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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
aber gar geschiklich aus dem Schlage sprang/ bald unter seines Reuters Schutze sich wie-
der herbey machete/ und ihn vom Pferde zur Erden niderrisse/ würde ihn auch vollends
gar zu treten haben/ wann nicht seine Leute ihn zum andernmahl auffgehoben/ und hinweg
geschleppet hätten/ da er im falle den linken Arm verrenkete/ welchen er wieder muste ein-
richten und schmieren lassen/ sich hoch verfluchend/ nicht zu ruhen/ biß er den Buben (so
durfte er einen König nennen) mit samt dem Teuffelspferde erschlagen hätte. Zeit seines
abwesens ging es über die Pannonier/ dann Herkules blieb hieselbst in Olafs stelle/ und taht
dem Feinde so gedrange/ daß er umb Entsaz ausschicken muste. Bey dem andern Flügel
gab es rechtschaffene Püffe/ woselbst Siegward eine solche Furcht in die Feinde gebracht
hatte/ daß sie scheuh trugen/ ihm zu nahen. König Ladisla/ welches ein Teutscher Ritter ge-
zählet/ hatte 16 Pannonier in diesem lezten Treffen nidergehauen/ und suchete hin und wie-
der/ ob er den rechten Heerführer dieses Flügels nicht ertappen könte; welcher aber vor
seines Entsatzes ankunft nicht willens wahr zu streiten/ mehr aus Furcht wegen Dropions
nachstellung/ als des Feindes; blieb daher stets bey seiner kleinen geträuen Schaar/ und
hatte fleissige Aufsicht/ daß den bedrängeten zeitige hülffe geschahe. Der gewaltige Hyppa-
sus nam einen absonderlichen Kampf wieder Ladisla an/ hielt sich auch eine gute Zeit/ ehe
er sich geben wolte/ aber endlich siegete die Königliche Faust ob/ und nam ihn hart verwun-
det gesangen/ da ihn etliche Böhmen aus dem Gedränge nach König Henrich führen mu-
ste. Leches und Neda hatten sich zusammen gesetzet/ stunden vor einen Mann/ und schenke-
ten ihren Feinden so tapfer ein/ daß sie gnug daran hatten/ dann je länger ihre ungeübete
Böhmen das Ding trieben/ je besser sie sich drein schicken kunten/ und trug sich zu/ daß da
Leches einen grossen starken Böhmen/ der sehr blutete/ fragete/ ob er hart verwundet wäh-
re/ dieser zur Antwort gab; er sähe zwar das Blut hin und wieder hervor quellen/ und füh-
lete doch keine Wunde/ fochte auch in dem gefasseten Eifer immer vor sich weg/ biß ihm die
Seele ausfuhr/ da er diese lezte Worte sagete; Ey wie ein süsser Tod ist es/ vor das Vater-
land sterben. Diesem ward nach erhaltener Schlacht/ bey seiner bestattung eine sonderli-
che Lobrede gehalten. König Mnata sahe/ daß die seinen allenthalben abbruch litten/ und
hauffensweise nidergeschlagen wurden/ und wahr ihm leid/ daß er den Entsaz nicht zeiti-
ger hatte herzu fodern lassen/ welcher doch nunmehr nicht gar weit mehr seyn müste; ließ
auch bey seines Feldmarschalks Flügel vernehmen/ wie es daselbst zuginge/ und als er die
Zeitung bekam/ er währe schon zweimahl von Herkules zur Erde geschlagen/ und allemahl
gerettet/ entsetzete er sich dessen/ und befürchtete sich einer algemeinen Flucht/ ehe der Ent-
saz würde verhanden seyn/ dem er etliche Reuter nach einander zuschickete/ daß er/ so viel
möglich/ eilen solte. Ladisla hatte so viel Zeitung/ der König währe selbst bey diesem Flü-
gel im schwarzen Harnische/ und führete auff dem Helme einen blauen Löuen/ der einen
Hund zuriß; deßwegen er mit 3000 Mann hin und her rante/ biß er ihn mit seiner Gesel-
schafft antraf/ und überlaut rief: König Mnata/ bistu Ritters wert/ so laß deinen Feind
König Ladisla empfinden/ daß du ein Schwert führest. Diesen Schimpff durffte er wegen
seiner inheimischen Feinde nicht überhin wehen lassen/ und stellete sich mit dieser Antwort:
Wann ich mich vor deinem Schwert fürchtete/ würde ich dir so nahe nicht kommen/ noch
so weit nachgezogen seyn. Sie zuhämmerten einander weidlich/ dann ihre guten Schwer-

ter

Achtes Buch.
aber gar geſchiklich aus dem Schlage ſprang/ bald unter ſeines Reuters Schutze ſich wie-
der herbey machete/ und ihn vom Pferde zur Erden niderriſſe/ wuͤrde ihn auch vollends
gar zu treten haben/ wann nicht ſeine Leute ihn zum andeꝛnmahl auffgehoben/ und hinweg
geſchleppet haͤtten/ da er im falle den linken Arm verrenkete/ welchen er wieder muſte ein-
richten und ſchmieren laſſen/ ſich hoch verfluchend/ nicht zu ruhen/ biß er den Buben (ſo
durfte er einen Koͤnig nennen) mit ſamt dem Teuffelspferde erſchlagen haͤtte. Zeit ſeines
abweſens ging es uͤber die Pañonier/ dañ Herkules blieb hieſelbſt in Olafs ſtelle/ und taht
dem Feinde ſo gedrange/ daß er umb Entſaz ausſchicken muſte. Bey dem andern Fluͤgel
gab es rechtſchaffene Puͤffe/ woſelbſt Siegward eine ſolche Furcht in die Feinde gebracht
hatte/ daß ſie ſcheuh trugen/ ihm zu nahen. Koͤnig Ladiſla/ welches ein Teutſcher Ritter ge-
zaͤhlet/ hatte 16 Pannonier in dieſem lezten Treffen nidergehauen/ und ſuchete hin und wie-
der/ ob er den rechten Heerführer dieſes Fluͤgels nicht ertappen koͤnte; welcher aber vor
ſeines Entſatzes ankunft nicht willens wahr zu ſtreiten/ mehr aus Furcht wegen Dropions
nachſtellung/ als des Feindes; blieb daher ſtets bey ſeiner kleinen getraͤuen Schaar/ und
hatte fleiſſige Aufſicht/ daß den bedraͤngeten zeitige hülffe geſchahe. Der gewaltige Hyppa-
ſus nam einen abſonderlichen Kampf wieder Ladiſla an/ hielt ſich auch eine gute Zeit/ ehe
er ſich geben wolte/ aber endlich ſiegete die Koͤnigliche Fauſt ob/ und nam ihn hart verwun-
det geſangen/ da ihn etliche Boͤhmen aus dem Gedraͤnge nach Koͤnig Henrich fuͤhren mu-
ſte. Leches und Neda hatten ſich zuſammen geſetzet/ ſtunden vor einen Mann/ und ſchenke-
ten ihren Feinden ſo tapfer ein/ daß ſie gnug daran hatten/ dann je laͤnger ihre ungeuͤbete
Boͤhmen das Ding trieben/ je beſſer ſie ſich drein ſchicken kunten/ und trug ſich zu/ daß da
Leches einen groſſen ſtarken Boͤhmen/ der ſehr blutete/ fragete/ ob er hart verwundet waͤh-
re/ dieſer zur Antwort gab; er ſaͤhe zwar das Blut hin und wieder hervor quellen/ und fuͤh-
lete doch keine Wunde/ fochte auch in dem gefaſſeten Eifer immer vor ſich weg/ biß ihm die
Seele ausfuhr/ da er dieſe lezte Worte ſagete; Ey wie ein ſuͤſſer Tod iſt es/ vor das Vater-
land ſterben. Dieſem ward nach erhaltener Schlacht/ bey ſeiner beſtattung eine ſonderli-
che Lobrede gehalten. Koͤnig Mnata ſahe/ daß die ſeinen allenthalben abbruch litten/ und
hauffensweiſe nidergeſchlagen wurden/ und wahr ihm leid/ daß er den Entſaz nicht zeiti-
ger hatte herzu fodern laſſen/ welcher doch nunmehr nicht gar weit mehr ſeyn muͤſte; ließ
auch bey ſeines Feldmarſchalks Fluͤgel vernehmen/ wie es daſelbſt zuginge/ und als er die
Zeitung bekam/ er waͤhre ſchon zweimahl von Herkules zur Erde geſchlagen/ und allemahl
gerettet/ entſetzete er ſich deſſen/ und befuͤrchtete ſich einer algemeinen Flucht/ ehe der Ent-
ſaz wuͤrde verhanden ſeyn/ dem er etliche Reuter nach einander zuſchickete/ daß er/ ſo viel
moͤglich/ eilen ſolte. Ladiſla hatte ſo viel Zeitung/ der Koͤnig waͤhre ſelbſt bey dieſem Fluͤ-
gel im ſchwarzen Harniſche/ und fuͤhrete auff dem Helme einen blauen Loͤuen/ der einen
Hund zuriß; deßwegen er mit 3000 Mann hin und her rante/ biß er ihn mit ſeiner Geſel-
ſchafft antraf/ und uͤberlaut rief: Koͤnig Mnata/ biſtu Ritters wert/ ſo laß deinen Feind
Koͤnig Ladiſla empfinden/ daß du ein Schwert fuͤhreſt. Dieſen Schimpff durffte er wegẽ
ſeiner inheimiſchen Feinde nicht uͤberhin wehen laſſen/ und ſtellete ſich mit dieſer Antwort:
Wann ich mich vor deinem Schwert fuͤrchtete/ wuͤrde ich dir ſo nahe nicht kommen/ noch
ſo weit nachgezogen ſeyn. Sie zuhaͤmmerten einander weidlich/ dann ihre guten Schwer-

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[774/0780] Achtes Buch. aber gar geſchiklich aus dem Schlage ſprang/ bald unter ſeines Reuters Schutze ſich wie- der herbey machete/ und ihn vom Pferde zur Erden niderriſſe/ wuͤrde ihn auch vollends gar zu treten haben/ wann nicht ſeine Leute ihn zum andeꝛnmahl auffgehoben/ und hinweg geſchleppet haͤtten/ da er im falle den linken Arm verrenkete/ welchen er wieder muſte ein- richten und ſchmieren laſſen/ ſich hoch verfluchend/ nicht zu ruhen/ biß er den Buben (ſo durfte er einen Koͤnig nennen) mit ſamt dem Teuffelspferde erſchlagen haͤtte. Zeit ſeines abweſens ging es uͤber die Pañonier/ dañ Herkules blieb hieſelbſt in Olafs ſtelle/ und taht dem Feinde ſo gedrange/ daß er umb Entſaz ausſchicken muſte. Bey dem andern Fluͤgel gab es rechtſchaffene Puͤffe/ woſelbſt Siegward eine ſolche Furcht in die Feinde gebracht hatte/ daß ſie ſcheuh trugen/ ihm zu nahen. Koͤnig Ladiſla/ welches ein Teutſcher Ritter ge- zaͤhlet/ hatte 16 Pannonier in dieſem lezten Treffen nidergehauen/ und ſuchete hin und wie- der/ ob er den rechten Heerführer dieſes Fluͤgels nicht ertappen koͤnte; welcher aber vor ſeines Entſatzes ankunft nicht willens wahr zu ſtreiten/ mehr aus Furcht wegen Dropions nachſtellung/ als des Feindes; blieb daher ſtets bey ſeiner kleinen getraͤuen Schaar/ und hatte fleiſſige Aufſicht/ daß den bedraͤngeten zeitige hülffe geſchahe. Der gewaltige Hyppa- ſus nam einen abſonderlichen Kampf wieder Ladiſla an/ hielt ſich auch eine gute Zeit/ ehe er ſich geben wolte/ aber endlich ſiegete die Koͤnigliche Fauſt ob/ und nam ihn hart verwun- det geſangen/ da ihn etliche Boͤhmen aus dem Gedraͤnge nach Koͤnig Henrich fuͤhren mu- ſte. Leches und Neda hatten ſich zuſammen geſetzet/ ſtunden vor einen Mann/ und ſchenke- ten ihren Feinden ſo tapfer ein/ daß ſie gnug daran hatten/ dann je laͤnger ihre ungeuͤbete Boͤhmen das Ding trieben/ je beſſer ſie ſich drein ſchicken kunten/ und trug ſich zu/ daß da Leches einen groſſen ſtarken Boͤhmen/ der ſehr blutete/ fragete/ ob er hart verwundet waͤh- re/ dieſer zur Antwort gab; er ſaͤhe zwar das Blut hin und wieder hervor quellen/ und fuͤh- lete doch keine Wunde/ fochte auch in dem gefaſſeten Eifer immer vor ſich weg/ biß ihm die Seele ausfuhr/ da er dieſe lezte Worte ſagete; Ey wie ein ſuͤſſer Tod iſt es/ vor das Vater- land ſterben. Dieſem ward nach erhaltener Schlacht/ bey ſeiner beſtattung eine ſonderli- che Lobrede gehalten. Koͤnig Mnata ſahe/ daß die ſeinen allenthalben abbruch litten/ und hauffensweiſe nidergeſchlagen wurden/ und wahr ihm leid/ daß er den Entſaz nicht zeiti- ger hatte herzu fodern laſſen/ welcher doch nunmehr nicht gar weit mehr ſeyn muͤſte; ließ auch bey ſeines Feldmarſchalks Fluͤgel vernehmen/ wie es daſelbſt zuginge/ und als er die Zeitung bekam/ er waͤhre ſchon zweimahl von Herkules zur Erde geſchlagen/ und allemahl gerettet/ entſetzete er ſich deſſen/ und befuͤrchtete ſich einer algemeinen Flucht/ ehe der Ent- ſaz wuͤrde verhanden ſeyn/ dem er etliche Reuter nach einander zuſchickete/ daß er/ ſo viel moͤglich/ eilen ſolte. Ladiſla hatte ſo viel Zeitung/ der Koͤnig waͤhre ſelbſt bey dieſem Fluͤ- gel im ſchwarzen Harniſche/ und fuͤhrete auff dem Helme einen blauen Loͤuen/ der einen Hund zuriß; deßwegen er mit 3000 Mann hin und her rante/ biß er ihn mit ſeiner Geſel- ſchafft antraf/ und uͤberlaut rief: Koͤnig Mnata/ biſtu Ritters wert/ ſo laß deinen Feind Koͤnig Ladiſla empfinden/ daß du ein Schwert fuͤhreſt. Dieſen Schimpff durffte er wegẽ ſeiner inheimiſchen Feinde nicht uͤberhin wehen laſſen/ und ſtellete ſich mit dieſer Antwort: Wann ich mich vor deinem Schwert fuͤrchtete/ wuͤrde ich dir ſo nahe nicht kommen/ noch ſo weit nachgezogen ſeyn. Sie zuhaͤmmerten einander weidlich/ dann ihre guten Schwer- ter

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/780>, abgerufen am 22.11.2024.