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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
kehreten sich an meine Warnung nichts/ sondern lieffen als blindlings auff mich an/ da-
her ich dem vördersten einen zweipfündigen Stein entgegen schickete/ daß ihm der Kopff
borste/ und damit zur Erden fiel; der andere sahe seinen Gesellen stürzen/ machete sich zur
Rache gefasset/ und gedachte mir aus dem Wurffe/ damit ich ihm dräuete/ zuweichen; a-
ber weil ich zween Steine im Vorraht hatte/ warff ich ihm den ersten vor die Brust/ daß
es puffete/ und er begunte nach frischer Lufft zuschnappen; worauff ich ihm den andern vor
das Maul legete/ daß er wie eine Garnwinde umlief/ und ich zeit hatte/ mit des ertödteten
seiner Plötze mich zuwapnen/ mit welcher ich auch diesen andern vollends hinrichtete. Die
fünff übrigen erschraken dessen sehr/ dann sie sahen/ daß sie mir nicht entlauffen kunten/ ohn
allein der Stumme/ welcher quehr-Feldein ging/ und ich mich besorgete/ er würde mehr
Hülffe aus der Nähe herzuführen/ nahm deßwegen gegen die übrigen nichts weiters vor/
sondern besuchete die beiden Erschlagenen/ fand bey ihnen einen guten Zehrpfennig/ und
nachdem ich die Plötze eingestecket hatte/ ging ich eilends nach dem nähesten Dorffe/ sahe
mich offters umb/ und ward gewahr/ daß die Mörder nach allem Vermögen zurük eileten/
weil sie ohn zweifel in Furcht stunden/ ich würde die Dorffschafft ihnen über den Halß
schicken. Aber ich hielt reinen Mund/ aus Furcht/ an meiner Reise gehindert zuwerden;
setzete demnach meinen Weg im Nahmen Gottes fort/ gerade nach Magdeburg zu/ unter
der Hoffnung/ mein Schäzchen daselbst zufinden/ aber es wahr daselbst nichts zuerfahren/
als daß die Fürstliche Geselschaft vor weniger Zeit nacher Prag gereiset/ und das König-
liche Fräulein als eine verlohrne höchlich beklaget würde. Wohin wendestu elender Ar-
bianes dich nun? sagte ich bey mir selbst; Ich hatte ein Gelübde getahn/ die Fürstliche Ge-
selschafft nicht zusehen/ biß ich entweder das Fräulein angetroffen/ oder einige Gewißheit
von ihr würde erfahren haben; legete auch fleissig bey mir über/ wessen ich mich verhalten
solte; endlich noch hielt ich vor rahtsam/ mich nach Böhmen zuwenden/ und daselbst un-
fern von Prag mein Leben in der Einöde zuführen/ biß ich meiner Fräulein Leben oder Tod
erkündigen würde; bettelte mich also durch das Land/ und lebete etliche Zeit in beschwerli-
chem Elende/ daß ich mehrenteils mein Leben mit Kräutern/ Wurzeln und anderen Ge-
wächsen auffhielt/ doch etliche Stunden mich bey den Landstrassen fand/ und den Bauren
zuzeiten ein Stüklein Brod abkauffete/ weil ich noch Vorraht an Gelde hatte. O wie
manniche Widerwätigkeiten bekümmerten Tag und Nacht mein ohn das gnug trauriges
Herz. Ist meiner Seelen Leben/ Frl. Klara todes verblichen/ sagte ich/ so wird die Auflö-
sung meiner Seelen und Leibes mich dahin begleiten/ da sie in der Engel Geselschafft ihren
Heyland und Erlöser ohn auffhören preiset; wie aber/ gedachte ich bald darauff/ wann et-
wa Wolffgang zum Wolffe worden/ sich einiger Unzimligkeit hätte gelüsten lassen/ und
dasselbe gesuchet/ welches ohn meiner Fräulein äusserstes Verderben nicht geschehen kön-
te? Und wann ich mich mit dieser Vergebligkeit lange gnug gepeiniget hatte/ dann so graue-
te mir vor Räubern und Mördern/ von denen ich selbst nicht hätte frey seyn können/ wie
viel weniger ein Fräulein mit einem Bauren Knechte; aber daß mein Schaz als eine
Dienstmagd leben solte/ ist mir nie eingefallen. Wann dann alle Unglüksfälle/ die zuersin-
nen wahren/ mein Gehirn durchlauffen hatten/ folgete mein unbewäglicher Schluß/ ich
wolte entweder als ein Betler sterben/ oder ihrer frölichen Ankunft erwarten/ oder sie aufs

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Achtes Buch.
kehreten ſich an meine Warnung nichts/ ſondern lieffen als blindlings auff mich an/ da-
her ich dem voͤrderſten einen zweipfuͤndigen Stein entgegen ſchickete/ daß ihm der Kopff
borſte/ und damit zur Erden fiel; der andere ſahe ſeinen Geſellen ſtuͤrzen/ machete ſich zur
Rache gefaſſet/ und gedachte mir aus dem Wurffe/ damit ich ihm draͤuete/ zuweichen; a-
ber weil ich zween Steine im Vorraht hatte/ warff ich ihm den erſten vor die Bruſt/ daß
es puffete/ und er begunte nach friſcher Lufft zuſchnappen; worauff ich ihm den andern voꝛ
das Maul legete/ daß er wie eine Garnwinde umlief/ und ich zeit hatte/ mit des ertoͤdteten
ſeiner Ploͤtze mich zuwapnen/ mit welcher ich auch dieſen andern vollends hinrichtete. Die
fuͤnff uͤbrigen erſchraken deſſen ſehꝛ/ dann ſie ſahen/ daß ſie mir nicht entlauffen kunten/ ohn
allein der Stumme/ welcher quehr-Feldein ging/ und ich mich beſorgete/ er wuͤrde mehr
Huͤlffe aus der Naͤhe herzufuͤhren/ nahm deßwegen gegen die uͤbrigen nichts weiters vor/
ſondern beſuchete die beiden Erſchlagenen/ fand bey ihnen einen guten Zehrpfennig/ und
nachdem ich die Ploͤtze eingeſtecket hatte/ ging ich eilends nach dem naͤheſten Dorffe/ ſahe
mich offters umb/ und ward gewahr/ daß die Moͤrder nach allem Vermoͤgen zuruͤk eiletẽ/
weil ſie ohn zweifel in Furcht ſtunden/ ich wuͤrde die Dorffſchafft ihnen uͤber den Halß
ſchicken. Aber ich hielt reinen Mund/ aus Furcht/ an meiner Reiſe gehindert zuwerden;
ſetzete demnach meinen Weg im Nahmen Gottes fort/ gerade nach Magdeburg zu/ unter
der Hoffnung/ mein Schaͤzchen daſelbſt zufinden/ aber es wahr daſelbſt nichts zuerfahrẽ/
als daß die Fuͤrſtliche Geſelſchaft vor weniger Zeit nacher Prag gereiſet/ und das Koͤnig-
liche Fraͤulein als eine verlohrne hoͤchlich beklaget würde. Wohin wendeſtu elender Ar-
bianes dich nun? ſagte ich bey mir ſelbſt; Ich hatte ein Geluͤbde getahn/ die Fuͤrſtliche Ge-
ſelſchafft nicht zuſehen/ biß ich entweder das Fraͤulein angetroffen/ oder einige Gewißheit
von ihr wuͤrde erfahren haben; legete auch fleiſſig bey mir uͤber/ weſſen ich mich verhalten
ſolte; endlich noch hielt ich vor rahtſam/ mich nach Boͤhmen zuwenden/ und daſelbſt un-
fern von Prag mein Leben in der Einoͤde zufuͤhren/ biß ich meiner Fraͤulein Leben oder Tod
erkuͤndigen würde; bettelte mich alſo durch das Land/ und lebete etliche Zeit in beſchwerli-
chem Elende/ daß ich mehrenteils mein Leben mit Kraͤutern/ Wurzeln und anderen Ge-
waͤchſen auffhielt/ doch etliche Stunden mich bey den Landſtraſſen fand/ und den Bauren
zuzeiten ein Stuͤklein Brod abkauffete/ weil ich noch Vorraht an Gelde hatte. O wie
manniche Widerwaͤtigkeiten bekuͤmmerten Tag und Nacht mein ohn das gnug trauriges
Herz. Iſt meiner Seelen Leben/ Frl. Klara todes verblichen/ ſagte ich/ ſo wird die Aufloͤ-
ſung meiner Seelen und Leibes mich dahin begleiten/ da ſie in der Engel Geſelſchafft ihren
Heyland und Erloͤſer ohn auffhoͤren preiſet; wie aber/ gedachte ich bald darauff/ wann et-
wa Wolffgang zum Wolffe worden/ ſich einiger Unzimligkeit haͤtte geluͤſten laſſen/ und
daſſelbe geſuchet/ welches ohn meiner Fraͤulein aͤuſſerſtes Verderben nicht geſchehen koͤn-
te? Und wañ ich mich mit dieſer Vergebligkeit lange gnug gepeiniget hatte/ dañ ſo graue-
te mir vor Raͤubern und Moͤrdern/ von denen ich ſelbſt nicht haͤtte frey ſeyn koͤnnen/ wie
viel weniger ein Fraͤulein mit einem Bauren Knechte; aber daß mein Schaz als eine
Dienſtmagd leben ſolte/ iſt mir nie eingefallen. Wann dann alle Ungluͤksfaͤlle/ die zuerſin-
nen wahren/ mein Gehirn durchlauffen hatten/ folgete mein unbewaͤglicher Schluß/ ich
wolte entweder als ein Betler ſterben/ oder ihrer froͤlichen Ankunft erwarten/ oder ſie aufs

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[840/0846] Achtes Buch. kehreten ſich an meine Warnung nichts/ ſondern lieffen als blindlings auff mich an/ da- her ich dem voͤrderſten einen zweipfuͤndigen Stein entgegen ſchickete/ daß ihm der Kopff borſte/ und damit zur Erden fiel; der andere ſahe ſeinen Geſellen ſtuͤrzen/ machete ſich zur Rache gefaſſet/ und gedachte mir aus dem Wurffe/ damit ich ihm draͤuete/ zuweichen; a- ber weil ich zween Steine im Vorraht hatte/ warff ich ihm den erſten vor die Bruſt/ daß es puffete/ und er begunte nach friſcher Lufft zuſchnappen; worauff ich ihm den andern voꝛ das Maul legete/ daß er wie eine Garnwinde umlief/ und ich zeit hatte/ mit des ertoͤdteten ſeiner Ploͤtze mich zuwapnen/ mit welcher ich auch dieſen andern vollends hinrichtete. Die fuͤnff uͤbrigen erſchraken deſſen ſehꝛ/ dann ſie ſahen/ daß ſie mir nicht entlauffen kunten/ ohn allein der Stumme/ welcher quehr-Feldein ging/ und ich mich beſorgete/ er wuͤrde mehr Huͤlffe aus der Naͤhe herzufuͤhren/ nahm deßwegen gegen die uͤbrigen nichts weiters vor/ ſondern beſuchete die beiden Erſchlagenen/ fand bey ihnen einen guten Zehrpfennig/ und nachdem ich die Ploͤtze eingeſtecket hatte/ ging ich eilends nach dem naͤheſten Dorffe/ ſahe mich offters umb/ und ward gewahr/ daß die Moͤrder nach allem Vermoͤgen zuruͤk eiletẽ/ weil ſie ohn zweifel in Furcht ſtunden/ ich wuͤrde die Dorffſchafft ihnen uͤber den Halß ſchicken. Aber ich hielt reinen Mund/ aus Furcht/ an meiner Reiſe gehindert zuwerden; ſetzete demnach meinen Weg im Nahmen Gottes fort/ gerade nach Magdeburg zu/ unter der Hoffnung/ mein Schaͤzchen daſelbſt zufinden/ aber es wahr daſelbſt nichts zuerfahrẽ/ als daß die Fuͤrſtliche Geſelſchaft vor weniger Zeit nacher Prag gereiſet/ und das Koͤnig- liche Fraͤulein als eine verlohrne hoͤchlich beklaget würde. Wohin wendeſtu elender Ar- bianes dich nun? ſagte ich bey mir ſelbſt; Ich hatte ein Geluͤbde getahn/ die Fuͤrſtliche Ge- ſelſchafft nicht zuſehen/ biß ich entweder das Fraͤulein angetroffen/ oder einige Gewißheit von ihr wuͤrde erfahren haben; legete auch fleiſſig bey mir uͤber/ weſſen ich mich verhalten ſolte; endlich noch hielt ich vor rahtſam/ mich nach Boͤhmen zuwenden/ und daſelbſt un- fern von Prag mein Leben in der Einoͤde zufuͤhren/ biß ich meiner Fraͤulein Leben oder Tod erkuͤndigen würde; bettelte mich alſo durch das Land/ und lebete etliche Zeit in beſchwerli- chem Elende/ daß ich mehrenteils mein Leben mit Kraͤutern/ Wurzeln und anderen Ge- waͤchſen auffhielt/ doch etliche Stunden mich bey den Landſtraſſen fand/ und den Bauren zuzeiten ein Stuͤklein Brod abkauffete/ weil ich noch Vorraht an Gelde hatte. O wie manniche Widerwaͤtigkeiten bekuͤmmerten Tag und Nacht mein ohn das gnug trauriges Herz. Iſt meiner Seelen Leben/ Frl. Klara todes verblichen/ ſagte ich/ ſo wird die Aufloͤ- ſung meiner Seelen und Leibes mich dahin begleiten/ da ſie in der Engel Geſelſchafft ihren Heyland und Erloͤſer ohn auffhoͤren preiſet; wie aber/ gedachte ich bald darauff/ wann et- wa Wolffgang zum Wolffe worden/ ſich einiger Unzimligkeit haͤtte geluͤſten laſſen/ und daſſelbe geſuchet/ welches ohn meiner Fraͤulein aͤuſſerſtes Verderben nicht geſchehen koͤn- te? Und wañ ich mich mit dieſer Vergebligkeit lange gnug gepeiniget hatte/ dañ ſo graue- te mir vor Raͤubern und Moͤrdern/ von denen ich ſelbſt nicht haͤtte frey ſeyn koͤnnen/ wie viel weniger ein Fraͤulein mit einem Bauren Knechte; aber daß mein Schaz als eine Dienſtmagd leben ſolte/ iſt mir nie eingefallen. Wann dann alle Ungluͤksfaͤlle/ die zuerſin- nen wahren/ mein Gehirn durchlauffen hatten/ folgete mein unbewaͤglicher Schluß/ ich wolte entweder als ein Betler ſterben/ oder ihrer froͤlichen Ankunft erwarten/ oder ſie aufs neue

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/846>, abgerufen am 22.11.2024.