Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
Herr dieses Suden-Heers empfand harten Wiederstand/ so daß er nicht durch ihre Ord-
nung brechen kunte/ wie hefftig er sich gleich bemühete; dann seine Feinde wahren trauen
keine Kinder/ sondern alle handfeste beherzete Männer/ daß er Mühe gnug bekam/ und die
seinen/ wie gute Waffen sie auch hatten/ manniche Wunden davon brachten; doch drang
endlich ihres Führers Schwert durch/ daß er den Obersten dieser Völker erlegete/ und
dadurch eine grosse Furcht in sie brachte. Bey Agis stund es fast am schlechtesten/ dann
Herkules schimpffete nicht/ so bezeigete sich sein ädler Bläuke nicht anders/ als hätte er den
gestrigen Spot mit rächen wollen; wiewol sein Reuter mehr bemühet wahr/ den fremden
Feld Herrn zubeschützen/ und allen Anfal von ihm abzuwenden/ als dem Feinde zuschaden.
Es begab sich/ daß der fremde Feld Herr auff Agiß traff/ und mit ihm anlegete/ aber beyder-
seits Reuter trenneten diesen Kampff zeitig/ daß sie gescheiden wurden. Herkules wolte
nicht gerne/ daß diesem redlichen Manne leid wiederfahren solte/ nam 300 Reuter zu sich/
und suchete ihn von neuen/ traf ihn an/ und machten ihm seine Leute Raum genug zum
Kampffe. Er wolte ihn aber nicht angreiffen/ sondern redete ihn also an: Ihr redlicher A-
gis; ich bin euch wegen meiner Wolfahrt verbunden/ und würde mir leid seyn/ wann ich
mein Schwert wider euch gebrauchen solte/ seid demnach gebehten/ und ergebet euch mir/
damit ich Gelegenheit haben möge/ euch meine Dankbarkeit sehen zulassen. Preißwirdig-
ster König/ antwortete er; womit hat euer Knecht solche Gnade verdienen mögen/ welche
leider bey mir nicht hafften kan/ damit ich nicht von andern vor einen Verrähter angesehen
werde; welches mich auch antreibet/ lieber zusterben/ als meinen Verleumdern ursach zu
solcher Schändung zugeben. So muß ich euch nohtwendig angreiffen/ nicht zu eurem
Verderben/ sondern zü eurer Erhaltung/ sagte er; stürmete auch damit auff ihn an/ und
nach etlichen Hieben/ welche sie mit einander verwechselt hatten/ stürzete Agis mit dem
Pferde übern Hauffen/ weil es über etliche Erschlagene herstrauchelte. Herkules aber ließ
ihn auffheben/ und befahl/ daß er absonderlich verwahret/ ehrlich gehalten und gelabet
würde. Uber welche Freundligkeit sich dieser so hoch verwunderte/ daß er überlaut sage-
te: O wir Unglükseligen/ daß wir mit der Tugend selbst den Streit auffgenommen haben/
worzu uns der lasterhaffteste Mensch der Welt gezwungen hat/ dem die Götter gebührlich
lohnen wollen. Seinem Gehülffen dem Pyrechmes ward seine Gefängniß zeitig kund ge-
tahn/ welcher sich äusserst bemühete/ die Völker wieder in Stand zubringen/ gleich da ihm
Dropion zuentboht: Er solte sich nach ihm zihen/ und Mastyes ein gleiches wissen ließ; A-
ber dieses wahr nicht so leicht getahn/ als gesagt; dann die unterschiedliche drey Schaaren
hatten sich zu sehr in einander mit dem Feinde verwickelt. Ladisla an seinem Ort empfand
zimlichen Wiederstand/ als Mastyes den Entsaz der 4000 Reuter bekam/ merkete auch/
daß an der andern Seite der fremde Feld Herr mit seinen Völker beide Hände zu tuhn
hatte/ deßwegen suchete er Gelegenheit/ mit seinem Bestreiter bald fertig zuwerden/ sam-
lete 4000 umb sich/ und sagete: Ihr Herren/ waget mit mir einen redlichen Ansaz/ alsdann
wollen wir durchdringen/ und die ersten seyn/ welche sich des Sieges zurühmen haben.
Diese ermunterten sich unter einander selbst/ und stürmeten so unmenschlich zu Mastyes
ein/ daß er mit den seinen weichen muste/ und wie hefftig er sich bemühete/ sich wieder zu
setzen/ wahr es doch vergebens. Ladisla traff zum andern mahl auff ihn selbst/ und hatte

freien
i i i i i ij

Achtes Buch.
Herr dieſes Suden-Heers empfand harten Wiederſtand/ ſo daß er nicht durch ihre Ord-
nung brechen kunte/ wie hefftig er ſich gleich bemuͤhete; dann ſeine Feinde wahren trauen
keine Kinder/ ſondern alle handfeſte beherzete Maͤnner/ daß er Mühe gnug bekam/ und die
ſeinen/ wie gute Waffen ſie auch hatten/ manniche Wunden davon brachten; doch drang
endlich ihres Fuͤhrers Schwert durch/ daß er den Oberſten dieſer Voͤlker erlegete/ und
dadurch eine groſſe Furcht in ſie brachte. Bey Agis ſtund es faſt am ſchlechteſten/ dann
Herkules ſchimpffete nicht/ ſo bezeigete ſich ſein aͤdler Blaͤuke nicht anders/ als haͤtte er den
geſtrigen Spot mit raͤchen wollen; wiewol ſein Reuter mehr bemuͤhet wahr/ den fremden
Feld Herrn zubeſchuͤtzen/ und allen Anfal von ihm abzuwenden/ als dem Feinde zuſchaden.
Es begab ſich/ daß der fremde Feld Herr auff Agiß traff/ und mit ihm anlegete/ aber beyder-
ſeits Reuter trenneten dieſen Kampff zeitig/ daß ſie geſcheiden wurden. Herkules wolte
nicht gerne/ daß dieſem redlichen Manne leid wiederfahren ſolte/ nam 300 Reuter zu ſich/
und ſuchete ihn von neuen/ traf ihn an/ und machten ihm ſeine Leute Raum genug zum
Kampffe. Er wolte ihn aber nicht angreiffen/ ſondern redete ihn alſo an: Ihr redlicher A-
gis; ich bin euch wegen meiner Wolfahrt verbunden/ und wuͤrde mir leid ſeyn/ wann ich
mein Schwert wider euch gebrauchen ſolte/ ſeid demnach gebehten/ und ergebet euch mir/
damit ich Gelegenheit haben moͤge/ euch meine Dankbarkeit ſehen zulaſſen. Preißwirdig-
ſter Koͤnig/ antwortete er; womit hat euer Knecht ſolche Gnade verdienen moͤgen/ welche
leider bey mir nicht hafften kan/ damit ich nicht von andern vor einen Verraͤhter angeſehẽ
werde; welches mich auch antreibet/ lieber zuſterben/ als meinen Verleumdern urſach zu
ſolcher Schaͤndung zugeben. So muß ich euch nohtwendig angreiffen/ nicht zu eurem
Verderben/ ſondern zü eurer Erhaltung/ ſagte er; ſtuͤrmete auch damit auff ihn an/ und
nach etlichen Hieben/ welche ſie mit einander verwechſelt hatten/ ſtuͤrzete Agis mit dem
Pferde uͤbern Hauffen/ weil es uͤber etliche Erſchlagene herſtrauchelte. Herkules aber ließ
ihn auffheben/ und befahl/ daß er abſonderlich verwahret/ ehrlich gehalten und gelabet
wuͤrde. Uber welche Freundligkeit ſich dieſer ſo hoch verwunderte/ daß er uͤberlaut ſage-
te: O wir Ungluͤkſeligen/ daß wir mit der Tugend ſelbſt den Streit auffgenommen habẽ/
worzu uns der laſterhaffteſte Menſch der Welt gezwungen hat/ dem die Goͤtter gebuͤhrlich
lohnen wollen. Seinem Gehuͤlffen dem Pyrechmes ward ſeine Gefaͤngniß zeitig kund ge-
tahn/ welcher ſich aͤuſſerſt bemuͤhete/ die Voͤlker wieder in Stand zubringen/ gleich da ihm
Dropion zuentboht: Er ſolte ſich nach ihm zihen/ und Maſtyes ein gleiches wiſſen ließ; A-
ber dieſes wahr nicht ſo leicht getahn/ als geſagt; dann die unterſchiedliche drey Schaarẽ
hatten ſich zu ſehr in einander mit dem Feinde verwickelt. Ladiſla an ſeinem Ort empfand
zimlichen Wiederſtand/ als Maſtyes den Entſaz der 4000 Reuter bekam/ merkete auch/
daß an der andern Seite der fremde Feld Herr mit ſeinen Voͤlker beide Haͤnde zu tuhn
hatte/ deßwegen ſuchete er Gelegenheit/ mit ſeinem Beſtreiter bald fertig zuwerden/ ſam-
lete 4000 umb ſich/ und ſagete: Ihr Herren/ waget mit mir einen redlichen Anſaz/ alsdañ
wollen wir durchdringen/ und die erſten ſeyn/ welche ſich des Sieges zuruͤhmen haben.
Dieſe ermunterten ſich unter einander ſelbſt/ und ſtuͤrmeten ſo unmenſchlich zu Maſtyes
ein/ daß er mit den ſeinen weichen muſte/ und wie hefftig er ſich bemuͤhete/ ſich wieder zu
ſetzen/ wahr es doch vergebens. Ladiſla traff zum andern mahl auff ihn ſelbſt/ und hatte

freien
i i i i i ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0809" n="803"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
Herr die&#x017F;es Suden-Heers empfand harten Wieder&#x017F;tand/ &#x017F;o daß er nicht durch ihre Ord-<lb/>
nung brechen kunte/ wie hefftig er &#x017F;ich gleich bemu&#x0364;hete; dann &#x017F;eine Feinde wahren trauen<lb/>
keine Kinder/ &#x017F;ondern alle handfe&#x017F;te beherzete Ma&#x0364;nner/ daß er Mühe gnug bekam/ und die<lb/>
&#x017F;einen/ wie gute Waffen &#x017F;ie auch hatten/ manniche Wunden davon brachten; doch drang<lb/>
endlich ihres Fu&#x0364;hrers Schwert durch/ daß er den Ober&#x017F;ten die&#x017F;er Vo&#x0364;lker erlegete/ und<lb/>
dadurch eine gro&#x017F;&#x017F;e Furcht in &#x017F;ie brachte. Bey Agis &#x017F;tund es fa&#x017F;t am &#x017F;chlechte&#x017F;ten/ dann<lb/>
Herkules &#x017F;chimpffete nicht/ &#x017F;o bezeigete &#x017F;ich &#x017F;ein a&#x0364;dler Bla&#x0364;uke nicht anders/ als ha&#x0364;tte er den<lb/>
ge&#x017F;trigen Spot mit ra&#x0364;chen wollen; wiewol &#x017F;ein Reuter mehr bemu&#x0364;het wahr/ den fremden<lb/>
Feld Herrn zube&#x017F;chu&#x0364;tzen/ und allen Anfal von ihm abzuwenden/ als dem Feinde zu&#x017F;chaden.<lb/>
Es begab &#x017F;ich/ daß der fremde Feld Herr auff Agiß traff/ und mit ihm anlegete/ aber beyder-<lb/>
&#x017F;eits Reuter trenneten die&#x017F;en Kampff zeitig/ daß &#x017F;ie ge&#x017F;cheiden wurden. Herkules wolte<lb/>
nicht gerne/ daß die&#x017F;em redlichen Manne leid wiederfahren &#x017F;olte/ nam 300 Reuter zu &#x017F;ich/<lb/>
und &#x017F;uchete ihn von neuen/ traf ihn an/ und machten ihm &#x017F;eine Leute Raum genug zum<lb/>
Kampffe. Er wolte ihn aber nicht angreiffen/ &#x017F;ondern redete ihn al&#x017F;o an: Ihr redlicher A-<lb/>
gis; ich bin euch wegen meiner Wolfahrt verbunden/ und wu&#x0364;rde mir leid &#x017F;eyn/ wann ich<lb/>
mein Schwert wider euch gebrauchen &#x017F;olte/ &#x017F;eid demnach gebehten/ und ergebet euch mir/<lb/>
damit ich Gelegenheit haben mo&#x0364;ge/ euch meine Dankbarkeit &#x017F;ehen zula&#x017F;&#x017F;en. Preißwirdig-<lb/>
&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ antwortete er; womit hat euer Knecht &#x017F;olche Gnade verdienen mo&#x0364;gen/ welche<lb/>
leider bey mir nicht hafften kan/ damit ich nicht von andern vor einen Verra&#x0364;hter ange&#x017F;ehe&#x0303;<lb/>
werde; welches mich auch antreibet/ lieber zu&#x017F;terben/ als meinen Verleumdern ur&#x017F;ach zu<lb/>
&#x017F;olcher Scha&#x0364;ndung zugeben. So muß ich euch nohtwendig angreiffen/ nicht zu eurem<lb/>
Verderben/ &#x017F;ondern zü eurer Erhaltung/ &#x017F;agte er; &#x017F;tu&#x0364;rmete auch damit auff ihn an/ und<lb/>
nach etlichen Hieben/ welche &#x017F;ie mit einander verwech&#x017F;elt hatten/ &#x017F;tu&#x0364;rzete Agis mit dem<lb/>
Pferde u&#x0364;bern Hauffen/ weil es u&#x0364;ber etliche Er&#x017F;chlagene her&#x017F;trauchelte. Herkules aber ließ<lb/>
ihn auffheben/ und befahl/ daß er ab&#x017F;onderlich verwahret/ ehrlich gehalten und gelabet<lb/>
wu&#x0364;rde. Uber welche Freundligkeit &#x017F;ich die&#x017F;er &#x017F;o hoch verwunderte/ daß er u&#x0364;berlaut &#x017F;age-<lb/>
te: O wir Unglu&#x0364;k&#x017F;eligen/ daß wir mit der Tugend &#x017F;elb&#x017F;t den Streit auffgenommen habe&#x0303;/<lb/>
worzu uns der la&#x017F;terhaffte&#x017F;te Men&#x017F;ch der Welt gezwungen hat/ dem die Go&#x0364;tter gebu&#x0364;hrlich<lb/>
lohnen wollen. Seinem Gehu&#x0364;lffen dem Pyrechmes ward &#x017F;eine Gefa&#x0364;ngniß zeitig kund ge-<lb/>
tahn/ welcher &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t bemu&#x0364;hete/ die Vo&#x0364;lker wieder in Stand zubringen/ gleich da ihm<lb/>
Dropion zuentboht: Er &#x017F;olte &#x017F;ich nach ihm zihen/ und Ma&#x017F;tyes ein gleiches wi&#x017F;&#x017F;en ließ; A-<lb/>
ber die&#x017F;es wahr nicht &#x017F;o leicht getahn/ als ge&#x017F;agt; dann die unter&#x017F;chiedliche drey Schaare&#x0303;<lb/>
hatten &#x017F;ich zu &#x017F;ehr in einander mit dem Feinde verwickelt. Ladi&#x017F;la an &#x017F;einem Ort empfand<lb/>
zimlichen Wieder&#x017F;tand/ als Ma&#x017F;tyes den Ent&#x017F;az der 4000 Reuter bekam/ merkete auch/<lb/>
daß an der andern Seite der fremde Feld Herr mit &#x017F;einen Vo&#x0364;lker beide Ha&#x0364;nde zu tuhn<lb/>
hatte/ deßwegen &#x017F;uchete er Gelegenheit/ mit &#x017F;einem Be&#x017F;treiter bald fertig zuwerden/ &#x017F;am-<lb/>
lete 4000 umb &#x017F;ich/ und &#x017F;agete: Ihr Herren/ waget mit mir einen redlichen An&#x017F;az/ alsdan&#x0303;<lb/>
wollen wir durchdringen/ und die er&#x017F;ten &#x017F;eyn/ welche &#x017F;ich des Sieges zuru&#x0364;hmen haben.<lb/>
Die&#x017F;e ermunterten &#x017F;ich unter einander &#x017F;elb&#x017F;t/ und &#x017F;tu&#x0364;rmeten &#x017F;o unmen&#x017F;chlich zu Ma&#x017F;tyes<lb/>
ein/ daß er mit den &#x017F;einen weichen mu&#x017F;te/ und wie hefftig er &#x017F;ich bemu&#x0364;hete/ &#x017F;ich wieder zu<lb/>
&#x017F;etzen/ wahr es doch vergebens. Ladi&#x017F;la traff zum andern mahl auff ihn &#x017F;elb&#x017F;t/ und hatte<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">i i i i i ij</fw><fw place="bottom" type="catch">freien</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[803/0809] Achtes Buch. Herr dieſes Suden-Heers empfand harten Wiederſtand/ ſo daß er nicht durch ihre Ord- nung brechen kunte/ wie hefftig er ſich gleich bemuͤhete; dann ſeine Feinde wahren trauen keine Kinder/ ſondern alle handfeſte beherzete Maͤnner/ daß er Mühe gnug bekam/ und die ſeinen/ wie gute Waffen ſie auch hatten/ manniche Wunden davon brachten; doch drang endlich ihres Fuͤhrers Schwert durch/ daß er den Oberſten dieſer Voͤlker erlegete/ und dadurch eine groſſe Furcht in ſie brachte. Bey Agis ſtund es faſt am ſchlechteſten/ dann Herkules ſchimpffete nicht/ ſo bezeigete ſich ſein aͤdler Blaͤuke nicht anders/ als haͤtte er den geſtrigen Spot mit raͤchen wollen; wiewol ſein Reuter mehr bemuͤhet wahr/ den fremden Feld Herrn zubeſchuͤtzen/ und allen Anfal von ihm abzuwenden/ als dem Feinde zuſchaden. Es begab ſich/ daß der fremde Feld Herr auff Agiß traff/ und mit ihm anlegete/ aber beyder- ſeits Reuter trenneten dieſen Kampff zeitig/ daß ſie geſcheiden wurden. Herkules wolte nicht gerne/ daß dieſem redlichen Manne leid wiederfahren ſolte/ nam 300 Reuter zu ſich/ und ſuchete ihn von neuen/ traf ihn an/ und machten ihm ſeine Leute Raum genug zum Kampffe. Er wolte ihn aber nicht angreiffen/ ſondern redete ihn alſo an: Ihr redlicher A- gis; ich bin euch wegen meiner Wolfahrt verbunden/ und wuͤrde mir leid ſeyn/ wann ich mein Schwert wider euch gebrauchen ſolte/ ſeid demnach gebehten/ und ergebet euch mir/ damit ich Gelegenheit haben moͤge/ euch meine Dankbarkeit ſehen zulaſſen. Preißwirdig- ſter Koͤnig/ antwortete er; womit hat euer Knecht ſolche Gnade verdienen moͤgen/ welche leider bey mir nicht hafften kan/ damit ich nicht von andern vor einen Verraͤhter angeſehẽ werde; welches mich auch antreibet/ lieber zuſterben/ als meinen Verleumdern urſach zu ſolcher Schaͤndung zugeben. So muß ich euch nohtwendig angreiffen/ nicht zu eurem Verderben/ ſondern zü eurer Erhaltung/ ſagte er; ſtuͤrmete auch damit auff ihn an/ und nach etlichen Hieben/ welche ſie mit einander verwechſelt hatten/ ſtuͤrzete Agis mit dem Pferde uͤbern Hauffen/ weil es uͤber etliche Erſchlagene herſtrauchelte. Herkules aber ließ ihn auffheben/ und befahl/ daß er abſonderlich verwahret/ ehrlich gehalten und gelabet wuͤrde. Uber welche Freundligkeit ſich dieſer ſo hoch verwunderte/ daß er uͤberlaut ſage- te: O wir Ungluͤkſeligen/ daß wir mit der Tugend ſelbſt den Streit auffgenommen habẽ/ worzu uns der laſterhaffteſte Menſch der Welt gezwungen hat/ dem die Goͤtter gebuͤhrlich lohnen wollen. Seinem Gehuͤlffen dem Pyrechmes ward ſeine Gefaͤngniß zeitig kund ge- tahn/ welcher ſich aͤuſſerſt bemuͤhete/ die Voͤlker wieder in Stand zubringen/ gleich da ihm Dropion zuentboht: Er ſolte ſich nach ihm zihen/ und Maſtyes ein gleiches wiſſen ließ; A- ber dieſes wahr nicht ſo leicht getahn/ als geſagt; dann die unterſchiedliche drey Schaarẽ hatten ſich zu ſehr in einander mit dem Feinde verwickelt. Ladiſla an ſeinem Ort empfand zimlichen Wiederſtand/ als Maſtyes den Entſaz der 4000 Reuter bekam/ merkete auch/ daß an der andern Seite der fremde Feld Herr mit ſeinen Voͤlker beide Haͤnde zu tuhn hatte/ deßwegen ſuchete er Gelegenheit/ mit ſeinem Beſtreiter bald fertig zuwerden/ ſam- lete 4000 umb ſich/ und ſagete: Ihr Herren/ waget mit mir einen redlichen Anſaz/ alsdañ wollen wir durchdringen/ und die erſten ſeyn/ welche ſich des Sieges zuruͤhmen haben. Dieſe ermunterten ſich unter einander ſelbſt/ und ſtuͤrmeten ſo unmenſchlich zu Maſtyes ein/ daß er mit den ſeinen weichen muſte/ und wie hefftig er ſich bemuͤhete/ ſich wieder zu ſetzen/ wahr es doch vergebens. Ladiſla traff zum andern mahl auff ihn ſelbſt/ und hatte freien i i i i i ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/809
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/809>, abgerufen am 22.11.2024.