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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
sie zu kühn werden wolte/ endlich verdroß/ und sie in zimlichem Ernste abwiese/ sie solte sich
dessen ja enthalten/ massen wann ihre Eltern oder ihr Bruder dessen inne würden/ dürff-
ten sie ungleiche Gedanken fassen/ und mich wol gar als einen unzüchtigen niderschlagen;
aber sie achtete dessen wenig/ sagte/ ihre Eltern hätten sie lieb/ und würden ihr den zum
Manne wol gönnen/ den sie haben wolte und müste; welche Kühnheit mich fast antwort-
loß machete/ hätte auch ohn zweifel ihr noch härter zugeredet/ wann nicht ihre Mutter dar-
zu kommen währe/ welche ihre Tochter vor mir auff dem Bette sitzen sehend/ zu uns sagete/
wir solten uns nicht zu weit vertuhn/ ein wenig ginge wol hin/ und wüste sie wol/ dz Knech-
te und Dirnen gerne mit einander spieleten; und was des schändlichen Geblärres mehr
wahr/ wodurch sich die Tochter so erkühnete/ daß sie von der Mutter begehrete/ mich ihr
zum Manne zugeben/ oder sie wolte mit mir davon lauffen/ daß kein Mensch erfahren sol-
te/ wo sie gestoben oder geflohen währe. Die Mutter aber zur Antwort gab/ wann sie mich
dann so lieb hätte/ möchte sie mich immerhin nehmen; schlug die Kammer zu/ und ließ uns bei-
de allein beysammen/ da das freche Tihr anfing/ mit hohen Schwüren und Flüchen sich heraus
zulassen/ wie lieb sie mich hätte/ und dz sie mich nimmermehr verlassen wolte/ sehlete auch we-
nig/ sie hätte sich gar zu mir gelegt/ wann ich nit aufgestanden währe/ und die Kleider angezo-
gen hätte/ in welchen ich ihr so wol gefiel/ daß sie mich von der Kammer nicht lassen wolte/
ehe und bevor ich ihr eine gleiche Liebe versprochen hätte. Ich speisete sie mit guten Wor-
ten/ sie möchte gemach tuhn/ und an meiner Liebe nicht zweifeln/ ich wolte zuvor mit ihrem
Bruder davon reden/ daß er mir des Vaters bewilligung erlangete; nam sie bey der Hand
welche härter als ein Eichenbret wahr (massen sie stränge arbeiten kunte) und führete sie
zur Kammer hinaus. Ihr Vater sahe uns daher treten/ und fragete mich/ was ich mit der
Dirne zu gehen hätte/ und wie ich zu dem statlichen Kleide kähme/ dessen gleichen er sein
Tage an seinem Leibe nicht gehabt; es müste mir ja von den seinen geschenket seyn/ weil ich
nacket und arm von ihm auff den Wagen geworffen währe. Welches die Tochter unge-
scheuhet beantwortete: Sie hätte es vor ihr eigen Geld machen lassen/ wem darauff etwas
mangelte; sie wüste schon/ woher sie die Bezahlung von mir haben solte. O du leichtferti-
ger Sak/ sagte ihr Vater/ soltestu so viel Geld an ein Kleid legen/ welches unter drey oder
vier Gülden nicht gezeuget ist/ und es einem Wildfremden antuhn/ der sich wol mit schwar-
zer Linnewand/ gleich wie ich/ behelffen könte? Welches ich also beantwortete: Guter Va-
ter/ ich verspreche euch hoch und teur/ daß ich alle angewante Kosten gerne und willig be-
zahlen wil/ darumb verzeihet eurer Tochter solches/ und bleibet ihr und mir gewogen. Der
alte schüttelte den Kopf und sagete zu mir: Junger ich rahte dir in träuen/ daß du nicht zu
grosse Kundschaft mit der Dirne machest; ich habe sie meines Nachbars Sohn verspro-
chen/ der würde dir das Fell übel zu dröschen/ wann er dessen einigen Argwohn von dir ha-
ben solte. Er hatte dieses kaum ausgeredet/ da trat eben derselbe Baurknecht zur Tühr hin-
ein/ hatte eine Mistgabel in der Hand/ und ohn einige Begrüssung sagte er zu dem Alten:
Er wüste sich seiner Zufage wegen der Tochter zuerinnern/ welche er durchaus wolte ge-
halten haben/ ungeachtet die lose Dirne ihm gestriges Tages den Kauff auffgesagt hätte/
welches er zu seiner Zeit ihr schon wolte geniessen lassen. Die frische Tochter kunte solche
Dräuung nicht verschmerzen/ und antwortete: Höre Kurd/ was habe ich mit dir zuschaf-

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Achtes Buch.
ſie zu kühn werden wolte/ endlich verdroß/ und ſie in zimlichem Ernſte abwieſe/ ſie ſolte ſich
deſſen ja enthalten/ maſſen wann ihre Eltern oder ihr Bruder deſſen inne wuͤrden/ duͤrff-
ten ſie ungleiche Gedanken faſſen/ und mich wol gar als einen unzuͤchtigen niderſchlagen;
aber ſie achtete deſſen wenig/ ſagte/ ihre Eltern haͤtten ſie lieb/ und wuͤrden ihr den zum
Manne wol goͤnnen/ den ſie haben wolte und muͤſte; welche Kuͤhnheit mich faſt antwort-
loß machete/ haͤtte auch ohn zweifel ihr noch haͤrter zugeredet/ wann nicht ihre Mutter dar-
zu kommen waͤhre/ welche ihre Tochter vor mir auff dem Bette ſitzen ſehend/ zu uns ſagete/
wir ſolten uns nicht zu weit vertuhn/ ein wenig ginge wol hin/ und wuͤſte ſie wol/ dz Knech-
te und Dirnen gerne mit einander ſpieleten; und was des ſchaͤndlichen Geblaͤrres mehr
wahr/ wodurch ſich die Tochter ſo erkuͤhnete/ daß ſie von der Mutter begehrete/ mich ihr
zum Manne zugeben/ oder ſie wolte mit mir davon lauffen/ daß kein Menſch erfahren ſol-
te/ wo ſie geſtoben oder geflohen waͤhre. Die Mutter aber zur Antwort gab/ wann ſie mich
dann ſo lieb haͤtte/ moͤchte ſie mich im̃erhin nehmen; ſchlug die Kam̃er zu/ und ließ uns bei-
de allein beyſam̃en/ da das freche Tihr anfing/ mit hohẽ Schwuͤren uñ Fluͤchen ſich heraus
zulaſſen/ wie lieb ſie mich haͤtte/ und dz ſie mich nim̃ermehr verlaſſen wolte/ ſehlete auch we-
nig/ ſie haͤtte ſich gar zu mir gelegt/ wañ ich nit aufgeſtanden waͤhre/ uñ die Kleider angezo-
gen haͤtte/ in welchen ich ihr ſo wol gefiel/ daß ſie mich von der Kammer nicht laſſen wolte/
ehe und bevor ich ihr eine gleiche Liebe verſprochen haͤtte. Ich ſpeiſete ſie mit guten Wor-
ten/ ſie moͤchte gemach tuhn/ und an meiner Liebe nicht zweifeln/ ich wolte zuvor mit ihrem
Bruder davon reden/ daß er mir des Vaters bewilligung erlangete; nam ſie bey der Hand
welche haͤrter als ein Eichenbret wahr (maſſen ſie ſtraͤnge arbeiten kunte) und fuͤhrete ſie
zur Kammer hinaus. Ihr Vater ſahe uns daher treten/ und fragete mich/ was ich mit der
Dirne zu gehen haͤtte/ und wie ich zu dem ſtatlichen Kleide kaͤhme/ deſſen gleichen er ſein
Tage an ſeinem Leibe nicht gehabt; es muͤſte mir ja von den ſeinen geſchenket ſeyn/ weil ich
nacket und arm von ihm auff den Wagen geworffen waͤhre. Welches die Tochter unge-
ſcheuhet beantwortete: Sie haͤtte es vor ihr eigen Geld machen laſſen/ wem darauff etwas
mangelte; ſie wuͤſte ſchon/ woher ſie die Bezahlung von mir haben ſolte. O du leichtferti-
ger Sak/ ſagte ihr Vater/ ſolteſtu ſo viel Geld an ein Kleid legen/ welches unter drey oder
vier Guͤlden nicht gezeuget iſt/ uñ es einem Wildfremden antuhn/ der ſich wol mit ſchwar-
zer Linnewand/ gleich wie ich/ behelffen koͤnte? Welches ich alſo beantwortete: Guter Va-
ter/ ich verſpreche euch hoch und teur/ daß ich alle angewante Koſten gerne und willig be-
zahlen wil/ darumb verzeihet eurer Tochter ſolches/ und bleibet ihr und mir gewogen. Der
alte ſchuͤttelte den Kopf und ſagete zu mir: Junger ich rahte dir in traͤuen/ daß du nicht zu
groſſe Kundſchaft mit der Dirne macheſt; ich habe ſie meines Nachbars Sohn verſpro-
chen/ der wuͤrde dir das Fell übel zu droͤſchen/ wann er deſſen einigen Argwohn von dir ha-
ben ſolte. Er hatte dieſes kaum ausgeredet/ da trat eben derſelbe Baurknecht zur Tühr hin-
ein/ hatte eine Miſtgabel in der Hand/ und ohn einige Begruͤſſung ſagte er zu dem Alten:
Er wuͤſte ſich ſeiner Zufage wegen der Tochter zuerinnern/ welche er durchaus wolte ge-
halten haben/ ungeachtet die loſe Dirne ihm geſtriges Tages den Kauff auffgeſagt haͤtte/
welches er zu ſeiner Zeit ihr ſchon wolte genieſſen laſſen. Die friſche Tochter kunte ſolche
Draͤuung nicht verſchmerzen/ und antwortete: Hoͤre Kurd/ was habe ich mit dir zuſchaf-

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[837/0843] Achtes Buch. ſie zu kühn werden wolte/ endlich verdroß/ und ſie in zimlichem Ernſte abwieſe/ ſie ſolte ſich deſſen ja enthalten/ maſſen wann ihre Eltern oder ihr Bruder deſſen inne wuͤrden/ duͤrff- ten ſie ungleiche Gedanken faſſen/ und mich wol gar als einen unzuͤchtigen niderſchlagen; aber ſie achtete deſſen wenig/ ſagte/ ihre Eltern haͤtten ſie lieb/ und wuͤrden ihr den zum Manne wol goͤnnen/ den ſie haben wolte und muͤſte; welche Kuͤhnheit mich faſt antwort- loß machete/ haͤtte auch ohn zweifel ihr noch haͤrter zugeredet/ wann nicht ihre Mutter dar- zu kommen waͤhre/ welche ihre Tochter vor mir auff dem Bette ſitzen ſehend/ zu uns ſagete/ wir ſolten uns nicht zu weit vertuhn/ ein wenig ginge wol hin/ und wuͤſte ſie wol/ dz Knech- te und Dirnen gerne mit einander ſpieleten; und was des ſchaͤndlichen Geblaͤrres mehr wahr/ wodurch ſich die Tochter ſo erkuͤhnete/ daß ſie von der Mutter begehrete/ mich ihr zum Manne zugeben/ oder ſie wolte mit mir davon lauffen/ daß kein Menſch erfahren ſol- te/ wo ſie geſtoben oder geflohen waͤhre. Die Mutter aber zur Antwort gab/ wann ſie mich dann ſo lieb haͤtte/ moͤchte ſie mich im̃erhin nehmen; ſchlug die Kam̃er zu/ und ließ uns bei- de allein beyſam̃en/ da das freche Tihr anfing/ mit hohẽ Schwuͤren uñ Fluͤchen ſich heraus zulaſſen/ wie lieb ſie mich haͤtte/ und dz ſie mich nim̃ermehr verlaſſen wolte/ ſehlete auch we- nig/ ſie haͤtte ſich gar zu mir gelegt/ wañ ich nit aufgeſtanden waͤhre/ uñ die Kleider angezo- gen haͤtte/ in welchen ich ihr ſo wol gefiel/ daß ſie mich von der Kammer nicht laſſen wolte/ ehe und bevor ich ihr eine gleiche Liebe verſprochen haͤtte. Ich ſpeiſete ſie mit guten Wor- ten/ ſie moͤchte gemach tuhn/ und an meiner Liebe nicht zweifeln/ ich wolte zuvor mit ihrem Bruder davon reden/ daß er mir des Vaters bewilligung erlangete; nam ſie bey der Hand welche haͤrter als ein Eichenbret wahr (maſſen ſie ſtraͤnge arbeiten kunte) und fuͤhrete ſie zur Kammer hinaus. Ihr Vater ſahe uns daher treten/ und fragete mich/ was ich mit der Dirne zu gehen haͤtte/ und wie ich zu dem ſtatlichen Kleide kaͤhme/ deſſen gleichen er ſein Tage an ſeinem Leibe nicht gehabt; es muͤſte mir ja von den ſeinen geſchenket ſeyn/ weil ich nacket und arm von ihm auff den Wagen geworffen waͤhre. Welches die Tochter unge- ſcheuhet beantwortete: Sie haͤtte es vor ihr eigen Geld machen laſſen/ wem darauff etwas mangelte; ſie wuͤſte ſchon/ woher ſie die Bezahlung von mir haben ſolte. O du leichtferti- ger Sak/ ſagte ihr Vater/ ſolteſtu ſo viel Geld an ein Kleid legen/ welches unter drey oder vier Guͤlden nicht gezeuget iſt/ uñ es einem Wildfremden antuhn/ der ſich wol mit ſchwar- zer Linnewand/ gleich wie ich/ behelffen koͤnte? Welches ich alſo beantwortete: Guter Va- ter/ ich verſpreche euch hoch und teur/ daß ich alle angewante Koſten gerne und willig be- zahlen wil/ darumb verzeihet eurer Tochter ſolches/ und bleibet ihr und mir gewogen. Der alte ſchuͤttelte den Kopf und ſagete zu mir: Junger ich rahte dir in traͤuen/ daß du nicht zu groſſe Kundſchaft mit der Dirne macheſt; ich habe ſie meines Nachbars Sohn verſpro- chen/ der wuͤrde dir das Fell übel zu droͤſchen/ wann er deſſen einigen Argwohn von dir ha- ben ſolte. Er hatte dieſes kaum ausgeredet/ da trat eben derſelbe Baurknecht zur Tühr hin- ein/ hatte eine Miſtgabel in der Hand/ und ohn einige Begruͤſſung ſagte er zu dem Alten: Er wuͤſte ſich ſeiner Zufage wegen der Tochter zuerinnern/ welche er durchaus wolte ge- halten haben/ ungeachtet die loſe Dirne ihm geſtriges Tages den Kauff auffgeſagt haͤtte/ welches er zu ſeiner Zeit ihr ſchon wolte genieſſen laſſen. Die friſche Tochter kunte ſolche Draͤuung nicht verſchmerzen/ und antwortete: Hoͤre Kurd/ was habe ich mit dir zuſchaf- fen? n n n n n iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 837. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/843>, abgerufen am 22.11.2024.