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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Achtes Buch.
auch dieses Gespenst verschwand/ daß ich endlich sagete: Odu elender lügen Geist/ woltestu
Gottes Almacht leugnen/ welche du so hart empfunden hast/ indem dieselbe dich aus dem
Himmel in die Helle gestürzet/ und deine Macht dergestalt gebrochen hat/ daß du mir nicht
ein einziges Häärlein auff meinem Häupte ohn Gottes verhängnis kränken kast. Ich em-
pfand aber einen schlimmen Stank/ mit welchem dieser unsaubere Gast räumete/ und ich
Ursach nam/ ihn noch weiter hönisch zu halten; dankete hernach meinem Gott vor seinen
väterlichen Gnaden Schuz/ und baht ihn/ daß er sich meiner und des verlohrnen Fräuleins
gnädig annehmen/ und nach diesem Leben uns in die himlische Seligkeit versetzen wolte/
welcher Bitte ich dann festiglich hoffe und gläube/ von meinem Gott gewehret zu werden.
Und diß ist die Anfechtung welche ich ausgestanden/ und durch Gottes Kraft überwunden
habe. Herkules und Valiska wunderten sich der Erzählung zum höchsten/ umbfingen ihn
beyderseits/ und sageten: Sie könten sich nicht gnug darüber verwundern/ daß er die Glau-
bens Lehre so wol gefasset/ und solches doch vor allen Menschen so verborgen gehalten hätte/
danketen Gott neben ihn/ und wünscheten ihm beständigkeit des Glaubens biß an sein ende.

Des nähst folgenden Tages wurden die verrähterische Buben/ Ninisla und Urisla/
Vater und Sohn in freier gewahrsam zu Prag eingebracht/ und alsbald vor die ganze
Königl- und Fürstliche Versamlung (ohn daß König Notesterich abwesend wahr) gestel-
let. Sie traten mit gnug frevelhaften Geberden hinein/ aber das zuschlagene Gewissen kun-
te man ihnen wol anmerken/ wiewol sie ihnen nicht einbildeten/ daß ihre verübete Bosheit
hätte mögen kund werden. Der Vater fing alsbald an/ die Versamlung zu grüssen/ und sich
dabey zubeschweren/ was gestalt die beyden groben Gesellen (auff Nek/ am und Grozemisla
zeigend) ihn und seinen Sohn/ ungeachtet ihres Freiherrn Standes/ nicht allein mit hoch-
trabender Verächtligkeit/ ohn auffweisung einiges schriftlichen Befehls nach Hofe gefo-
dert/ sondern auff seine rechtmässige Wegerung ihn gezwungen/ mitzureiten/ und ihm nit
gönnen wollen/ auff der ganzen Reise mit einigem Menschen Sprache zuhalten/ welches
in diesem Königreiche bißher unerhöret/ und dem freien Adelstande höchst schimpflich wäh-
re/ hoffete/ man würde solchem Frevel nach diesem steuren/ und denselben an diesen beyden
unachtsamen Tropfen nicht ungestraffet lassen. Ladisla erkennete hieraus seinen Hochmut/
unterdrückete seinen Zorn aufs beste/ und befahl Neklam die Warheit zu sagen/ wie alles
sich zugetragen hätte; welcher dann nach gebehtener Verzeihung andeutete: Er hätte in
beyseyn seines Gesellen Grozemisla/ den Königlichen Befehl mit gebührender Ehrerbie-
tigkeit bey Vater und Sohn abgeleget/ nemlich/ daß ihr allerseits gnädigster König an bey-
de begehrete/ straks angesichts mit ihnen zureiten/ und zu Prag zuerscheinen/ auch nichts/
ausser Gottes gewalt sich abhalten zulassen/ weil man wichtige Sachen mit ihnen zuhan-
deln hätte; welches der Vater mit dem Sohn im Brete spielend/ vor endigung des Spiels
mit keinem Worte beantworten wollen/ währe auch alles ungeachtet/ auff seinem Stuel
ohn Häuptes entblössung sitzen blieben/ und nach verlauff einer halben Viertelstunde/ hätte
er als unwissend gefraget/ was sein Begehren währe. Worauff er/ Neklam/ den Befehl
zum andernmahle vorgetragen/ aber zur hönischen Antwort bekommen; Auff solche Wei-
se könte ein jeder Landstreicher oder Mörder einen Herrn von seinem Schlosse abfoderen;
man solte ihm schriftlichen Befehl auflegen/ oder sich alsbald packen; er vor sein Häupt

wüste
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Achtes Buch.
auch dieſes Geſpenſt verſchwand/ daß ich endlich ſagete: Odu elender luͤgen Geiſt/ wolteſtu
Gottes Almacht leugnen/ welche du ſo hart empfunden haſt/ indem dieſelbe dich aus dem
Himmel in die Helle geſtuͤrzet/ und deine Macht dergeſtalt gebrochen hat/ daß du mir nicht
ein einziges Haͤaͤrlein auff meinem Haͤupte ohn Gottes verhaͤngnis kraͤnken kaſt. Ich em-
pfand aber einen ſchlimmen Stank/ mit welchem dieſer unſaubere Gaſt raͤumete/ und ich
Urſach nam/ ihn noch weiter hoͤniſch zu halten; dankete hernach meinem Gott vor ſeinen
vaͤterlichen Gnaden Schuz/ und baht ihn/ daß er ſich meiner und des verlohrnen Fraͤuleins
gnaͤdig annehmen/ und nach dieſem Leben uns in die himliſche Seligkeit verſetzen wolte/
welcher Bitte ich dann feſtiglich hoffe und glaͤube/ von meinem Gott gewehret zu werden.
Und diß iſt die Anfechtung welche ich ausgeſtanden/ und durch Gottes Kraft uͤberwundẽ
habe. Herkules und Valiſka wunderten ſich der Erzaͤhlung zum hoͤchſten/ umbfingen ihn
beyderſeits/ und ſageten: Sie koͤnten ſich nicht gnug daruͤber verwundern/ daß eꝛ die Glau-
bens Lehre ſo wol gefaſſet/ und ſolches doch vor allen Menſchen ſo verborgen gehalten haͤtte/
danketen Gott neben ihn/ und wuͤnſcheten ihm beſtaͤndigkeit des Glaubens biß an ſein ende.

Des naͤhſt folgenden Tages wurden die verraͤhteriſche Buben/ Niniſla und Uriſla/
Vater und Sohn in freier gewahrſam zu Prag eingebracht/ und alsbald vor die ganze
Koͤnigl- und Fuͤrſtliche Verſamlung (ohn daß Koͤnig Noteſterich abweſend wahr) geſtel-
let. Sie traten mit gnug frevelhaften Geberden hinein/ aber das zuſchlagene Gewiſſen kun-
te man ihnen wol anmerken/ wiewol ſie ihnen nicht einbildeten/ daß ihre verübete Bosheit
haͤtte moͤgen kund werden. Der Vater fing alsbald an/ die Verſamlung zu gruͤſſen/ uñ ſich
dabey zubeſchweren/ was geſtalt die beyden groben Geſellen (auff Nek/ am und Grozemiſla
zeigend) ihn und ſeinen Sohn/ ungeachtet ihres Freiherrn Standes/ nicht allein mit hoch-
trabender Veraͤchtligkeit/ ohn auffweiſung einiges ſchriftlichen Befehls nach Hofe gefo-
dert/ ſondern auff ſeine rechtmaͤſſige Wegerung ihn gezwungen/ mitzureiten/ und ihm nit
goͤnnen wollen/ auff der ganzen Reiſe mit einigem Menſchen Sprache zuhalten/ welches
in dieſem Koͤnigreiche bißher unerhoͤret/ und dem freien Adelſtande hoͤchſt ſchimpflich waͤh-
re/ hoffete/ man wuͤrde ſolchem Frevel nach dieſem ſteuren/ und denſelben an dieſen beyden
unachtſamen Tropfen nicht ungeſtraffet laſſen. Ladiſla erkennete hieraus ſeinen Hochmut/
unterdruͤckete ſeinen Zorn aufs beſte/ und befahl Neklam die Warheit zu ſagen/ wie alles
ſich zugetragen haͤtte; welcher dann nach gebehtener Verzeihung andeutete: Er haͤtte in
beyſeyn ſeines Geſellen Grozemiſla/ den Koͤniglichen Befehl mit gebuͤhrender Ehrerbie-
tigkeit bey Vater und Sohn abgeleget/ nemlich/ daß ihr allerſeits gnaͤdigſter Koͤnig an bey-
de begehrete/ ſtraks angeſichts mit ihnen zureiten/ und zu Prag zuerſcheinen/ auch nichts/
auſſer Gottes gewalt ſich abhalten zulaſſen/ weil man wichtige Sachen mit ihnen zuhan-
deln haͤtte; welches der Vater mit dem Sohn im Brete ſpielend/ vor endigung des Spiels
mit keinem Worte beantworten wollen/ waͤhre auch alles ungeachtet/ auff ſeinem Stuel
ohn Haͤuptes entbloͤſſung ſitzen blieben/ und nach verlauff einer halben Viertelſtunde/ haͤtte
er als unwiſſend gefraget/ was ſein Begehren waͤhre. Worauff er/ Neklam/ den Befehl
zum andernmahle vorgetragen/ aber zur hoͤniſchen Antwort bekommen; Auff ſolche Wei-
ſe koͤnte ein jeder Landſtreicher oder Moͤrder einen Herrn von ſeinem Schloſſe abfoderen;
man ſolte ihm ſchriftlichen Befehl auflegen/ oder ſich alsbald packen; er vor ſein Haͤupt

wuͤſte
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/895>, abgerufen am 22.11.2024.