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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ches meinen Untertahnen habe anmelden/ und ihres Glaubens Freiheit sie versichern las-
sen/ diese gottlose Pfaffen aber nicht desto weniger auff solcher Verleumdung steiff beste-
hen/ und deren doch den allergeringsten Beweißtuhm nicht führen können/ solte ihnen zwar
die Straffe der Spiessung angelegt werden/ aber meine angebohrne Gnade und Barm-
herzigkeit ihnen wiederfahren zu lassen/ sollen sie mit dem Schwert vom Leben zum Tode
gebracht werden; wie dann solches alsbald an diesen zehnen volstrecket ward. Die übrigen
23 Pfaffen wurden von dem Groß Fürsten auch befraget/ ob sie gnugsame Ursachen der
Auffwiegelung anzuführen wüsten; welche sich aber durch ihrer Gesellen Unfal witzigen
liessen/ daß sie ingesamt mit einem Fußfal umb Gnade anhielten/ und daß sie von andern
verleitet währen. Hätten die andern auch also geredet/ sagte der Groß Fürst/ solte ihnen
gnädigste vergebung wiederfahren seyn; daß demnach diese zu den andern Gefangenen
hingeführet wurden. Darauff nun wendete sich der Großfürst zu den Gefangenen Völ-
kern/ und verwieß ihnen ernstlich/ daß sie von den leichtfertigen Pfaffen wieder ihre höchste
Obrigkeit/ deren sie mit Pflicht und äiden verwand/ sich so leicht und unbesonnener weise
hätten lassen in Harnisch bringen/ wodurch sie ja ausser allem zweifel ihr Gut und Leben
verwirket hätten. Doch Gott sey dank/ sagte er/ daß solche Auffrührer mich und die meini-
gen noch bey zeiten gewarnet haben/ ich hätte sonst dürffen in Gefahr gerahten/ da ich allem
Unglük meinete schon entgangen seyn. Ihr aber erkläret euch alle miteinander/ ob ich euer
Groß Fürst/ und ihr meine Untertahnen seid/ dann ich wil wissen/ wie ich mit euch dran bin/
und was ich wieder euch vorzunehmen habe. Der Adel/ welcher 3000 stark/ allein getreten
wahr/ machte den Anfang mit einem Fußfalle/ bahten umb Gnade und vergebung ihres
unbesonnenen ungebührlichen und straffwirdigen Vornehmens; die Großfürstliche Er-
klärung währe ihnen bald anfangs völlig gnug gewesen/ hätten aber mit fuge und ohn Le-
bensgefahr nicht können von der Versamlung sich loßwirken/ hielten diese ihre Gefängnis
vor ihr höchstes Glük/ und währen so bereit als schuldig von neuen in ihrer Hocheit Pflicht
und äide zu treten/ und ihr Leib/ Gut und Blut bey derselben auffzusetzen. Als der gemeine
Hauffe dieses hörete/ rieffen sie gleicher gestalt umb Gnade/ sie hätten nicht aus Bosheit
noch unwillen wieder ihre liebe Obrigkeit die Waffen ergriffen/ sondern aus Andacht zu ih-
ren Göttern/ währen von den Pfaffen verleitet und hintergangen/ auch nunmehr willig
vor ihre Obrigkeit zu leben und zu sterben. Musten demnach ingesamt den äid ablegen/ und
sich auff weitern bescheid unbewehret bewachen lassen da ihnen vor ihre bezahlung Speise
und Trank zur Notturft ausgefolget ward/ weil man solches aus Frießland und andern or-
ten gnug zuführete. So bald die Verwundeten bey der auffrührischen Versamlung an-
kahmen/ und allen Verlauff erzähleten/ da erhub sich ein solcher Auffstand/ daß jederman
meinete/ es müste nun über und über gehen; dann es wurden die einfältige Bauren (deren
Anzahl der gröste wahr) so rasend gemacht/ daß sie als die Unsinnigen hin und wieder lief-
fen/ und durch einander schrihen/ man hätte dem dinge viel zu lange zugesehen; es währe
vor den Landgöttern unverantwortlich/ daß man keinen Ernst darzu tähte/ dann auff sol-
che weise würden sie endlich alle miteinander auffgerieben und gefangen werden/ ehe man
sichs versähe; der Götter gerechte Straffe träffe sie/ weil man so schläfferig handelte/ und
die Hände als lahm sinken liesse. Endlich fingen sie auff der Pfaffen reizung an/ auff den

Adel

Siebendes Buch.
ches meinen Untertahnen habe anmelden/ und ihres Glaubens Freiheit ſie verſichern laſ-
ſen/ dieſe gottloſe Pfaffen aber nicht deſto weniger auff ſolcher Verleumdung ſteiff beſte-
hen/ und deren doch den allergeringſten Beweißtuhm nicht fuͤhren koͤñen/ ſolte ihnen zwar
die Straffe der Spieſſung angelegt werden/ aber meine angebohrne Gnade und Barm-
herzigkeit ihnen wiederfahren zu laſſen/ ſollen ſie mit dem Schwert vom Leben zum Tode
gebracht werden; wie dann ſolches alsbald an dieſen zehnen volſtrecket ward. Die uͤbrigẽ
23 Pfaffen wurden von dem Groß Fuͤrſten auch befraget/ ob ſie gnugſame Urſachen der
Auffwiegelung anzufuͤhren wuͤſten; welche ſich aber durch ihrer Geſellen Unfal witzigen
lieſſen/ daß ſie ingeſamt mit einem Fußfal umb Gnade anhielten/ und daß ſie von andern
verleitet waͤhren. Haͤtten die andern auch alſo geredet/ ſagte der Groß Fuͤrſt/ ſolte ihnen
gnaͤdigſte vergebung wiederfahren ſeyn; daß demnach dieſe zu den andern Gefangenen
hingeführet wurden. Darauff nun wendete ſich der Großfuͤrſt zu den Gefangenen Voͤl-
kern/ und verwieß ihnen ernſtlich/ daß ſie von den leichtfertigen Pfaffen wieder ihre hoͤchſte
Obrigkeit/ deren ſie mit Pflicht und aͤiden verwand/ ſich ſo leicht und unbeſonnener weiſe
haͤtten laſſen in Harniſch bringen/ wodurch ſie ja auſſer allem zweifel ihr Gut und Leben
verwirket haͤtten. Doch Gott ſey dank/ ſagte er/ daß ſolche Auffruͤhrer mich und die meini-
gen noch bey zeiten gewarnet haben/ ich haͤtte ſonſt dürffen in Gefahr gerahten/ da ich allem
Ungluͤk meinete ſchon entgangen ſeyn. Ihr aber erklaͤret euch alle miteinander/ ob ich euer
Groß Fuͤrſt/ und ihr meine Untertahnen ſeid/ dañ ich wil wiſſen/ wie ich mit euch dran bin/
und was ich wieder euch vorzunehmen habe. Der Adel/ welcher 3000 ſtark/ allein getreten
wahr/ machte den Anfang mit einem Fußfalle/ bahten umb Gnade und vergebung ihres
unbeſonnenen ungebuͤhrlichen und ſtraffwirdigen Vornehmens; die Großfuͤrſtliche Er-
klaͤrung waͤhre ihnen bald anfangs voͤllig gnug geweſen/ haͤtten aber mit fuge und ohn Le-
bensgefahr nicht koͤnnen von der Verſamlung ſich loßwirken/ hielten dieſe ihre Gefaͤngnis
vor ihr hoͤchſtes Gluͤk/ und waͤhren ſo bereit als ſchuldig von neuen in ihrer Hocheit Pflicht
und aͤide zu treten/ und ihr Leib/ Gut und Blut bey derſelben auffzuſetzen. Als der gemeine
Hauffe dieſes hoͤrete/ rieffen ſie gleicher geſtalt umb Gnade/ ſie haͤtten nicht aus Bosheit
noch unwillẽ wieder ihre liebe Obrigkeit die Waffen ergriffen/ ſondern aus Andacht zu ih-
ren Goͤttern/ waͤhren von den Pfaffen verleitet und hintergangen/ auch nunmehr willig
vor ihre Obrigkeit zu leben und zu ſterben. Muſten demnach ingeſamt den aͤid ablegen/ uñ
ſich auff weitern beſcheid unbewehret bewachen laſſen da ihnen vor ihre bezahlung Speiſe
und Trank zur Notturft ausgefolget ward/ weil man ſolches aus Frießland uñ andern or-
ten gnug zuführete. So bald die Verwundeten bey der auffruͤhriſchen Verſamlung an-
kahmen/ und allen Verlauff erzaͤhleten/ da erhub ſich ein ſolcher Auffſtand/ daß jederman
meinete/ es müſte nun uͤber und uͤber gehen; dann es wurden die einfaͤltige Bauren (deren
Anzahl der groͤſte wahr) ſo raſend gemacht/ daß ſie als die Unſinnigen hin und wieder lief-
fen/ und durch einander ſchrihen/ man haͤtte dem dinge viel zu lange zugeſehen; es waͤhre
vor den Landgoͤttern unverantwortlich/ daß man keinen Ernſt darzu taͤhte/ dann auff ſol-
che weiſe wuͤrden ſie endlich alle miteinander auffgerieben und gefangen werden/ ehe man
ſichs verſaͤhe; der Goͤtter gerechte Straffe traͤffe ſie/ weil man ſo ſchlaͤfferig handelte/ und
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[623/0629] Siebendes Buch. ches meinen Untertahnen habe anmelden/ und ihres Glaubens Freiheit ſie verſichern laſ- ſen/ dieſe gottloſe Pfaffen aber nicht deſto weniger auff ſolcher Verleumdung ſteiff beſte- hen/ und deren doch den allergeringſten Beweißtuhm nicht fuͤhren koͤñen/ ſolte ihnen zwar die Straffe der Spieſſung angelegt werden/ aber meine angebohrne Gnade und Barm- herzigkeit ihnen wiederfahren zu laſſen/ ſollen ſie mit dem Schwert vom Leben zum Tode gebracht werden; wie dann ſolches alsbald an dieſen zehnen volſtrecket ward. Die uͤbrigẽ 23 Pfaffen wurden von dem Groß Fuͤrſten auch befraget/ ob ſie gnugſame Urſachen der Auffwiegelung anzufuͤhren wuͤſten; welche ſich aber durch ihrer Geſellen Unfal witzigen lieſſen/ daß ſie ingeſamt mit einem Fußfal umb Gnade anhielten/ und daß ſie von andern verleitet waͤhren. Haͤtten die andern auch alſo geredet/ ſagte der Groß Fuͤrſt/ ſolte ihnen gnaͤdigſte vergebung wiederfahren ſeyn; daß demnach dieſe zu den andern Gefangenen hingeführet wurden. Darauff nun wendete ſich der Großfuͤrſt zu den Gefangenen Voͤl- kern/ und verwieß ihnen ernſtlich/ daß ſie von den leichtfertigen Pfaffen wieder ihre hoͤchſte Obrigkeit/ deren ſie mit Pflicht und aͤiden verwand/ ſich ſo leicht und unbeſonnener weiſe haͤtten laſſen in Harniſch bringen/ wodurch ſie ja auſſer allem zweifel ihr Gut und Leben verwirket haͤtten. Doch Gott ſey dank/ ſagte er/ daß ſolche Auffruͤhrer mich und die meini- gen noch bey zeiten gewarnet haben/ ich haͤtte ſonſt dürffen in Gefahr gerahten/ da ich allem Ungluͤk meinete ſchon entgangen ſeyn. Ihr aber erklaͤret euch alle miteinander/ ob ich euer Groß Fuͤrſt/ und ihr meine Untertahnen ſeid/ dañ ich wil wiſſen/ wie ich mit euch dran bin/ und was ich wieder euch vorzunehmen habe. Der Adel/ welcher 3000 ſtark/ allein getreten wahr/ machte den Anfang mit einem Fußfalle/ bahten umb Gnade und vergebung ihres unbeſonnenen ungebuͤhrlichen und ſtraffwirdigen Vornehmens; die Großfuͤrſtliche Er- klaͤrung waͤhre ihnen bald anfangs voͤllig gnug geweſen/ haͤtten aber mit fuge und ohn Le- bensgefahr nicht koͤnnen von der Verſamlung ſich loßwirken/ hielten dieſe ihre Gefaͤngnis vor ihr hoͤchſtes Gluͤk/ und waͤhren ſo bereit als ſchuldig von neuen in ihrer Hocheit Pflicht und aͤide zu treten/ und ihr Leib/ Gut und Blut bey derſelben auffzuſetzen. Als der gemeine Hauffe dieſes hoͤrete/ rieffen ſie gleicher geſtalt umb Gnade/ ſie haͤtten nicht aus Bosheit noch unwillẽ wieder ihre liebe Obrigkeit die Waffen ergriffen/ ſondern aus Andacht zu ih- ren Goͤttern/ waͤhren von den Pfaffen verleitet und hintergangen/ auch nunmehr willig vor ihre Obrigkeit zu leben und zu ſterben. Muſten demnach ingeſamt den aͤid ablegen/ uñ ſich auff weitern beſcheid unbewehret bewachen laſſen da ihnen vor ihre bezahlung Speiſe und Trank zur Notturft ausgefolget ward/ weil man ſolches aus Frießland uñ andern or- ten gnug zuführete. So bald die Verwundeten bey der auffruͤhriſchen Verſamlung an- kahmen/ und allen Verlauff erzaͤhleten/ da erhub ſich ein ſolcher Auffſtand/ daß jederman meinete/ es müſte nun uͤber und uͤber gehen; dann es wurden die einfaͤltige Bauren (deren Anzahl der groͤſte wahr) ſo raſend gemacht/ daß ſie als die Unſinnigen hin und wieder lief- fen/ und durch einander ſchrihen/ man haͤtte dem dinge viel zu lange zugeſehen; es waͤhre vor den Landgoͤttern unverantwortlich/ daß man keinen Ernſt darzu taͤhte/ dann auff ſol- che weiſe wuͤrden ſie endlich alle miteinander auffgerieben und gefangen werden/ ehe man ſichs verſaͤhe; der Goͤtter gerechte Straffe traͤffe ſie/ weil man ſo ſchlaͤfferig handelte/ und die Haͤnde als lahm ſinken lieſſe. Endlich fingen ſie auff der Pfaffen reizung an/ auff den Adel

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/629>, abgerufen am 22.11.2024.