Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.Thatsachen zu sammeln und morphologisch darzustellen; dann Nur auf diesem Wege scheint mir die wirtschafts- Thatſachen zu ſammeln und morphologiſch darzuſtellen; dann Nur auf dieſem Wege ſcheint mir die wirtſchafts- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0100" n="78 *[78*]"/> Thatſachen zu ſammeln und morphologiſch darzuſtellen; dann<lb/> aber werden die Erſcheinungen in ihrem Weſen richtig be-<lb/> grifflich feſtgeſtellt, logiſch analyſiert und auf ihren Kauſal-<lb/> zuſammenhang unterſucht werden müſſen. Man wird alſo<lb/> mit der gleichen Methode vorzudringen haben, welche die<lb/> „klaſſiſche Nationalökonomie“ auf die Wirtſchaft der Gegen-<lb/> wart angewendet hat. Für einige Seiten der antiken Oiken-<lb/> wirtſchaft iſt dies in meiſterhafter Weiſe ſchon durch<lb/><hi rendition="#g">Rodbertus</hi> geſchehen; für die Wirtſchaft des Mittelalters<lb/> war Aehnliches bis jetzt kaum verſucht. Gelingen kann das<lb/> Unternehmen nur, wenn ſich Forſcher finden, welche ſich<lb/> ganz in die thatſächlichen Vorausſetzungen vergangener Wirt-<lb/> ſchaftsepochen und in das ökonomiſche Denken der Vor-<lb/> fahren zu verſenken vermögen; niemals aber, wenn die<lb/> halb erkannten, halb rationaliſtiſch rekonſtruierten Wirtſchafts-<lb/> zuſtände der Vergangenheit ſich fortgeſetzt in den Kategorien<lb/> der modernen Verkehrslehre beſpiegeln.</p><lb/> <p>Nur auf dieſem Wege ſcheint mir die wirtſchafts-<lb/> geſchichtliche Forſchung für die Theorie der heutigen Volks-<lb/> wirtſchaft und dieſe für die Wirtſchaftsgeſchichte fruchtbar<lb/> werden zu können; nur ſo dürfte die Geſetzmäßigkeit der<lb/> wirtſchaftlichen Entwicklung und des volkswirtſchaftlichen<lb/> Geſchehens zugleich der Erkenntnis näher gebracht werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [78 *[78*]/0100]
Thatſachen zu ſammeln und morphologiſch darzuſtellen; dann
aber werden die Erſcheinungen in ihrem Weſen richtig be-
grifflich feſtgeſtellt, logiſch analyſiert und auf ihren Kauſal-
zuſammenhang unterſucht werden müſſen. Man wird alſo
mit der gleichen Methode vorzudringen haben, welche die
„klaſſiſche Nationalökonomie“ auf die Wirtſchaft der Gegen-
wart angewendet hat. Für einige Seiten der antiken Oiken-
wirtſchaft iſt dies in meiſterhafter Weiſe ſchon durch
Rodbertus geſchehen; für die Wirtſchaft des Mittelalters
war Aehnliches bis jetzt kaum verſucht. Gelingen kann das
Unternehmen nur, wenn ſich Forſcher finden, welche ſich
ganz in die thatſächlichen Vorausſetzungen vergangener Wirt-
ſchaftsepochen und in das ökonomiſche Denken der Vor-
fahren zu verſenken vermögen; niemals aber, wenn die
halb erkannten, halb rationaliſtiſch rekonſtruierten Wirtſchafts-
zuſtände der Vergangenheit ſich fortgeſetzt in den Kategorien
der modernen Verkehrslehre beſpiegeln.
Nur auf dieſem Wege ſcheint mir die wirtſchafts-
geſchichtliche Forſchung für die Theorie der heutigen Volks-
wirtſchaft und dieſe für die Wirtſchaftsgeſchichte fruchtbar
werden zu können; nur ſo dürfte die Geſetzmäßigkeit der
wirtſchaftlichen Entwicklung und des volkswirtſchaftlichen
Geſchehens zugleich der Erkenntnis näher gebracht werden.
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