet; aber die/ so dem Sturm
beygewohnet/ auch der übrige Pfaffe selber/ musten gestehen/ es währe unmöglich gewe-
sen/ denen im Lager ichtwas abzugewinnen/ weil nicht allein sie gar zu fest verschanzet lägen/
sondern eine sehr grosse Manschafft bey sich hätten/ und zwar die allergeübtesten Teutschen
und Böhmen; so hätten sich etliche tausend Mann ganz unbekanter Sprache unter ihnen
gefunden/ welche nicht anders als lauter Teufel mit ihren Schwertern gewütet. Niemand
aber wahr/ der den 8000 Abtrünnigen (wie sie sich musten schelten lassen) nicht alles übels
gewünschet hätte. Wie hart und schwer man auch die Träulosigkeit des Fürstlichen Heers

rächen

Siebendes Buch.
Erkennet nur die hohe Gnade/ daß man ſie nicht alle 12 hingerichtet und lebendig geſpieſ-
ſet hat. Aber betrachtet daneben/ was ihr druͤber angefangen/ und ein ſo groſſes Blutbad
geſtifftet/ da hingegen an unſer Seiten kaum 40 Menſchen verwundet/ und kein einziger
erſchlagen iſt. Wolte man mit euch nach Verdienſt handeln/ ſolte uns ein geringes ſeyn/
euch allen die Haͤlſe zubrechen; aber Gott behuͤte mich davor/ daß ich einiges Menſchen
Blut vergieſſen ſolte/ der mirs nicht mit Gewalt abhohlete. So leget nun euer Gewehr
auff guten Glauben nider/ begrabet eure Todten/ und verbindet eure Verwundeten/ euch
ſol in ſolcher Zeit kein Menſch ein Haͤaͤrlein kraͤnken/ auch kein ungenehmes Wort ſagen.
Wann ihr nun bey den euren wieder anlangen werdet/ koͤnnet ihr/ da es euch gut deucht/ ſie
warnen/ ſich ja beyzeiten zubedenken/ und die Gnadenzeit nicht zuverſitzen; euch iſt von eu-
rem Groß Fuͤrſten ein gnugſames gebohten/ ſeyd ihr witzig/ ſo werdet ihr eurer Wolfahrt
wahr nehmen. Die aͤdlen und andere verſtaͤndige tahten ſich hervor/ wendeten zur Ent-
ſchuldigung ein/ es waͤhre der Sturm wider ihren Willen auff unnachlaͤſſiges Getrieb ih-
rer Pfaffen vorgenommen; bedanketen ſich/ daß man ihren Todten die Ruhe in der Erde
goͤnnete/ und zogen alle mit einander 21000 ſtark hin/ dieſelben zubegraben/ da ihnen uͤber-
das gegoͤnnet ward/ die beſten Sachen/ und alles was ſie wolten/ von den erſchlagenen zu
beuten; dann die Großfuͤrſtlichen Voͤlker durfften keinen einzigen Todten beſuchen oder
pluͤndern. Nach gehaltener Begraͤbniß wurden dieſe Voͤlker ihrer Sachen uneins/ ob ſie
zu ihrem Groß Fuͤrſten ſich ſchlagen/ oder wieder umkehren wolten/ da dann 8000 ſich an-
geben lieſſen/ wann ſie koͤnten zu Gnaden angenommen werden/ wolten ſie in ihres lieben
Groß Fuͤrſten Dienſte und Gehorſam wieder treten/ und bey demſelben leben und ſterben.
Ladiſla ritte zu ihnen hinaus/ verſprach ihnen im Nahmen des Großfuͤrſten (der ſich heut
nicht wolte ſehen laſſen) voͤllige Vergebung/ und fuͤhrete ſie ins Lager/ da ſie hin und wieder
unter die Voͤlker verſtecket wurden/ doch wahr kein einziger vom Adel unter den hinter-
bliebenen/ ſondern die gingen mit den 11000 gar traurig wieder zuruͤk/ und muſten ihre
Verwundeten mit ſich nehmen/ hatten nur noch einẽ einzigen Pfaffen in ihrer Geſeſchaft/
dann die uͤbrige 6 hatten im Sturm ihren Lohn bekommen. Als ſie bey ſpaͤtem Abend ihr
groſſes Lager erreicheten/ ward alles Volk rege/ und frageten/ wo dann ihre uͤbrige Geſel-
ſchafft bliebe; da nach Erzaͤhlung ein wunderlicher Zuſtand im Lager wahr/ nicht anders/
ob haͤtte einer den andern erwürgen wollen; etliche rieffen/ welche die verſtaͤndigſten wah-
ren/ warumb man ſolchen Frevel gebraucht/ und des Groß Fuͤrſten Lager geſtuͤrmet; man
haͤtte ſich ja hiedurch oͤffentlich vor Feind erklaͤret/ welches traun ein jeder nicht wuͤrde uͤ-
ber ſich nehmen. Andere ſcholten mit den uͤberkommenden/ warumb ſie ſich getrennet/ und
ihren Bundsverwandten/ ja Bruͤdern nicht Beyſtand geleiſtet; aber die/ ſo dem Sturm
beygewohnet/ auch der uͤbrige Pfaffe ſelber/ muſten geſtehen/ es waͤhre unmoͤglich gewe-
ſen/ denen im Lager ichtwas abzugewinnen/ weil nicht allein ſie gar zu feſt verſchanzet laͤgẽ/
ſondern eine ſehr groſſe Manſchafft bey ſich haͤtten/ und zwar die allergeübteſten Teutſchẽ
und Boͤhmen; ſo haͤtten ſich etliche tauſend Mann ganz unbekanter Sprache unter ihnen
gefundẽ/ welche nicht anders als lauter Teufel mit ihren Schwertern gewütet. Niemand
aber wahr/ der den 8000 Abtruͤnnigen (wie ſie ſich muſten ſchelten laſſen) nicht alles uͤbels
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[612/0618] Siebendes Buch. Erkennet nur die hohe Gnade/ daß man ſie nicht alle 12 hingerichtet und lebendig geſpieſ- ſet hat. Aber betrachtet daneben/ was ihr druͤber angefangen/ und ein ſo groſſes Blutbad geſtifftet/ da hingegen an unſer Seiten kaum 40 Menſchen verwundet/ und kein einziger erſchlagen iſt. Wolte man mit euch nach Verdienſt handeln/ ſolte uns ein geringes ſeyn/ euch allen die Haͤlſe zubrechen; aber Gott behuͤte mich davor/ daß ich einiges Menſchen Blut vergieſſen ſolte/ der mirs nicht mit Gewalt abhohlete. So leget nun euer Gewehr auff guten Glauben nider/ begrabet eure Todten/ und verbindet eure Verwundeten/ euch ſol in ſolcher Zeit kein Menſch ein Haͤaͤrlein kraͤnken/ auch kein ungenehmes Wort ſagen. Wann ihr nun bey den euren wieder anlangen werdet/ koͤnnet ihr/ da es euch gut deucht/ ſie warnen/ ſich ja beyzeiten zubedenken/ und die Gnadenzeit nicht zuverſitzen; euch iſt von eu- rem Groß Fuͤrſten ein gnugſames gebohten/ ſeyd ihr witzig/ ſo werdet ihr eurer Wolfahrt wahr nehmen. Die aͤdlen und andere verſtaͤndige tahten ſich hervor/ wendeten zur Ent- ſchuldigung ein/ es waͤhre der Sturm wider ihren Willen auff unnachlaͤſſiges Getrieb ih- rer Pfaffen vorgenommen; bedanketen ſich/ daß man ihren Todten die Ruhe in der Erde goͤnnete/ und zogen alle mit einander 21000 ſtark hin/ dieſelben zubegraben/ da ihnen uͤber- das gegoͤnnet ward/ die beſten Sachen/ und alles was ſie wolten/ von den erſchlagenen zu beuten; dann die Großfuͤrſtlichen Voͤlker durfften keinen einzigen Todten beſuchen oder pluͤndern. Nach gehaltener Begraͤbniß wurden dieſe Voͤlker ihrer Sachen uneins/ ob ſie zu ihrem Groß Fuͤrſten ſich ſchlagen/ oder wieder umkehren wolten/ da dann 8000 ſich an- geben lieſſen/ wann ſie koͤnten zu Gnaden angenommen werden/ wolten ſie in ihres lieben Groß Fuͤrſten Dienſte und Gehorſam wieder treten/ und bey demſelben leben und ſterben. Ladiſla ritte zu ihnen hinaus/ verſprach ihnen im Nahmen des Großfuͤrſten (der ſich heut nicht wolte ſehen laſſen) voͤllige Vergebung/ und fuͤhrete ſie ins Lager/ da ſie hin und wieder unter die Voͤlker verſtecket wurden/ doch wahr kein einziger vom Adel unter den hinter- bliebenen/ ſondern die gingen mit den 11000 gar traurig wieder zuruͤk/ und muſten ihre Verwundeten mit ſich nehmen/ hatten nur noch einẽ einzigen Pfaffen in ihrer Geſeſchaft/ dann die uͤbrige 6 hatten im Sturm ihren Lohn bekommen. Als ſie bey ſpaͤtem Abend ihr groſſes Lager erreicheten/ ward alles Volk rege/ und frageten/ wo dann ihre uͤbrige Geſel- ſchafft bliebe; da nach Erzaͤhlung ein wunderlicher Zuſtand im Lager wahr/ nicht anders/ ob haͤtte einer den andern erwürgen wollen; etliche rieffen/ welche die verſtaͤndigſten wah- ren/ warumb man ſolchen Frevel gebraucht/ und des Groß Fuͤrſten Lager geſtuͤrmet; man haͤtte ſich ja hiedurch oͤffentlich vor Feind erklaͤret/ welches traun ein jeder nicht wuͤrde uͤ- ber ſich nehmen. Andere ſcholten mit den uͤberkommenden/ warumb ſie ſich getrennet/ und ihren Bundsverwandten/ ja Bruͤdern nicht Beyſtand geleiſtet; aber die/ ſo dem Sturm beygewohnet/ auch der uͤbrige Pfaffe ſelber/ muſten geſtehen/ es waͤhre unmoͤglich gewe- ſen/ denen im Lager ichtwas abzugewinnen/ weil nicht allein ſie gar zu feſt verſchanzet laͤgẽ/ ſondern eine ſehr groſſe Manſchafft bey ſich haͤtten/ und zwar die allergeübteſten Teutſchẽ und Boͤhmen; ſo haͤtten ſich etliche tauſend Mann ganz unbekanter Sprache unter ihnen gefundẽ/ welche nicht anders als lauter Teufel mit ihren Schwertern gewütet. Niemand aber wahr/ der den 8000 Abtruͤnnigen (wie ſie ſich muſten ſchelten laſſen) nicht alles uͤbels gewuͤnſchet haͤtte. Wie hart und ſchwer man auch die Traͤuloſigkeit des Fuͤrſtlichen Heers raͤchen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/618>, abgerufen am 22.11.2024.