Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Achtes Buch.
daß es leichter und möglicher gewesen sey/ diß grosse rund der Welt aus nichts hervor zu
bringen; mangelts euch aber alhie an Häuptgründen/ so habt ihr mit allen euren vorigen
Einwürffen bey mir ein mehres nicht erhalten/ als daß ich daher erkenne/ ihr suchet nur
Gottes Almacht zu umbschranken/ und ihn einer Unmacht zu zeihen; welches ich nicht an-
ders zu beantworten schuldig bin/ als daß ich sage; hebe dich weg von mir Satan. Das ü-
brige ist ganz keiner Antwort wirdig. Dann was Sünde oder nicht Sünde sey/ werde ich
euch nicht zum Richter leiden/ sondern die gesunde Vernunft kan hieselbst in etwas/ Got-
tes Wort aber den völligen Ausschlag geben. Und ist wol ein rechter Ochsen-verstand und
eine stinkend Boks-Urtel/ daß ihr eines Menschen tuhn mit der Ochsen und Böcke ver-
halten dürffet vermischen. Das Vieh sündiget nicht/ und kan nicht sündigen/ dann es ist
vernunftloß/ wie solches auch die Heiden erkennen; so hat auch Gott denselben keine Ge-
setze vor geschrieben/ sondern den vernünftigen Geschöpfen/ so daß alles daß Sünde ist/ was
wieder Gottes Willen und Geboht streitet; dieses aber eine Tugend/ was der Mensch nach
Gottes Willen und Befehl verrichtet. Endlich stosset ihr dem Fasse gar den Bodem aus/
in dem ihr der Seelen unsterbligkeit/ und das künftige ewige Leben leugnet/ welches beydes
doch die klugen Heyden selbst aus vernünftigen gründen zur gnüge erwiesen haben/ und ich
aus diesem eurem Vorgeben nicht anders schliessen mus/ als daß ihr der Warheit ganz ab-
gesaget/ und den Lügen und Lästerungen euch mit Leib und Seele gewidmet habet/ daher ihr
solches alles vor eine Erfindung deren Menschen angebet/ welche dadurch suchen/ ihnen
einen Nahmen und sonderliches Ansehen bey andern zu machen. Solches aber müsset ihr
keinem verständigen/ sondern den unwitzigen vorschwätzen. Ich bleibe dabey/ dz Gott war-
haftig ist in allen seinen Worten und Werken/ und daß alle dieselben von dem Erzlügener
getrieben werden/ die solches wieder ihr Gewissen leugnen dürfen. Ihr vermässet euch ein
grosses/ fing jener hierauff an; aber was dünket euch/ wann ich alles mein Vorgeben mit
einem grossen Wunderwerk bestätigte? Solches Wunderwerk würde euer eigenes Vor-
bringen ja grossenteils zu Lügen machen/ antwortete ich; dann Wunderwerke kan kein
Mensch aus eigener Kraft verrichten/ sondern es mus durch hülffe eines Geistes gesche-
hen/ die ihr alle miteinander vor ein Geticht haltet. Jedoch/ wann ihr gleich die Sonne
würdet machen vom Himmel steigen/ wolte ich euch nicht umb ein Häärlein in diesen stüc-
ken mehr gläuben/ als vorhin. Als dieser hörete/ daß ich ihn so verächtlich hielt/ kunte er sich
länger nit verbergen/ der stolze hoffarts Geist/ sondern sagete mit einer erschreklichen brül-
lenden Stimme: Je so mustu armer Medischer Betler dannoch wissen mit wem du biß-
her gestritten hast; verwandelte sich auch augenbliklich in einen grausamen Drachen/ so groß
als zehn Elefanten aneinander nicht seyn mögen/ und sperrete den Rachen weit auff/ als
wolte er mich alsbald/ wie ein Sandkörnlein verschlingen; mus auch bekennen/ daß mir
der kalte Angstschweiß ausbrach/ und ich anfangs nicht wuste/ wie mir wahr; Aber Got-
tes Kraft/ welche in den Schwachen (solches habe ich erfahren) mächtig ist/ stärkete mich/
daß ich endlich in diese Worte loßbrach: Ich fürchte mich nicht vor viel hundert tausend/ die sich
umbher wieder mich legen. Auff HErr und hilff mir mein Gott/ dann du schlägest alle meine Feinde
auff den Backen/ und zerschmetterst der gottlosen Zähne. Hierzu behtete ich den Christlichen
Glauben und das heilige Vater Unser; worauff mir nicht allein alle Furcht sondern zugleich

auch

Achtes Buch.
daß es leichter und moͤglicher geweſen ſey/ diß groſſe rund der Welt aus nichts hervor zu
bringen; mangelts euch aber alhie an Haͤuptgruͤnden/ ſo habt ihr mit allen euren vorigen
Einwuͤrffen bey mir ein mehres nicht erhalten/ als daß ich daher erkenne/ ihr ſuchet nur
Gottes Almacht zu umbſchranken/ und ihn einer Unmacht zu zeihen; welches ich nicht an-
ders zu beantworten ſchuldig bin/ als daß ich ſage; hebe dich weg von mir Satan. Das uͤ-
brige iſt ganz keiner Antwort wirdig. Dann was Suͤnde oder nicht Suͤnde ſey/ werde ich
euch nicht zum Richter leiden/ ſondern die geſunde Vernunft kan hieſelbſt in etwas/ Got-
tes Wort aber den voͤlligen Ausſchlag geben. Und iſt wol ein rechter Ochſen-verſtand und
eine ſtinkend Boks-Urtel/ daß ihr eines Menſchen tuhn mit der Ochſen und Boͤcke ver-
halten dürffet vermiſchen. Das Vieh ſuͤndiget nicht/ und kan nicht ſuͤndigen/ dann es iſt
vernunftloß/ wie ſolches auch die Heiden erkennen; ſo hat auch Gott denſelben keine Ge-
ſetze vor geſchrieben/ ſondern den vernuͤnftigen Geſchoͤpfen/ ſo daß alles daß Suͤnde iſt/ was
wieder Gottes Willen und Geboht ſtreitet; dieſes aber eine Tugend/ was der Menſch nach
Gottes Willen und Befehl verrichtet. Endlich ſtoſſet ihr dem Faſſe gar den Bodem aus/
in dem ihr der Seelen unſterbligkeit/ und das kuͤnftige ewige Leben leugnet/ welches beydes
doch die klugen Heyden ſelbſt aus vernuͤnftigen gruͤnden zur gnuͤge erwieſen haben/ und ich
aus dieſem eurem Vorgeben nicht anders ſchlieſſen mus/ als daß ihr der Warheit ganz ab-
geſaget/ und den Luͤgen und Laͤſterungen euch mit Leib und Seele gewidmet habet/ daher ihꝛ
ſolches alles vor eine Erfindung deren Menſchen angebet/ welche dadurch ſuchen/ ihnen
einen Nahmen und ſonderliches Anſehen bey andern zu machen. Solches aber muͤſſet ihr
keinem verſtaͤndigen/ ſondern den unwitzigen vorſchwaͤtzen. Ich bleibe dabey/ dz Gott war-
haftig iſt in allen ſeinen Worten und Werken/ und daß alle dieſelben von dem Erzluͤgener
getrieben werden/ die ſolches wieder ihr Gewiſſen leugnen duͤrfen. Ihr vermaͤſſet euch ein
groſſes/ fing jener hierauff an; aber was duͤnket euch/ wann ich alles mein Vorgeben mit
einem groſſen Wunderwerk beſtaͤtigte? Solches Wunderwerk wuͤrde euer eigenes Vor-
bringen ja groſſenteils zu Luͤgen machen/ antwortete ich; dann Wunderwerke kan kein
Menſch aus eigener Kraft verrichten/ ſondern es mus durch huͤlffe eines Geiſtes geſche-
hen/ die ihr alle miteinander vor ein Geticht haltet. Jedoch/ wann ihr gleich die Sonne
wuͤrdet machen vom Himmel ſteigen/ wolte ich euch nicht umb ein Haͤaͤrlein in dieſen ſtuͤc-
ken mehr glaͤuben/ als vorhin. Als dieſer hoͤrete/ daß ich ihn ſo veraͤchtlich hielt/ kunte er ſich
laͤnger nit verbergen/ der ſtolze hoffarts Geiſt/ ſondern ſagete mit einer erſchreklichen bruͤl-
lenden Stimme: Je ſo muſtu armer Mediſcher Betler dannoch wiſſen mit wem du biß-
her geſtritten haſt; verwandelte ſich auch augenbliklich in einẽ grauſamẽ Drachen/ ſo groß
als zehn Elefanten aneinander nicht ſeyn moͤgen/ und ſperrete den Rachen weit auff/ als
wolte er mich alsbald/ wie ein Sandkoͤrnlein verſchlingen; mus auch bekennen/ daß mir
der kalte Angſtſchweiß ausbrach/ und ich anfangs nicht wuſte/ wie mir wahr; Aber Got-
tes Kraft/ welche in den Schwachen (ſolches habe ich erfahren) maͤchtig iſt/ ſtaͤrkete mich/
daß ich endlich in dieſe Worte loßbrach: Ich fuͤrchte mich nicht vor viel hundert tauſend/ die ſich
umbher wieder mich legen. Auff HErr und hilff mir mein Gott/ dann du ſchlaͤgeſt alle meine Feinde
auff den Backen/ und zerſchmetterſt der gottloſen Zaͤhne. Hierzu behtete ich den Chriſtlichen
Glauben und das heilige Vater Unſer; worauff mir nicht allein alle Furcht ſondern zugleich

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0894" n="888"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi></fw><lb/>
daß es leichter und mo&#x0364;glicher gewe&#x017F;en &#x017F;ey/ diß gro&#x017F;&#x017F;e rund der Welt aus nichts hervor zu<lb/>
bringen; mangelts euch aber alhie an Ha&#x0364;uptgru&#x0364;nden/ &#x017F;o habt ihr mit allen euren vorigen<lb/>
Einwu&#x0364;rffen bey mir ein mehres nicht erhalten/ als daß ich daher erkenne/ ihr &#x017F;uchet nur<lb/>
Gottes Almacht zu umb&#x017F;chranken/ und ihn einer Unmacht zu zeihen; welches ich nicht an-<lb/>
ders zu beantworten &#x017F;chuldig bin/ als daß ich &#x017F;age; hebe dich weg von mir Satan. Das u&#x0364;-<lb/>
brige i&#x017F;t ganz keiner Antwort wirdig. Dann was Su&#x0364;nde oder nicht Su&#x0364;nde &#x017F;ey/ werde ich<lb/>
euch nicht zum Richter leiden/ &#x017F;ondern die ge&#x017F;unde Vernunft kan hie&#x017F;elb&#x017F;t in etwas/ Got-<lb/>
tes Wort aber den vo&#x0364;lligen Aus&#x017F;chlag geben. Und i&#x017F;t wol ein rechter Och&#x017F;en-ver&#x017F;tand und<lb/>
eine &#x017F;tinkend Boks-Urtel/ daß ihr eines Men&#x017F;chen tuhn mit der Och&#x017F;en und Bo&#x0364;cke ver-<lb/>
halten dürffet vermi&#x017F;chen. Das Vieh &#x017F;u&#x0364;ndiget nicht/ und kan nicht &#x017F;u&#x0364;ndigen/ dann es i&#x017F;t<lb/>
vernunftloß/ wie &#x017F;olches auch die Heiden erkennen; &#x017F;o hat auch Gott den&#x017F;elben keine Ge-<lb/>
&#x017F;etze vor ge&#x017F;chrieben/ &#x017F;ondern den vernu&#x0364;nftigen Ge&#x017F;cho&#x0364;pfen/ &#x017F;o daß alles daß Su&#x0364;nde i&#x017F;t/ was<lb/>
wieder Gottes Willen und Geboht &#x017F;treitet; die&#x017F;es aber eine Tugend/ was der Men&#x017F;ch nach<lb/>
Gottes Willen und Befehl verrichtet. Endlich &#x017F;to&#x017F;&#x017F;et ihr dem Fa&#x017F;&#x017F;e gar den Bodem aus/<lb/>
in dem ihr der Seelen un&#x017F;terbligkeit/ und das ku&#x0364;nftige ewige Leben leugnet/ welches beydes<lb/>
doch die klugen Heyden &#x017F;elb&#x017F;t aus vernu&#x0364;nftigen gru&#x0364;nden zur gnu&#x0364;ge erwie&#x017F;en haben/ und ich<lb/>
aus die&#x017F;em eurem Vorgeben nicht anders &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en mus/ als daß ihr der Warheit ganz ab-<lb/>
ge&#x017F;aget/ und den Lu&#x0364;gen und La&#x0364;&#x017F;terungen euch mit Leib und Seele gewidmet habet/ daher ih&#xA75B;<lb/>
&#x017F;olches alles vor eine Erfindung deren Men&#x017F;chen angebet/ welche dadurch &#x017F;uchen/ ihnen<lb/>
einen Nahmen und &#x017F;onderliches An&#x017F;ehen bey andern zu machen. Solches aber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr<lb/>
keinem ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen/ &#x017F;ondern den unwitzigen vor&#x017F;chwa&#x0364;tzen. Ich bleibe dabey/ dz Gott war-<lb/>
haftig i&#x017F;t in allen &#x017F;einen Worten und Werken/ und daß alle die&#x017F;elben von dem Erzlu&#x0364;gener<lb/>
getrieben werden/ die &#x017F;olches wieder ihr Gewi&#x017F;&#x017F;en leugnen du&#x0364;rfen. Ihr verma&#x0364;&#x017F;&#x017F;et euch ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es/ fing jener hierauff an; aber was du&#x0364;nket euch/ wann ich alles mein Vorgeben mit<lb/>
einem gro&#x017F;&#x017F;en Wunderwerk be&#x017F;ta&#x0364;tigte? Solches Wunderwerk wu&#x0364;rde euer eigenes Vor-<lb/>
bringen ja gro&#x017F;&#x017F;enteils zu Lu&#x0364;gen machen/ antwortete ich; dann Wunderwerke kan kein<lb/>
Men&#x017F;ch aus eigener Kraft verrichten/ &#x017F;ondern es mus durch hu&#x0364;lffe eines Gei&#x017F;tes ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ die ihr alle miteinander vor ein Geticht haltet. Jedoch/ wann ihr gleich die Sonne<lb/>
wu&#x0364;rdet machen vom Himmel &#x017F;teigen/ wolte ich euch nicht umb ein Ha&#x0364;a&#x0364;rlein in die&#x017F;en &#x017F;tu&#x0364;c-<lb/>
ken mehr gla&#x0364;uben/ als vorhin. Als die&#x017F;er ho&#x0364;rete/ daß ich ihn &#x017F;o vera&#x0364;chtlich hielt/ kunte er &#x017F;ich<lb/>
la&#x0364;nger nit verbergen/ der &#x017F;tolze hoffarts Gei&#x017F;t/ &#x017F;ondern &#x017F;agete mit einer er&#x017F;chreklichen bru&#x0364;l-<lb/>
lenden Stimme: Je &#x017F;o mu&#x017F;tu armer Medi&#x017F;cher Betler dannoch wi&#x017F;&#x017F;en mit wem du biß-<lb/>
her ge&#x017F;tritten ha&#x017F;t; verwandelte &#x017F;ich auch augenbliklich in eine&#x0303; grau&#x017F;ame&#x0303; Drachen/ &#x017F;o groß<lb/>
als zehn Elefanten aneinander nicht &#x017F;eyn mo&#x0364;gen/ und &#x017F;perrete den Rachen weit auff/ als<lb/>
wolte er mich alsbald/ wie ein Sandko&#x0364;rnlein ver&#x017F;chlingen; mus auch bekennen/ daß mir<lb/>
der kalte Ang&#x017F;t&#x017F;chweiß ausbrach/ und ich anfangs nicht wu&#x017F;te/ wie mir wahr; Aber Got-<lb/>
tes Kraft/ welche in den Schwachen (&#x017F;olches habe ich erfahren) ma&#x0364;chtig i&#x017F;t/ &#x017F;ta&#x0364;rkete mich/<lb/>
daß ich endlich in die&#x017F;e Worte loßbrach: Ich fu&#x0364;rchte mich nicht vor viel hundert tau&#x017F;end/ die &#x017F;ich<lb/>
umbher wieder mich legen. Auff HErr und hilff mir mein Gott/ dann du &#x017F;chla&#x0364;ge&#x017F;t alle meine Feinde<lb/>
auff den Backen/ und zer&#x017F;chmetter&#x017F;t der gottlo&#x017F;en Za&#x0364;hne. Hierzu behtete ich den Chri&#x017F;tlichen<lb/>
Glauben und das heilige Vater Un&#x017F;er; worauff mir nicht allein alle Furcht &#x017F;ondern zugleich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[888/0894] Achtes Buch. daß es leichter und moͤglicher geweſen ſey/ diß groſſe rund der Welt aus nichts hervor zu bringen; mangelts euch aber alhie an Haͤuptgruͤnden/ ſo habt ihr mit allen euren vorigen Einwuͤrffen bey mir ein mehres nicht erhalten/ als daß ich daher erkenne/ ihr ſuchet nur Gottes Almacht zu umbſchranken/ und ihn einer Unmacht zu zeihen; welches ich nicht an- ders zu beantworten ſchuldig bin/ als daß ich ſage; hebe dich weg von mir Satan. Das uͤ- brige iſt ganz keiner Antwort wirdig. Dann was Suͤnde oder nicht Suͤnde ſey/ werde ich euch nicht zum Richter leiden/ ſondern die geſunde Vernunft kan hieſelbſt in etwas/ Got- tes Wort aber den voͤlligen Ausſchlag geben. Und iſt wol ein rechter Ochſen-verſtand und eine ſtinkend Boks-Urtel/ daß ihr eines Menſchen tuhn mit der Ochſen und Boͤcke ver- halten dürffet vermiſchen. Das Vieh ſuͤndiget nicht/ und kan nicht ſuͤndigen/ dann es iſt vernunftloß/ wie ſolches auch die Heiden erkennen; ſo hat auch Gott denſelben keine Ge- ſetze vor geſchrieben/ ſondern den vernuͤnftigen Geſchoͤpfen/ ſo daß alles daß Suͤnde iſt/ was wieder Gottes Willen und Geboht ſtreitet; dieſes aber eine Tugend/ was der Menſch nach Gottes Willen und Befehl verrichtet. Endlich ſtoſſet ihr dem Faſſe gar den Bodem aus/ in dem ihr der Seelen unſterbligkeit/ und das kuͤnftige ewige Leben leugnet/ welches beydes doch die klugen Heyden ſelbſt aus vernuͤnftigen gruͤnden zur gnuͤge erwieſen haben/ und ich aus dieſem eurem Vorgeben nicht anders ſchlieſſen mus/ als daß ihr der Warheit ganz ab- geſaget/ und den Luͤgen und Laͤſterungen euch mit Leib und Seele gewidmet habet/ daher ihꝛ ſolches alles vor eine Erfindung deren Menſchen angebet/ welche dadurch ſuchen/ ihnen einen Nahmen und ſonderliches Anſehen bey andern zu machen. Solches aber muͤſſet ihr keinem verſtaͤndigen/ ſondern den unwitzigen vorſchwaͤtzen. Ich bleibe dabey/ dz Gott war- haftig iſt in allen ſeinen Worten und Werken/ und daß alle dieſelben von dem Erzluͤgener getrieben werden/ die ſolches wieder ihr Gewiſſen leugnen duͤrfen. Ihr vermaͤſſet euch ein groſſes/ fing jener hierauff an; aber was duͤnket euch/ wann ich alles mein Vorgeben mit einem groſſen Wunderwerk beſtaͤtigte? Solches Wunderwerk wuͤrde euer eigenes Vor- bringen ja groſſenteils zu Luͤgen machen/ antwortete ich; dann Wunderwerke kan kein Menſch aus eigener Kraft verrichten/ ſondern es mus durch huͤlffe eines Geiſtes geſche- hen/ die ihr alle miteinander vor ein Geticht haltet. Jedoch/ wann ihr gleich die Sonne wuͤrdet machen vom Himmel ſteigen/ wolte ich euch nicht umb ein Haͤaͤrlein in dieſen ſtuͤc- ken mehr glaͤuben/ als vorhin. Als dieſer hoͤrete/ daß ich ihn ſo veraͤchtlich hielt/ kunte er ſich laͤnger nit verbergen/ der ſtolze hoffarts Geiſt/ ſondern ſagete mit einer erſchreklichen bruͤl- lenden Stimme: Je ſo muſtu armer Mediſcher Betler dannoch wiſſen mit wem du biß- her geſtritten haſt; verwandelte ſich auch augenbliklich in einẽ grauſamẽ Drachen/ ſo groß als zehn Elefanten aneinander nicht ſeyn moͤgen/ und ſperrete den Rachen weit auff/ als wolte er mich alsbald/ wie ein Sandkoͤrnlein verſchlingen; mus auch bekennen/ daß mir der kalte Angſtſchweiß ausbrach/ und ich anfangs nicht wuſte/ wie mir wahr; Aber Got- tes Kraft/ welche in den Schwachen (ſolches habe ich erfahren) maͤchtig iſt/ ſtaͤrkete mich/ daß ich endlich in dieſe Worte loßbrach: Ich fuͤrchte mich nicht vor viel hundert tauſend/ die ſich umbher wieder mich legen. Auff HErr und hilff mir mein Gott/ dann du ſchlaͤgeſt alle meine Feinde auff den Backen/ und zerſchmetterſt der gottloſen Zaͤhne. Hierzu behtete ich den Chriſtlichen Glauben und das heilige Vater Unſer; worauff mir nicht allein alle Furcht ſondern zugleich auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/894
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/894>, abgerufen am 22.11.2024.