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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Fünftes Buch.
freygegebene Skythen in einem absonderlichen hauffen ritten. Vologeses fragete die Par-
then/ was sie in ihren Beuteln trügen/ und bekam zur Antwort; es währe des Dorylaus
straffe; wobey ers auch vordismahl bewenden ließ. Der Gesante ward bald vorgefodert/
massen der König sehr begierig wahr/ ihre Werbung zuvernehmen; und brachte dieser
vor: Er währe von der Durchl. Groß Fürstin Valiska/ ehmahls Herkuliska genennet/ an
ihre Königl. Hocheit abgefertiget/ umb dieses vorzutragen: Es hätte höchstgedachte Groß-
Fürstin in erfahrung gebracht/ daß gegenwärtige 2500 Gefangene ihrer Hocheit ange-
höreten/ und sie deßwegen alsbald von der Dorylaischen straffe loßgebehten/ um ihrer Hoch-
heit dieselben ungestümmelt wieder zu geben/ nach dem sie wol erkennete/ derselben sehr ver-
schuldet seyn/ wegen vielfältiger empfangenen Woltahten; tähte ihr demnach leid/ daß
wegen längst zuvor geschlossener Heyraht mit Groß Fürst Herkules/ sie in diesem Stük
ihrer Königl. Hocheit nicht wilfahren können/ deren sie in allem übrigen/ Zeit ihres Le-
bens gehorsam und bereitwilligste Dienste erzeigen/ sich auch derselben zu aller väterlichen
Gewogenheit wolte anbefohlen haben. Artabanus hatte ihm viel eine andere Ursach der
Gesandschafft eingebildet; nachdem er aber alle abdankung der ehelichen Liebe hörete/ sa-
he er den Redener mit grimmigen Augen an/ und fragete; wer ihn so verwägen gemacht
hätte/ mit solcher Werbung vor seinem Stuel zuerscheinen; meynet der abtrünnige Bube
Artaxerxes/ sagte er/ daß es uns umb ein Händichen vol nichtwerter gefangenen zu tuhn
sey/ welche wir ihres unverhaltens selbst am Leben straffen werden. Der Gesante antwor-
tete unerschrocken: Diese Kühnheit vor eure Königl. Hocheit zutreten/ hat die Versiche-
rung meiner Gn. Groß Fürstin mir gemacht/ nebest dem gemeinen Völker Recht/ welches
allen Gesanten freyheit verspricht. Vologeses hieß den Gesanten einen Abtrit nehmen/
und die gefangenen Parthen vorfodern/ die mit kläglichen Gebärden und fliessenden Au-
gen alle mitgebrachte Zungen nebest Dorylaus Häupt vor des Königes Füssen außschüt-
teten/ und der vornehmste unter ihnen also anfing: Allergroßmächtigster König; die Göt-
ter müsse es erbarmen/ daß ihrer Groß Königl. Hocheit wir dieses elende Schauspiel an-
zurichten/ durch einen schweren äidschwur gezwungen sind/ wo wir sonst nicht alle mitein-
ander auch unserer Zungen hätten wollen verlustig seyn. Sehet/ allergnädigster König/
sehet alhier mehr als 36000 Zungen/ von unserm Feld Herrn Dorylaus und seinem Kriegs-
Heer/ welche die Feinde ihnen nach ihrem tode außgeschnitten/ weil sie in erfahrung ge-
bracht/ daß Dorylaus euer Hocheit eine anzahl Persischer Zungen sol versprochen haben;
ich scheuhe mich zuerzählen/ was vor hönische reden von dem Persischen und Medischen
Fürsten über diese Zungen sind außgeschüttet worden; ob die Parther Lust bekommen hät-
ten/ Zungen zufressen. Allergnädigster König; haben wir armen gefangenen daran gesün-
diget/ daß wir aus furcht unsere Zungen zuverlieren/ uns zu dieser Verrichtung äidlich ha-
ben verbinden lassen so stehen wir hie/ es mit unsern Köpffen zubüssen/ als welche wir tau-
sendmahl lieber/ dann nur die Zunge/ verlieren wollen. Artabanus stellete sich nicht anders/
als ob er rasend währe; befahl die Zungen hinweg zutragen/ und die Gefangenen allein
zuführen; und weil er vor Zorn nicht reden kunte/ ließ er alle hohe Befehlichshaber zusam-
men kommen/ und hierüber Raht halten; welche einen Abtrit begehreten/ und auff gemach-
ten Schlus durch Vologeses dieses vortrugen: Allergroßmächtigster König/ wir inge-

samt

Fuͤnftes Buch.
freygegebene Skythen in einem abſonderlichẽ hauffen ritten. Vologeſes fragete die Par-
then/ was ſie in ihren Beuteln truͤgen/ und bekam zur Antwort; es waͤhre des Dorylaus
ſtraffe; wobey ers auch vordiſmahl bewenden ließ. Der Geſante ward bald vorgefodert/
maſſen der Koͤnig ſehr begierig wahr/ ihre Werbung zuvernehmen; und brachte dieſer
voꝛ: Er waͤhre von der Durchl. Groß Fuͤrſtin Valiſka/ ehmahls Herkuliſka genennet/ an
ihre Koͤnigl. Hocheit abgefertiget/ umb dieſes vorzutragẽ: Es haͤtte hoͤchſtgedachte Groß-
Fuͤrſtin in erfahrung gebracht/ daß gegenwaͤrtige 2500 Gefangene ihrer Hocheit ange-
hoͤreten/ uñ ſie deßwegen alsbald von deꝛ Dorylaiſchen ſtraffe loßgebehten/ um ihreꝛ Hoch-
heit dieſelben ungeſtuͤmmelt wieder zu geben/ nach dem ſie wol erkennete/ derſelben ſehr veꝛ-
ſchuldet ſeyn/ wegen vielfaͤltiger empfangenen Woltahten; taͤhte ihr demnach leid/ daß
wegen laͤngſt zuvor geſchloſſener Heyraht mit Gꝛoß Fuͤrſt Herkules/ ſie in dieſem Stuͤk
ihrer Koͤnigl. Hocheit nicht wilfahren koͤnnen/ deren ſie in allem uͤbrigen/ Zeit ihres Le-
bens gehorſam und bereitwilligſte Dienſte erzeigen/ ſich auch derſelben zu aller vaͤterlichẽ
Gewogenheit wolte anbefohlen haben. Artabanus hatte ihm viel eine andere Urſach der
Geſandſchafft eingebildet; nachdem er aber alle abdankung der ehelichen Liebe hoͤrete/ ſa-
he er den Redener mit grimmigen Augen an/ und fragete; wer ihn ſo verwaͤgen gemacht
haͤtte/ mit ſolcher Werbung vor ſeinem Stuel zuerſcheinen; meynet der abtruͤnnige Bube
Artaxerxes/ ſagte er/ daß es uns umb ein Haͤndichen vol nichtwerter gefangenen zu tuhn
ſey/ welche wir ihres unverhaltens ſelbſt am Leben ſtraffen werden. Der Geſante antwor-
tete unerſchrocken: Dieſe Kuͤhnheit vor eure Koͤnigl. Hocheit zutreten/ hat die Verſiche-
rung meiner Gn. Groß Fuͤrſtin mir gemacht/ nebeſt dem gemeinen Voͤlker Recht/ welches
allen Geſanten freyheit verſpricht. Vologeſes hieß den Geſanten einen Abtrit nehmen/
und die gefangenen Parthen vorfodern/ die mit klaͤglichen Gebaͤrden und flieſſenden Au-
gen alle mitgebrachte Zungen nebeſt Dorylaus Haͤupt vor des Koͤniges Fuͤſſen außſchuͤt-
teten/ und der vornehmſte unter ihnen alſo anfing: Allergroßmaͤchtigſter Koͤnig; die Goͤt-
ter müſſe es erbarmen/ daß ihrer Groß Koͤnigl. Hocheit wir dieſes elende Schauſpiel an-
zurichten/ durch einen ſchweren aͤidſchwuꝛ gezwungen ſind/ wo wir ſonſt nicht alle mitein-
ander auch unſerer Zungen haͤtten wollen verluſtig ſeyn. Sehet/ allergnaͤdigſter Koͤnig/
ſehet alhier mehr als 36000 Zungẽ/ von unſerm Feld Herrn Dorylaus uñ ſeinem Kriegs-
Heer/ welche die Feinde ihnen nach ihrem tode außgeſchnitten/ weil ſie in erfahrung ge-
bracht/ daß Dorylaus euer Hocheit eine anzahl Perſiſcher Zungen ſol verſprochen haben;
ich ſcheuhe mich zuerzaͤhlen/ was vor hoͤniſche reden von dem Perſiſchen und Mediſchen
Fuͤrſten uͤber dieſe Zungen ſind außgeſchuͤttet worden; ob die Parther Luſt bekom̃en haͤt-
ten/ Zungen zufreſſen. Allergnaͤdigſter Koͤnig; haben wir armen gefangenen daran geſuͤn-
diget/ daß wir aus furcht unſere Zungen zuverlieren/ uns zu dieſer Verrichtung aͤidlich ha-
ben verbinden laſſen ſo ſtehen wir hie/ es mit unſern Koͤpffen zubuͤſſen/ als welche wir tau-
ſendmahl lieber/ dañ nur die Zunge/ verlieren wollen. Artabanus ſtellete ſich nicht anders/
als ob er raſend waͤhre; befahl die Zungen hinweg zutragen/ und die Gefangenen allein
zufuͤhren; und weil er vor Zorn nicht reden kunte/ ließ er alle hohe Befehlichshaber zuſam-
men kommen/ und hierüber Raht halten; welche einen Abtrit begehreten/ uñ auff gemach-
ten Schlus durch Vologeſes dieſes vortrugen: Allergroßmaͤchtigſter Koͤnig/ wir inge-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/74>, abgerufen am 25.11.2024.