konsumiert, so ist doch ein guter Teil der Produktionsmittel (der Pflug, die Sense, die Dreschmaschine, der künstliche Dünger, das Zugtier etc.) verkehrsmäßig erworben, und die Selbstkonsumtion findet nur statt, wenn sie nach den Markt- verhältnissen wirtschaftlich erscheint. Auch der Sack Waizen ist mit einem festen Faden an das große kunstvolle Gewebe des volkswirtschaftlichen Verkehrs angeknüpft. Und so sind wir es alle mit unserem wirtschaftlichen Thun und Denken.
Es ist darum mit großer Genugthuung zu begrüßen, wenn nach einer Periode emsiger Stoffsammlung in neuester Zeit die Probleme der modernen Verkehrswirtschaft mit Eifer wieder aufgenommen worden sind und wenn die Be- richtigung und der weitere Ausbau des alten Systems auf demselben Wege versucht wird, auf dem dieses entstanden ist, nur mit Benutzung eines viel reicheren Thatsachenmate- rials. Denn es gibt in der That keine andere Forschungs- methode, mit welcher man der komplizierten Verursachung der Verkehrsvorgänge nahe kommen kann, als die isolierende Abstraktion und die logische Deduktion. Das einzige in- duktive Verfahren, welches daneben in Frage kommen kann, das statistische, ist für die meisten hierher gehörigen Pro- bleme nicht fein und eindringend genug und kann nur als ergänzendes oder kontrollierendes Hilfsmittel herangezogen werden.
Auch für die Wirtschaftsperioden der Vergangenheit wird die Aufgabe keine andere sein. Zunächst wird es sich hier freilich noch in erhöhtem Maße darum handeln, die
konſumiert, ſo iſt doch ein guter Teil der Produktionsmittel (der Pflug, die Senſe, die Dreſchmaſchine, der künſtliche Dünger, das Zugtier ꝛc.) verkehrsmäßig erworben, und die Selbſtkonſumtion findet nur ſtatt, wenn ſie nach den Markt- verhältniſſen wirtſchaftlich erſcheint. Auch der Sack Waizen iſt mit einem feſten Faden an das große kunſtvolle Gewebe des volkswirtſchaftlichen Verkehrs angeknüpft. Und ſo ſind wir es alle mit unſerem wirtſchaftlichen Thun und Denken.
Es iſt darum mit großer Genugthuung zu begrüßen, wenn nach einer Periode emſiger Stoffſammlung in neueſter Zeit die Probleme der modernen Verkehrswirtſchaft mit Eifer wieder aufgenommen worden ſind und wenn die Be- richtigung und der weitere Ausbau des alten Syſtems auf demſelben Wege verſucht wird, auf dem dieſes entſtanden iſt, nur mit Benutzung eines viel reicheren Thatſachenmate- rials. Denn es gibt in der That keine andere Forſchungs- methode, mit welcher man der komplizierten Verurſachung der Verkehrsvorgänge nahe kommen kann, als die iſolierende Abſtraktion und die logiſche Deduktion. Das einzige in- duktive Verfahren, welches daneben in Frage kommen kann, das ſtatiſtiſche, iſt für die meiſten hierher gehörigen Pro- bleme nicht fein und eindringend genug und kann nur als ergänzendes oder kontrollierendes Hilfsmittel herangezogen werden.
Auch für die Wirtſchaftsperioden der Vergangenheit wird die Aufgabe keine andere ſein. Zunächſt wird es ſich hier freilich noch in erhöhtem Maße darum handeln, die
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konſumiert, ſo iſt doch ein guter Teil der Produktionsmittel
(der Pflug, die Senſe, die Dreſchmaſchine, der künſtliche
Dünger, das Zugtier ꝛc.) verkehrsmäßig erworben, und die
Selbſtkonſumtion findet nur ſtatt, wenn ſie nach den Markt-
verhältniſſen wirtſchaftlich erſcheint. Auch der Sack Waizen
iſt mit einem feſten Faden an das große kunſtvolle Gewebe
des volkswirtſchaftlichen Verkehrs angeknüpft. Und ſo ſind
wir es alle mit unſerem wirtſchaftlichen Thun und Denken.
Es iſt darum mit großer Genugthuung zu begrüßen,
wenn nach einer Periode emſiger Stoffſammlung in neueſter
Zeit die Probleme der modernen Verkehrswirtſchaft mit
Eifer wieder aufgenommen worden ſind und wenn die Be-
richtigung und der weitere Ausbau des alten Syſtems auf
demſelben Wege verſucht wird, auf dem dieſes entſtanden
iſt, nur mit Benutzung eines viel reicheren Thatſachenmate-
rials. Denn es gibt in der That keine andere Forſchungs-
methode, mit welcher man der komplizierten Verurſachung
der Verkehrsvorgänge nahe kommen kann, als die iſolierende
Abſtraktion und die logiſche Deduktion. Das einzige in-
duktive Verfahren, welches daneben in Frage kommen kann,
das ſtatiſtiſche, iſt für die meiſten hierher gehörigen Pro-
bleme nicht fein und eindringend genug und kann nur als
ergänzendes oder kontrollierendes Hilfsmittel herangezogen
werden.
Auch für die Wirtſchaftsperioden der Vergangenheit
wird die Aufgabe keine andere ſein. Zunächſt wird es ſich
hier freilich noch in erhöhtem Maße darum handeln, die
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Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 77 *[77*]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/99>, abgerufen am 22.11.2024.
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