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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
disla den kürzern gezogen hätte. Aber Agiß erwies durch hochwichtige Ursachen/ daß sol-
chen Kampf sein Heer keines weges zulassen könte noch solte; wobey es auch sein verblei-
ben hatte. Doch erkläreten sie sich einhellig/ den Schimpf noch vor der Sonnen Untergang
grausamlich zu rächen/ daß keinem hinfort gelüsten solte/ dem Pannonischen Könige und
seinem unüberwindlichen Kriegsheer einen schäbichten Hund zuzuschicken. Es musten
10000 Reuter absitzen/ und zu dem Fußvolke treten/ daß ihre Zahl auff 100000 vol ward.
Das Lager besetzeten sie mit Fuhrleuten und andern unnützen Gesinde/ und teilete Mnata
mit Dropion die Reuterey gleich/ daß jeder 75000 Pferde führete/ welche Zeit des Sturms
in voller Schlachtordnung halten solten. Dropion wahr so stolz/ daß er an seinen König
begehren durfte/ ihm den Bömischen König zur Straffe überzulassen/ so bald er würde ge-
fangen seyn; befahl auch dem Fußvolk/ sie solten ihn nicht erschlagen/ sondern lebendig greif-
fen. Mnata munterte die seinen zur Herzhaftigkeit auff/ sie solten nur betrachten/ was vor
einen unablöschlichen Schimpf man ihrem ganzen Volke durch überschickung des schä-
bichten Hundes angelegt hätte/ welchen auszudeuten man keines Dolmetschers bedürfte/
gestaltsam der nichtige Böhme (so nennete er Ladisla) schon im vorigen Zuge die Panno-
nier vor Hunde/ und ihre Ansoderung vor ein Hundisches bellen hätte schelten dunrffen; es
währe solcher Hohn tausendmahl bitterer/ als der Tod selbst; dann dieser brächte einem
redlichen Manne keine Schande/ jenes aber beschimpfete ihn so hoch/ als weit ein Hund ge-
ringer dann ein Mensch währe. Abbitte währe davor viel zu schlecht/ es müste solcher Fre-
vel mit dessen Blute ausgesöhnet werden/ der ihn begangen hätte; deswegen solten sie ih-
rer angebohrnen und durch die ganze Welt beschriehenen Mannheit eingedenke seyn/ und
mit wenigen zu sagen/ nur sich erinnern daß sie Pannonier währen/ alsdann würde einem
jeden seine Schuldigkeit es schon zuruffen/ was ihm gebühren wolte; er selbst währe wil-
lens/ den rechten Flugel anzuführen/ wann der Feind mit seiner Reuterey loßbrechen wür-
de/ bißdahin er auff einem Hügel halten/ und eigentlich acht drauff geben wolte/ wer seine
Tapferkeit am besten gebrauchen würde/ wiewol er an keinem im geringsten nicht zweifelte.
König Henrich unterließ nicht/ den seinen den Muht gleichergestalt zuerwecken; sie solten
nicht des Feindes menge ansehen/ noch sein wüstes Geschrey achten/ sondern ihnen nach
den Fäusten sehen/ und sie daselbst angreiffen/ wo ihnen am besten beyzukommen währe/ welches
allen und jeden nicht solte unvergolten bleiben/ ungeachtet sie schuldig währen/ vor das Va-
terland und vor ihre Könige streitend zu sterben. Damit höreten sie/ daß das Zeichen zum
Sturm gegeben ward/ und ein so gräuliches Geruffe sich erhuhb/ daß wol ein gnug herz-
haftiger dadurch solte bewäget seyn/ und wahr inwendig einer halben Stunde der doppel-
te Graben an zehn Orten 25 Schuch breit ausgefüllet. Weil dann die Pannonier die Ge-
fahr des ehemaligen Sturmes noch in frischem Gedächtnis hatten/ macheten sie sich mit
Hacken und Schauffeln an den auffgeworffenen Wahl/ der meinung/ ihn niderzureissen/
und einen ebenen Eingang zumachen/ welches ihnen anfangs glüklich von statten ging/ dz
sie drey zimliche Strassen zur helfte hindurch arbeiteten. Ladisla entsetzete sich in etwas vor
dem gräulichen toben/ aber sein unüberwindliches Herz fassete bald festen Stand/ und befahl
er/ daß 6000 Mann ausfallen und die Arbeiter angreiffen solten/ welches so wol glückete/
daß sie ohn verlust eines einzigen Mannes/ 2000 niderschlugen/ und ihr Werkzeug davon

ins

Achtes Buch.
diſla den kuͤrzern gezogen haͤtte. Aber Agiß erwies durch hochwichtige Urſachen/ daß ſol-
chen Kampf ſein Heer keines weges zulaſſen koͤnte noch ſolte; wobey es auch ſein verblei-
ben hatte. Doch erklaͤreten ſie ſich einhellig/ den Schimpf noch vor der Soñen Untergang
grauſamlich zu raͤchen/ daß keinem hinfort geluͤſten ſolte/ dem Pannoniſchen Koͤnige und
ſeinem unüberwindlichen Kriegsheer einen ſchaͤbichten Hund zuzuſchicken. Es muſten
10000 Reuter abſitzen/ und zu dem Fußvolke treten/ daß ihre Zahl auff 100000 vol ward.
Das Lager beſetzeten ſie mit Fuhrleuten und andern unnuͤtzen Geſinde/ und teilete Mnata
mit Dropion die Reuterey gleich/ daß jeder 75000 Pferde fuͤhrete/ welche Zeit des Sturms
in voller Schlachtordnung halten ſolten. Dropion wahr ſo ſtolz/ daß er an ſeinen Koͤnig
begehren durfte/ ihm den Boͤmiſchen Koͤnig zur Straffe uͤberzulaſſen/ ſo bald er wuͤrde ge-
fangen ſeyn; befahl auch dem Fußvolk/ ſie ſolten ihn nicht erſchlagen/ ſondern lebendig greif-
fen. Mnata munterte die ſeinen zur Herzhaftigkeit auff/ ſie ſolten nur betrachten/ was vor
einen unabloͤſchlichen Schimpf man ihrem ganzen Volke durch uͤberſchickung des ſchaͤ-
bichten Hundes angelegt haͤtte/ welchen auszudeuten man keines Dolmetſchers beduͤrfte/
geſtaltſam der nichtige Boͤhme (ſo nennete er Ladiſla) ſchon im vorigen Zuge die Panno-
nier vor Hunde/ und ihre Anſoderung vor ein Hundiſches bellen haͤtte ſchelten dūrffen; es
waͤhre ſolcher Hohn tauſendmahl bitterer/ als der Tod ſelbſt; dann dieſer braͤchte einem
redlichen Mañe keine Schande/ jenes aber beſchimpfete ihn ſo hoch/ als weit ein Hund ge-
ringer dann ein Menſch waͤhre. Abbitte waͤhre davor viel zu ſchlecht/ es muͤſte ſolcher Fre-
vel mit deſſen Blute ausgeſoͤhnet werden/ der ihn begangen haͤtte; deswegen ſolten ſie ih-
rer angebohrnen und durch die ganze Welt beſchriehenen Mannheit eingedenke ſeyn/ und
mit wenigen zu ſagen/ nur ſich erinnern daß ſie Pannonier waͤhren/ alsdann wuͤrde einem
jeden ſeine Schuldigkeit es ſchon zuruffen/ was ihm gebuͤhren wolte; er ſelbſt waͤhre wil-
lens/ den rechten Flugel anzufuͤhren/ wann der Feind mit ſeiner Reuterey loßbrechen wür-
de/ bißdahin er auff einem Huͤgel halten/ und eigentlich acht drauff geben wolte/ wer ſeine
Tapferkeit am beſten gebrauchen wuͤrde/ wiewol eꝛ an keinem im geringſten nicht zweifelte.
Koͤnig Henrich unterließ nicht/ den ſeinen den Muht gleichergeſtalt zuerwecken; ſie ſolten
nicht des Feindes menge anſehen/ noch ſein wuͤſtes Geſchrey achten/ ſondern ihnen nach
dẽ Faͤuſten ſehen/ uñ ſie daſelbſt angꝛeiffen/ wo ihnen am beſten beyzukom̃en waͤhre/ welches
allen und jeden nicht ſolte unvergolten bleiben/ ungeachtet ſie ſchuldig waͤhren/ vor das Va-
terland und vor ihre Koͤnige ſtreitend zu ſterben. Damit hoͤreten ſie/ daß das Zeichen zum
Sturm gegeben ward/ und ein ſo graͤuliches Geruffe ſich erhuhb/ daß wol ein gnug herz-
haftiger dadurch ſolte bewaͤget ſeyn/ und wahr inwendig einer halben Stunde der doppel-
te Graben an zehn Orten 25 Schuch breit ausgefuͤllet. Weil dann die Pannonier die Ge-
fahr des ehemaligen Sturmes noch in friſchem Gedaͤchtnis hatten/ macheten ſie ſich mit
Hacken und Schauffeln an den auffgeworffenen Wahl/ der meinung/ ihn niderzureiſſen/
und einen ebenen Eingang zumachen/ welches ihnen anfangs gluͤklich von ſtatten ging/ dz
ſie drey zimliche Straſſen zur helfte hindurch arbeiteten. Ladiſla entſetzete ſich in etwas voꝛ
dem graͤulichẽ toben/ aber ſein unuͤberwindliches Herz faſſete bald feſten Stand/ und befahl
er/ daß 6000 Mann ausfallen und die Arbeiter angreiffen ſolten/ welches ſo wol gluͤckete/
daß ſie ohn verluſt eines einzigen Mannes/ 2000 niderſchlugen/ und ihr Werkzeug davon

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[751/0757] Achtes Buch. diſla den kuͤrzern gezogen haͤtte. Aber Agiß erwies durch hochwichtige Urſachen/ daß ſol- chen Kampf ſein Heer keines weges zulaſſen koͤnte noch ſolte; wobey es auch ſein verblei- ben hatte. Doch erklaͤreten ſie ſich einhellig/ den Schimpf noch vor der Soñen Untergang grauſamlich zu raͤchen/ daß keinem hinfort geluͤſten ſolte/ dem Pannoniſchen Koͤnige und ſeinem unüberwindlichen Kriegsheer einen ſchaͤbichten Hund zuzuſchicken. Es muſten 10000 Reuter abſitzen/ und zu dem Fußvolke treten/ daß ihre Zahl auff 100000 vol ward. Das Lager beſetzeten ſie mit Fuhrleuten und andern unnuͤtzen Geſinde/ und teilete Mnata mit Dropion die Reuterey gleich/ daß jeder 75000 Pferde fuͤhrete/ welche Zeit des Sturms in voller Schlachtordnung halten ſolten. Dropion wahr ſo ſtolz/ daß er an ſeinen Koͤnig begehren durfte/ ihm den Boͤmiſchen Koͤnig zur Straffe uͤberzulaſſen/ ſo bald er wuͤrde ge- fangen ſeyn; befahl auch dem Fußvolk/ ſie ſolten ihn nicht erſchlagen/ ſondern lebendig greif- fen. Mnata munterte die ſeinen zur Herzhaftigkeit auff/ ſie ſolten nur betrachten/ was vor einen unabloͤſchlichen Schimpf man ihrem ganzen Volke durch uͤberſchickung des ſchaͤ- bichten Hundes angelegt haͤtte/ welchen auszudeuten man keines Dolmetſchers beduͤrfte/ geſtaltſam der nichtige Boͤhme (ſo nennete er Ladiſla) ſchon im vorigen Zuge die Panno- nier vor Hunde/ und ihre Anſoderung vor ein Hundiſches bellen haͤtte ſchelten dūrffen; es waͤhre ſolcher Hohn tauſendmahl bitterer/ als der Tod ſelbſt; dann dieſer braͤchte einem redlichen Mañe keine Schande/ jenes aber beſchimpfete ihn ſo hoch/ als weit ein Hund ge- ringer dann ein Menſch waͤhre. Abbitte waͤhre davor viel zu ſchlecht/ es muͤſte ſolcher Fre- vel mit deſſen Blute ausgeſoͤhnet werden/ der ihn begangen haͤtte; deswegen ſolten ſie ih- rer angebohrnen und durch die ganze Welt beſchriehenen Mannheit eingedenke ſeyn/ und mit wenigen zu ſagen/ nur ſich erinnern daß ſie Pannonier waͤhren/ alsdann wuͤrde einem jeden ſeine Schuldigkeit es ſchon zuruffen/ was ihm gebuͤhren wolte; er ſelbſt waͤhre wil- lens/ den rechten Flugel anzufuͤhren/ wann der Feind mit ſeiner Reuterey loßbrechen wür- de/ bißdahin er auff einem Huͤgel halten/ und eigentlich acht drauff geben wolte/ wer ſeine Tapferkeit am beſten gebrauchen wuͤrde/ wiewol eꝛ an keinem im geringſten nicht zweifelte. Koͤnig Henrich unterließ nicht/ den ſeinen den Muht gleichergeſtalt zuerwecken; ſie ſolten nicht des Feindes menge anſehen/ noch ſein wuͤſtes Geſchrey achten/ ſondern ihnen nach dẽ Faͤuſten ſehen/ uñ ſie daſelbſt angꝛeiffen/ wo ihnen am beſten beyzukom̃en waͤhre/ welches allen und jeden nicht ſolte unvergolten bleiben/ ungeachtet ſie ſchuldig waͤhren/ vor das Va- terland und vor ihre Koͤnige ſtreitend zu ſterben. Damit hoͤreten ſie/ daß das Zeichen zum Sturm gegeben ward/ und ein ſo graͤuliches Geruffe ſich erhuhb/ daß wol ein gnug herz- haftiger dadurch ſolte bewaͤget ſeyn/ und wahr inwendig einer halben Stunde der doppel- te Graben an zehn Orten 25 Schuch breit ausgefuͤllet. Weil dann die Pannonier die Ge- fahr des ehemaligen Sturmes noch in friſchem Gedaͤchtnis hatten/ macheten ſie ſich mit Hacken und Schauffeln an den auffgeworffenen Wahl/ der meinung/ ihn niderzureiſſen/ und einen ebenen Eingang zumachen/ welches ihnen anfangs gluͤklich von ſtatten ging/ dz ſie drey zimliche Straſſen zur helfte hindurch arbeiteten. Ladiſla entſetzete ſich in etwas voꝛ dem graͤulichẽ toben/ aber ſein unuͤberwindliches Herz faſſete bald feſten Stand/ und befahl er/ daß 6000 Mann ausfallen und die Arbeiter angreiffen ſolten/ welches ſo wol gluͤckete/ daß ſie ohn verluſt eines einzigen Mannes/ 2000 niderſchlugen/ und ihr Werkzeug davon ins

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/757>, abgerufen am 22.11.2024.