Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.Achtes Buch. immerzu nachfolgeten; wie im gleichen Neda und Prinsla mit 12000 nach einem andernOrte/ von denen Ladisla und Markus mit 10000 nicht weit blieben. Nun wahr das Ge- schrey an dieser Seite schon durch das Land erschollen/ daß die Böhmen den Einfal getahn hatten/ daher der König etliche hundert Befehlichshaber von seinem neuen Heer/ welches noch nicht gar bey einander wahr/ nach diesen Grenzen schickete/ mit Befehl/ alle erwach- sene Manschaft zusamlen nnd bewehret zumachen. Diese wurden Leches seiner Ankunft gewahr/ zogen ihm 14000 stark entgegen/ und schicketen herum/ daß sich mehr zu ihnen schlagen solten. Leches empfing sie mit unverzagtem Herzen/ welche anfangs als verzwei- felte Leute fochten/ und die unsern beide Hände vol zutuhn bekamen/ biß ihre Ordnung ge- trennet ward/ und nachgehends/ weil sie sich nicht wieder setzen kunten/ wie das Vieh ab- geschlachtet wurden. Ehe sichs aber Leches versahe/ ward er von der Linken her von einem neuen Feinde 15000 stark angegriffen/ gegen welche er sich kehrete so best er kunte/ da inzwi- schen die ersten sich samleten/ voller Hoffnung/ sich rechtschaffen zurächen. Aber Herkules kam zu rechter Zeit/ gab Arbianes 7000 gegen die ersten zuführen; er aber ging mit 5000 Leches zu Hülffe/ welcher dieses unvermuhtlichen Entsatzes sich erfreuend/ den Feind gera- de von fornen zu angriff/ da Herkules zur Seite einfiel. Arbianes empfand schwachen Wie- derstand von den schon Abgematteten/ daher er zu erst fertig ward/ daß von diesem ganzen Hauffen nicht mehr als 4000 lebendig blieben/ deren 3600 gefangen wurden/ die übrigen sich durch die Flucht erretteten. Der andere Feindes-Hauffen hielt sich biß dahin noch wol/ weil viel handfeste Leute unter ihnen wahren/ aber so bald sie Arbianes auch herzu dringen sahen/ entfiel ihnen aller Muht/ daß sie ihr Gewehr von sich worffen/ und um Gnade rieffen/ welche ihnen auch gegeben ward/ wurden also hieselbst 8000 gefangen genommen/ und er. retteten sich kaum 50 durch die Flucht. Dieser herliche Sieg ward in anderthalb Stunden völlig erhalten/ welcher den unsern nur 1800 Mann kostete/ wiewol ihrer 2600 beschädi- get wahren. Sie hielten in aller Eile Plünderung/ funden bey den Lebendigen und Todten sehr viel Baarschafft/ welches alles den Kriegsleuten frey gegeben ward; und also hielten sie es auch bey dem ersten Einfall/ daß die Völker alle Baarschafft vor sich raubeten/ und überaus viel Gold zusammen schleppeten. Unter den Gefangenen wahren 130 Ober Be- fehlichshaber/ wurden aber den gemeinen Knechten gleich gerechnet/ und alle vor Leibeige- ne nach Böhmen fortgeschicket. Herkules ging noch zwo Meile weiter zum Lande hinein/ traf eine zimliche Stad an/ wiewol nicht sonderlich feste/ und weil sie an Manschafft sehr entblösset wahr/ bemächtigete er sich derselben ohn Blutvergiessen; sie wahr aber vol hin- ein geflehetes Guts/ von Vieh/ Korn und allerhand Waaren/ so daß die Gassen und Höfe an vielen Orten mit den Wagen angefüllet wahren. Herkules ließ ausruffen/ daß alle Leib- eigene fich zur süssen Freiheit einstellen solten/ worauff in kurzer Zeit sich 4000/ mehren- teils Böhmen anfunden/ welche viel dankens machen wolten; aber sie musten helffen die Wagen und das Last Vich mit allerhand Raub beladen/ da dann 3000 volgepackete Wa- gen/ 6000 Maul Esel und Esel/ 8000 Pferde/ und 7000 Ochsen mit voller Ladung fort- getrieben wurden. Als Herkules mit solcher grossen Menge gefangenen/ gesattelter Pfer- de/ und Beute nahe bey des Feindes Lager herzohe/ und das Heer ihn mit grossem jauch- zen empfing/ meynete Dropion vor Herzensangst zusticken/ fluchete und schalt so wol auff seinen
Achtes Buch. immerzu nachfolgeten; wie im gleichen Neda und Prinſla mit 12000 nach einem andeꝛnOrte/ von denen Ladiſla und Markus mit 10000 nicht weit blieben. Nun wahr das Ge- ſchrey an dieſer Seite ſchon durch das Land erſchollen/ daß die Boͤhmen den Einfal getahn hatten/ daher der Koͤnig etliche hundert Befehlichshaber von ſeinem neuen Heer/ welches noch nicht gar bey einander wahr/ nach dieſen Grenzen ſchickete/ mit Befehl/ alle erwach- ſene Manſchaft zuſamlen nnd bewehret zumachen. Dieſe wurden Leches ſeiner Ankunft gewahr/ zogen ihm 14000 ſtark entgegen/ und ſchicketen herum/ daß ſich mehr zu ihnen ſchlagen ſolten. Leches empfing ſie mit unverzagtem Herzen/ welche anfangs als verzwei- felte Leute fochten/ und die unſern beide Haͤnde vol zutuhn bekamen/ biß ihre Ordnung ge- trennet ward/ und nachgehends/ weil ſie ſich nicht wieder ſetzen kunten/ wie das Vieh ab- geſchlachtet wurden. Ehe ſichs aber Leches verſahe/ ward er von der Linken her von einem neuen Feinde 15000 ſtark angegriffen/ gegen welche er ſich kehrete ſo beſt er kunte/ da inzwi- ſchen die erſten ſich ſamleten/ voller Hoffnung/ ſich rechtſchaffen zuraͤchen. Aber Herkules kam zu rechter Zeit/ gab Arbianes 7000 gegen die erſten zufuͤhren; er aber ging mit 5000 Leches zu Huͤlffe/ welcher dieſes unvermuhtlichen Entſatzes ſich erfreuend/ den Feind geꝛa- de von fornen zu angriff/ da Heꝛkules zur Seite einfiel. Aꝛbianes empfand ſchwachen Wie- derſtand von den ſchon Abgematteten/ daher er zu erſt fertig ward/ daß von dieſem ganzen Hauffen nicht mehr als 4000 lebendig blieben/ deren 3600 gefangen wurden/ die uͤbrigen ſich durch die Flucht errettetẽ. Der andere Feindes-Hauffen hielt ſich biß dahin noch wol/ weil viel handfeſte Leute unter ihnen wahren/ aber ſo bald ſie Arbianes auch herzu dringen ſahen/ entfiel ihnen aller Muht/ daß ſie ihr Gewehr von ſich worffen/ und um Gnade rieffẽ/ welche ihnen auch gegeben ward/ wurden alſo hieſelbſt 8000 gefangen genommen/ und er. retteten ſich kaum 50 durch die Flucht. Dieſer herliche Sieg ward in anderthalb Stunden voͤllig erhalten/ welcher den unſern nur 1800 Mann koſtete/ wiewol ihrer 2600 beſchaͤdi- get wahren. Sie hielten in aller Eile Pluͤnderung/ funden bey den Lebendigen und Todten ſehr viel Baarſchafft/ welches alles den Kriegsleuten frey gegeben ward; und alſo hielten ſie es auch bey dem erſten Einfall/ daß die Voͤlker alle Baarſchafft vor ſich raubeten/ und uͤberaus viel Gold zuſammen ſchleppeten. Unter den Gefangenen wahren 130 Ober Be- fehlichshaber/ wurden aber den gemeinen Knechten gleich gerechnet/ und alle vor Leibeige- ne nach Boͤhmen fortgeſchicket. Herkules ging noch zwo Meile weiter zum Lande hinein/ traf eine zimliche Stad an/ wiewol nicht ſonderlich feſte/ und weil ſie an Manſchafft ſehr entbloͤſſet wahr/ bemaͤchtigete er ſich derſelben ohn Blutvergieſſen; ſie wahr aber vol hin- ein geflehetes Guts/ von Vieh/ Korn und allerhand Waaren/ ſo daß die Gaſſen und Hoͤfe an vielen Orten mit den Wagen angefuͤllet wahren. Herkules ließ ausruffen/ daß alle Leib- eigene fich zur ſuͤſſen Freiheit einſtellen ſolten/ worauff in kurzer Zeit ſich 4000/ mehren- teils Boͤhmen anfunden/ welche viel dankens machen wolten; aber ſie muſten helffen die Wagen und das Laſt Vich mit allerhand Raub beladen/ da dann 3000 volgepackete Wa- gen/ 6000 Maul Eſel und Eſel/ 8000 Pferde/ und 7000 Ochſen mit voller Ladung fort- getrieben wurden. Als Herkules mit ſolcher groſſen Menge gefangenen/ geſattelter Pfer- de/ und Beute nahe bey des Feindes Lager herzohe/ und das Heer ihn mit groſſem jauch- zen empfing/ meynete Dropion vor Herzensangſt zuſticken/ fluchete und ſchalt ſo wol auff ſeinen
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Achtes Buch.
immerzu nachfolgeten; wie im gleichen Neda und Prinſla mit 12000 nach einem andeꝛn
Orte/ von denen Ladiſla und Markus mit 10000 nicht weit blieben. Nun wahr das Ge-
ſchrey an dieſer Seite ſchon durch das Land erſchollen/ daß die Boͤhmen den Einfal getahn
hatten/ daher der Koͤnig etliche hundert Befehlichshaber von ſeinem neuen Heer/ welches
noch nicht gar bey einander wahr/ nach dieſen Grenzen ſchickete/ mit Befehl/ alle erwach-
ſene Manſchaft zuſamlen nnd bewehret zumachen. Dieſe wurden Leches ſeiner Ankunft
gewahr/ zogen ihm 14000 ſtark entgegen/ und ſchicketen herum/ daß ſich mehr zu ihnen
ſchlagen ſolten. Leches empfing ſie mit unverzagtem Herzen/ welche anfangs als verzwei-
felte Leute fochten/ und die unſern beide Haͤnde vol zutuhn bekamen/ biß ihre Ordnung ge-
trennet ward/ und nachgehends/ weil ſie ſich nicht wieder ſetzen kunten/ wie das Vieh ab-
geſchlachtet wurden. Ehe ſichs aber Leches verſahe/ ward er von der Linken her von einem
neuen Feinde 15000 ſtark angegriffen/ gegen welche er ſich kehrete ſo beſt er kunte/ da inzwi-
ſchen die erſten ſich ſamleten/ voller Hoffnung/ ſich rechtſchaffen zuraͤchen. Aber Herkules
kam zu rechter Zeit/ gab Arbianes 7000 gegen die erſten zufuͤhren; er aber ging mit 5000
Leches zu Huͤlffe/ welcher dieſes unvermuhtlichen Entſatzes ſich erfreuend/ den Feind geꝛa-
de von fornen zu angriff/ da Heꝛkules zur Seite einfiel. Aꝛbianes empfand ſchwachen Wie-
derſtand von den ſchon Abgematteten/ daher er zu erſt fertig ward/ daß von dieſem ganzen
Hauffen nicht mehr als 4000 lebendig blieben/ deren 3600 gefangen wurden/ die uͤbrigen
ſich durch die Flucht errettetẽ. Der andere Feindes-Hauffen hielt ſich biß dahin noch wol/
weil viel handfeſte Leute unter ihnen wahren/ aber ſo bald ſie Arbianes auch herzu dringen
ſahen/ entfiel ihnen aller Muht/ daß ſie ihr Gewehr von ſich worffen/ und um Gnade rieffẽ/
welche ihnen auch gegeben ward/ wurden alſo hieſelbſt 8000 gefangen genommen/ und er.
retteten ſich kaum 50 durch die Flucht. Dieſer herliche Sieg ward in anderthalb Stunden
voͤllig erhalten/ welcher den unſern nur 1800 Mann koſtete/ wiewol ihrer 2600 beſchaͤdi-
get wahren. Sie hielten in aller Eile Pluͤnderung/ funden bey den Lebendigen und Todten
ſehr viel Baarſchafft/ welches alles den Kriegsleuten frey gegeben ward; und alſo hielten
ſie es auch bey dem erſten Einfall/ daß die Voͤlker alle Baarſchafft vor ſich raubeten/ und
uͤberaus viel Gold zuſammen ſchleppeten. Unter den Gefangenen wahren 130 Ober Be-
fehlichshaber/ wurden aber den gemeinen Knechten gleich gerechnet/ und alle vor Leibeige-
ne nach Boͤhmen fortgeſchicket. Herkules ging noch zwo Meile weiter zum Lande hinein/
traf eine zimliche Stad an/ wiewol nicht ſonderlich feſte/ und weil ſie an Manſchafft ſehr
entbloͤſſet wahr/ bemaͤchtigete er ſich derſelben ohn Blutvergieſſen; ſie wahr aber vol hin-
ein geflehetes Guts/ von Vieh/ Korn und allerhand Waaren/ ſo daß die Gaſſen und Hoͤfe
an vielen Orten mit den Wagen angefuͤllet wahren. Herkules ließ ausruffen/ daß alle Leib-
eigene fich zur ſuͤſſen Freiheit einſtellen ſolten/ worauff in kurzer Zeit ſich 4000/ mehren-
teils Boͤhmen anfunden/ welche viel dankens machen wolten; aber ſie muſten helffen die
Wagen und das Laſt Vich mit allerhand Raub beladen/ da dann 3000 volgepackete Wa-
gen/ 6000 Maul Eſel und Eſel/ 8000 Pferde/ und 7000 Ochſen mit voller Ladung fort-
getrieben wurden. Als Herkules mit ſolcher groſſen Menge gefangenen/ geſattelter Pfer-
de/ und Beute nahe bey des Feindes Lager herzohe/ und das Heer ihn mit groſſem jauch-
zen empfing/ meynete Dropion vor Herzensangſt zuſticken/ fluchete und ſchalt ſo wol auff
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/748>, abgerufen am 16.07.2024. |