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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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gerechten Satze gefüllte Brände wohl und veste eingeküttet/ mit Stopinen ver-
sehen/ auch so solche in die Spiegel eingesetzet/ mit Mehlpulver vollgefüllet/
und/ wie vorgedacht/ geschossen werden/ wollen aber/ damit dem Stücke kein
Schaden geschehe/ sehr wohl in Acht genommen seyn. Auff diese Art mit höl-
zernen Bränden/ habe ich zwar nicht aus gantzen oder halben Canonen/ aber wol
aus der 32. psündigen 1/2 Stein-Carthaune dergleichen zugerichtete Granaten
geschossen/ welche ihren effect wohl gethan.

Eine andere Manier/ Granaten ohne Spiegel zu schies-
sen/ und nur wie gemeine Kugeln zu laden.

Ein dergleichen Granat muß oben im Brandloche eine Schrauben-Win-
dung haben/ worein ein eiserner Brand durch einen sonderlichen Schlüssel veste
eingeschraubet und angezogen wird/ wie zu ersehen in Fig. 129. deren Theilung
und Stärcke nachgemessen werden kan. Die Brand-Röhre wird von starcken
Eisen gemachet/ muß oben/ wenn solcher eingeschraubet/ mit den Granaten
gantz eben schliessen/ und wo sich noch einige Grinnen erweisen/ mit guter Kütte
überstrichen werden. Wenn nun der Brand eingeschraubet ist/ wird solcher in
dem Granaten mit einer guten raschen/ und auf ein tempo gerichteten Com-
positi
on (nicht aber bey vorigen Granaten mit einem papiernen Brande) ge-
füllet/ oben mit guten raschen Stopinen wohl versehen und eingeräumet/ her-
nach die Anfeuerung mit einer leimbt-oder papiernen Kappe überleimt. Der-
gleichen Granaten nun zu schiessen/ kan man solche erstlich durch das gar kleine
und enge Füll-Löchel mit gutem Pirsch-Pulver vollfüllen/ ein in Kütte gedunck-
tes und mit Flachs bewundenes eichenes Pflöcklein darein geschlagen/ und oben
darauf etliche Fasen Hirsch- oder Pferd-Adern/ mit Kütte überstrichen/ legen/
so ist der Granat gantz fertig. So nun das Stücke mit Pulver gebührend ge-
laden ist/ kan ein in der Dicke 2. oder 3. Zoll von Filtzscheiben gemachter Vor-
schlag (welche Scheiben auffeinander gehefftet/ und etliche kleine Löcher haben
müssen) darauff gesetzet/ dann der Granat wie eine gemeine Kugel hinein ge-
rollet/ oder/ welches besser/ mit einem dazu gemachten Granaten-Setzer hinein
geführet werden. Dabey ist aber zu mercken/ daß das Stücke 1 oder 2 Grad/
wie bey dem glüenden Kugelschiessen Meldung geschehen/ eleviret seyn muß.
NOTA. Wer das Füll-Löchlein nicht darein haben will/ muß den Brand erst-
lich mit der Composition gantz voll/ hernach auch den Granaten mit Pürsch-
Pulver/ jedoch nicht gantz vollfüllen/ und solchen einschrauben. Jm Fall der
Noth wird der Granat ebenfalls mit einer höltzernen Brand-Röhre auf ein gewiß
tempo eingerichtet/ mit guter zähen Kütte eingeküttet/ und mit Stopinen ver-
sehen. Es muß aber der Granat mit dem höltzernen Brande im Einladen vorzu-
stehen kommen/ und mit dem Granaten-Setzer hininter auf den Filtz oder Vor-
schlag gesetzet werden/ darzu gute Obsicht vonnöthen.

Wo keine Filtzspiegel beyhanden/ darff man nur einen Vorschlag von Heu
oder Werg auf das Pulver ansetzen/ oder/ um besser Zündens willen/ etwas
Anfeuerung in das Stücke streuen. Fig. 129. der eiserne Brand mit A. an-
gemerckt.

Zwey Granaten auf einmahl aus einem Stücke
zu schiessen.

Diese beyde Granaten müssen zweyerley Art seyn/ der/ so vorzustehen kommt/
ist mit einer von eisernem Bleche gemachten Brand-Röhre/ worein ein papirner
Brand/ wie in Fig. 130. eingeküttet wird/ der ander aber/ so hininter auff
das Pulver zu stehen kommt/ hat einen von starcken Eisen gemachten Brand/
welchen man in den Granaten/ wie bey voriger Fig. 129. Meldung geschehen/
eingeschraubet. Wann solche nun zugerichtet/ in die Spiegel eingeküttet/ und

so
K



gerechten Satze gefuͤllte Braͤnde wohl und veſte eingekuͤttet/ mit Stopinen ver-
ſehen/ auch ſo ſolche in die Spiegel eingeſetzet/ mit Mehlpulver vollgefuͤllet/
und/ wie vorgedacht/ geſchoſſen werden/ wollen aber/ damit dem Stuͤcke kein
Schaden geſchehe/ ſehr wohl in Acht genommen ſeyn. Auff dieſe Art mit hoͤl-
zernen Braͤnden/ habe ich zwar nicht aus gantzen oder halben Canonen/ aber wol
aus der 32. pſuͤndigen ½ Stein-Carthaune dergleichen zugerichtete Granaten
geſchoſſen/ welche ihren effect wohl gethan.

Eine andere Manier/ Granaten ohne Spiegel zu ſchieſ-
ſen/ und nur wie gemeine Kugeln zu laden.

Ein dergleichen Granat muß oben im Brandloche eine Schrauben-Win-
dung haben/ worein ein eiſerner Brand durch einen ſonderlichen Schluͤſſel veſte
eingeſchraubet und angezogen wird/ wie zu erſehen in Fig. 129. deren Theilung
und Staͤrcke nachgemeſſen werden kan. Die Brand-Roͤhre wird von ſtarcken
Eiſen gemachet/ muß oben/ wenn ſolcher eingeſchraubet/ mit den Granaten
gantz eben ſchlieſſen/ und wo ſich noch einige Grinnen erweiſen/ mit guter Kuͤtte
uͤberſtrichen werden. Wenn nun der Brand eingeſchraubet iſt/ wird ſolcher in
dem Granaten mit einer guten raſchen/ und auf ein tempo gerichteten Com-
poſiti
on (nicht aber bey vorigen Granaten mit einem papiernen Brande) ge-
fuͤllet/ oben mit guten raſchen Stopinen wohl verſehen und eingeraͤumet/ her-
nach die Anfeuerung mit einer leimbt-oder papiernen Kappe uͤberleimt. Der-
gleichen Granaten nun zu ſchieſſen/ kan man ſolche erſtlich durch das gar kleine
und enge Fuͤll-Loͤchel mit gutem Pirſch-Pulver vollfuͤllen/ ein in Kuͤtte gedunck-
tes und mit Flachs bewundenes eichenes Pfloͤcklein darein geſchlagen/ und oben
darauf etliche Faſen Hirſch- oder Pferd-Adern/ mit Kuͤtte uͤberſtrichen/ legen/
ſo iſt der Granat gantz fertig. So nun das Stuͤcke mit Pulver gebuͤhrend ge-
laden iſt/ kan ein in der Dicke 2. oder 3. Zoll von Filtzſcheiben gemachter Vor-
ſchlag (welche Scheiben auffeinander gehefftet/ und etliche kleine Loͤcher haben
muͤſſen) darauff geſetzet/ dann der Granat wie eine gemeine Kugel hinein ge-
rollet/ oder/ welches beſſer/ mit einem dazu gemachten Granaten-Setzer hinein
gefuͤhret werden. Dabey iſt aber zu mercken/ daß das Stuͤcke 1 oder 2 Grad/
wie bey dem gluͤenden Kugelſchieſſen Meldung geſchehen/ eleviret ſeyn muß.
NOTA. Wer das Fuͤll-Loͤchlein nicht darein haben will/ muß den Brand erſt-
lich mit der Compoſition gantz voll/ hernach auch den Granaten mit Puͤrſch-
Pulver/ jedoch nicht gantz vollfuͤllen/ und ſolchen einſchrauben. Jm Fall der
Noth wird der Granat ebenfalls mit einer hoͤltzernen Brand-Roͤhre auf ein gewiß
tempo eingerichtet/ mit guter zaͤhen Kuͤtte eingekuͤttet/ und mit Stopinen ver-
ſehen. Es muß aber der Granat mit dem hoͤltzernen Brande im Einladen vorzu-
ſtehen kommen/ und mit dem Granaten-Setzer hininter auf den Filtz oder Vor-
ſchlag geſetzet werden/ darzu gute Obſicht vonnoͤthen.

Wo keine Filtzſpiegel beyhanden/ darff man nur einen Vorſchlag von Heu
oder Werg auf das Pulver anſetzen/ oder/ um beſſer Zuͤndens willen/ etwas
Anfeuerung in das Stuͤcke ſtreuen. Fig. 129. der eiſerne Brand mit A. an-
gemerckt.

Zwey Granaten auf einmahl aus einem Stuͤcke
zu ſchieſſen.

Dieſe beyde Granaten muͤſſen zweyerley Art ſeyn/ der/ ſo vorzuſtehen kom̃t/
iſt mit einer von eiſernem Bleche gemachten Brand-Roͤhre/ worein ein papirner
Brand/ wie in Fig. 130. eingekuͤttet wird/ der ander aber/ ſo hininter auff
das Pulver zu ſtehen kommt/ hat einen von ſtarcken Eiſen gemachten Brand/
welchen man in den Granaten/ wie bey voriger Fig. 129. Meldung geſchehen/
eingeſchraubet. Wann ſolche nun zugerichtet/ in die Spiegel eingekuͤttet/ und

ſo
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[69/0085] gerechten Satze gefuͤllte Braͤnde wohl und veſte eingekuͤttet/ mit Stopinen ver- ſehen/ auch ſo ſolche in die Spiegel eingeſetzet/ mit Mehlpulver vollgefuͤllet/ und/ wie vorgedacht/ geſchoſſen werden/ wollen aber/ damit dem Stuͤcke kein Schaden geſchehe/ ſehr wohl in Acht genommen ſeyn. Auff dieſe Art mit hoͤl- zernen Braͤnden/ habe ich zwar nicht aus gantzen oder halben Canonen/ aber wol aus der 32. pſuͤndigen ½ Stein-Carthaune dergleichen zugerichtete Granaten geſchoſſen/ welche ihren effect wohl gethan. Eine andere Manier/ Granaten ohne Spiegel zu ſchieſ- ſen/ und nur wie gemeine Kugeln zu laden. Ein dergleichen Granat muß oben im Brandloche eine Schrauben-Win- dung haben/ worein ein eiſerner Brand durch einen ſonderlichen Schluͤſſel veſte eingeſchraubet und angezogen wird/ wie zu erſehen in Fig. 129. deren Theilung und Staͤrcke nachgemeſſen werden kan. Die Brand-Roͤhre wird von ſtarcken Eiſen gemachet/ muß oben/ wenn ſolcher eingeſchraubet/ mit den Granaten gantz eben ſchlieſſen/ und wo ſich noch einige Grinnen erweiſen/ mit guter Kuͤtte uͤberſtrichen werden. Wenn nun der Brand eingeſchraubet iſt/ wird ſolcher in dem Granaten mit einer guten raſchen/ und auf ein tempo gerichteten Com- poſition (nicht aber bey vorigen Granaten mit einem papiernen Brande) ge- fuͤllet/ oben mit guten raſchen Stopinen wohl verſehen und eingeraͤumet/ her- nach die Anfeuerung mit einer leimbt-oder papiernen Kappe uͤberleimt. Der- gleichen Granaten nun zu ſchieſſen/ kan man ſolche erſtlich durch das gar kleine und enge Fuͤll-Loͤchel mit gutem Pirſch-Pulver vollfuͤllen/ ein in Kuͤtte gedunck- tes und mit Flachs bewundenes eichenes Pfloͤcklein darein geſchlagen/ und oben darauf etliche Faſen Hirſch- oder Pferd-Adern/ mit Kuͤtte uͤberſtrichen/ legen/ ſo iſt der Granat gantz fertig. So nun das Stuͤcke mit Pulver gebuͤhrend ge- laden iſt/ kan ein in der Dicke 2. oder 3. Zoll von Filtzſcheiben gemachter Vor- ſchlag (welche Scheiben auffeinander gehefftet/ und etliche kleine Loͤcher haben muͤſſen) darauff geſetzet/ dann der Granat wie eine gemeine Kugel hinein ge- rollet/ oder/ welches beſſer/ mit einem dazu gemachten Granaten-Setzer hinein gefuͤhret werden. Dabey iſt aber zu mercken/ daß das Stuͤcke 1 oder 2 Grad/ wie bey dem gluͤenden Kugelſchieſſen Meldung geſchehen/ eleviret ſeyn muß. NOTA. Wer das Fuͤll-Loͤchlein nicht darein haben will/ muß den Brand erſt- lich mit der Compoſition gantz voll/ hernach auch den Granaten mit Puͤrſch- Pulver/ jedoch nicht gantz vollfuͤllen/ und ſolchen einſchrauben. Jm Fall der Noth wird der Granat ebenfalls mit einer hoͤltzernen Brand-Roͤhre auf ein gewiß tempo eingerichtet/ mit guter zaͤhen Kuͤtte eingekuͤttet/ und mit Stopinen ver- ſehen. Es muß aber der Granat mit dem hoͤltzernen Brande im Einladen vorzu- ſtehen kommen/ und mit dem Granaten-Setzer hininter auf den Filtz oder Vor- ſchlag geſetzet werden/ darzu gute Obſicht vonnoͤthen. Wo keine Filtzſpiegel beyhanden/ darff man nur einen Vorſchlag von Heu oder Werg auf das Pulver anſetzen/ oder/ um beſſer Zuͤndens willen/ etwas Anfeuerung in das Stuͤcke ſtreuen. Fig. 129. der eiſerne Brand mit A. an- gemerckt. Zwey Granaten auf einmahl aus einem Stuͤcke zu ſchieſſen. Dieſe beyde Granaten muͤſſen zweyerley Art ſeyn/ der/ ſo vorzuſtehen kom̃t/ iſt mit einer von eiſernem Bleche gemachten Brand-Roͤhre/ worein ein papirner Brand/ wie in Fig. 130. eingekuͤttet wird/ der ander aber/ ſo hininter auff das Pulver zu ſtehen kommt/ hat einen von ſtarcken Eiſen gemachten Brand/ welchen man in den Granaten/ wie bey voriger Fig. 129. Meldung geſchehen/ eingeſchraubet. Wann ſolche nun zugerichtet/ in die Spiegel eingekuͤttet/ und ſo K

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/85>, abgerufen am 21.11.2024.