Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893.Städtewesen ausgebildet haben, kennen auch kein nationales Am einfachsten verfährt dabei das Verlagssystem. Städteweſen ausgebildet haben, kennen auch kein nationales Am einfachſten verfährt dabei das Verlagsſyſtem. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0127" n="105"/> Städteweſen ausgebildet haben, kennen auch kein nationales<lb/> Handwerk. Darin liegt aber auch, daß mit der Ausbildung<lb/> größerer zentraliſierter Staatsweſen und einheitlicher Ver-<lb/> kehrsgebiete das Handwerk zurückgehen mußte. Es bildete<lb/> ſich im <hi rendition="#aq">XVII.</hi> und <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Jahrhundert ein neues Betriebs-<lb/> ſyſtem, das nicht mehr auf den lokalen, ſondern auf den<lb/> nationalen und internationalen Markt begründet war. Unſere<lb/> Vorfahren haben dasſelbe mit dem Doppelnamen <hi rendition="#g">Manu-<lb/> fakturen</hi> und <hi rendition="#g">Fabriken</hi> bezeichnet, ohne zwiſchen bei-<lb/> den Ausdrücken einen Unterſchied zu machen. Näher be-<lb/> ſehen handelt es ſich eigentlich um zwei verſchiedene Be-<lb/> triebsſyſteme. Das eine hat man ſeither mit dem mißver-<lb/> ſtändlichen Worte <hi rendition="#g">Hausinduſtrie</hi> belegt; wir wollen<lb/> es <hi rendition="#g">Verlagsſyſtem</hi> nennen; das andere iſt unſere <hi rendition="#g">Fa-<lb/> brik</hi>. Beide Syſteme ſtellen ſich die Aufgabe, ein weites<lb/> Marktgebiet mit Induſtrieprodukten zu verſorgen; beide<lb/> bedürfen dazu einer größeren Zahl von Arbeitern; ver-<lb/> ſchieden nur ſind dieſelben in der Art, wie ſie jene Aufgabe<lb/> löſen und die Arbeiter organiſieren.</p><lb/> <p>Am einfachſten verfährt dabei das <hi rendition="#g">Verlagsſyſtem</hi>.<lb/> Es läßt die ſeitherige Produktionsweiſe zunächſt ganz un-<lb/> berührt und beſchränkt ſich darauf, den <hi rendition="#g">Abſatz zu or-<lb/> ganiſieren</hi>. Der Verleger iſt ein kaufmänniſcher Unter-<lb/> nehmer, der regelmäßig eine größere Zahl von Arbeitern<lb/> außerhalb ſeiner eigenen Betriebsſtätte in ihren Wohnungen<lb/> beſchäftigt. Dieſe Arbeiter ſind entweder ehemalige Hand-<lb/> werker, welche fortan anſtatt für viele Konſumenten für<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0127]
Städteweſen ausgebildet haben, kennen auch kein nationales
Handwerk. Darin liegt aber auch, daß mit der Ausbildung
größerer zentraliſierter Staatsweſen und einheitlicher Ver-
kehrsgebiete das Handwerk zurückgehen mußte. Es bildete
ſich im XVII. und XVIII. Jahrhundert ein neues Betriebs-
ſyſtem, das nicht mehr auf den lokalen, ſondern auf den
nationalen und internationalen Markt begründet war. Unſere
Vorfahren haben dasſelbe mit dem Doppelnamen Manu-
fakturen und Fabriken bezeichnet, ohne zwiſchen bei-
den Ausdrücken einen Unterſchied zu machen. Näher be-
ſehen handelt es ſich eigentlich um zwei verſchiedene Be-
triebsſyſteme. Das eine hat man ſeither mit dem mißver-
ſtändlichen Worte Hausinduſtrie belegt; wir wollen
es Verlagsſyſtem nennen; das andere iſt unſere Fa-
brik. Beide Syſteme ſtellen ſich die Aufgabe, ein weites
Marktgebiet mit Induſtrieprodukten zu verſorgen; beide
bedürfen dazu einer größeren Zahl von Arbeitern; ver-
ſchieden nur ſind dieſelben in der Art, wie ſie jene Aufgabe
löſen und die Arbeiter organiſieren.
Am einfachſten verfährt dabei das Verlagsſyſtem.
Es läßt die ſeitherige Produktionsweiſe zunächſt ganz un-
berührt und beſchränkt ſich darauf, den Abſatz zu or-
ganiſieren. Der Verleger iſt ein kaufmänniſcher Unter-
nehmer, der regelmäßig eine größere Zahl von Arbeitern
außerhalb ſeiner eigenen Betriebsſtätte in ihren Wohnungen
beſchäftigt. Dieſe Arbeiter ſind entweder ehemalige Hand-
werker, welche fortan anſtatt für viele Konſumenten für
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Zitationshilfe: | Bücher, Karl: Die Entstehung der Volkswirtschaft. Sechs Vorträge. Tübingen, 1893, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buecher_volkswirtschaft_1893/127>, abgerufen am 16.02.2025. |