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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Siebendes Buch.
ward; da sie dann den Weg nach dem Rein auff der Fräulein begehren vor sich nahmen/
von dannen sie nach dem Elbstrohm sich wenden/ und des nähesten Weges nach Magde-
burg zihen wolten. Wolffgang gab dem Fräulein die drey übergebliebene Kronen/ welche
die gestrigen Räuber ihm wieder geschenket hatten/ mit Bitte/ sie in ihre Kleider zuver-
machen/ und ob schon Räuber an sie kommen würden/ sich dessen nicht merken zulassen;
des Erschlagenen Geld aber/ welches sich auff 9 Gülden Silbermünze erstreckete/ behielt
er bey sich. Sie wahren etwa drey Meilen gefahren/ da kahmen fünff verschlagene Wen-
dische Landsknechte zu Fusse an sie/ nahmen Wolffgangen alles Geld/ worffen ihn samt
dem Fräulein gebunden in ein Stücke Rogken/ schlugen den Fuhrman/ weil er sich sträu-
bete/ und sein Pferd nicht gerne verlieren wolte/ halb tod/ setzeten sich auff den Karren/ und
fuhren davon. Frl. Klara wünschete ihr nur den Tod/ und gleichwol wann sie die Hoff-
nung fassete/ ihr Arbianes würde annoch im Leben seyn/ nam sie sich vor/ alle Unglüks Wi-
derwertigkeiten zuerdulden/ insonderheit danckete sie Gotthöchlich/ daß sie sich am ganzen
Leibe über und über mit der Farbe angestrichen/ und heßlich gnug gemacht hatte. Sie
lagen beyderseits gar elendig/ doch wirkete Wolffgang so lange mit seinen Händen/ dz sich
der Strik lösete/ machte hernach seine Füsse/ und bald das Fräulein auch loß/ welche er
nach seinem Vermögen tröstete; das Glük würde sie ja noch endlich ansehen/ und ihnen
freundlicher werden/ wann es seinen Muht gnug würde gekühlet haben. Das ärgeste war/
daß er keinen Weg kennete/ und ihre Füsse zum gehen undüchtig währen/ sonst wolten sie
noch sehen/ daß sie wieder bey Leute kähmen. Ey ich wil frisch mit lauffen/ sagte das Fräu-
lein/ und an die Fußs[c]hmerzen nicht gedenken/ weil das schmieren/ welches mich gestern
Abend die Wirtin lehrete/ mir sehr wol geholffen hat; aber den Weg/ welchen die Räuber
gefahren sind/ wollen wir meiden/ und uns auf einen andern wenden/ so bald nur ein Schei-
de Weg zusehen ist. Sie gingen sanfftmühtig fort/ und kehreten sich nach der Linken zu;
kahmen auch des Nachmittags ganz ermüdet in ein geringes Dörflein/ da nichts als Brod
und Butter/ und sehr schlechtes Getränke zubekommen wahr; so wusten ihnen die Leutlein
keine Anzeige zutuhn/ wohin sie sich wenden solten/ deswegen sie über Nacht daselbst blie-
ben/ und sich fein ausruheten; aber als des folgenden Morgens sie fort wolten/ und kein
klein Geld bey sich hatten/ die geringen Speisen zuzahlen/ auch niemand die Gold Kronen
kennete/ ob sie gut währen oder nicht/ muste Wolfgang an stat der bezahlung seine Schuch
im stiche lassen/ wie ungerne er auch wolte. Sie brachen doch wieder loß/ und tanzete die-
ser auff den Söcken/ dessen er dann nicht ungewohnet wahr/ und dannoch das Fräulein
groß Mitleiden mit ihm trug/ beteurend/ wann sie solches hätte wissen sollen/ wolte sie un-
gessen blieben seyn; dessen er aber lachete/ sie versichernd/ wann er sich vor ihr nit gescheu-
het/ würde er des vorigen Tages seine Schuch lieber unter dem Arme/ oder auff einem
Stecken über der Schulter/ als an seinen Füssen getragen haben; dann es ist mit einem
Menschen/ sagte er/ als mit einem Pferde/ welches wann es nicht von Jugend auff zu den
Huefeisen gewehnen ist/ gehet es unbeschlagen viel besser; also finden sich unter uns Bau-
ren/ die stölpern immerfort/ wann sie in Schuhen gehen/ da hingegen sie barfuß fest und ge-
schwinde fort treten. Nun mein lieber Wolffgang/ antwortete sie/ last es geschehen/ daß ihr
meinet wegen einen Tag barfuß gehen müsset/ und zweifelt nicht/ daß/ so bald mir mein Gott

zu

Siebendes Buch.
ward; da ſie dann den Weg nach dem Rein auff der Fraͤulein begehren vor ſich nahmen/
von dannen ſie nach dem Elbſtrohm ſich wenden/ und des naͤheſten Weges nach Magde-
burg zihen wolten. Wolffgang gab dem Fraͤulein die drey uͤbergebliebene Kronen/ welche
die geſtrigen Raͤuber ihm wieder geſchenket hatten/ mit Bitte/ ſie in ihre Kleider zuver-
machen/ und ob ſchon Raͤuber an ſie kommen wuͤrden/ ſich deſſen nicht merken zulaſſen;
des Erſchlagenen Geld aber/ welches ſich auff 9 Gülden Silbermuͤnze erſtreckete/ behielt
er bey ſich. Sie wahren etwa drey Meilen gefahren/ da kahmen fuͤnff verſchlagene Wen-
diſche Landsknechte zu Fuſſe an ſie/ nahmen Wolffgangen alles Geld/ worffen ihn ſamt
dem Fraͤulein gebunden in ein Stuͤcke Rogken/ ſchlugen den Fuhrman/ weil er ſich ſtraͤu-
bete/ und ſein Pferd nicht gerne verlieren wolte/ halb tod/ ſetzeten ſich auff den Karren/ und
fuhren davon. Frl. Klara wuͤnſchete ihr nur den Tod/ und gleichwol wann ſie die Hoff-
nung faſſete/ ihr Arbianes wuͤrde annoch im Leben ſeyn/ nam ſie ſich vor/ alle Ungluͤks Wi-
derwertigkeiten zuerdulden/ inſonderheit danckete ſie Gotthoͤchlich/ daß ſie ſich am ganzen
Leibe uͤber und uͤber mit der Farbe angeſtrichen/ und heßlich gnug gemacht hatte. Sie
lagen beyderſeits gar elendig/ doch wirkete Wolffgang ſo lange mit ſeinen Haͤnden/ dz ſich
der Strik loͤſete/ machte hernach ſeine Fuͤſſe/ und bald das Fraͤulein auch loß/ welche er
nach ſeinem Vermoͤgen troͤſtete; das Gluͤk wuͤrde ſie ja noch endlich anſehen/ und ihnen
freundlicher werden/ wann es ſeinen Muht gnug würde gekuͤhlet haben. Das aͤrgeſte war/
daß er keinen Weg kennete/ und ihre Füſſe zum gehen unduͤchtig waͤhren/ ſonſt wolten ſie
noch ſehen/ daß ſie wieder bey Leute kaͤhmen. Ey ich wil friſch mit lauffen/ ſagte das Fraͤu-
lein/ und an die Fußſ[c]hmerzen nicht gedenken/ weil das ſchmieren/ welches mich geſtern
Abend die Wirtin lehrete/ mir ſehr wol geholffen hat; aber den Weg/ welchen die Raͤuber
gefahren ſind/ wollen wir meiden/ und uns auf einẽ andern wenden/ ſo bald nur ein Schei-
de Weg zuſehen iſt. Sie gingen ſanfftmuͤhtig fort/ und kehreten ſich nach der Linken zu;
kahmen auch des Nachmittags ganz ermuͤdet in ein geringes Doͤrflein/ da nichts als Brod
und Butter/ und ſehr ſchlechtes Getraͤnke zubekommen wahr; ſo wuſten ihnen die Leutlein
keine Anzeige zutuhn/ wohin ſie ſich wenden ſolten/ deswegen ſie uͤber Nacht daſelbſt blie-
ben/ und ſich fein ausruheten; aber als des folgenden Morgens ſie fort wolten/ und kein
klein Geld bey ſich hatten/ die geringen Speiſen zuzahlen/ auch niemand die Gold Kronen
kennete/ ob ſie gut waͤhren oder nicht/ muſte Wolfgang an ſtat der bezahlung ſeine Schuch
im ſtiche laſſen/ wie ungerne er auch wolte. Sie brachen doch wieder loß/ und tanzete die-
ſer auff den Soͤcken/ deſſen er dann nicht ungewohnet wahr/ und dannoch das Fraͤulein
groß Mitleiden mit ihm trug/ beteurend/ wann ſie ſolches haͤtte wiſſen ſollen/ wolte ſie un-
geſſen blieben ſeyn; deſſen er aber lachete/ ſie verſichernd/ wann er ſich vor ihr nit geſcheu-
het/ wuͤrde er des vorigen Tages ſeine Schuch lieber unter dem Arme/ oder auff einem
Stecken uͤber der Schulter/ als an ſeinen Fuͤſſen getragen haben; dann es iſt mit einem
Menſchen/ ſagte er/ als mit einem Pferde/ welches wann es nicht von Jugend auff zu den
Huefeiſen gewehnen iſt/ gehet es unbeſchlagen viel beſſer; alſo finden ſich unter uns Bau-
ren/ die ſtoͤlpern immerfort/ wann ſie in Schuhen gehen/ da hingegen ſie barfuß feſt und ge-
ſchwinde fort treten. Nun mein lieber Wolffgang/ antwortete ſie/ laſt es geſchehen/ daß ihꝛ
meinet wegen einen Tag barfuß gehen muͤſſet/ uñ zweifelt nicht/ daß/ ſo bald mir mein Gott

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/656>, abgerufen am 22.11.2024.