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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
gete; wollen wir unser Vaterland und die uns anvertraueten Völker nit verrahten/ wer-
den wir uns fertig halten/ damit wir nicht in unserm Lager überfallen und als das Vieh
abgeschlachtet werden; und wird nunmehr der Feldmarschalk erkennen/ obs nicht gut und
heilsam sey daß man der Könige und Fürsten verschonet hat. Ein Narr währe ich/ sagte Dro-
pion/ wann ich solches vor gut hielte. Befahl darauff nach beiden Orten 500 Reuter gehen
zulassen/ welche Nachforschung tähten/ ob den Zeitungsbringern nicht möchte geträumet
haben. Wie wol er auff allen Fal im Lager auffblasen ließ/ da inzwischen Agiß die Gefange-
nen in sein [e]igenes Gezelt hinführete/ und ihnen 1500 geträue Leute zu ihrem Schutze zu-
gab/ wovor sie ihm höchlich danketen/ und sich aller Vergeltung anerbohten. Den Völ-
kern kam es wunderselzam vor/ daß sobald ein gedoppeltes Heer über sie kommen solte/ ga-
ben sich doch zeitig ins Gewehr/ und harreten mit Schmerzen/ was vor Nachricht die auß-
geschicketen bringen würden; da nach Verlauff einer halben Stunde die von Abend her
anzeigeten/ sie hätten nicht allein den grossen Staub/ sondern bald darauff ein grosses Heer
in zween abgeteileten Flügeln gesehen/ deren jeder wol in 40000 Reutern bestünde. Nicht
lange hernach stelleten die von Suden her sich mit schnellem jagen ein/ anmeldend/ es wäh-
re ein glinzernd Heer auffs wenigste von 50000 Reutern verhanden/ deren Trometen und
Pauken man von ferne hörete. Woher führet dann der Teuffel alle die Völker in solcher
Eile? sagte Dropion; teilete das Pannonische Heer/ welches annoch in 104000 gesunder
Manschafft bestund/ gab Mastyes 36000 gegen die von Mittage anzugehen; Agiß 30000
gegen den rechten Flügel des andern Heers/ und behielt er von sich selbst 36000 gegen des
Feindes linken Flügel. Diese Schlacht Ordnung wahr kaum gerichtet/ da kam das erste
Heer aus Westen zum Vorschein/ dessen rechter Flügel in 50000 wolgewapneter Reu-
ter bestund/ der Linke wahr 42000 stark erzeigete sich aber viel muhtiger und erzürneter als
der ander. Sie wahren sobald nicht gesehen/ da schickete Dropion eine Schaar von 3000
an sie/ um zuvernehmen/ was Volk sie währen/ und zu was Ende sie unabgesaget ihm so ge-
rade auff den Leib gingen; bekahmen aber von dem rechten Flügel in lateinischer Sprache
zur Antwort; was die Pannonier sie auff eines andern Grund und Bodem zu rechtfer-
tigen hätten; und ob nit ihnen so wol als einem andern fremden der Weg offen stünde; ihr
begehren währe/ daß man ihnen ohnwegerlich Raum machete/ weil ihr Zug eilig währe/
sonst müsten sie versuchen/ es mit dem Schwerte zuerhalten. Dem Pannonier kam diese
Antwort fremde und trotzig vor/ meinete/ es würde etwa ein Römisches Heer seyn/ welches
vom Rein her durch Teutschland nach Italien ginge/ weil die Römer mit den Teutschen
und Böhmen in guter Einigkeit stünden/ daher ließ er ihnen wiedersagen; man währe nit
der Meinung/ sich ohn Ursach jemand zum Feinde zumachen/ nachdem sie ihre Feinde die
Böhmen und Teutschen gestriges Tages ritterlich geschlagen/ und ihre Könige gefangen
hätten/ welche so lange in Haft gehalten würden/ biß ihr gefangener König/ Mnata sich loß
gewirket hätte. Daß sie aber ihnen als unbekanten und fremden das Feld ohn Wiedersee-
zung gönnen solten/ kähme dem Pannonischen Feld Herrn Dropion und seinen Leuten
sehr nachdenklich vor/ verhoffeten demnach/ anjetzo ohn fernere Wegerung verständiget
zuwerden/ wohin sie gedächten/ und ob sie den Teutschen und Böhmen Entsaz zuleisten ge-
[m]einet währen; würde man sich aber keiner Richtigkeit erklären/ könte man an dieser Sei-

te sie

Achtes Buch.
gete; wollen wir unſer Vaterland und die uns anvertraueten Voͤlker nit verrahten/ wer-
den wir uns fertig halten/ damit wir nicht in unſerm Lager uͤberfallen und als das Vieh
abgeſchlachtet werden; und wird nunmehr der Feldmarſchalk erkennen/ obs nicht gut und
heilſam ſey daß man der Koͤnige uñ Fuͤrſten verſchonet hat. Ein Narr waͤhre ich/ ſagte Dro-
pion/ wañ ich ſolches vor gut hielte. Befahl darauff nach beiden Orten 500 Reuter gehen
zulaſſen/ welche Nachforſchung taͤhten/ ob den Zeitungsbringern nicht moͤchte getraͤumet
haben. Wie wol er auff allen Fal im Lager auffblaſen ließ/ da inzwiſchen Agiß die Gefange-
nen in ſein [e]igenes Gezelt hinfuͤhrete/ und ihnen 1500 getraͤue Leute zu ihrem Schutze zu-
gab/ wovor ſie ihm hoͤchlich danketen/ und ſich aller Vergeltung anerbohten. Den Voͤl-
kern kam es wunderſelzam vor/ daß ſobald ein gedoppeltes Heer uͤber ſie kommen ſolte/ ga-
ben ſich doch zeitig ins Gewehr/ und harreten mit Schmerzen/ was vor Nachricht die auß-
geſchicketen bringen wuͤrden; da nach Verlauff einer halben Stunde die von Abend her
anzeigeten/ ſie haͤtten nicht allein den groſſen Staub/ ſondern bald darauff ein groſſes Heer
in zween abgeteileten Fluͤgeln geſehen/ deren jeder wol in 40000 Reutern beſtuͤnde. Nicht
lange hernach ſtelleten die von Suden her ſich mit ſchnellem jagen ein/ anmeldend/ es waͤh-
re ein glinzernd Heer auffs wenigſte von 50000 Reutern verhanden/ deren Trometen uñ
Pauken man von ferne hoͤrete. Woher fuͤhret dann der Teuffel alle die Voͤlker in ſolcher
Eile? ſagte Dropion; teilete das Pannoniſche Heer/ welches annoch in 104000 geſunder
Manſchafft beſtund/ gab Maſtyes 36000 gegen die von Mittage anzugehen; Agiß 30000
gegen den rechten Fluͤgel des andern Heers/ und behielt er von ſich ſelbſt 36000 gegen des
Feindes linken Fluͤgel. Dieſe Schlacht Ordnung wahr kaum gerichtet/ da kam das erſte
Heer aus Weſten zum Vorſchein/ deſſen rechter Fluͤgel in 50000 wolgewapneter Reu-
ter beſtund/ der Linke wahr 42000 ſtark erzeigete ſich aber viel muhtiger und erzuͤrneter als
der ander. Sie wahren ſobald nicht geſehen/ da ſchickete Dropion eine Schaar von 3000
an ſie/ um zuvernehmen/ was Volk ſie waͤhren/ und zu was Ende ſie unabgeſaget ihm ſo ge-
rade auff den Leib gingen; bekahmen aber von dem rechten Fluͤgel in lateiniſcher Sprache
zur Antwort; was die Pannonier ſie auff eines andern Grund und Bodem zu rechtfer-
tigen haͤtten; und ob nit ihnen ſo wol als einem andern fremden der Weg offen ſtuͤnde; ihr
begehren waͤhre/ daß man ihnen ohnwegerlich Raum machete/ weil ihr Zug eilig waͤhre/
ſonſt muͤſten ſie verſuchen/ es mit dem Schwerte zuerhalten. Dem Pannonier kam dieſe
Antwort fremde und trotzig vor/ meinete/ es wuͤrde etwa ein Roͤmiſches Heer ſeyn/ welches
vom Rein her durch Teutſchland nach Italien ginge/ weil die Roͤmer mit den Teutſchen
und Boͤhmen in guter Einigkeit ſtuͤnden/ daher ließ er ihnen wiederſagen; man waͤhꝛe nit
der Meinung/ ſich ohn Urſach jemand zum Feinde zumachen/ nachdem ſie ihre Feinde die
Boͤhmen und Teutſchen geſtriges Tages ritterlich geſchlagen/ und ihre Koͤnige gefangen
haͤtten/ welche ſo lange in Haft gehalten wuͤrden/ biß ihr gefangener Koͤnig/ Mnata ſich loß
gewirket haͤtte. Daß ſie aber ihnen als unbekanten und fremden das Feld ohn Wiederſee-
zung goͤnnen ſolten/ kaͤhme dem Pannoniſchen Feld Herrn Dropion und ſeinen Leuten
ſehr nachdenklich vor/ verhoffeten demnach/ anjetzo ohn fernere Wegerung verſtaͤndiget
zuwerden/ wohin ſie gedaͤchten/ und ob ſie den Teutſchen und Boͤhmen Entſaz zuleiſten ge-
[m]einet waͤhren; wuͤrde man ſich aber keiner Richtigkeit erklaͤren/ koͤnte man an dieſer Sei-

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[796/0802] Achtes Buch. gete; wollen wir unſer Vaterland und die uns anvertraueten Voͤlker nit verrahten/ wer- den wir uns fertig halten/ damit wir nicht in unſerm Lager uͤberfallen und als das Vieh abgeſchlachtet werden; und wird nunmehr der Feldmarſchalk erkennen/ obs nicht gut und heilſam ſey daß man der Koͤnige uñ Fuͤrſten verſchonet hat. Ein Narr waͤhre ich/ ſagte Dro- pion/ wañ ich ſolches vor gut hielte. Befahl darauff nach beiden Orten 500 Reuter gehen zulaſſen/ welche Nachforſchung taͤhten/ ob den Zeitungsbringern nicht moͤchte getraͤumet haben. Wie wol er auff allen Fal im Lager auffblaſen ließ/ da inzwiſchen Agiß die Gefange- nen in ſein eigenes Gezelt hinfuͤhrete/ und ihnen 1500 getraͤue Leute zu ihrem Schutze zu- gab/ wovor ſie ihm hoͤchlich danketen/ und ſich aller Vergeltung anerbohten. Den Voͤl- kern kam es wunderſelzam vor/ daß ſobald ein gedoppeltes Heer uͤber ſie kommen ſolte/ ga- ben ſich doch zeitig ins Gewehr/ und harreten mit Schmerzen/ was vor Nachricht die auß- geſchicketen bringen wuͤrden; da nach Verlauff einer halben Stunde die von Abend her anzeigeten/ ſie haͤtten nicht allein den groſſen Staub/ ſondern bald darauff ein groſſes Heer in zween abgeteileten Fluͤgeln geſehen/ deren jeder wol in 40000 Reutern beſtuͤnde. Nicht lange hernach ſtelleten die von Suden her ſich mit ſchnellem jagen ein/ anmeldend/ es waͤh- re ein glinzernd Heer auffs wenigſte von 50000 Reutern verhanden/ deren Trometen uñ Pauken man von ferne hoͤrete. Woher fuͤhret dann der Teuffel alle die Voͤlker in ſolcher Eile? ſagte Dropion; teilete das Pannoniſche Heer/ welches annoch in 104000 geſunder Manſchafft beſtund/ gab Maſtyes 36000 gegen die von Mittage anzugehen; Agiß 30000 gegen den rechten Fluͤgel des andern Heers/ und behielt er von ſich ſelbſt 36000 gegen des Feindes linken Fluͤgel. Dieſe Schlacht Ordnung wahr kaum gerichtet/ da kam das erſte Heer aus Weſten zum Vorſchein/ deſſen rechter Fluͤgel in 50000 wolgewapneter Reu- ter beſtund/ der Linke wahr 42000 ſtark erzeigete ſich aber viel muhtiger und erzuͤrneter als der ander. Sie wahren ſobald nicht geſehen/ da ſchickete Dropion eine Schaar von 3000 an ſie/ um zuvernehmen/ was Volk ſie waͤhren/ und zu was Ende ſie unabgeſaget ihm ſo ge- rade auff den Leib gingen; bekahmen aber von dem rechten Fluͤgel in lateiniſcher Sprache zur Antwort; was die Pannonier ſie auff eines andern Grund und Bodem zu rechtfer- tigen haͤtten; und ob nit ihnen ſo wol als einem andern fremden der Weg offen ſtuͤnde; ihr begehren waͤhre/ daß man ihnen ohnwegerlich Raum machete/ weil ihr Zug eilig waͤhre/ ſonſt muͤſten ſie verſuchen/ es mit dem Schwerte zuerhalten. Dem Pannonier kam dieſe Antwort fremde und trotzig vor/ meinete/ es wuͤrde etwa ein Roͤmiſches Heer ſeyn/ welches vom Rein her durch Teutſchland nach Italien ginge/ weil die Roͤmer mit den Teutſchen und Boͤhmen in guter Einigkeit ſtuͤnden/ daher ließ er ihnen wiederſagen; man waͤhꝛe nit der Meinung/ ſich ohn Urſach jemand zum Feinde zumachen/ nachdem ſie ihre Feinde die Boͤhmen und Teutſchen geſtriges Tages ritterlich geſchlagen/ und ihre Koͤnige gefangen haͤtten/ welche ſo lange in Haft gehalten wuͤrden/ biß ihr gefangener Koͤnig/ Mnata ſich loß gewirket haͤtte. Daß ſie aber ihnen als unbekanten und fremden das Feld ohn Wiederſee- zung goͤnnen ſolten/ kaͤhme dem Pannoniſchen Feld Herrn Dropion und ſeinen Leuten ſehr nachdenklich vor/ verhoffeten demnach/ anjetzo ohn fernere Wegerung verſtaͤndiget zuwerden/ wohin ſie gedaͤchten/ und ob ſie den Teutſchen und Boͤhmen Entſaz zuleiſten ge- meinet waͤhren; wuͤrde man ſich aber keiner Richtigkeit erklaͤren/ koͤnte man an dieſer Sei- te ſie

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 796. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/802>, abgerufen am 22.11.2024.