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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
nachdem er 21 Jahr geherschet hatte) in seinem Handbuche dieses unter andern aufgezeich-
net hat; Welchem Lande und Könige die gütigen Götter gewogen sind/ dieselben versehen sie mit
düchtigen frommen Rähten und Dienern. Daher ausser allem zweifel eines Fürsten höchste und
erste Sorge billich seyn mus/ daß es ihm an guten Rähten nicht mangele. Daß aber meine
Durchl. Fr. Tochter hierüber von mir einige unterweisung begehret und wünschet/ so er-
kenne daher zwar ihre hohe gewogenheit gegen mich/ aber zu gleich auch mein unvermö-
gen/ ihrem Willen ein genügen zu leisten; nicht allein/ daß andere großmächtige Könige
gegenwärtig/ dessen viel grössere erfahrung und wissenschaft haben/ als ich; sondern meine
Fr. Tochter/ und ihr preißwirdigster Gemahl einen so hohen verstand durch des Himmels
Gunst überkommen/ daß auch die grauen Häupter sich nicht schämen dürfen/ von ihnen zu
lernen; wie ich dann gar nicht zweifele/ sie werden beyderseits ihre hohe gedanken schon vor
längst auff diese betrachtung gewendet haben. Ach mein Gn. Herr Vater/ sagte Herkules/
wie solte unsere unwitzige Jugend an so hohe Weißheit gelangen/ welche durch langwiri-
ge Erfahrung muß zu wege gebracht werden? da wir überdas noch die wenigen Jahre
unsers angehenden verstandes/ in steter Rittersübung zugebracht/ und uns eine Abenteur
über die andere zugewachsen ist/ daß wir nit eins so viel mueß gehabt/ an dergleichen wich-
tigkeiten zugedenken. Werde demnach nicht unterlassen/ mein liebes Gemahl zu muhtigen/
daß vor erlangete gn. einwilligung/ sie nicht abstehe/ eure väterliche Gn. hierumb kindlich
zuersuchen; zum wenigsten/ daß wir nur das Glük haben mögen/ zuerfahren/ was etwa ih-
rer Hocheit hochlöbliche Vorfahren davon denkwirdiges auffgezeichnet/ und ihren Nach-
kommen zu gute/ hinter sich verlassen haben. Meinem hochwerten Herrn Sohn/ und dessen
ruhmwirdigstem Gemahl/ sagte er/ bin ich viel ein mehres schuldig/ wann ich mich selbst
nur bereden dürfte/ solches in dieser Hochköniglichen Versamlung vorzutragen. Und als
so wol der Schwedische als der Dähnische König darumb anhielt/ brachte er nach gebeh-
tener verzeihung dieses vor. Unter andern meinen hochlöblichen Vorfahren/ ist vor hoch-
gedachter König Rather/ und der fünfte nach ihm/ König Klodomir (welcher vor 64 Jah-
ren diese Eitelkeit verlassen) vor andern/ wegen ihrer Weißheit und klüglich geführeten
Herschaft hochbenahmet; und weil ich mirs nicht vor ein geringes Glük schätze/ daß ihre
eigenhändige Auffzeichnungen geerbet/ habe dieselben ich fleissig gegen einander gehalten/
nach vermögen erwogen/ und daraus diesen Nachricht angemerket: Nehmlich/ wann ein
grosser Fürst oder König seine Herschaft wol und glüklich führen wil/ mus er sich vor allen
dingen nach guten nüzlichen Rähten/ und anderen hohen Bedieneten umbtuhn/ welche
Gottfürchtig/ wolerfahren/ ihrer eigenen Bewägungen Meister/ dem Geiz abhold/ dem
Lande und Untertahnen von herzen gewogen/ ihrem Herrn geträu und ergeben/ und unter-
einander selbst einig als Brüder sind. Dann ein Mensch/ der die Götter nicht ehret noch
fürchtet/ gibt dadurch an den Tag/ daß er allerdinge Gewissen-loß sey/ und man sich zu ihm
durchaus keiner Träue versehen dürfe. Und wie kan derselbe Menschen träue beweisen/
welcher der grossen Götter spottet? Wer dann selbst keine erfahrung hat/ wie sol der ande-
ren vorstehen? was ich selbst nicht habe/ kan ich ja anderen nicht mitteilen. Es wird ein un-
erfahrner Raht nicht anders zuplatzen/ als ein Blinder/ der aus vorwiz ohn einen Führer
dahin springet; und mus nohtwendig ein solcher blinder Leiter/ die armen Untertahnen

auch

Achtes Buch.
nachdem er 21 Jahr geherſchet hatte) in ſeinem Handbuche dieſes unter andern aufgezeich-
net hat; Welchem Lande und Koͤnige die guͤtigen Goͤtter gewogen ſind/ dieſelben verſehen ſie mit
duͤchtigen frommen Raͤhten und Dienern. Daher auſſer allem zweifel eines Fuͤrſten hoͤchſte uñ
erſte Sorge billich ſeyn mus/ daß es ihm an guten Raͤhten nicht mangele. Daß aber meine
Durchl. Fr. Tochter hieruͤber von mir einige unterweiſung begehret und wuͤnſchet/ ſo er-
kenne daher zwar ihre hohe gewogenheit gegen mich/ aber zu gleich auch mein unvermoͤ-
gen/ ihrem Willen ein genuͤgen zu leiſten; nicht allein/ daß andere großmaͤchtige Koͤnige
gegenwaͤrtig/ deſſen viel groͤſſere erfahrung und wiſſenſchaft haben/ als ich; ſondern meine
Fr. Tochter/ und ihr preißwirdigſter Gemahl einen ſo hohen verſtand durch des Him̃els
Gunſt uͤberkommen/ daß auch die grauen Haͤupter ſich nicht ſchaͤmen duͤrfen/ von ihnen zu
lernen; wie ich dann gar nicht zweifele/ ſie werden beyderſeits ihre hohe gedanken ſchon vor
laͤngſt auff dieſe betrachtung gewendet haben. Ach mein Gn. Herr Vater/ ſagte Herkules/
wie ſolte unſere unwitzige Jugend an ſo hohe Weißheit gelangen/ welche durch langwiri-
ge Erfahrung muß zu wege gebracht werden? da wir überdas noch die wenigen Jahre
unſers angehenden verſtandes/ in ſteter Rittersuͤbung zugebracht/ und uns eine Abenteur
uͤber die andere zugewachſen iſt/ daß wir nit eins ſo viel mueß gehabt/ an dergleichen wich-
tigkeiten zugedenken. Werde demnach nicht unterlaſſen/ mein liebes Gemahl zu muhtigẽ/
daß vor erlangete gn. einwilligung/ ſie nicht abſtehe/ eure vaͤterliche Gn. hierumb kindlich
zuerſuchen; zum wenigſten/ daß wir nur das Gluͤk haben moͤgen/ zuerfahren/ was etwa ih-
rer Hocheit hochloͤbliche Vorfahren davon denkwirdiges auffgezeichnet/ und ihren Nach-
kommen zu gute/ hinter ſich verlaſſen haben. Meinem hochwerten Herrn Sohn/ und deſſen
ruhmwirdigſtem Gemahl/ ſagte er/ bin ich viel ein mehres ſchuldig/ wann ich mich ſelbſt
nur bereden duͤrfte/ ſolches in dieſer Hochkoͤniglichen Verſamlung vorzutragen. Und als
ſo wol der Schwediſche als der Daͤhniſche Koͤnig darumb anhielt/ brachte er nach gebeh-
tener verzeihung dieſes vor. Unter andern meinen hochloͤblichen Vorfahren/ iſt vor hoch-
gedachter Koͤnig Rather/ und der fuͤnfte nach ihm/ Koͤnig Klodomir (welcher vor 64 Jah-
ren dieſe Eitelkeit verlaſſen) vor andern/ wegen ihrer Weißheit und kluͤglich gefuͤhreten
Herſchaft hochbenahmet; und weil ich mirs nicht vor ein geringes Gluͤk ſchaͤtze/ daß ihre
eigenhaͤndige Auffzeichnungen geerbet/ habe dieſelben ich fleiſſig gegen einander gehalten/
nach vermoͤgen erwogen/ und daraus dieſen Nachricht angemerket: Nehmlich/ wann ein
groſſer Fuͤrſt oder Koͤnig ſeine Herſchaft wol und gluͤklich fuͤhren wil/ mus er ſich vor allen
dingen nach guten nuͤzlichen Raͤhten/ und anderen hohen Bedieneten umbtuhn/ welche
Gottfuͤrchtig/ wolerfahren/ ihrer eigenen Bewaͤgungen Meiſter/ dem Geiz abhold/ dem
Lande und Untertahnen von herzen gewogen/ ihrem Herrn getraͤu und ergeben/ und unteꝛ-
einander ſelbſt einig als Bruͤder ſind. Dann ein Menſch/ der die Goͤtter nicht ehret noch
fürchtet/ gibt dadurch an den Tag/ daß er allerdinge Gewiſſen-loß ſey/ und man ſich zu ihm
durchaus keiner Traͤue verſehen duͤrfe. Und wie kan derſelbe Menſchen traͤue beweiſen/
welcher der groſſen Goͤtter ſpottet? Wer dann ſelbſt keine erfahrung hat/ wie ſol der ande-
ren vorſtehen? was ich ſelbſt nicht habe/ kan ich ja anderen nicht mitteilen. Es wird ein un-
erfahrner Raht nicht anders zuplatzen/ als ein Blinder/ der aus vorwiz ohn einen Fuͤhrer
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[847/0853] Achtes Buch. nachdem er 21 Jahr geherſchet hatte) in ſeinem Handbuche dieſes unter andern aufgezeich- net hat; Welchem Lande und Koͤnige die guͤtigen Goͤtter gewogen ſind/ dieſelben verſehen ſie mit duͤchtigen frommen Raͤhten und Dienern. Daher auſſer allem zweifel eines Fuͤrſten hoͤchſte uñ erſte Sorge billich ſeyn mus/ daß es ihm an guten Raͤhten nicht mangele. Daß aber meine Durchl. Fr. Tochter hieruͤber von mir einige unterweiſung begehret und wuͤnſchet/ ſo er- kenne daher zwar ihre hohe gewogenheit gegen mich/ aber zu gleich auch mein unvermoͤ- gen/ ihrem Willen ein genuͤgen zu leiſten; nicht allein/ daß andere großmaͤchtige Koͤnige gegenwaͤrtig/ deſſen viel groͤſſere erfahrung und wiſſenſchaft haben/ als ich; ſondern meine Fr. Tochter/ und ihr preißwirdigſter Gemahl einen ſo hohen verſtand durch des Him̃els Gunſt uͤberkommen/ daß auch die grauen Haͤupter ſich nicht ſchaͤmen duͤrfen/ von ihnen zu lernen; wie ich dann gar nicht zweifele/ ſie werden beyderſeits ihre hohe gedanken ſchon vor laͤngſt auff dieſe betrachtung gewendet haben. Ach mein Gn. Herr Vater/ ſagte Herkules/ wie ſolte unſere unwitzige Jugend an ſo hohe Weißheit gelangen/ welche durch langwiri- ge Erfahrung muß zu wege gebracht werden? da wir überdas noch die wenigen Jahre unſers angehenden verſtandes/ in ſteter Rittersuͤbung zugebracht/ und uns eine Abenteur uͤber die andere zugewachſen iſt/ daß wir nit eins ſo viel mueß gehabt/ an dergleichen wich- tigkeiten zugedenken. Werde demnach nicht unterlaſſen/ mein liebes Gemahl zu muhtigẽ/ daß vor erlangete gn. einwilligung/ ſie nicht abſtehe/ eure vaͤterliche Gn. hierumb kindlich zuerſuchen; zum wenigſten/ daß wir nur das Gluͤk haben moͤgen/ zuerfahren/ was etwa ih- rer Hocheit hochloͤbliche Vorfahren davon denkwirdiges auffgezeichnet/ und ihren Nach- kommen zu gute/ hinter ſich verlaſſen haben. Meinem hochwerten Herrn Sohn/ und deſſen ruhmwirdigſtem Gemahl/ ſagte er/ bin ich viel ein mehres ſchuldig/ wann ich mich ſelbſt nur bereden duͤrfte/ ſolches in dieſer Hochkoͤniglichen Verſamlung vorzutragen. Und als ſo wol der Schwediſche als der Daͤhniſche Koͤnig darumb anhielt/ brachte er nach gebeh- tener verzeihung dieſes vor. Unter andern meinen hochloͤblichen Vorfahren/ iſt vor hoch- gedachter Koͤnig Rather/ und der fuͤnfte nach ihm/ Koͤnig Klodomir (welcher vor 64 Jah- ren dieſe Eitelkeit verlaſſen) vor andern/ wegen ihrer Weißheit und kluͤglich gefuͤhreten Herſchaft hochbenahmet; und weil ich mirs nicht vor ein geringes Gluͤk ſchaͤtze/ daß ihre eigenhaͤndige Auffzeichnungen geerbet/ habe dieſelben ich fleiſſig gegen einander gehalten/ nach vermoͤgen erwogen/ und daraus dieſen Nachricht angemerket: Nehmlich/ wann ein groſſer Fuͤrſt oder Koͤnig ſeine Herſchaft wol und gluͤklich fuͤhren wil/ mus er ſich vor allen dingen nach guten nuͤzlichen Raͤhten/ und anderen hohen Bedieneten umbtuhn/ welche Gottfuͤrchtig/ wolerfahren/ ihrer eigenen Bewaͤgungen Meiſter/ dem Geiz abhold/ dem Lande und Untertahnen von herzen gewogen/ ihrem Herrn getraͤu und ergeben/ und unteꝛ- einander ſelbſt einig als Bruͤder ſind. Dann ein Menſch/ der die Goͤtter nicht ehret noch fürchtet/ gibt dadurch an den Tag/ daß er allerdinge Gewiſſen-loß ſey/ und man ſich zu ihm durchaus keiner Traͤue verſehen duͤrfe. Und wie kan derſelbe Menſchen traͤue beweiſen/ welcher der groſſen Goͤtter ſpottet? Wer dann ſelbſt keine erfahrung hat/ wie ſol der ande- ren vorſtehen? was ich ſelbſt nicht habe/ kan ich ja anderen nicht mitteilen. Es wird ein un- erfahrner Raht nicht anders zuplatzen/ als ein Blinder/ der aus vorwiz ohn einen Fuͤhrer dahin ſpringet; und mus nohtwendig ein ſolcher blinder Leiter/ die armen Untertahnen auch

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 847. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/853>, abgerufen am 22.11.2024.